Daten und Trends
Rücküberweisungen stellen heute mit den Auslandsdirektinvestitionen [1] die bedeutendsten Kapitalzuflüsse in Entwicklungsländer dar. Nach den aktuellen Datenveröffentlichungen des Internationales Währungsfonds (IWF) flossen im Jahr 2004 172 Mrd. US$ Rücküberweisungen an Entwicklungsländer, ca. 13% mehr als im Vorjahr. [2].Dieser signifikante Anstieg ist auf die steigende Zahl von Migranten, die häufigere Nutzung von offiziellen Transfermechanismen [3] und nicht zuletzt auf den schwächeren Dollar zurückzuführen. Der relative Anteil der Rücküberweisungen an den Gesamtkapitalströmen [4], die den Entwicklungsländern zugute kamen, hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Er stieg von ca. 20% in den 1990er Jahren auf 28% im Jahr 2004. Im Vergleich dazu betrugen im Jahr 2004 Direktinvestitionen 41%, Portfolioinvestitionen 18% und die offizielle Entwicklungshilfe 12% der Gesamtkapitalflüsse. Im Diagramm 1 ist der antizyklische Charakter der Rücküberweisungen deutlich zu erkennen. Während die Direkt- und die Portfolioinvestitionen Ende der 1990er Jahre bis zum Jahr 2002 wegen der Finanzkrise in Asien (1997/1998) und der Terroranschläge vom 11. September 2001 dramatisch zurückgingen, stiegen die Rücküberweisungen im gleichen Zeitraum deutlich an.
Um die wahre Dimension der Rücküberweisungen erfassen zu können, muss beachtet werden, dass die Zahlungsbilanz die informell übermittelten Gelder gänzlich außer Acht lässt. Experten schätzen, dass diese die Finanzflüsse über offizielle Kanäle noch weit übertreffen.
Datenermittlung
Nach Vorgaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) werden offizielle Rücküberweisungen in drei einzelne Posten der Zahlungsbilanz bilanziert:- Als Erwerbseinkommen (engl. compensation of employees) gelten die Bruttoeinkünfte von Arbeitskräften, die sich weniger als zwölf Monate im Ausland aufhalten.
- Zu Heimatüberweisungen der Arbeitsmigranten (engl. workers' remittances) zählen die tatsächlich transferierten Gelder von Arbeitnehmern, die sich über ein Jahr im Ausland aufhalten.
- Vermögensübertragungen von Migranten (engl. migrants' transfers) fassen alle Übertragungen von Nettovermögen zusammen, die Migranten bei grenzüberschreitenden Umzügen mit sich führen.
Es bestehen mehrere Probleme bezüglich der Schätzung der Rücküberweisungsflüsse und deren Vergleichbarkeit zwischen den Ländern. Erstens wird der reale Umfang der Rücküberweisungen ohne Zweifel unterschätzt, wenn er nur als Summe der Erwerbseinkommen, Heimatüberweisungen der Arbeitsmigranten und Vermögensübertragungen von Migranten berechnet wird (siehe oben). Auf der anderen Seite werden im Falle einer Zurechnung der Anderen Laufenden Übertragungen anderer Sektoren [9] Geldströme einbezogen, die eindeutig keine Rücküberweisungen sind, z.B. Humanitäre Hilfe, Rentenbeiträge, Versicherungs- und Rückversicherungszuwendungen, Überweisungen zu und von ausländischen Investitionsfonds oder privaten Auslandskonten und Transfers von illegalen Aktivitäten. In diesem Kurzdossier werden die Rücküberweisungsflüsse als Summe der Erwerbseinkommen und eines geschätzten Anteils der Privaten Laufenden Übertragungen (d.h. Heimatüberweisungen der Arbeitsmigranten + Andere Laufende Übertragungen anderer Sektoren) berechnet.[10] Aufgrund der Analyse von Zahlungsbilanzstatistiken einer Mehrzahl von Ländern nehmen wir an, dass die tatsächliche Höhe der Heimatüberweisungen der Arbeitsmigranten ca. 50% der Privaten Laufenden Übertragungen im Falle der Industrieländer beträgt. Im Falle der Entwicklungsländer, deren Finanzmärkte weniger liberalisiert sind und somit weniger Zu- und Ausflüsse anderer Transfers haben, beträgt der Anteil ca. 80%.