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Vote Leave: ein eigennütziger und selbstbezogener Schritt | Der Brexit und die britische Sonderrolle in der EU | bpb.de

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Vote Leave: ein eigennütziger und selbstbezogener Schritt

William Cooper

/ 4 Minuten zu lesen

Die EU schützt die Rechte der Arbeitnehmer, sagt William Cooper. Die Briten sollten sich gegen die Panikmache der 'Vote Leave'-Kampagne zur Wehr setzen und für den Verbleib Großbritanniens in der EU stimmen. Der Brexit wäre ein Schritt ins Ungewisse.

"Wir müssen ein Land sein, das mit den Europäern am selben Tisch sitzt, statt von draußen durch das Fenster hineinzurufen", sagt William Cooper über die Zukunft Großbritanniens. (© picture-alliance/dpa)

Vor drei Jahren konnte ich mir noch nicht einmal vorstellen, dass so etwas wie ein Brexit Wirklichkeit werden könnte. Aber nun, wo der 23. Juni näher rückt, steht die Entscheidung hinsichtlich unserer EU-Mitgliedschaft auf Messers Schneide und offen gestanden macht mir das Angst.

Ich arbeite auf lokaler Ebene für die Kampagne der Labour-Partei und habe in den letzten acht Jahren bei vielen Kampagnen mitgewirkt, doch dieses Mal ist es anders. Diese Wahl ist die größte politische Entscheidung, die meine Generation und viele nachfolgende Generationen in ihrem Leben fällen werden.

Einer der wichtigsten Gründe, warum ich in der EU bleiben will, sind die Rechte der Arbeitnehmer. Die EU stellt entscheidende Schutzmaßnahmen in Bezug auf unsere Arbeitnehmerrechte bereit; dazu zählen Mutterschaftsleistungen, bezahlter Urlaub und eine Verbesserung des Arbeitsschutzes. Unter einer konservativen Regierung, die darauf aus ist, viele unserer Arbeitnehmerrechte außer Kraft zu setzen, bleibt nur die EU, um an vielen Stellen sicherzustellen, dass wir am Arbeitsplatz fair behandelt werden.

Ich bin schwul und habe daher auch einen persönlichen Grund, warum ich dafür bin, dass wir ein Mitglied der EU bleiben: der progressive soziale Wandel, den wir in den Nationen beobachten konnten, die Teil der europäischen Familie geworden sind.

Die Art und Weise, in der sich die Rechte von Homosexuellen in den letzten 20 Jahren in ganz Europa verbreitet haben, ist atemberaubend, und wir können kaum leugnen, dass das zu einem großen Teil mit den Interner Link: Anforderungen an die Staaten zusammenhängt, die Mitglieder der Europäischen Union werden wollen.

Wenn das Vereinigte Königreich die EU verlässt, kehren wir der progressiven sozialen Natur der Europäischen Union den Rücken zu. Und wir kehren all den Möglichkeiten den Rücken zu, mit denen die EU das Leben der Menschen besser machen kann, die an Orten leben, die weniger Freiheiten und Rechte haben als wir im Vereinigten Königreich. Das wäre ein eigennütziger und selbstbezogener Schritt.

Das Problem ist, dass keiner weiß, was passieren wird, falls am 24. Juni feststeht, dass wir uns entschieden haben, die EU zu verlassen. Das ist mein Hauptgrund, für den Verbleib zu stimmen.

Die eine Sache, in der sich scheinbar alle Ökonomen einig sind, ist, dass es zu einem Einbruch der Wirtschaft kommen wird. Dieser Wirtschaftseinbruch wird sich auf die Menschen der britischen Arbeiterklasse auswirken. Sie werden ihre Jobs verlieren und die Löhne in den Keller gehen sehen, während sie gleichzeitig diejenigen sind, die am wenigsten in der Lage sind, die volle Wucht weiterer wirtschaftlicher Probleme zu tragen. Die Arbeiter so kurz nach der Interner Link: Krise im Jahr 2008 mit wirtschaftlicher Unsicherheit zu bedrohen, ist unverantwortlich.

Ich gebe nicht vor, der Meinung zu sein, die EU sei perfekt. Es gibt Probleme mit der demokratischen Vertretung, mit der Teilnahme an europäischen Wahlen und es gibt auch Menschen, die nicht wissen, was ihnen die Abläufe in Brüssel bringen. Dennoch, auch wenn ich bei meiner Meinung zum EU-Referendum unentschieden wäre, würde mich das Narrativ der Leave-Kampagne im Vereinigten Königreich dazu bringen, für einen Verbleib zu stimmen.

Die Leave-Kampagne nutzt die Angst vor Immigration und versucht offenkundig mit Sorgen und Fremdenfeindlichkeit die Wahl zu gewinnen, und es funktioniert. Die Debatte ist so tief gesunken, dass die Vorteile für das Verlassen oder den Verbleib in der EU kaum mehr diskutiert werden. Im 21. Jahrhundert müssen wir uns gegen Panikmache im Zusammenhang mit Migration wehren, so wie wir es neulich in London getan haben, als wir einen muslimischen Bürgermeister [den Labour-Politiker Sadiq Khan] ins Amt gewählt haben.

Es sind vor allem die Menschen der älteren Generationen, die auf dieses Narrativ hereinfallen. In Großbritannien sind es die jungen Menschen, die mit einer europäischeren Gesinnung aufgewachsen sind. Nie war es einfacher, nach Europa zu reisen, wir sind mit europäischen Freunden und Nachbarn groß geworden und die Idee, eine abgeschottete Nation zu sein, die ihren Weg allein gehen will, ist in meiner Generation nicht präsent. Aber wenn die Jungen nicht wählen gehen, werden es die älteren Generationen sein, die über unsere Zukunft entscheiden und sie werden so gut wie sicher für den Ausstieg aus der EU stimmen.

Wir müssen ein Land sein, das mit den Europäern am selben Tisch sitzt, statt von draußen durch das Fenster hineinzurufen. Für mich wird sich der 23. Juni wahrscheinlich als die größte politische Entscheidung erweisen, die viele von uns in Großbritannien jemals fällen werden. Ich hoffe nur, dass die Briten die progressive Sicherheit der Europäischen Union wählen, anstatt sich von unseren Nachbarn weg ins Ungewisse zu bewegen.

Weitere Inhalte

William Cooper engagiert sich seit acht Jahren in der Labour-Partei. Seit 2015 ist er politischer Assistent für die Labour-Abgeordnete Vicky Foxcroft im britischen Unterhaus. Er unterstützt die "LabourIn"-Kampagne der Partei in South East London.