Inhaltsbeschreibung
Die Folgen des Zweiten Weltkriegs warfen sehr lange Schatten: Auf Jahrzehnte eingebunden in die Antagonismen der beiden Supermächte, suchte Europa seine Zukunft. Ian Kershaw arbeitet vor dieser Konstante die großen Linien, die zentralen Weichenstellungen und die vielfältigen Wegmarken in Politik und Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur der europäischen Staaten heraus. Er erläutert die prägenden Auswirkungen einer wachsenden Prosperität auf die Konsolidierung der westlichen Demokratien, die die Entfremdung gegenüber dem Ostteil des Kontinents vertiefte.
Kershaws Blick fällt auf Prozesse wie die Entnazifizierung in Deutschland und den Rückzug der ehemaligen Kolonialmächte von anderen Kontinenten sowie die tastenden Versuche ökonomischer und politischer Integration in Europa. Er beleuchtet die großen gesellschaftlichen Neuorientierungen der Sechzigerjahre in Fragen der Weltanschauung und Lebensführung, des Konsums und der Kultur sowie die ökonomischen Krisen und Rezepte mitsamt Risiken und Nebenwirkungen. Breiten Raum widmet Kershaws dichte, facettenreiche Darstellung dem wechselvollen Fortgang der europäischen Einigung und den Entwicklungen dies- und jenseits des Eisernen Vorhangs, die den Boden für den langwierigen Prozess seiner Überwindung bereiteten. Kershaw sieht das in sieben Jahrzehnten dramatisch veränderte Europa vor großen, auch über den Kontinent hinausweisenden Herausforderungen: dem wieder erstarkenden Nationalismus und Rassismus, ökonomischen Verwerfungen, Polarisierungen, Euroskepsis und Migration.