Indien ist dabei, sich zu einer wirtschaftlichen Großmacht zu entwickeln. Die Wachstumsraten sind beachtlich, und auch deutsche Firmen haben Anteil an diesem Aufschwung. Doch es gibt eine Kehrseite des Booms, denn mehr als drei Viertel der Bevölkerung profitieren nicht davon.
Indien wird als einer der BRIC-Staaten (zusammen mit Brasilien, Russland, und China) als neue Wirtschaftsmacht gesehen, die der Weltwirtschaft aus der Krise helfen soll. Der Beitrag untersucht, wie sich das Land nach Jahrzehnten bescheidenen Wachstums zum Hoffnungsträger entwickeln konnte. Die Wahrnehmung Indiens als Wirtschaftsmacht ist nämlich jüngeren Datums. Davor bestimmte der Versuch das koloniale Erbe zu überwinden den Aufbau einer gemischten, von internationalen Märkten weitestgehend abgekoppelten Wirtschaftsordnung sowie Indiens Wiedereingliederung in die Weltwirtschaft.
Für deutsche Unternehmen galt Indien lange Zeit als der größte Wachstumsmarkt hinter China. In Zeiten rückläufigen Wirtschaftswachstums mehren sich die skeptischen Stimmen. Dabei sind die Risiken in Indien seit Jahren bekannt. Optimisten raten deshalb, die aktuelle Delle in den deutsch-indischen Wirtschaftsbeziehungen zu einem verstärkten Engagement zu nutzen.
Indien produziert soviel Getreide, dass es zum Exporteur geworden ist. Trotzdem leidet eine Viertel Milliarde Menschen im Land an Unterernährung, trotzdem steckt die indische Landwirtschaft in einer schweren Krise. Vor allem die Millionen Kleinbauern leiden, denn sie können von ihrer Arbeit kaum noch leben. Gleichzeitig werden auf Druck von Regierung und Unternehmen riesige landwirtschaftliche Flächen stillgelegt und für Industrie- und Infrastrukturprojekte genutzt. Die Folgen dieser Entwicklung könnten fatal sein.
Jahrelang konnte Indiens Regierung auf ein beeindruckendes Wirtschaftswachstum verweisen. Noch immer geht es voran im Land, wenn auch langsamer. Vom indischen Entwicklungsmodell profitieren jedoch längst nicht alle 1,2 Milliarden Einwohner. Im Gegenteil: Große Teile der Bevölkerung leben weiterhin in bitterer Armut, ohne Aussicht auf Verbesserungen. Vielfach hat der Aufschwung die Not sogar verstärkt.
Die indische Wirtschaft wächst, das Land entwickelt sich. Der Energiebedarf steigt. Immer mehr Menschen leben in Städten, immer mehr Fahrzeuge rollen auf den Straßen. Infrastruktur und Umweltgesetzgebung allerdings hinken der Entwicklung hinterher, weshalb Indien vielerorts mit massiver Umweltproblem zu kämpfen hat. Die Folgekosten davon könnten gigantisch sein, wenn es dem Land nicht gelingt, das notwendige Miteinander von wirtschaftlicher Entwicklung und Umweltschutz unter einen Hut zu bringen.
Armut ist in Indien allgegenwärtig. Millionen Kinder leiden an Unterernährung. Deshalb herrscht vor allem in Ausland die Meinung vor, die indische Regierung kümmere sich nicht um die Bedürftigen. Dabei gibt es seit Jahren eine ambitionierte Sozialpolitik und zahlreiche groß angelegte Sozialprogramme. Die Wirkung dieser Maßnahmen hält sich allerdings in Grenzen – vor allem weil es massive Probleme bei der Umsetzung gibt.
Wer in Indien krank wird, hat zwei Möglichkeiten: Entweder man begibt sich in die Hände des staatlichen Gesundheitssystems, das geprägt ist von Personalnotstand, schlechter Infrastruktur und mangelhaftem Service. Oder man lässt sich privat behandeln, muss dafür aber oftmals tief in die eigene Tasche greifen. Die Regierung will das System reformieren und gerechter machen, doch die Hürden dafür sind hoch.
Indiens IT-Industrie hat in den vergangenen Jahrzehnten einen Boom erlebt. Hunderte in- und ausländische Unternehmen mit mehr als drei Millionen Mitarbeitern sind heute in der Branche tätig. Sie entwickeln Software und stellen Dienstleistungen bereit – von einfachen Verwaltungsaufgaben bis hin zu spezialisierten Marktanalysen. Dabei profitieren die Firmen unter anderem von den niedrigen Lohnkosten. Doch der IT-Standort Indien verliert allmählich seine Wettbewerbsvorteile und muss sich zunehmend internationaler Konkurrenz erwehren.
Indien fasziniert. Zugleich fehlt es nicht an schockierenden Nachrichten von dort. Das Land gilt als die größte Demokratie der Welt, aber vieles in Indien nimmt eine widersprüchliche, oft schwer verständliche Entwicklung. Bernard Imhaslys Länderporträt möchte einen differenzierten Blick auf das riesige Land werfen.Weiter...
Die Lage in Kaschmir ist angespannt wie schon lange nicht mehr. Von Pakistan unterstützte Terrorgruppen haben mehrfach indische Militärstützpunkte angegriffen. Im von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs löste die Tötung eines Rebellenführers Unruhen aus, die von Sicherheitskräften massiv unterdrückt wurden.
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