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Soziale und kulturelle Aufgaben der Stadtemeuerung | APuZ 29/1988 | bpb.de

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APuZ 29/1988 Artikel 1 Politische Partizipation und kommunale Politik Strukturen, Bestimmungsfaktoren und Folgen kommunalpolitischer Partizipation Soziale und kulturelle Aufgaben der Stadtemeuerung Kommunale Gewerbepolitik

Soziale und kulturelle Aufgaben der Stadtemeuerung

Hans Jörg Siewert

/ 17 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Gemeinsamer Orientierungsrahmen bundesdeutscher Wirtschafts-, Sozial-und Gesellschaftspolitik war bis in die siebziger Jahre die Annahme eines weitgehend kontinuierlich verlaufenden Wirtschaftswachstums. Seit Ende der siebziger Jahre hat sich diese Situation in den meisten Städten grundlegend verändert. Die bisherigen handlungsleitenden Wachstumsvorstellungen gerieten ins Wanken. Maßgebend für die gegenwärtige und auch künftige Entwicklung vieler Städte scheint eine gegenläufige, mit „Schrumpfung“ umschriebene Tendenz zu sein. Zu den Bereichen, in denen Schrumpfungsprozesse abzulesen sind, zählen vor allem Bevölkerungs-und Arbeitsplatzzahlen, regionale Kaufkraftpotentiale, Quantität und Qualität natürlicher Ressourcen wie Luft, Wasser. Umwelt, sowie technische Infrastruktur. In schrumpfenden Städten entwickeln sich aber völlig andere Problemlagen: Die sozialen und umweltpolitischen Ziele gewinnen an Priorität. Dies steht im Kontrast zu bisherigen Stadterneuerungsstrategien, bei denen die Erhöhung der verkehrlichen Zugänglichkeit und das Angebot freigeräumter Flächen im Vordergrund standen. Gerade in Krisenzeiten gewinnt Kultur besondere Aktualität. Die Zeit des Schrumpfens ist häufig auch die Zeit der Chancen, der Hoffnung, des Auftauchens neuer Ideen und Sichtweisen. Kulturpolitik und Zeit-politik stehen im Spannungsfeld gesellschaftlicher Entwicklungen. Kulturpolitik erfährt eine Aufwertung. Sie ist nicht länger pure Dekoration, mit der sich auch Politiker gerne schmücken. Der Verknüpfung von Kultur und Urbanität kommt dabei besondere Bedeutung zu. Eine Erweiterung des Kulturbegriffs führt konzeptionell zu einer engeren Beziehung und Verzahnung von Kulturpolitik und Stadtentwicklungspolitik.

I. Einleitung

Geschichte und Gestalt der Städte sind gekennzeichnet durch Kontinuitäten einerseits, durch Diskontinuitäten, abrupte Brüche und Neubeginn andererseits. Dabei führt die Beharrlichkeit gebauter Strukturen und die lange Zeitdauer baulicher Veränderungen in der Regel zu einem Nebeneinander ungleichzeitiger Entwicklungsniveaus.

Städte schließlich sind Orte, in denen sich abstrakte gesellschaftliche Entwicklungsprozesse, Widersprüche und Konflikte manifestieren und konkretisieren. Inhaltliche wie formale Ausprägungen der Städte sind zu allen Zeiten Spiegel der jeweilig vorherrschenden politischen Verhältnisse und Auffassungen sowie ihrer ökonomischen und technischen Möglichkeiten. Die in der Diskussion um die Stadt — insbesondere die Großstadt — sich niederschlagenden sozialen Besorgnisse und wohlfeilen Ideologien reflektieren gesellschaftliche Auseinandersetzungen und Konflikte. Gesellschaftskritik und Stadtkritik entsprechen sich. So wird bis heute die Stadt als Exponent der Mißstände des politischen Systems angeklagt

Die Städte sind der Schauplatz ganz offensichtlich tiefgreifender Veränderungen. Die gesellschaftlichen Auswirkungen der Arbeitsmarktverhältnisse, der allgemeine Internationalisierungstrend, aber auch die allgemeine Durchsetzung alternativer Wertestrukturen brechen sich vor allem und zuerst in den Großstädten Bahn Diese Entwicklungen führen zu veränderten Formen und Wirkungen städtischen Lebens.

II. Stadtentwicklung seit den siebziger Jahren

Gemeinsamer Orientierungsrahmen bundesdeutscher Wirtschafts-, Sozial-und Gesellschaftspolitik war bis in die siebziger Jahre die Annahme eines weitgehend kontinuierlich verlaufenden Wirtschaftswachstums. Dieser Orientierungsrahmen war auch — trotz unterschiedlicher Gegebenheiten infolge von Struktur, Lage, regionaler Verflechtung, Größe etc. — für die Entwicklung bundesdeutscher Städte bestimmend.

Parameter kommunaler Planungsmaßnahmen waren wirtschaftliche Zuwachsraten und steigende Bevölkerungszahlen. Kennzeichnend für Stadtentwicklung waren die quantitative Steigerung und Erweiterung öffentlicher Angebote und Einrichtungen. Dazu zählte die Ausweisung weiterer Bau-, Siedlungs-und ebenso wie der Verkehrsflächen Neu-und Ausbau zusätzlicher Einrichtungen der sozialen und technischen Infrastruktur. Stadtentwicklungspolitik war dominiert durch die Aufgabe, Wachstum zu verteilen, an bestimmte Standorte zu leiten, neue Flächen, neue Gebäude durch Erweiterung und durch den Umbau der Stadt bereitzustellen. „Es ging darum, mit baulich-technischen Mitteln Platz zu schaffen für expandierende oder neu hereindrängende Nutzungen und Menschen.

Stadtentwicklung erschien als ein von äußeren ökonomischen und sozialen Faktoren bestimmter Wachstumsprozeß, der in den Städten an räumliche, bauliche und infrastrukturelle Schranken stieß. Aufgabe der Planung war es, diese Schranken mit überwiegend technischen Mitteln zu beseitigen.“

Seit Ende der siebziger Jahre hat sich diese Situation in den meisten Städten grundlegend verändert.

Tiefgreifende Veränderungen der gegenwärtigen Gesellschaft und ihre Folgen werden mit den Schlagworten „Deindustrialisierung“, „Stagnation und Entleerung“, „Disurbanisierung“ etc., kurz „Schrumpfungsprozesse“ gekennzeichnet. Sie werden überwiegend als Bedrohung, zum Teil aber auch als Chance empfunden und haben für die Kommunalpolitik eine Reihe von Anstößen zum Nachdenken, zum Überdenken und gegebenenfalls zu neuen politischen Handlungsweisen gegeben. Die bisherigen handlungsleitenden Wachstumsvorstellungen geraten ins Wanken. Maßgebend für die gegenwärtige und auch künftige Entwicklung vieler Städte scheint eine gegenläufige, mit dem Stich-und Modewort „Schrumpfung“ umschriebene Tendenz zu sein. Zu den Bereichen, in denen Schrumpfungsprozesse abzulesen sind, zählen vor allem Bevölkerungs-und Arbeitsplatzzahlen, regionale Kaufkraftpotentiale, Quantität und Qualität natürlicher Ressourcen wie Luft, Wasser, Umwelt sowie technische Infrastruktur. In schrumpfenden Städten entwickeln sich aber, wie Häußermann und Siebel betonen, völlig andere Problemlagen. Statt Investitionen an die richtigen Standorte zu lenken, geht es eher darum. Desinvestitionen zu verhindem. Statt Raum für wachsende Nutzungen bereitzustellen, besteht das Problem darin, Nutzungen zu finden für längst erschlossene Flächen und längs!

gebaute Gebäude. Stadtpolitik gewinnt einen neuen, nämlich unmittelbar sozialen Gegenstand.

Es geht auch darum, soziale Gruppen zu mobilisieren. Handlungsmuster zu verstärken. Stadtentwicklungsplanung gerät zur sozialen Entwicklungsplanung, die mehr leisten muß. als lediglich negative soziale Folgen räumlich-technischer Fehlentwicklung aufzufangen

In der Lösung kommunaler Aufgaben unter veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen liegt die Herausforderung für die Kommunal-und Landespolitik der kommenden Jahre. Vor allem die globalen Trends der Bevölkerungsentwicklung.

Entwicklung von Wirtschaft und Arbeitsmarkt sowie Veränderungen gesellschaftlich anerkannter Werthaltungen stellen die städtische Entwicklungsplanung vor neue Probleme. Darüber hinaus sind die soziale, politische und wirtschaftliche Situation, aber auch die Verhaltensweisen privater und öffentlicher Akteure durch einen Rückgang an Gemeinsamkeiten gekennzeichnet. Einigende und verbindliche Entwürfe, politische Konzepte und gemeinsame Werthaltungen gehören weitgehend der Vergangenheit an. Neue und konsensfähige, der veränderten Situation Rechnung tragenden Leitlinien und Perspektiven sind noch nicht in Sicht (im wirtschaftlichen Bereich stehen sich unter anderem die Interessen überkommener und neuer, zukunftsweisender Technologien und Produktionsweisen gegenüber).

Der Arbeitsmarkt zerfällt zunehmend in Besitzer relativ gesicherter Arbeitsplätze und Einkommen einerseits und einer wachsenden Zahl ungesicherter, ausgegrenzter oder nur mit geringen Teilhabechancen versehener Personen andererseits. Im sozialen Gefüge schlägt sich diese Entwicklung in einer fortschreitenden Trennungslinie und auch verschärften Segmentierung nieder. Als deren Folge ist eine zunehmende Differenzierung gruppenspezifischer Interessen und Wertvorstellungen. eine Zunahme brisanter sozialer Konflikte zu erwarten

III. Stadterneuerung: Gegenstand und Orientierung

Die naheliegende Frage nach dem, was denn Stadt-erneuerung konkret ist, führt bereits zu Unklarheiten. Mannigfache, vielfältig nuancierte und facettierte Definitionsversuche werden in der Literatur behandelt

Stadterneuerung soll hier verstanden werden als die Anpassung der baulich-physikalischen sowie der ökonomischen und sozialen Strukturen und Merkmale eines Gebietes an die Ansprüche und spezifischen Erwartungen von vorhandenen bzw. von der Stadtentwicklungspolitik angestrebten Nutzergruppen. Zum Verständnis der Realität von Stadterneuerung ist es wohl sinnvoll, zwischen einer „einfachen“ — zur Bezeichnung einer bestimmten Methode — und einer „behutsamen bzw. erhaltenden“

Stadterneuerung — zur Bezeichnung eines bestimmten Programms bzw. Ansatzes — zu unterscheiden. Kennzeichen der einfachen Stadterneuerung sind dann insbesondere:

— Prozeßorientierung versus Zielorientierung, — zeitliche Begrenzung der Realisierung, — Nutzung von örtlichen/teilörtlichen Chancen anstelle von Realisierung städtebaulicher Idealkonzeptionen, — Verzahnung von Planung und Realisierung, — Bürgerbeteiligung als Aushandlungsprozeß sowie — Schwerpunkt bei kleinteiligen privaten Maßnahmen und weniger bei komplexen staatlichen/kommunalen Projekten.

Behutsame Stadterneuerung bedeutet: Entwicklung von baulich-räumlichen Strukturen und sozialen Prozessen, die bei den vorhandenen Nutzern einerseits neue Erwartungen und Bedürfnisse entstehen lassen und andererseits diesen helfen, sich in ihrem Umfeld zu integrieren, ohne sich hilflos anpassen zu müssen. Im Mittelpunkt einer behutsamen Stadterneuerung steht deshalb die „Erhaltung“ von Menschen im Gebiet, von Natur, von Arbeitsplätzen und sozialen, kulturellen sowie baulichen Werten. Die Erneuerungsdynamik ist begrenzt auf Maßnahmen, die von den Betroffenen selbst aufgegriffen, verarbeitet und mitgestaltet werden können.

Vor diesem Hintergrund lassen sich die Eckpunkte der Stadterneuerung des Landes Nordrhein-Westfalen in den achtziger Jahren wie folgt beschreiben

— Die sogenannte Funktionsschwächesanierung mit dem Ziel, Stadtzentren für einen wachsenden Dienstleistungssektor standortmäßig aufzubereiten, gehört der Vergangenheit an. Die beschäftigungs-und flächenintensive Wachstumsperiode des Dienstleistungssektors geht zu Ende. Neue Technologien machen Dienstleistungsbetriebe immer mehr von Standorten hoher verkehrlicher Erreichbarkeit unabhängig.

— Die flächenhafte Beseitigung von alter Bausubstanz mit dem Ziel, Platz für Massenwohnungsbau zu schaffen, gerät zur Makulatur, weil die Nachfrage nach Massenwohnungsbau rasch verfällt.

— Als Folge der wirtschaftlichen Entwicklung mit hoher Arbeitslosigkeit gibt es in der Gesellschaft, und hier vorrangig in den großen Städten, eine „neue Armut“. Wenn die Gesellschaft dieses Problem nicht durch Ausgrenzung der davon betroffenen Gruppen verdrängen will, muß gerade hier ein Schwerpunkt künftiger Stadterneuerung liegen.

Neben die baulich-physischen Aufgaben treten zunehmend soziale Integrationsaufgaben.

— Die Bewältigung der ökologischen Probleme ist drängend. Wesentlicher Bestandteil einer umfassenden Umweltpolitik ist der Schutz der nicht besiedelten Räume, verbunden mit einer allgemeinen Revitalisierung der Siedlungsräume.

— Stadterneuerung besteht dann auch aus dem Recycling von besiedelten Flächen, aus der kleinteiligen, flächenhaften Begrünung der dichtbesiedelten Gebiete.

Zusammenfassend kann gesagt werden: Die sozialen und umweltpolitischen Ziele müssen Priorität haben. Dies braucht keineswegs im Gegensatz zu den wirtschaftspolitischen Notwendigkeiten zu stehen. Die Verbesserung der Sozial-und Umweltqualität benachteiligter Stadtgebiete ist vielmehr die unabdingbare Voraussetzung für private Investitionen. Dies steht im Kontrast zu bisherigen Strategien, bei denen Erhöhung der verkehrlichen Zugänglichkeit und das Angebot freigeräumter Flächen im Vordergrund standen. Im Blickpunkt stehen hingegen nun die ausgedehnten alten Wohngebiete, durchsetzt von Industrie-und Gewerbebetrieben in Gemengelagen, während bislang die Sanierung auf den Ausbau möglichst repräsentativer Stadtzentren wie Frankfurt („Prachtkultur“) gerichtet war. In der Instrumentierung ist eine Abkehr von den kostenaufwendigen und planungsrechtlich schwerfällig geregelten Maßnahmen vorgezeichnet. Schließlich ist eine weiterreichende Abstimmung der Maßnahmen mit den Bewohnern und den Betrieben notwendig. Dabei soll die bislang praktizierte passive Beteiligung an der Planung durch eigene Initiativen und Selbsthilfe korrigiert werden. Auch intermediäre Institutionen zwischen Bürgern und Verwaltung gewinnen einen anderen Stellenwert

IV. Kulturpolitik im Wandel

Kultur in der Stadt ist Theater, Bibliothek, Museum, Musikschule und Volkshochschule. Kultur ist aber auch der Gesangsverein im Vorort, die Rockgruppe, der Jazzkeller, die Laienspielgruppe, die Geschichtswerkstatt, der Kulturladen und das soziokulturelle Zentrum. Kultur ist Stadtgestaltung und Denkmalschutz. Kultur beschreibt nicht zuletzt die Art und Weise, wie Menschen ihre Arbeitswelt, ihre arbeitsfreie Zeit, ihr Wohnumfeld, ihre Beziehung zu anderen Menschen gestalten

Kulturpolitik hat eine Aufwertung erfahren. Sie ist nicht länger pure Dekoration, mit der sich auch Politiker gerne schmücken. Der Verknüpfung von Kultur und Urbanität kommt dabei besondere Bedeutung zu. Eine Erweiterung des Kulturbegriffs führt konzeptionell zu einer engeren Beziehung und Verzahnung von Kulturpolitik und Stadtentwicklungspolitik. Die Bedeutung der Kulturarbeit in den Städten für die Erhaltung von Urbanität ist gewachsen. Kultur und Städtebau weisen seit jeher vielfältige Bezüge zueinander auf. Angesichts des dramatischen sozialen Wandels, der Ausprägung neuer Lebensstile und veränderten Anforderungen an die Stadtkultur wird gerade die gegenseitige Abhängigkeit von Kultur und Städtebau neu ins Bewußtsein gerückt. Die gegenwärtige, äußerst lebhafte Diskussion über die Funktion und Bedeutung der Kultur in der Stadt hat unter anderem auch hier ihren Ausgangspunkt. Zugleich gilt es, mit der wiederentdeckten historischen Dimension unserer Städte und ihrem Erbe angemessen umzugehen und die gebaute wie die soziale Umwelt als Element städtischer Kultur und lokaler Identität zu begreifen.

Gerade in Krisenzeiten gewinnt Kultur besondere Aktualität. Die Zeit des Schrumpfens ist häufig auch die Zeit der Chancen, der Hoffnung, des Auftauchens neuer Ideen und Sichtweisen. Kulturpolitik und (Frei) Zeitpolitik stehen im Spannungsfeld gesellschaftlicher Entwicklung unserer Zeit. Mit dem tiefgreifenden technischen und sozialen Wandel wird nicht nur die Arbeit knapp, sondern auch die Ressource Sinn. Vor dem Hintergrund andauernder Umweltgefährdung und Massenarbeitslosigkeit suchen die Menschen nach neuen Sinnperspektiven, nach neuen Formen der aktiven Mitgestaltung einer lebenswerten Umwelt. Kunst und Kultur erlangen deshalb zunehmend Bedeutung für Lebenserfüllung und Selbstfindung

Soziokulturelle Innovation bedeutet in einer Gesellschaft, die vor neuen Verteilungsentscheidungen steht, dann auch eine Stadtentwicklungspolitik, die freizeitgeeignete Infrastruktur in die Nähe der Bewohner bringt, die der städtebaulichen Entmischung entgegenwirkt und das sinnliche Erlebnis von räumlich und zeitlich verknüpften Alltagsabläufen wieder ermöglicht.

Kultur mit ihren vielfältigen Angeboten ermöglicht den Menschen — die zunehmende arbeitsfreie Zeit sinnvoll zu nutzen und kann mithelfen, der Resignation und Passivität bei erzwungener Freizeit durch Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken (keineswegs darf jedoch Kultur als Lückenbüßer einer verfehlten Beschäftigungspolitik mißbraucht werden);

— eine bessere Kenntnis unterschiedlicher Kulturen und damit eine Förderung des gegenseitigen Verständnisses im Zusammenleben mit Mitbürgern; — die schöpferischen Fähigkeiten zu wecken, schafft Einfühlsamkeit, befähigt zu selbstbestimmtem Handeln und schafft so auch Gegengewichte gegen eine verstärkte Vereinnahmung durch elektronische Medien; — eine Identifikation mit ihrer Stadt, ihrem Stadtteil. Weckt von daher das Interesse, aktiv an der Gestaltung des Wohnumfeldes mitzuwirken und schafft so für den einzelnen „Heimat“

V. Kultur und Stadtteilkultur

Als kulturelle Umwelt kann man die Stadt, den Stadtteil und den Wohnbereich bezeichnen. Kulturelle Umweltgestaltung zielt darauf ab — Straßen, Plätze und Gebäude mit Kunst zu durchsetzen, um ästhetische Ergebnisse zu vermitteln und zugleich Anstöße für die Auseinandersetzung mit Kunst/Kultur zu geben;

— in der Stadtplanung Einrichtungen der Kulturarbeit und andere Freizeitangebote in erreichbarer Nähe zur Wohnung und zum Arbeitsplatz vorzusehen; — Baudenkmäler, die mit dem Altbestand des sie umgebenden Ensembles Orientierungs-und Identifikationspunkte sind und räumlich-visuelle Erlebnisse vermitteln, zu erhalten und wo möglich gegenwartsbezogenen Nutzungen zuzuführen.

Stadt als Heimat verlangt Stadtbilder, die durch Individualität und Formgebung der sie prägenden Gebäude, Straßen und Plätze Atmosphäre schaffen, lokale Identität erzeugen und zugleich zwangs-losen Zugang zu kulturellen Aktivitäten und Veranstaltungen zu erleichtern versprechen

Die Bürgernähe von Kulturarbeit schlägt sich nieder in einer stadtteilbezogenen Konzeption. Dabei haben sich überwiegend zwei Formen herauskristallisiert, die als „Kultur für den Stadtteil“ und „Kultur des Stadtteils“ bezeichnet werden können

Kultur für den Stadtteil ist ein Konzept zur Verbesserung des kulturellen Angebotes. Entsprechend dem Ansatz „Kultur für alle“ sollen die verschiedensten Stadtteile kulturell besser „versorgt“ werden. Dies geschieht unter anderem durch eine Dezentralisierung der Kulturarbeit, d. h. durch den Versuch, ein möglichst flächendeckendes, bürger-nahes Kulturangebot zu gewährleisten. Sie umfaßt die Entwicklung und Installierung spezieller Stadtteilprogramme, die Koordinierung der Kulturarbeit im Stadtteil sowie die Einrichtung von Kulturläden, Kommunikationszentren, Kreativhäusern etc. im Stadtteil. Eine solcherart erfolgte Dezentralisierung des kulturellen Angebotes bewirkt den Abbau der Schwellenängste der Bewohner, die Erreichung einer Gleichverteilung des kulturellen Angebotes der Stadt, eine größere Flexibilität des kulturellen Angebotes und erhebliche Einsparungen.

Neben der Dezentralisierung in diesem Sinne soll Bürgemähe auch durch eine mobile Kulturarbeit erreicht werden. Damit der Bürger nicht zur Kultur kommen muß. muß die Kultur zum Bürger kommen. Die Angebote reichen von den rollenden Bibliotheken bis hin zum Spielmobil. Solche Konzepte bleiben jedoch stark dem Prinzip der Versorgung verhaftet. Kultur wird an die Betroffenen „ausgeteilt“, wird von außen in den Stadtteil hinein-gepflanzt. Hingegen setzt das Konzept „Kultur des Stadtteils“ auf die Fähigkeiten der Quartierbewohner mit dem Ziel der Herstellung lokaler Öffentlichkeit. Dabei wird von einem Kulturverständnis ausgegangen, bei dem neben der individuellen künstlerischen Ausdrucksfähigkeit vor allem auf die gemeinsame Gestaltungsmöglichkeit der sozialen, politischen und materiellen Umwelt abgehoben wird. Hier wird deutlich, daß die stadtteilbezogene Kulturentwicklung sich sehr stark mit der Entwicklung lokaler Sozialarbeit überschneiden kann. Mit anderen Worten, im Prozeß des gemeinsamen Arbeitens können sich Bewohner des Stadtteils nicht nur neue Kompetenzen, sondern auch neue Strategien der Wirklichkeitsbewältigung gemeinsam aneignen. Es geht hier um Bürgeraktivierung in der Folge vielfältiger kultureller Aktivitäten, die vor allem die soge-nannten sozio-kulturellen Zentren leisten.

Diese neuartigen kulturellen Einrichtungen, auch als Kommunikationszentren, Kultur-und Aktionszentren etc. bezeichnet, entstanden in der Bundesrepublik Anfang der siebziger Jahre. In der Bundesvereinigung sozio-kultureller Zentren und den Landesarbeitsgemeinschaften sind derzeit 119 Zentren organisiert. Die meisten von ihnen sind durch die Initiative von engagierten Bürgern und Bürger-gruppen entstanden. Ihr Anliegen ist es, selbständig sozio-kulturelle, aber auch arbeitsmarktpolitische Aktivitäten zu entwickeln. Sie haben sich als weitgefaßtes Praxisfeld einer breiten Kulturarbeit mit unterschiedlichsten Arbeitsansätzen durchgesetzt. Ihre Arbeit findet, wie jüngst auf dem Tübinger Sozio-Kultur-Symposium festgestellt wurde, Anerkennung und Nachahmung. Die Aktivitäten der in den sozio-kulturellen Zentren organisierten Gruppen sind am Bedarf ihrer Mitglieder orientiert und in der Regel auf die Verbesserung eines im eigenen Lebensumfeld erfahrenen Defizits kultureller oder sozialer Angebote in Eigeninitiative ausgerichtet. Sie beziehen insbesondere Bedürfnisse sozial benachteiligter Menschen und gesellschaftlicher Randgruppen in ihre Arbeit ein. Sozio-kulturelle Initiativen sehen ihre Aufgaben in erster Linie darin, den Bürger zum Mitmachen, zur eigenen kreativen Produktion anzuregen. Dabei wollen sie durchaus keine subkulturellen Spielwiesen sein. Sie wirken in ihr soziales und politisches Umfeld hinein. Sozio-kulturelle Zentren waren zwar zunächst der Ort, an dem sich die alternative Kulturszene repräsentierte. Durch die wachsende Qualität und Quantität ihres kulturellen Programms sind sie aus dem städtischen Kulturangebot nicht mehr wegzudenken.

Als erfolgreichstes Instrumentarium dieser alters-übergreifenden Konzeption hat sich die Projektarbeit herausgestellt. So wird über ein bestimmtes Thema (z. B. Arbeitslosigkeit, Frieden, Stadtteil-probleme, Strafvollzug) eine Vernetzung von Initiativgruppen unter Einbeziehung auch anderer Institutionen im Stadtteil erreicht. Durch die themen-bezogene Projektarbeit wird sowohl die subkulturelle Ghettoisierung vermieden als auch der Kommerzialisierung mit reinem Freizeitamüsement vorgebeugt. Sozio-kulturelle Zentren verstehen sich in der Regel nicht als ablenkende Kompensation im Sinne einer lustorientierten Freizeitgesellschaft, sondern beschäftigen sich auf möglichst lustvolle Art und Weise mit dem „Ernst des Lebens“

VI. Öffentliche Begegnungsstätten im Rahmen der Stadterneuerungsprogramme

Öffentliche Begegnungsstätten im weitesten Sinne sind ein gemeinschaftlicher Treffpunkt für verschiedene gesellige Aktivitäten außerhalb des eigenen Wohnraumes. Örtliche Begegnungsstätten haben die Aufgabe, der Bevölkerung möglichst wohnnah kleine, überschaubare, für jedermann zugängliche, einfach gestaltete und möglichst folgekostenarme Treffpunkte zur Verfügung zu stellen. Solche besonderen Treffpunkte haben eine Reihe historischer Wurzeln. Die für die Entwicklung industrieller Gesellschaften typische Spezialisierung und Ausdifferenzierung der Arbeits-und Lebensformen hat ihren spezifischen Ausdruck im sozial-freizeitkulturellen Bereich darin gefunden, daß bis heute die Formen gemeinschaftsbezogener Einrichtungen für verschiedene soziale und freizeitkulturelle Aktivitäten außerhalb des privaten Wohnraums zunehmend an Bedeutung gewonnen haben ). Neben besonderen Einrichtungen für bestimmte Bevölkerungsgruppen (z. B. Jugendzentren, Altentagesstätten) sowie speziellen Einrichtungen mit spezifischen Programmen und Veranstaltungen (z. B. Theater, Museen), gibt es Gemeinschaftseinrichtungen, die verschiedenartige Angebote und Aktivitätsformen für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen und -schichten umfassen. Diese Begegnungsstätten sind in der Regel der Kristallisationspunkt für ein stadtteilbezogenes Kulturangebot, das den Bogen über die folgenden Bereiche spannt: — „Kultur für alle“, d. h. Abkehr von einem Kulturangebot nur für elitäre Gruppen;

— „Kultur von allen“, d. h. Betonung der aktiven kulturellen Beteiligung von Bürgern am Entstehungsprozeß kultureller Ereignisse und Produkte;

Förderung kreativen Handelns und — „Kultur als Diskurs und Konflikt“, d. h. zunehmende Bedeutung von kulturellen Ausdrucksmitteln in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung.

Ihre aktuelle Bedeutung gewinnen öffentliche Begegnungsstätten im Bewußtsein gesellschaftlichen Wertwandels und mit dem Druck der Krise der Arbeitsgesellschaft. Bedürfnisse nach kultureller Auseinandersetzung entstehen gerade dann, wenn gesellschaftliche Lebenslagen — freiwillig oder unfreiwillig — mehr Zeit verfügbar machen und wenn sich gesellschaftliche Lebensperspektiven von den rational, technokratisch und materiell bestimmten Wertvorstellungen der Industriekultur und Arbeitsgesellschaft lösen. Die Arbeit in öffentlichen Begegnungsstätten richtet sich somit weitestgehend auf Kommunikations-. Isolations-und Sinnprobleme

VII. Umbau denkmalwerter Gebäude zu sozialen und kulturellen Einrichtungen im Rahmen der Stadterneuerung

Die Förderung von Stadterneuerungsmaßnahmen steht in Nordrhein-Westfalen auch unter der Zielsetzung, gefährdete Baudenkmäler zu erhalten, ihre bedarfsorientierte und langfristige Nutzung zu gewährleisten und gegebenenfalls Neubauten einzusparen. So wurde schon mit Inkrafttreten der Städtebauförderungsrichtlinien vom 16. März 1983 festgeschrieben, daß bei der Förderung öffentlicher Begegnungsstätten der Umsetzung von denkmal-werten Gebäuden und von Gebäuden mit stadtbild-prägender Bedeutung gegenüber Neubauten Vorrang einzuräumen ist.

Im Rahmen der aufgestockten Stadterneuerungsprogramme 1986 und 1987 mit Bundesfinanzhilfen wurden die Möglichkeiten zur Umnutzung von Baudenkmälern für soziale und kulturelle Einrichtungen der Gemeinden wesentlich erweitert. Neben öffentlichen Begegnungsstätten wurden in die Förderung einbezogen: Museen, Industriemuseen und Galerien, Volkshochschulen und andere Formen der Erwachsenenbildung, Bibliotheken, Archive, Einrichtungen der Sozialberatung und Rehabilitation sowie Einrichtungen zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit und zur Integration von Langzeit-Arbeitslosen. Zu der Zielsetzung der Umnutzung von denkmal-werten Gebäuden führt keine „Tümelnde Nostalgie“, sondern es gibt ein ganzes Bündel von Gründen, die für einen Umbau sprechen

Preisvorteile gegenüber dem Neubau, die Nutzung vorhandener Ressourcen, die Schaffung eines besseren Raumklimas, viele Nutzungsvorteile, mehr Raumqualität, die Partizipation der Nutzer beim Planungs-und Bauprozeß, Erhaltung der alten Handwerkskunst. Bewahrung des alten Freiraumes und die Freisetzung neuer Formen der Architektur. So wurden denn auch im Rahmen der Förderung zahlreicher Umbaumaßnahmen in den Stadterneuerungsprogrammen 1986 und 1987 118 Baudenkmäler zu örtlichen Begegnungsstätten und sonstigen sozialen und kulturellen Einrichtungen der Gemeinde mit Städtebaumitteln gefördert. Der bisherige Beitrag der Städtebauförderung zur Erhaltung und Nutzung solcher Gebäude wird sich in Zukunft eher noch verstärken und damit einen wesentlichen Bestandteil der Stadterneuerungsprogramme ausmachen

Fussnoten

Fußnoten

  1. Entsprechende Kritikschablonen sind durch eine lange literarische Tradition seit der Antike vorgeformt (z. B. „Künstlichkeit“, „Biologische Selbstzerstörung“, „Vereinzelung“, „Vermassung“, „Versachlichung“). Neben solcher noch heute wirksamen ideologiebeladenen Stadtkritik finden sich auch Hoffnungen auf eine ideale Stadt und Gesellschaft. Vor allem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden vielfältige Initiativen zur Reform der Industriestadt eingeleitet. Die Utopien und konkreten Experimente von Owen, Fourier und Cabet sind gleichermaßen Versuch, materielle Not und Elend zu überwinden, wie auch Versuch, überschaubare lokale Einheiten mit der industriellen Produktionsweise vereinbar Ansatz, soziale zu machen. Der verkürzte Probleme mit Hilfe der Architektur zu lösen und damit menschliches Glück dauerhaft zu produzieren, mußte jedoch scheitern.

  2. Im allgemeinen werden in der Literatur Aspekte der Bevölkerungsentwicklung, Wirtschafts-und Arbeitsmarktentwicklung sowie Veränderung der Bedürfnisse („Wertwandel“) diskutiert. Als leicht zugängliche Quellen sind u. a. zu nennen: Deutscher Bundestag, Drucksache 8/4437 und 10/863; Prognos (Hrsg.), Entwicklung der Freien Wohlfahrtspflege bis zum Jahr 2000, Basel 1984; R. Mackensen/E. Umbach/R. Jung (Hrsg.), Leben im Jahr 2000 und danach. Perspektiven für die nächsten Generationen, Berlin 1984; M. Reidenbach, Der kommunale Investitionsbedarf Mitte der achtziger Jahre. Eine Einschätzung, Berlin 1985; Stadt Saarbrücken. Berichte: Stadtentwicklung. Stadtforschung. Statistik. (1985). 2. 3. S. 1- 7; H. Wolff/J. Hogeforster. Langfristige räumliche Entwicklungsprozesse, in: Information zur Raumentwicklung. (1982) 8. S. 587- 598. Auf mögliche Konsequenzen eines Wertwandels für die Alltags-probleme der Stadt-und Regionalpolitik hat H. Klages hingewiesen. H. Klages, Arbeitswelt und Wertewandel, in: Stadt (1985) 4. S. 3- 7; zur Kritik an der These des Wertwandels siehe zusammenfassend u. a. O. W. Gabriel. Wertewandel in der Bundesrepublik Deutschland, in: K. Bergmann (Hrsg.), Internationaler Ferienkurs 1984. Mainz 1984, S. 148- 164; Th. Olk/H. U. Otto. Wertewandel und Sozial-arbeit; in: Neue Praxis. (1981) 2. S. 99- 146.

  3. H. Häußermann/W. Siebel. Neue Urbanität. Frankfurt 1987. S. 153.'

  4. Vgl. die vielfältig gestreuten Arbeiten von H. Häußermann und W. Siebel, z. B. Krise der Stadtentwicklung? Tendenzen der Stadtentwicklung und Optionen der Kommunalpolitik. in: Alternative Kommunalpolitik. (1985) 2. S. 63— 67.

  5. H. Häußermann/W. Siebel (Anm. 3). S. 154.

  6. Vgl. die Arbeiten zur „Neuen Armut“.

  7. Vgl. z. B. die Referate in: Institut für Städtebau Berlin (Hrsg.), Stadterneuerung — Sachstand und Perspektiven, Berlin 1984.

  8. Vgl. K. Ganser. Preiswerte Wohnungen und bessere Gewerbestandorte durch Stadterneuerung, in: Stadtbauwelt 78 (1983), S. 938-943.

  9. Vgl. die kritische Analyse von A. Evers u. a.. Praxis der Gemeinden bei der Beteiligung der Bürger an der Bauleitplanung, Bonn 1982. Die Position der Stadtbewohner in Planung und Politik scheint sich aber verändert zu haben, und zwar von der Partizipation zur Selbsthilfe. Siehe Raumplanung, (1988) 4, mit Beiträgen von Jessen/Selle, Bolle/Dadder, Selle/Mauthe. Den ortsnahen Beratungsinstitutionen als „Intermediärer Organisation“ kommt hier besondere Aufmerksamkeit zu: vgl. R. Staubach. Sanierungsbüros, Bürger-büros, Stadtteilfäden. Dortmund 1988; ders., Bewohner-orientierte Stadterneuerung — Erfahrungen aus Beispielfällen ortsnaher Beratungs-und Kommunikationsstellen, Dortmund 1988.

  10. Zu einem erweiterten Kulturbegriff vgl. jüngst: U. Laustroer/U. Pollmann/N. Sievers, Bestandaufnahme: Soziokultur. Hagen 1988.

  11. Zur Zeitpolitik vgl. W. Zühlke/A. Roters u. a., Handlungsfeld Freizeit II — zeitpolitische Fragestellungen. Dortmund 1987. Es wird deutlich, daß kommunale Kulturpolitik nicht allein Aufgabe der Kulturämter ist, sondern zur Querschnittsaufgabe der Kommunalverwaltungen gerät.

  12. Vgl. H. Hoffmann. Kultur für morgen, Frankfurt 1985.

  13. Vgl. Stadt und Kultur, Arbeitshilfen des Deutschen Städtetages zur städtischen Kulturpolitik, Stuttgart 1986, S. 131.

  14. Siehe ebda., S. 133.

  15. Vgl. D. Oelschlägel, Kulturentwicklungsplanung — eine Perspektive?, in: ders. /L. Arabin (Hrsg.), Kultur ohne Kommerz — Bürgerinitiative als Lernfeld, München 1985, S. 14-23.

  16. Vgl. W. Niess, Vom politischen Störfaktor zum ergänzenden Kulturfaktor, in: np (1986) 5, S. 461— 466.

  17. Vgl. die Dissertation von W. Niess, Volkshäuser. Freizeitheime, Kommunikationszentren. Zum Wandel kultureller Infrastruktur sozialer Bewegungen, Hagen 1984.

  18. Auf die Aufsplitterung des Alltags in voneinander abgeschottete Zonen, die Konfektionierung des Verhaltens, allgemein die Parzellierung des gesellschaftlich organisierten Lebens reagieren Gegenbewegungen. Wohl deshalb erfreuen sich die Begriffe „Lebenswelt“ und „Alltag“ in der kulturpolitischen Diskussion einer auffallenden Beliebtheit. Die Auflösung der „Kolonisierung“ der Lebensvollzüge scheint eher im überschaubaren Quartier als Lebensbezug möglich zu sein. Skeptisch dagegen ist E. K. Scheuch, der vor Provinzialisierung warnt: E. K. Scheuch, Städtebau und sozialer Wandel, in: Archiv für Kommunalwissenschaft, II (1987), S. 179-198.

  19. Vgl. Institut für Landes-und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.), Umnutzung von Fabriken — Übersicht und Beispiele, Düsseldorf 1985. Nach wie vor besteht das Problem der Umnutzung darin, daß an den Universitäten und Fachhochschulen nicht genügend Ausbildungskapazitäten für diesen Bereich bereitgestellt werden.

  20. In den 1988 fortgeschriebenen Stadterneuerungsrichtlinien ist der „Nutzung von Denkmälern und Gebäuden mit stadtbildprägender Bedeutung“ besondere Aufmerksamkeit zuteil geworden.

Weitere Inhalte

Hans Jörg Siewert, Dr. rer. soc., geb. 1945; Studium an den Universitäten Tübingen und Köln; wiss. Mitarbeiter am Deutschen Institut für Urbanistik; seit 1986 Leiter des Referates „Soziale und kulturelle Aspekte der Stadterneuerung“ im Ministerium für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr, Düsseldorf. Veröffentlichungen 1. a.: Lokale Elitesysteme — Ein Beitrag zur Theoriediskussion in der Community-Power-Forschung und ein Versuch zur empirischen Überprüfung, Königstein 1979; (zus. mit H. -G. Wehling) Der Bürgermeister in Baden-Württemberg, Stuttgart 19872; (zus. mit H. Kunert-Schroth/N. Rauch) Jugendarbeitslosigkeit — lokale Ausprägungen und kommunale Strategien. Eine empirische Untersuchung in zehn Städten, Berlin 1987.