Auswirkungen der Rücküberweisungen auf Armut, Einkommensverteilung und Wachstum
Wachstum
Ökonomisches Wachstum, also eine Steigerung des Bruttoinlandproduktes, ist für die Wirtschaftswissenschaft eine Grundvoraussetzung dafür, der Armutsfalle zu entkommen. Entscheidend hierfür ist nicht die Höhe der Rücküberweisungssumme, sondern – wie oben dargelegt – die Verwendung der zusätzlichen Gelder. Wie bereits ausgeführt wirken sich Sparen und Neuinvestitionen wesentlich stärker aus als Konsumausgaben. Nichtsdestotrotz konnten bei Konsumausgaben auch positive Multiplikatoreffekte für die Gesamtwirtschaft verzeichnet werden. Für Mexiko wurde empirisch nachgewiesen, dass jeder Dollar, der durch Rücküberweisungen ins Land kommt, das BIP in der Stadt um 2,69 US$ und auf dem Land um 3,17 US$ steigert.Andererseits konnte auf Haushaltsebene auch vereinzelt beobachtet werden, dass sich Rücküberweisungen negativ auf das Wachstum auswirken. Beispielsweise erzielten in Kenia Bauern mit zusätzlichen Rücküberweisungseinkommen deutlich schlechtere Felderträge als Bauern ohne finanzielle Zuwendungen aus dem Ausland. Dieses paradoxe Phänomen lässt sich auf eine Verschiebung in der Anreizstruktur zurückführen. Die These des so genannten moral hazard- Problems geht davon aus, dass die Familien keine Motivation mehr haben, selbst produktiv tätig zu sein, sondern ihre Anstrengungen darauf verlagern, Gelder von im Ausland lebenden Angehörigen "anzuwerben". Danach würden Rücküberweisungen zu einem stetig zurückgehenden Wirtschaftswachstum führen. Allerdings ist es zweifelhaft, jenes individuelle Verhalten allen gleichermaßen zuzuschreiben. Empirische Beweisführungen sind in dieser Hinsicht äußerst schwierig.
Zahlungsbilanz
Letztendlich macht sich der extreme Anstieg des Rücküberweisungsvolumens in den nationalen Zahlungsbilanzen unmittelbar bemerkbar. Die monetären Finanzströme füllen nicht nur die privaten Haushaltskassen, sondern führen in den Zahlungsbilanzen auch zu einer Aufstockung der Habenseite. Der Eingang ausländischer Devisen verringert das Bilanzdefizit der Entwicklungsländer und trägt damit zur Konsolidierung der Zahlungsbilanz bei. Rücküberweisungen sind im Vergleich zu anderen Zahlungseingängen aus dem Ausland vorteilhaft, da sie weder Zinsverbindlichkeiten zur Folge haben, noch zurückgezahlt werden müssen.i
Gezielte Emigrationspolitik in den Philippinen
Die Bewertung der philippinischen Emigrationspolitik ist durchwachsen. Der Steuerung wird Modellcharakter für temporäre Migration attestiert, da sie es im Vergleich zu Maßnahmen anderer Staaten geschafft hat, einen geordneten und geschützten Migrantenstrom hervorzubringen. Trotzdem werden auch kritische Stimmen laut. Diese sehen das Ziel - die Beseitigung irregulärer Auswanderung - nicht erfüllt, sondern machen auf zwei parallel verlaufende Abwanderungsströme aufmerksam. Zusätzlich seien die sozialen Kosten des brain drain erheblich, und auch nach fast drei Jahrzehnten Emigrationspolitik konnte kein nachhaltiger Wandel im Inland herbeigeführt werden.