Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Der deutsche Wahlkampf 1976 in der französischen Regionalpresse | APuZ 25/1977 | bpb.de

Archiv Ausgaben ab 1953

APuZ 25/1977 Bürger hinter Datengittern. Auswirkungen der Computer-Technologie auf die Gesellschaft Der deutsche Wahlkampf 1976 in der französischen Regionalpresse Die These von der jüdisch-freimaurerischen Weltverschwörung 1776-1945

Der deutsche Wahlkampf 1976 in der französischen Regionalpresse

Henri Menudier

/ 28 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Es ist oft darüber geklagt worden, daß sich die französischen Massenmedien in der Vergangenheit nicht ausführlich genug mit den aktuellen Problemen der Bundesrepublik Deutschland beschäftigten. Daran hat sich in den letzten Jahren einiges geändert, nicht zuletzt als Folge des zunehmenden politischen und wirtschaftlichen Einflusses der Bundesrepublik in Europa, über die Bundestagswahlen von Oktober 1976 wurde so umfassend und gründlich wie nie zuvor berichtet. In diesem Aufsatz werden Artikel der Regionalpresse aus der Zeit vor den Wahlen dargestellt. Es handelt sich um Beiträge von Journalisten, die auf Einladung der Robert-Bosch-Stiftung den Wahlkampf im Raum Stuttgart verfolgt haben. Ihre Leistung ist um so bemerkenswerter, als sie auf deutsche Probleme nicht spezialisiert waren. Die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Themen des Wahlkampfes wurden ausführlich bewertet und Vergleiche mit der Situation in Frankreich angestellt. Die Sorgen um die weitere Entwicklung der Bundesrepublik werden nicht verschwiegen; so stellen die Journalisten fest, daß Stabilität und verstärkter Konservatismus die Chancen einer politischen Weiterentwicklung und die Toleranzbreite immer kleiner werden lassen.

Das von der Robert-Bosch-Stiftung Stuttgart ) * zum zweiten Mal in Zusammenarbeit mit dem Centre d'Etudes Germaniques der Universität Straßburg und dem Deutsch-Französischen Institut Ludwigsburg organisierte Seminar für französische Journalisten wies gegenüber 1975 wesentliche Neuerungen auf. Diesmal wurden nur noch Journalisten der französischen Regionalpresse und nicht mehr Vertreter der großen „nationalen" Zeitungen eingeladen; diese Entscheidung entsprach der Absicht, den Lesern der Regional-zeitungen eine vertiefte Information über ein spezifisches deutsches Problem zu ermöglichen, da die großen Zeitungen bei der Berichterstattung über ausländische Themen über bessere Möglichkeiten verfügen. Das Seminar 1975 behandelte eine Vielfalt von Themen (Politische Fragen, Innere Sicherheit, Arbeitgeber-Arbeitnehmerbeziehungen, Mitbestimmung, Militärische Fragen). Das Seminar 1976 (15. — 19. 9.) beschränkte sich auf ein einziges Thema: „Der Wahlkampf zwei Wochen vor den Wahlen vom 3. Oktober"; recherchiert wurde in Stuttgart und Umgebung.

Das Programm von 1976 behandelte die Wahlen unter einem doppelten, theoretischen und praktischen Gesichtspunkt. Neben Einführungen und Diskussionen zu den politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und wahl-technischen Grundgegebenheiten der Bundesrepublik Deutschland verfolgten die Journalisten den Wahlkampf „vor Ort": sie besuchten die örtlichen Parteizentralen, begleiteten die Kandidaten auf die Straße und in Wahlversammlungen, nahmen an großen öffentlichen Kundgebungen, vor allem an jenen mit den beiden Kanzlerkandidaten Helmut Schmidt und Helmut Kohl, teil und sprachen mit zahlreichen Wählern.

INHALT Vorwort I. Ein Wahlkampf im „amerikanischen Stil"

Eintönig, aber korrekt Wahlkampfmethoden und Wahlkampf-praxis Vergleiche mit Frankreich und Schweden II. Kandidaten, politische und soziale Kräfte Schmidt„Schnauze"

Die Rolle der FDP Helmut Kohl — weniger provinziell als seine Legende Franz Josef Strauß Die Extremisten Gewerkschaften und Unternehmer HL Wahlen für welche Veränderungen?

Verletzliche Wirtschaft Gesellschaft und ideologische Auseinandersetzungen Das Schweigen zum Thema Außenpolitik Was steht auf dem Spiel?

Gesamteindruck: Ein unruhiges Deutschland mit disziplinierten Deutschen Anhang: Liste der ausgewählten Artikel Die konkreten Ergebnisse des Seminars sind höchst beachtlich, denn die französische Regionalpresse hatte vorher noch nie die deutschen Wahlen in derart gründlicher Weise begleiten können. Von den siebzehn in Stuttgart vertretenen Regionalzeitungen haben sechzehn über die Wahlreise berichtet: zwei in einer Serie von zwei Artikeln, zehn in einer Serie von drei Artikeln und vier in einer Serie von vier Artikeln. Die Artikel selbst wurden außer durch ihre ungewöhnliche Länge auch noch durch verschiedene „Werbe" -Mittel besonders hervorgehenboben: Ankündi-B gung oder Beginn des Artikels auf der Titelseite, Photos und Kästen. Die Tabellen, Graphiken und Karten heben besondere Aspekte des Wahlkampfs hervor: Stimmzettel, Wahlsystem, Ergebnisse von 1969 und 1972, Verteilung der politischen Kräfte, Einteilung der Bundesrepublik in Länder, über die unmittelbare Information hinaus haben die Journalisten erhebliche pädagogische Anstrengungen unternommen, um einer Leserschaft, die ihrer Meinung nach offenbar unzureichend informiert ist, die Wirklichkeit des politischen Alltags in der Bundesrepublik zu vermitteln.

Die relativ neutralen Artikelserien lassen nichts von jener französischen Gewohnheit erkennen, schockieren zu wollen oder Klischees anzubieten, hatte doch etwa Le Monde eine seiner Vorwahlserien „Aufdringliches Deutschland?" betitelt. Zwei Titel beziehen sich auf den Wahlkampf, vier auf die Wahlen, sieben auf künftige Entscheidungen (unter Bezugnahme auf die Wahlurnen, die Wahlentscheidung, die Stimmabgabe), zwei Titel sind den Kanzlerkandidaten und einem möglichen Wechsel gewidmet. Nur drei Beiträge verzichten auf diese Neutralität und geben eine Interpretation der deutschen Situation, indem sie andeuten, daß die Wahl-und die Veränderungsmöglichkeiten begrenzt sind: „Deutschland: Flauer Kampf für eine knappe Wahl" (Le Progres), „Kaum eine Wahl für die Deutschen" (Presse Ocean), „Deutschland hat es schwer, sich zu ändern" (Le Dauphine Libere). Die Überschriften über den jeweiligen Artikeln der Serien heben vier große Themen hervor: Die Wahl zwischen den beiden Bewerbern um das Amt des Kanzlers, die Werbeslogans der Parteien und die politischen Gruppierungen, die Rolle der Wähler, die wirtschaftlichen und sozialen Themen des Wahlkampfes; besonders wird auch auf den Einfluß des schwedischen Wahlergebnisses auf die deutschen Wahlen hingewiesen.

Die vorherrschende Absicht war es, eine gute, lebendige und genaue Übersicht über die politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ideologischen Fragen der Bundesrepublik vor den Wahlen zu geben — und dabei vorschnelle Urteile zu vermeiden.

Eventuell vorhandene Mängel der Artikel ergeben sich z. T. aus den Grenzen des angebotenen Programmes selbst, das in einer so kurzen Zeit nicht sämtliche Probleme erschöpfend behandeln konnte. Auch darf man die besonderen Bedingungen, denen die Regional-presse unterliegt, nicht vergessen: Der relativ beschränkte Platz für umfangreiche Reportagen (obwohl hier das Maximum geboten wurde), die Notwendigkeit, sich im Hinblick auf eine gemischte Leserschaft , einfach'ausdrücken zu müssen. Hätte das Seminar in Bayern oder im Ruhrgebiet stattgefunden, wäre die Tonart der Artikel sicher eine ganz andere gewesen, aber, wie La Montagne, 1, schreibt: „Selbst, wenn die Erfahrung auf den Raum Stuttgart beschränkt blieb, hat sie doch einen guten Einstieg in die Problematik ermöglicht." Indem sie eine vertiefende und kritische Darstellung der Bundesrepublik ermöglichte, was keineswegs eine deutliche Sympathie für dieses Land ausschließt, hat die Robert Bosch-Stiftung einen wichtigen Beitrag zu den deutsch-französischen Beziehungen geleistet. Die folgende eingehendere Analyse der Artikel wird dies bestätigen.

I. Ein Wahlkampf im „amerikanischen Stil"

Eintönig, aber korrekt

Der Wahlkampf vom September 1976 hat insgesamt den Eindruck von „Farblosigkeit" hinterlassen; immer wieder taucht das Wort „eintönig" zu seiner Charakterisierung auf. Welch ein Unterschied zu den Wahlen von 1972! Die Ostpolitik verlangte damals eindeutige Entscheidungen, „die Auseinandersetzung war klar, man konnte sich in aller Offenheit bekämpfen" (Centre Presse, 2). „Dieser überraschende Jahrmarkt der Ideen" (idem) konnte dennoch die ausländischen Beobachter nicht gleichgültig lassen. „Für einen Franzosen, der, sagen wir . .. ein gewisses Maß an Unruhe gewöhnt ist, ist diese Ruhe überraschend und verwunderlich. Er ist ratlos" (Var Matin, 2). Der Mitarbeiter der letztgenannten Zeitung nimmt an einer der seltenen Wahlversammlungen teil, die chaotisch enden: „Die Franzosen sind hochbefriedigt. Endlich finden sie das Klima gewisser Wahlversammlungen wieder, das sie von zu Hause gewohnt sind!" Ein Parteigänger ohrfeigt einen anderen — diese Geste scheint in der Bundesrepublik so unangemessen, daß sie den folgenden Titel in Presse Ocean, 4, provoziert: „Was für ein konservatives Land, wenn eine Ohrfeige einschlägt wie eine Revolution?'1 Dieser „ordnungsgemäße Wahlkampf" (Presse Ocean, 3), „vorbildlich für die Demokratie" (Ouest France, 1), „Loyal“ und „von beispielhafter Korrektheit" (Le Progres, 1), führt dennoch zu Auseinandersetzungen, die oft als scharf bezeichnet werden. Ein Titel in Telegramme, 2, unterstreicht dieses Paradox besonders: „Der Ton ist heftig, schließt aber die friedliche Koexistenz nicht aus.; Ouest France, 2, nennt als Ursache hierfür die minimalen Unterschiede zwischen den Parteien und die „von den Wählern mißbilligten" Slogans: „Es war nicht der Mühe wert, den Wahlkampf mit Haß aufzuladen, ihn zu radikalisieren und so zu tun, als sei das Vaterland in Gefahr und die Freiheit bedroht." Ein anderer, von mehreren Journalisten betonter Aspekt: Die wirklichen Probleme werden umgangen, die Parteien kämpfen mit Werbegags und Schlagworten, ohne für die Schwierigkeiten des Landes echte Lösungen vorzuschlagen.

Wahlkampfmethoden und Wahlkampfpraxis

Die Wahlkampftechniken werden fast einhellig verurteilt: Es handelt sich um einen Wahlkampf im „amerikanischen Stil" (Titel des L'Est Republicain, 1). Le Progres, 1, sieht als Beweis dafür den Einsatz von Werbemethoden, von „brutalen Fernsehspots", „von Filmen, die unter der Gürtellinie zuschlagen und so die Dummheit des einen oder des anderen anprangern", an; laut L'Est Republicain, 1, „zielen die Plakate und die monströse Flut der Werbemittel" in die gleiche Richtung. Centre Presse, 2, stellt nicht ohne Mißbilligung fest, daß „das Image von Politikern wie Seifenmarken verkauft wird" und daß „ein strahlendes Lächeln genau so viel gilt wie ein ernsthaftes Wahlprogramm", dies erkläre sich aus der „Schauspielgesellschaft", in der wir leben.

Sehr waren die äußere Eindrücke für empfänglichen Journalisten von den „Tausenden von Plakaten, aufgereiht wie zur Parade" (Presse Ocean, 3). „Keine oder fast keine zerfetzten Plakate, keine Uberklebungen. Geschweige wilde Inschriften an den Wänden. Hier scheint alles in Ruhe und Würde zu verlaufen" (L'Union, 1). Le Provencal, 1, sagt es noch genauer: „Ich habe nur auf einem einzigen Bauzaun eine kleine gespritzte Inschrift gesehen — Mao —." In Deutschland kennt man nicht die Schlägereien zwischen

Plakatklebekolonnen, deren einziger Feind die Witterung ist. Für L'Echo la liberte, 2, sind die wohlgeordneten Plakate ’ „Ausdruck einer großen Idee von Demokratie" als Reaktion auf die Vergangenheit: „Vielleicht deshalb, weil sie jahrelang mit Füßen getreten worden ist."

Eine weitere Überraschung: Das harmonische Nebeneinander der Stände der einzelnen Parteien auf dem gleichen Gehsteig. L'Echo la liberte, 2, sieht darin „eine ganz ungewöhnliche Form der Wahlpropaganda", den Franzosen ungewohnt. „Es ist bei uns kaum vorstellbar, daß Gaullisten und Kommunisten so friedlich nebeneinanderstehen und die Wähler von einem Stand zum andern gehen und bei jedem Broschüren mitnehmen" (La Montagne, 1). Und das gleiche Blatt erläutert:

„Zweifellos ist die Tatsache, daß die Stände der beiden großen sich bekämpfenden Parteien an den Straßenecken nebeneinander aufgebaut sind, auf das Fehlen des Klassenkampfes zurückzuführen."

Es wird auf den korrekten Stil, der selbst die Diskussionsveranstaltungen bestimmt, hingewiesen. „Der Eindruck, den diese Konfrontationen der Parteien hinterlassen, ist der einer höflichen Haltung, auch da, wo gelegentlich Tiefschläge ausgeteilt werden, der einer Ernsthaftigkeit der Erklärungen und einer Toleranz sowohl jener auf dem Podium wie derer im Saal." (L'Echo la liberte, 2). Solche gemeinsamen Veranstaltungen der Parteien sind in Frankreich undenkbar, und mehrere Zeitungen zitieren als Beispiel die traurige Erfahrung der Nachwahl in Chätellerault.

„Kurz, es ist nichts dergleichen geschehen, was sich mit Chätellerault oder jenen blutigen Schlägereien zwischen Plakatklebern, die im allgemeinen unseren Wahlen vorausgehen, vergleichen ließe." (Ouest France, 1). Aber wie manchmal in Frankreich wurden einige Journalisten von einem Wahlkampf bezaubert, der sich in ein Fest verwandelt, um in einer neuen Form eine politische Botschaft zu verbreiten: „Man ißt, trinkt, um einen Stand herum, hört Musik, sieht ein Puppenspiel. In heiterer Atmosphäre kommt der Kandidat zu einer entspannten Diskussion." (L'Est Republicain, 1). Die Werbespots der Parteien dagegen, „in einem Stil, den man von der Putzmittel-oder Marmeladenwerbung her kennt" (La Nouvelle Republique, 2), haben den Journalisten rundum mißfallen, da sie mehr auf emotionalen Eindruck als auf Erklärung spekulierten.

Vergleiche mit Frankreich und Schweden

Da sie aufgrund ihrer Erfahrungen mit früheren französischen oder ausländischen Wahl-kämpfen reagierten, zogen die französischen Journalisten zahlreiche Vergleiche zu ihrem eigenen Land, als wollten sie ihren Lesern zusätzliche Bezugspunkte geben. So erinnert die Verteilung von roten Rosen durch einen CDU-Kandidaten an das Symbol der französischen sozialistischen Partei und seine Relativität, da es der Rechten so gut wie der Linken dient! Der liberale Kandidat in Stuttgart, der singt und Gitarre spielt, erinnert an V. Giscard d'Estaing und sein Akkordeon. Das gute Einvernehmen zwischen Bundesregierung und Gewerkschaften wird oft mit Überraschung konstatiert: „Das ist so, als würden M. M. Maire, Seguy und Bergeron in einer Ministermannschaft mitwirken" (Presse Ocean, 3). Die Vergleiche werden bei jeder Gelegenheit fortgesetzt, so zur Wirtschaft: „Welche Überraschung für den französischen Beobachter, wenn die deutsche Opposition der Regierung Schmidt allen Ernstes eine Inflationsrate von 4, 5 0/0 vorwirft. Mr. Barre könnte vor Neid erblassen!" (le Dauphine Libere, 2). Oder zur Politik: „Für einen Franzosen ist das deutsche politische Leben ziemlich verwirrend. Die Auseinandersetzung links-rechts gibt es jenseits des Rheins nicht, die Konfrontation betrifft vielmehr die Mitte und die Rechte. Es ist etwa so, als ob das politische Spektrum links von JJSS (oft gebrauchte Abkürzung für den Politiker Jean-Jacques Servan-Schreiber) zu Ende wäre, erklärte uns ein Beobachter" (L'Est Republicain, 3). Helmut Kohl wandte sich in Ludwigsburg indirekt an die französischen Journalisten, als er Frangois Mitterrand vorschlug, doch einmal in die DDR zu gehen, um das wahre Gesicht des Sozialismus kennenzulernen.

Die Beschreibung des Wahlsystems war ebenfalls Anlaß, auf die Besonderheit der deutschen Verfassung und des deutschen politischen Systems hinzuweisen und die Vorteile des Föderalismus zu betonen. In einer Anspielung auf die Bemühung von Jean-Jacques Servan-Schreiber um die Regionalisierung spricht Presse Ocean, 1, von „Zehn Staaten ä la JJSS". Paris Normandie betitelt seinen zweiten Artikel: „Zehn Staaten im Staat". Damit der Leser auch ganz genau versteht, fährt er fort: „Stellen wir uns ein ähnlich föderalisiertes Frankreich vor ... die Normandie hätte dann ihre eigene Regierung ..." Die Berührung mit deutscher Wirklichkeit hat die französischen Journalisten veranlaßt, über die entsprechenden französischen Probleme nachzudenken, Vergleiche zu ziehen und die Leser zu ähnlichen Überlegungen zu führen.

Das „schwedische Beispiel", d. h. das Scheitern Olof Palmes und der Aufstieg der Rechten in Schweden wurden häufig zitiert. Sogar Artikelüberschriften beziehen sich darauf: „Das schwedische Beispiel" (Centre Presse, 2), „Ein Wahlkampf auf dem Hintergrund des schwedischen Wahlergebnisses" (Paris Normandie, 1). L'Echo la liberte, 4, fragt: „Wird das deutsche Modell besser standhalten als das schwedische?" Es weist auch auf die Grenzen der Vergleichbarkeit hin: „Es wäre sicher vorschnell, den schwedischen Mißerfolg als ein Zeichen für den Rückgang der Sozialdemokratie in Europa zu werten. Man vergißt nur zu leicht, daß sich so verschiedene Männer wie Pompidou, Rocard, Giscard d'Estaing oder Mitterand auf das „schwedische Modell" berufen haben und daß man sich vor falschen Gleichsetzungen hüten sollte, wenn Situation und Umwelt eindeutig verschieden sind."

Die Wahlkampfbeobachtung beschränkte sich natürlich nicht auf Wahlkampftechniken und Werbemethoden, sie war ebenso auf die Kandidaten, ihre Ideen und Programme und die Kräfte, auf die sie sich stützen, gerichtet.

II. Kandidaten, politische und soziale Kräfte

Der Wahlkampf wird häufig auf den Zweikampf der beiden Spitzenfiguren der konkurrierenden Koalitionen, Helmut Schmidt und Helmut Kohl, reduziert, wobei die Darstellung gelegentlich auch noch die beiden Parteivorsitzenden Hans-Dietrich Genscher und Franz Josef Strauß mit einbezieht. Da die Journalisten keine Gelegenheit hatten, Willy Brandt zu begegnen, wird seine Rolle im Wahlkampf nur am Rande erwähnt. In einer Fernsehdebatte kommt ihnen „die große historische Figur der SPD" wie „eine beleidigte Königswitwe" vor (Centre Presse, 2). Nord Eclair, 1, erinnert an seinen „Charme" und „dieses Mehr an Herz, wenn nicht gar Seele", das er verkörperte. Aber vieles habe sich gegenüber 1972 geändert: „Dieses Jahr ist der Zauber verflogen, und der trockene Ton und die aggressi-ven Aussagen Helmut Schmidts sind nicht geeignet, eine gefühlvolle Politik zu inspirieren."

Schmidt „Schnauze"

Helmut Schmidt hat die Journalisten fasziniert, aber nicht ihre Sympathie erweckt. Fast alle haben sie sich bemüht, zu beweisen, daß „der Mann der furchterregenden Zornausbrüche" den Beinamen „Schnauze" wohl verdient, daß „in diesem kühlen Kopf plötzlich ein Sturm losbrechen kann" (L'Union, 2). Alle zeichnen ihn in harten Farben — vielleicht, weil die Kundgebung, an der sie teilgenommen hatten, das wenig schmeichelhafte Kanzlerbild, das sie bereits mitbrachten, bestätigte. Er schafft Unbehagen durch seine „Lehrerhaftigkeit", sein „Lektionen erteilen".

Centre Presse, 1, sieht ihn „etwas starr, seine Gesten und sein Lächeln sparsam und mechanisch, sehr distanziert"; er „setzt nur seinen eigenen Kopf durch", er sieht sich als „Lehrmeister Deutschlands", er spielt den „Brigadegeneral" (idem, 2). Dem Le Dauphine libere, 1, zufolge ist er „knapp, selbstsicher, herrschsüchtig, manchmal brutal, aber schnell und präzise, immer peinlich korrekt, mit einem Hauch Koketterie bis hinein in Tonfall und Geste". Die negativen Urteilsmerkmale überwiegend auch in L'Echo la liberte, 2: „Er ist ein fähiger, aber kalter und distanzierter Manager, er beherrscht, obwohl er die höchste Verantwortung hat, oft nur schlecht seine Nerven." L'Est Republicain, gibt das Argument eines CDU-Kandidaten wieder: H. Schmidt „will alle Welt belehren. Er hält sich für Wilhelm II"; die gleiche Zeitung beschreibt ihn als „selbstsicher .. ., strenges Gesicht, ganz Geschäftsmann, im petroleumblauen Anzug"; er mache den Eindruck eines „kalten, technischen und pragmatischen Mannes, ein guter Redner ohne alle Lyrik" (idem, 2). La Montagne, 1, spricht sogar vom „Reichskanzler" . .. „aggressiv in seiner Rede". Der Ton wird freundlicher in Nice Matin, 1, das beeindruckt ist von dem „gefürchteten Polemiker und brillanten und zupackenden Redner ... schnell und präzise, überkorrekt, selbstsicher". Ebenso Paris Normandie, 2: „Ein schöner Mann mit feinen Zügen, glänzender Redner, mit Übergängen von Ernst zu Schärfe. Der Kanzler ist vollkommen Herr seiner Worte und Gesten. Er gefällt, und er weiß es." Mit Nord Eclair, 3, sind wir wieder bei einem Helmut Schmidt, der „zu selbstsicher ... fähig, aber distanziert und hochmütig ist". Für Le Provenpal, 1, ist er „ein Mann aus dem Norden, strikt, selbstsicher, phantasielos. Der Hochmut der alten Hansestadt wird spürbar." Le Telegramme, 1, unterstreicht die paradoxe Situation eines Mannes, dem es gelungen ist, „Deutschland vor den schlimmsten Folgen der Krise zu bewahren und sich dennoch vor den Wahlen in einer schwierigen Lage befindet." Das Blatt fährt fort: „Helmut Schmidt, das ist ein bißchen Giscard d’Estaing gekreuzt mit Mitterand. Der Charme des Ersteren, der Zugriff des Zweiten" (idem, 3). Er ist „selbstsicher, leise herrschsüchtig ... er wird nicht geliebt, aber geachtet." Var Matin, 2, erwähnt sein „kaltes, energisches Gesicht"... „Er kam herein, massiv, vierschrötig, mit schwerem Schritt, vor-geneigtem Kopf, ganz das Auftreten eines Mannes, der im Begriff ist, die blau ausgespannte Bühne zu stürmen."

Das Hauptinteresse galt also dem Kanzler, nicht seiner Partei, die zu sehr in der Defensive war gegenüber einer CDU, die, äußerst angriffslustig, besser verstand, ihre Wähler zu mobilisieren. Oft werden Helmut Kohls Worte wiederholt: Die SPD, das ist Bürokratie, Volksfront, sie ist gegenüber den Kommunisten zu nachgiebig, sie erstickt die unternehmerische Freiheit und schafft den Wohlfahrtsstaat. Nord Eclair, 2, gibt die Meinung des Stuttgarter CDU-Kandidaten Alber wieder: „Frankreichs Sozialisten sind Individualisten, für Deutschland trifft das nicht zu. Deshalb ist der Sozialismus bei uns gefährlicher." Diese Argumentation wird von Telegramme, 1, nicht geteilt, es spricht von „französischen Beobachtern, die weit revolutionärere Äußerungen als die der SPD gewohnt sind."

Die Rolle der FDP

Hans-Dietrich Genscher und die FDP haben die Aufmerksamkeit der Journalisten nicht so sehr auf sich gezogen wie Helmut Schmidt und die SPD; das mag daran liegen, daß sie an keiner Kundgebung des Außenministers teilgenommen haben und daß die Stuttgarter FDP-Kandidaten keinen besonderen Eindruck hinterließen. Die Rolle der Partei als Zünglein an der Waage und ihr Einfluß auf die künftige Koalition im Falle eines annähernden Patts zwischen der bisherigen Mehrheit und der CDU/CSU-Opposition ist gut verstanden worden. Die FDP könnte eventuell „eine Schiedsrichterrolle übernehmen" (Nord Eclair, 3); Centre Presse versteigt sich zu der gewagten Prognose, daß Hans-Dietrich Genscher Kanz-ler werden könnte! Aber die privilegierte Situation der FDP bringe nicht nur Vorteile.

„Die FDP hat, obwohl sie mit den Sozialdemokraten verbunden ist und sich in einer schwierigen Lage zwischen den beiden großen Parteien befindet, einen sehr unabhängigen Wahlkampf geführt und ihre Koalitionsfreunde nicht geschont." Le Progres, 3, fügt hinzu: „Der gemäßigte Verbündete würde einen höheren Stimmanteil verdienen, da die Partei eine neue Dimension und ein neues spezifisches Gewicht gewonnen hat, die sie erheblich von der alten FDP unterscheiden." Dennoch müsse sie darum kämpfen, ihre Unabhängigkeit und Originalität zu bewahren, um „nicht als bloßes Anhängsel der einen oder anderen zu erscheinen" (L'Echo, 2).

Helmut Kohl — weniger provinziell als seine Legende

Die Plakate mit Helmut Kohl blieben nicht unbeachtet, vor allem nicht die Veränderungen des Haarschnitts und die neue Brille. Le Progres, 2, zufolge „sah Kohl wie ein großer plumper Bär aus, mit wattierten Schultern, zurückgedrängtem Bauch und neuer Brille. Jetzt sieht er mit seinem gebräuntem Teint aus wie ein fähiger Generaldirektor." Var Matin, 3, meint, daß „. ..seine Public-Relations-Spezialisten die tapsige Silhouette des guten, dicken Bürgers völlig verändert ..." hätten.

Seine Person ist nicht unsympathisch, da menschlicher und weniger furchterregend als die von Helmut Schmidt. Centre Presse, 1, beschreibt ihn als „einen massiven, sogar kolossalen Mann, mit dem reputierlichen und selbstsicheren Gebaren eines Unternehmers ... Er ist im Ausland unbekannt, noch ein Debütant. Herr Kohl muß sich unbedingt einen Namen machen." In Le Dauphine Libere, 1, wird „dieser schüchterne Mann aus der Provinz, der so beruhigend auftritt, zum guten Herrn Biedermann Kohl". L'Echo la Liberte, 3, findet, daß dieser Mann, der als „provinziell" gilt, „gut ankommt". L'Est Republicain, 2, beschreibt den „sanften Riesen im blauen Regenmantel, der wie ein Durchschnittsdeutscher wirkt", ähnlich: „Dieser Mann, den man als provinziell bezeichnet, überrascht. Zwar hat er nicht die Präzision seines Gegners, aber seine emotionale Sprache, die etwas an die alten französischen Christ-Demokraten erinnert, scheint seine Zuhörer zu berühren." La Montagne, 1, ist von H. Kohls „ruhiger Sicherheit" beeindruckt, „die sich gleichmütig, aber nicht ohne Entschlossenheit gibt". Für Nice Matin, 1, ist er „ein auf Landesebene erfolgreicher Politiker, mit zu wenig Erfahrung, um die deutsche Wirtschaft, die heute weltweite Dimensionen angenommen hat, zu lenken"; trotzdem ist er „ein solider Parteiführer, wirklichkeitsnah, aufgeschlossen für einfache Ideen, Verteidiger traditioneller Werte". Für Le Telegramme, 3, ist „H. Kohl ein bißchen wie Georges Pompidou. Korrekt gekleidet. Das beruhigende und vertraute Auftreten eines Landarztes". L'Union, 2, ist ebenfalls dieser Ansicht: „Groß, massiv, lächelnd, in einen weiten schwarzen Mantel gehüllt“ ... „sein rundes Gesicht erweckt den Eindruck eines verläßlichen Mannes und flößt den Besorgten Vertrauen ein". Das gleiche stellt Var Matin, 3, fest: „Herr Kohl ist kein 'gefährlicher Tribun, der die Masse durch seine Reden aufwühlt, er gehört eher zu der friedlichen Sorte. Er ist der Typ des ruhigen Bürgers ... Das sanfte Auftreten eines solchen beruhigt."

Die Journalisten finden die Propaganda der SPD und H. Schmidts überzogen, wenn diese H. Kohl als Franz-Josef-Strauß-Marionette hinstellt: „Kohl ist die Stimme seines Herrn und sein Herr ist Strauß" (Centre Presse, 1). Schmidt's Formel: „Strauß ist der Koch und Kohl der Kellner" wird häufig zitiert. Die Angriffe des Kanzlers scheinen unangemessen und oft „ungerecht und böse", denn Kohl ist „menschlicher und wärmer" da, wo Schmidt zu selbstbewußt auftritt. Ouest France, 2, kritisiert die ausländische Presse, die das Bild eines völlig unbedeutenden H. Kohl verbreitet im Gegensetz zu einem H. Schmidt auf der Höhe seines Ruhms als eine Art eiserner Kanzler eines „deutschen Modells" ... „Der riesenhafte Kohl mit seinen schwarzen Augen, seinem spärlichen Haar und dem eckigen, lächelnden Gesicht hat nicht das Format, sich mit dem kleinen, aber stämmigen H. Schmidt mit seinen blauen Augen, seiner dichten Haartolle und dem energischen Kinn zu messen." Nice Matin, 1, zeichnet ebenfalls Kontrastporträts der beiden Kandidaten: „Schmidt ist ein brillanter Wirtschaftler, Kohl ein erfolgreicher Verwalter, der es versteht, die besten Talente um sich zu sammeln".

Wie die SPD wird auch die CDU nicht genaper analysiert. Ihr Wahlslogan wird als unzulässige Vereinfachung heftig kritisiert. Mit einem sehr allgemein gefaßten Programm beschränke sie sich darauf, die Regierung Schmidt nicht so sehr an ihren Taten als vielmehr in ihren Absichten anzugreifen. Le Dau- phine Libere, 1 zufolge „kann sie nicht offen die reaktionäre Rolle spielen, da sie fürchten muß, sich den Mittelschichten zu entfremden. Sie ist auch keineswegs so weit von der SPD entfernt wie sie tut: Auch sie „kämpft für Sicherheit, soziale Gerechtigkeit und Freiheit — Ideen, die denen der Sozialdemokratie sehr

Franz Josef Strauß

verwandt sind" (Ouest France, 2). übereinstimmend dargestellt als „Stier von Bayern" gilt F. J. Strauß als starker Mann der Christdemokraten, als Schreckbild und Buhmann per excellence! Die Journalisten haben ihn nicht getroffen, aber alle während ihres Deutschlandaufenthaltes gesammelten Informationen über ihn schienen das negative Bild, das sie bereits mitgebracht hatten, zu bestätigen. Centre Presse, 1, berichtet über H. Schmidts Bemerkungen, Strauß betreffend, denen zufolge dieser „ein Mann mit zweifelhafter Vergangenheit sei, der mit der Faust auf den Tisch schlage, korruptionsverdächtig sei und wie die Nazis rede". F. J. Strauß erwidert dem Kanzler mit ähnlichem Zungenschlag, wenn er laut Presse Ocean, 4, sagt: „Was nützt uns Schmidts Sozialpolitik, wenn uns die Kosaken niedersäbeln?". Für Le Dauphine Libere, 1, ist der Präsident der CSU ein „alter Tribun der konservativen Rechten, Roten-Jäger, der eigentliche Führer der Revanche gegen die SPD." Für L'Union, 3, ist er ein „massiver Mann, hart wie Stein und noch ganz andere Angriffe gewöhnt". Einige Journalisten zitieren genüßlich den Text eines FDP-Plakates: „Wer sich von Kohl einseifen läßt, wird von Strauß rasiert."

Die Extremisten

Laut Centre Presse, 1, spielen die politisch extremen Parteien in diesem Wahlkampf „nur eine Schattenrolle". Die NPD sammelt um sich nur noch wenige ewig Gestrige. Nord Eclair, 4, erklärt, warum die extreme Rechte nur noch eine marginale Rolle spielt: „Es gibt keinen Nationalsozialismus ohne Hitler und ohne eine entsprechende Umwelt. Außerdem erinnert man sich in Deutschland, und nur eine Handvoll ehemaliger SS-Leute, deren jüngste heute in den Fünfzigern sind, sehnen sich nach jener Zeit zurück. In Frankreich ist schon viel zu viel darüber geredet worden."

Die extreme Linke wird nicht ernster genommen als die NPD. „Kommunisten und andere Links-Extreme bilden nur Grüppchen ohne innere Konsistenz" (Le Dauphine Libere, 1); „Ihre Botschaft hat nur Schulterzucken zur Folge", obgleich diejenigen, die Le Progres, 2, getroffen hat, „intelligent und sympathisch waren". Nice Matin, 3, erläutert, daß diese marginale Situation nicht allein auf die Teilung Deutschlands und die Berliner Mauer zurückgeführt werden kann: „Kurz, für die überwiegende Mehrheit der Deutschen sind die Kommunisten Agenten eines fremden, feindlichen Landes." Diese legen Fatalismus an den Tag, wenn sie einer Journalistengruppe erklären: „Wir werden hier immer das gleiche bürgerliche System und seine Repressionen haben, Kapital und Polizei." Die Gegenwart von Kommunisten bringt unweigerlich das Problem des . Berufsverbots'zur Sprache, um so mehr, als eine der Stuttgarter Kandidatinnen bestätigt, ihre Lehrerinnenstelle aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur DKP verloren zu haben. Eine solche Praxis läßt an der „Gesundheit der deutschen Demokratie zweifeln" (Centre Presse, 2); die gleiche Zeitung zitiert einen kommunistischen Wahlhelfer: „Wenn man Deutscher und Beamter ist, sollte man besser kein Kommunist sein." Nord Eclair, 4, protestiert gegen den Mißbrauch und die Torheit gewisser Entscheidungen, macht aber eine wesentliche Einschränkung: „Da die DKP die Grundlagen des westdeutschen Staates ablehnt und dies nicht verhehlt, ist nicht einzusehen, weshalb ihre Mitglieder die Möglichkeit erhalten sollten, Beamte zu werden, d. h. Diener eben jenes Staates, den sie zerstören wollen." Zum in Stuttgart stattfindenden Baader-Meinhof-Prozeß äußern sich mehrere Journalisten dahin gehend, daß er niemanden mehr interessiere.

Neben Politikern und Parteien greifen auch andere gesellschaftliche Kräfte in den Wahlkampf ein. „Bei uns spricht man darüber nur verstohlen. Hier spielen sie jedoch eine legale Rolle im politischen Leben. Kirchen, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände und verschiedene Gruppierungen müssen offiziell im Bundestag angemeldet sein und werden dann bei wichtigen Problemen um ihre Meinung befragt, wie beispielsweise bei der Mitbestimmung oder der Ostpolitik" (L’Union, 3).

Gewerkschaften und Unternehmer

Die Politik der Gewerkschaften wird mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt, da sie kompromißfähig und bereit seien, ihre Forderungen zurückzustecken, um so den wirtschaftlichen Aufschwung zu erleichtern. L'Echo la liberte, 3, erklärt, daß die GeB werkschaften die „Kampftruppe der Sozialdemokratie" bilden, denen Schmidt seine Reverenz zu erweisen hat. Selbst die Machtübernahme durch eine CDU/CSU-Regierung würde nicht das Ende des sozialen Friedens bedeuten, da der Präsident des DGB während des Wahlkampfes betonte, die Gewerkschaften würden mit allen demokratischen Parteien zusammenarbeiten. Eine mit der Regierung verbündete Gewerkschaftsbewegung, die „weder die Gesellschaft noch das politische System in Frage stellt" (Nord Eclair, 3) — das ist eine Situation, „von der Raymond Barre nur träumen kann, und die die französische Unternehmerschaft zu Tränen rühren würde" (Presse Ocean, 2). Die Haltung der Unternehmer wird in den Wahlen von 1976 als sehr viel zurückhaltender und auch als zwiespältiger beurteilt im Vergleich zu 1972. „Sie haben sich von der CDU distanziert und sind der Meinung, daß die Erfahrung mit den Sozialdemokraten gar nicht so übel war“ (L'Est Republicain, 3). Auch Nord Eclair, 3, unterstreicht diese Einstellung: „Diesmal wahrt die Unternehmerschaft offiziell Schweigen, denn ihre Vorlieben sind bekannt und man weiß auch, wen sie finanziell unterstützt. Nicht nur die christlichen Demokraten. Auch die liberale Partei und diese vielleicht sogar proportional noch mehr.“

III. Wahlen für welche Veränderungen?

Verletzliche Wirtschaft Für Centre Presse, 3, und Le Dauphine Libere, 2, ist „dem Riesen auf tönernen Füßen" das „größte Wirtschaftswunder der Welt geglückt" (Centre Presse) -, er ist stolz auf seine mannigfachen Erfolge, sich aber auch seiner Verwundbarkeit (Arbeitslosigkeit, Inflation und Staatsverschuldung) und seiner größeren Abhängigkeit von der Außenwelt (Rohstoffversorgung und Exporte) bewußt geworden.

„Ja, Deutschland ist reich. Ja, Deutschland lebt gut, sehr komfortabel..." (Presse Ocean, 2), aber es sei der SPD nicht gelungen, auf ihrer Leistung autzubauen. Statt dessen hätte sie sich in eine falsche Debatte über die Freiheit hineindrängen lassen. „Und darum kritisieren viele Deutsche, die nicht über den eigenen Horizont hinaussehen, H. Schmidts Führung" (Presse Ocean, 1). H. Kohls Vorstellungen zur Wirtschaftsankurbelung scheinen den Journalisten zu allgemein, um ernst genommen werden zu können. Es genüge nicht, daran zu erinnern, daß die Staatskassen 1969 voll gewesen seien und daß sie jetzt ein Defizit von 70— 80 Milliarden DM aufwiesen. Sei es nicht zu einfach, hauptsächlich Maßnahmen zur Investitionsförderung vorzuschlagen, um so die Arbeitslosigkeit zu verringern und zusätzliche Steuereinnahmen zu gewinnen? Oder einen Geist der Initiative wecken zu wollen, indem man erkläre, der Drang nach Bereicherung sei ein moralisches Prinzip?

Gesellschaft und ideologische Auseinandersetzungen Die meisten Journalisten stimmten mit H. Schmidt darin überein, daß die Bundesrepublik eines der besten Systeme der Welt zur sozialen Sicherung besitzt, ohne die Finanzierungsschwierigkeiten, die insbesondere im Bereich des Renten-und Gesundheitswesens entstehen, zu unterschätzen. Die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit und die sinkende Geburtenrate tragen auch dazu bei, einen Schatten auf das scheinbar positive Bild zu werfen. Ist die Bundesrepublik Deutschland „eine klassenlose Gesellschaft, die Marx und Lenin den Rücken kehrt?" (Centre Presse, 3). „Natürlich nicht", antwortet Nice Matin, 2, „aber eine Gesellschaft, die das Gefühl hat, daß keine Klasse die andere beherrscht". Was den ausländischen Beobachtern am meisten auffällt, ist die Übereinstimmung über gesellschaftliche Grundentscheidungen: „Kurz gesagt, in der Bundesrepublik besteht jener nationale Konsensus, nach dem wir vergebens trachten" (L’Echo de la Liberte, 1). Für Le Telegramme, 1, ist „das Bestehen eines sozialen Konsensus eines der wesentlichen Kennzeichen des heutigen Deutschland". Laut Nice Matin, 2, erklärt es sich nicht nur durch deutsche Ernsthaftigkeit oder den germanischen Hang zur Disziplin, sondern „entspricht einer sozialen Wirklichkeit", deren Auswirkungen auf die Wahlen nicht außer acht gelassen werden darf. Die Hauptentwicklung der letzten Jahre scheint die Zunahme des Tertiärsektors zu sein: „Weniger Arbeiter, mehr , white collars', ein Phänomen, das mit der industriellen Entwicklung zusammenhängt" (le Dauphine Libere, 2). „Alle wollen in der Mitte sein", stellt Nord Eclair, 2, fest, die traditionelle Wählerschaft genügt nicht, der Wähler der Mitte, der naturgemäß ein Wechselwähler ist, muß erreicht werden. Sozialer Konsensus, das Feh25 len von Klassen oder vielmehr das überwiegen der Mittelklasse, die Bedeutung der Mitte — Le Dauphine Libere, 2, fragt sich, ob diese Gegebenheiten nicht das Auftreten jenes „Neo-Konservativismus" begünstigen, der in Deutschland um sich greife. „Eine deutliche Rückkehr zur Rechten . und zum Konservativismus zeichnet sich ab" (Presse Ocean, 3).

Unter den Journalisten sind einige vom Fehlen einer wirklichen ideologischen Auseinandersetzung in Deutschland überrascht. „Für Ideologie ist im heutigen Deutschland kein Platz" (La Nouvelle Republique, 2), denn, antwortet Presse Ocean, 4, „materielle Interessen sind viel wichtiger geworden als Doktrin". Le Provenqal argumentiert in die gleiche Richtung: „Ich habe Leute auf der Straße befragt .. . und die Deutschen schienen mir weit mehr an ihren inneren Problemen als an außenpolitischen Fragen interessiert, mehr an konkreten materiellen Angelegenheiten als an ideologischen Auseinandersetzungen."

Das Schweigen zu Thema Außenpolitik

Die außenpolitische Debatte fand im Wahlkampf kaum statt. Wie Le Dauphine Libere, 1, stellen mehrere Zeitungen fest, daß Deutschland nicht mehr „die Milchkuh Europas" sein wolle. Presse Ocean, 3, bestätigt dies auch: „Im allgemeinen ist die Europa-Idee in der öffentlichen Meinung gut verwurzelt.. . Die Deutschen sind stolz darauf, die erste Nation Europas zu sein, aber sie haben es satt, immer für diejenigen, deren Wirtschaft in der Krise ist, zu bezahlen." Man diskutiert über Modalitäten in der Anwendung der Ostpolitik, nicht mehr aber über ihre jetzt offenbar akzeptierten Prinzipien. In einer Wahlversammlung fragt eine Wählerin nach den Nord-Süd-Beziehungen. Dazu die knappe Bemerkung von Le Progres, 2,: „Das fällt ins Leere. Die Frage interessiert keinen." Nice Malin, 3, zieht eine nuancierte Bilanz nach Erwähnung der Grenzschwierigkeiten zwischen den beiden deutschen Staaten: „Auf die anderen außenpolitischen Fragen wird in diesem Wahlkampf kaum eingegangen. Die Ostpolitik hat nicht gehalten, was sie versprochen hatte, und so läßt sich eine Ernüchterung in der öffentlichen Meinung feststellen. Alle großen Parteien weisen im übrigen in ihren Programmen darauf hin, daß die äußere Sicherheit der Bundesrepublik nur innerhalb des NATO-Bündnisses mit den Vereinigten Staaten gewährleistet ist. Alle versprechen sie, etwas für die Einigung Europas zu tun, und alle sehen sie die deutsch-französische Freundschaft als die Grundlage der politischen Gemeinschaft Europas an."

Was steht auf dem Spiel?

Was steht bei den Wahlen auf dem Spiel? „Kleine Kurskorrekturen, keine Umwälzungen" verheißt Centre Presse, 3, und Ouest France, 1, unterstützt diese Meinung: „Man muß sich in Deutschland auf keinerlei einschneidende Veränderungen gefaßt machen." Für einen Großteil der Presse drängt sich hier der Vergleich mit Frankreich auf; Die Bundesrepublik steht vor keiner gesellschaftlichen Grundentscheidung, die zu einer Regierungskrise führen könnte. Sie „hat kein fundamentales politisches Problem. Es geht nicht um die Wahl eines Gesellschaftssystems. Das System besteht und wird verteidigt" (Nord Eclair, 4). Paris Normandie, 1, teilt diese Ansicht: „Bei der Wahl geht es in Wirklichkeit nicht um . Freiheit oder Sozialismus', wie sie von der CDU als Alternative dargestellt werden, sondern um das Bestehenbleiben von Ruhe und Wohlstand, um die die Deutschen ängstlich bangen." Le Provenqal, 1, macht dieselbe Feststellung: „Mehr als um eine Gesellschaftsform geht es um die Erhaltung der deutschen Prosperität, die Verteidigung gegen die Auswirkung der Weltrezession auf die Wirtschaft und überhaupt auf die Lebensverhältnisse jenseits des Rheins." Das Fehlen einer wirklichen Alternative und die Verkrampfung auf den sozio-ökonomischen Besitzstand nötigen auch den Le Dauphine Libere, 2, zu einem Vergleich mit Frankreich: „Kurz, nichts Dramatisches. Es bleibt aber festzuhalten, daß bei diesem deutschen Wahlkampf der Durchschnittsbürger seinen Stolz dareinsetzt, eher rechts erscheinen zu wollen, so, wie man sich in Frankreich lieber links profiliert."

In ihren Prognosen kündigen die Journalisten ein knappes Wahlergebnis und die Rückkehr der CDU/CSU als stärkste Fraktion im Bundestag an. Ein Zustand, dessen Folgenlosigkeit L'Echo la Liberte, 1, erstaunt: „Wie kommt es, daß bei einer so knappen Spanne die Leidenschaften nicht höher schlagen?"

Gesamteindruck: Unruhiges Deutschland — disziplinierte Deutsche

Bei der Wahlbeobachtung konnten die Journalisten der Versuchung nicht widerstehen, einige Gesamturteile über Deutschland und seine Bewohner zu fällen. Was in Centre Presse, 3, „Schöne Mechanik" genannt wird, löst in L'Echo la Liberte, 3, eine ganz andere Reaktion aus: „Das Wohlstandsdeutschland hat Angst. Angst vor dem Kommunismus, Angst vor der Arbeitslosigkeit, Angst vor den Radikalen." Diese Meinung wird im Verlauf des Artikels mehr begründet: „Die Prosperität, das Ausmaß der sozialen Sicherung, der wirksame Kampf gegen die Inflation, die gesunde Währung, die Wohlstands-ferien im Ausland — alles das zählt nicht im Vergleich zu der Beunruhigung, die hinter den vielen desillusionierten Äußerungen spürbar wird." Presse Ocean, 2, geht noch weiter: „Man hat den Eindruck, daß WestDeutschland vor einer jener spektakulären Wendungen steht, die die Welt jedesmal in sprachloses Erstaunen versetzen." Le Progres, 1, kehrt zu realistischeren Betrachtungen zurück: „Sicherheit, das ist das Schlüsselwort im heutigen Deutschland . . . Deutschland will beruhigt, „in Sicherheit gewiegt'werden."

Aber dieses Deutschland wird nicht als Gefahr gesehen, da die Deutschen sich wie vernünftige Leute verhalten. Der Wahlkampf hat sich zugespitzt? Aber der größte Teil der Wähler ist sehr wohl in der Lage, „Übertreibungen als solche zu erkennen” (La Nouvelle Republique, 2). Centre Presse, 3, spart nicht mit Lob: „Ja, wahrhaftig, der Deutsche von 1976 ist gemäßigt, ausgewogen, ernsthaft, tolerant. Sein Staatsbürgersinn und sein Verantwortungsbewußtsein könnten den meisten seiner westlichen Nachbarn als Vorbild dienen." Das Blatt wirft den Deutschen vor, „beinahe zu vernünftig und konformistisch zu sein"; sie seien „die Musterschüler, die bravsten der Klasse. Sie haben ihre Gefühle an der Garderobe abgegeben." Intoleranz zeigten sie nur gegenüber dem Kommunismus: „Wollen Sie die Deutschen aus ihrer Reserve lokken, brauchen Sie sie nur auf den Kommunismus anzusprechen" (Centre Presse, 2).

Mehrere Zeitungen betonen, daß die Öffentlichkeit deshalb vernünftig sei, weil sie gut informiert ist. „Das deutsche Publikum weiß, wovon es spricht ..." (La Nouvelle Republique, 2). Diese Feststellung wird in veränderter Form von Le Provenr; al, 3, wieder aufgegriffen: „In der Bundesrepublik sind die wirtschaftlichen Informationen zuverlässig und vielfältig." Und in L'Est Republicain, 1,: „In den Wahlversammlungen stellen die Wähler fundierte Fragen."

In den sechzehn ausgewerteten Artikelserien finden sich nur einige wenige Stereotypen; sie schlagen vertraute Töne an, können aber durch ihr vereinzeltes Vorkommen in keiner Weise die bemerkenswerte Leistung herab-mindern, die deutsche Wirklichkeit in all ihrer Komplexität und Nuanciertheit dargestellt zu haben. Für L'Echo la Liberte, 3, ist „die deutsche Seele einfach unerforschlich". Paris Normandie, 3, „ist disziplinierten Deutschen begegnet" und Le Telegramme, 2, „einem disziplinierten Publikum, das höflich zuhört". Var Matin, 2, hat auch Kommunisten mit „germanischer Disziplin" angetroffen. Aber nicht nur sie: „Sogar die Plakate gehorchen einer solchen institutionalisierten D* isziplin (Presse Ocean, 1). Das Schlußwort könnte man Nord Eclair, 3, geben: „Wie jede zu schematische Feststellung, trifft auch diese nicht wirklich zu." Anhang: Liste der ausgewählten Artikel Centre Presse, Poitiers, Gerard GRAT 3. II manque ä la social-democratie l'etincelle des La Campagne electorale allemande scrutins precedents, 28. 9. 1976.

1. La guerre des deux Helmut, 21. 9. 1976. 4. La täche du futur chancelier: grer le bonheur, 2. L'exemple suedois, 22. 9. 1976. 29. 9. 1976.

3. Des Allemands sans etat d’me, 23. 9. 1976.

La Nouvelle Republique, Tours, Guy TARTARIN Les elections allemandes Le Dauphine Libere, Grenoble, Mick POLIKAR 1. Schmidt ou Kohl: les indecis trancheront, La R. F. A. en mal de changement 29. 9. 1976.

2. Dans la rue et ä la tlvision, une Propaganda 1. Helmut contre Helmut, 23. 9. 1976.

qui ne repond pas toujours aux questions des 2. Le temps de l'antirevolution, 24. 9. 1976. electeurs, 30. 9. 1976.

3. Les condamnes ä rester ä la porte du Bundestag, 1. 10. 1976.

L'Echo la liberte, Lyon, Charles ROUX Les elections ä l'heure allemande Ouest France, Rennes, Michel DE CARNE 1. L'opposition a pris de vitesse la coalition, Allemagne — la guerre des deux Helmut 23. 9. 1976. 1. Un match qui s'annonce serre, 30. 9. 1976.

2. A l'ecoute des candidats, ä la rencontre de 2. Liberte et socialisme, 1. 10. 1976. .

l'electeur, 24. 9. 1976.

3. Quinze pour cent d'indecis, 2. — 3. 10. 1976.

3. Une affaire ä regier entre les deux Helmut, 25. 9. 1976.

4. Le «modele» allemand resistera-t-il mieux que Paris Normandie, Rouen, Yves BREHERET le modele suedois?, 27. 9. 1976. Les Allemands devant les urnes 1. Deux votes, un seul enjeu: la poursuite du miracle, 30. 9. 1976.

L'Est Republicain, Nancy, Claude LEVY 2. En teile de fond de la Campagne: le scrutin L'Allemagne aux urnes le 3 octobre suedois, 30. 9. 1976.

2. Les marionettes des deux Helmut, 1. 10. 1976.

1. Une Campagne ä l’americaine sans enthousiasme, 22. 9. 1976. 3. Dix Etats dans l'Etat, 2. — 3. 10. 1976.

2. La bataille des deux Helmut, 23. 9. 1976.

3, L'ombre de Stockolm sur le scrutin, 24. 9. 1976. Presse Ocean, Nantes, Henri PERRON Peu de choix pour les Allemands: Helmut ou ...

Helmut \ La Montagne, Clermont-Ferrand, Jacques TREPPIER 1. Le modele germanique: couronne pour un 3 octobre: elections generales en R. F. A. colosse aux pieds d’argile, 26. 9. 1976.

1. L affrontement des deux Helmut, 28. 9. 1976. 2. Contre l’inflation ... les syndicats dont reve Raymond Barre, 27. 9. 1976.

2. SPD: liberte et socialisme; CDU: liberte au lieu de socialisme, essentiel des mots d’ordre, 3. Trois marks cinquante l'electeur ... mais il y a 29. 9. 1976..deux voix, 28. 9. 1976.

4. Quel conservatisme ... quand une gifle eclate comme la revolution?, 29. 9. 1976.

Nice Matin, Nice, Georges MARS Les elections en R. F. A.

Le Progres, Lyon, Bernard GAUDEZ 1. «La liberte ä la place du socialisme»? 25. 9. Allemagne: Campagne molle pour un scrutin serrd 1976.

1. La CDU a peine ä dramatiser, le SPD peine ä 2. La grogne de la classe moyenne ä l’egard d'un mobiliser, les electeurs hesitent ä tre rassures, Etat trop depensier, 26. 9. 1976 28. 9. 1976.

3. Les syndicats qui ont incite les salaris ä faire 2. Kohl plait bien, mais ... Schmidt impressionne, des sacrifices reclament plus de pouvoir conomique, .... 29. 9. 1976.

27. 9. 1976.

3. Celui qui peut beaucoup esperer — le FDP, 30. 9. 1976.

Nord Eclair, Roubaix, Michel DUFOREST Allemagne: la bataille des deux Helmut Le Provenqal, Marseille, Constant VAUTRAVERS Allemagne: qu'est ce qui bout dans les urnes?

1. Ils sont loin d'etre satisfaits. De quoi peuvent bien se plaindre les Allemands?, 25. 9. 1976. 1. Pour quel Helmut voter?, 1. 10. 1976.

2. Une habile Campagne de la CDU mele les vieux 2. A la recherche d’un programme ... et de la themes aux preoccupations actuelles, 26. — 27. 9. 2° voix, 2. 10. 1976.

1976.

3. Le goüt d'une prosperite menacee, 3. 10. 1976. Le Telegramme, Brest, Fanch OLIVIER 1. La social-democratie menace malgre la russite de sa politique economique, 28. 9. 1976.

2. Une violence de ton qui n'empeche pas la coexistence pacifique, 29. 9. 1976.

3. Schmidt et Kohl au coude ä coude dans la chasse aux voix modres, 30. 9. 1976.

L'Union, Reims, Pierre RAGOND L'Allemagne devant les urnes 1. L Inflation des autres nations inquiete les lecteurs pour qui l'augmentation du coüt de la vie n'a ete que de 4, 5 %, 30. 9. 1976. 2. En attaquant les premiers, les chretiens-democrates ont place les socialistes sur la defensive, 1. 10. 1976.

3. «Je voterais CDU si Schmidt tait chancelier» — un propos qui rflte la perplexite de certains electeurs, 2. — 3. 10. 1976.

Var Matin, Toulon, Henri CECCALDI L'Allemagne federale ä l'heure du choix 1. Un tableau idyllique mais aussi des zones d'ombres, 25. 9. 1976.

2. Une Campagne electorale morne et ferne, 26. 9. 1976.

3. Les deux Helmut, 27. 9. 1976.

Fussnoten

Weitere Inhalte

Henri Menudier, geb. 1940 in Limoges, Politologe. Lehrtätigkeit an der Universität Vincennes (bis 1973) und am Institut d'Etudes Politiques in Paris, Forschungsarbeit an der Fondation Nationale des Science Politiques/Centre d'Etudes et de Recherches Internationales. Veröffentlichungen: La vie politique en Allemagne föderale (zusammen mit Alfred Grosser), Paris 1971; L’Allemagne apres 1945, Guides de recherches, Paris 1972; L’Allemagne selon Willy Brandt, Entretiens et enquetes 1969— 1976, Paris 1976; La politique ä l'Est de la Republique Föderale d'Allemagne, Paris 1976; Beiträge in: Michel Salomon, Faut-il avoir peur de l'Allemagne?, Paris 1969; Jean Meyriat, Conflits et Cooperation entre les Etats, 1971, Paris 1973; Deutschland, Frankreich und die europäische Krise, Ludwigsburg 1975; Alfred Grosser, Les politiques extörieurs dans la crise, Paris 1976.