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Die Diskussion um ihre Kausalität und die Rechtslage der Betroffenen | bpb.de

Die Diskussion um ihre Kausalität und die Rechtslage der Betroffenen

Thomas Hummitzsch

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Der Klimawandel und dessen Folgen gehören inzwischen zu den Themen, die von der politischen Agenda nicht mehr wegzudenken sind. Es ist international und über die parteipolitischen Grenzen hinweg Konsens, dass die Erderwärmung zu den größten Herausforderungen der kommenden Jahre gehört.

Frauen demonstrieren 2008 in Bangladesh um auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen. (© AP)

Insbesondere im sozialen Bereich spielt der Klimawandel eine immer bedeutendere Rolle. Die Folgen der Erderwärmung setzen bereits jetzt ganze Gesellschaften enormen Belastungen aus, sei es aufgrund zunehmender Regenfälle und Überflutungen, wegen ausbleibender Niederschläge und längerer Trockenperioden oder infolge von Ernteausfällen oder Trinkwasserknappheit. Internationale Organisationen, Regierungsvertreter sowie Klima- und Migrationsexperten diskutieren inzwischen weltweit die möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf die globalen Wanderungsprozesse.

Klimaexperten gehen davon aus, dass die Erderwärmung möglicherweise zu einer Verknappung, zumindest aber zu einer Verlagerung des kultivierbaren Lebensraums weltweit führen wird. Die Gründe dafür sind ebenso vielfältig, wie es die Folgen des Klimawandels sind. Das Ansteigen des Meeresspiegels wird zu häufigeren Überschwemmungen und Stürmen in Küsten- und Deltaregionen führen. Kleine Inselstaaten und niedrig gelegene Küstenregionen könnten dadurch vollkommen verschwinden. In manchen Regionen werden Regenfälle massiv zunehmen und periodische Überflutungen hervorrufen, in anderen Gebieten wird das rapide Abnehmen der Niederschläge Dürreperioden und Wüstenbildungsprozesse befördern. In solchen Regionen wird die ohnehin geringe landwirtschaftliche Produktivität weiter sinken, wenn Sandstürme und der Rückgang der Vegetation die Bodenerosion verstärken. Dadurch kann die Nahrungsversorgung ganzer Großregionen in Gefahr geraten. Die schleichenden Folgen der graduellen Erderwärmung und die damit verbundene Zunahme extremer Wetterereignisse können die Lebensbedingungen verschlechtern und dadurch künftig neue Migrationsströme entstehen lassen.

Dieses Kurzdossier befasst sich mit dem Phänomen der klimabedingten Migration. Dabei soll es in erster Linie um die Wirkung des Klimawandels auf die weltweiten Wanderungsbewegungen gehen, ohne dabei die umweltpolitischen Folgen der Migration auf die Herkunfts- und Zielregionen zu negieren. In den folgenden Abschnitten werden zunächst Schätzungen der weltweit betroffenen Personen verglichen sowie die Gebiete vorgestellt, in denen es am wahrscheinlichsten im Rahmen des Klimawandels zu Migrationen kommen wird. Danach wird auf zwei Hauptkontroversen rund um dieses Phänomen eingegangen: das Kausalitätsverhältnis zwischen klimabedingten Faktoren und neuen Wanderungsbewegungen sowie die Rechtslage der betroffenen Personen. Im Fazit wird die Notwendigkeit betont, auf internationaler Ebene den Schutz von Personen auszubauen, die von Erscheinungen des Klimawandels betroffen sind, auch wenn von einer ausschließlichen Kausalität zwischen Klimawandel und Migration nicht ausgegangen werden kann.

Fussnoten

Thomas Hummitzsch ist freier Journalist und schreibt u. a. für die Tageszeitung taz, den Freitag sowie verschiedene Online-Medien. Er ist Mitglied im Netzwerk Migration in Europa e.V. und Redaktionsmitglied des migrationspolitischen Newsletters Migration und Bevölkerung. Er lebt und arbeitet in Berlin.