Am 29. November 1945 wurde die Interner Link: "Föderative Volksrepublik Jugoslawien" ausgerufen. Der auf dem Boden des ehemaligen Königreichs Jugoslawien gegründete Staat bestand aus den sechs Teilrepubliken Serbien, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro und Mazedonien; die zu Serbien gehörenden Provinzen Vojvodina und Kosovo erhielten einen autonomen Status. Erster Ministerpräsident wurde Josip Broz Tito, der im Zweiten Weltkrieg den Widerstand der Partisanen angeführt hatte – gegen die deutsche und italienische Besatzung in Jugoslawien sowie die lokalen Einheiten der nationalistischen Četniks und Ustaša.
Der neue Staatschef etablierte ein eigenes sozialistisches Staatsmodell – die Arbeiterselbstverwaltung: Die Wirtschaft sollte dezentralisiert und von Arbeiterräten gelenkt werden, anders beispielsweise als in der zentralistisch verwalteten Sowjetunion. Doch wirtschaftliche Probleme seit den späten 1960er Jahren und Titos Tod 1980 gaben nationalistischen Bewegungen Auftrieb und führten schließlich zum Zerfall des Vielvölkerstaats.
Der erste jugoslawische Staat
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, dem Zerfall des Interner Link: Osmanischen Reiches und der Habsburger Monarchie gab es den ersten Versuch, die südslawischen Völker in einem gemeinsamen Staat zu einen. 1918 wurde das "Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen" (sog. SHS-Staat) und damit der erste jugoslawische Staat gegründet. In dieser parlamentarische Monarchie lebten zusammen etwa 10 Millionen Menschen, darunter Serben, Kroaten, Slowenen, bosnische Muslime, Montenegriner und Makedonier. 1929 löste König Aleksandar I. Karađorđević nach schweren innenpolitischen und ethnischen Konflikten das Parlament des SHS-Staates auf und rief die "Königsdiktatur" aus. Der Staat wurde in "Königreich Jugoslawien" umbenannt.
Während des Zweiten Weltkriegs überfiel und besetzte 1941 die deutsche Wehrmacht mit Hilfe italienischer, ungarischer und bulgarischer Verbände das Königreich Jugoslawien. Im Anschluss wurde das Gebiet zwischen Deutschland, Italien, Ungarn, Bulgarien und dem neu entstandenen faschistischen Vasallenstaat Kroatien aufgeteilt.
Das "Zweite Jugoslawien" unter Tito
Es waren die Partisanen der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (KPJ) unter ihrem Anführer Josip Broz Tito, die mit Unterstützung Großbritanniens die deutschen Besatzer und deren Unterstützer zurückdrängen konnten und schließlich große Teile des Landes kontrollierten. Aus Moskau hatte es bis kurz vor Kriegsende trotz wiederholter Bitten Titos keine militärische Hilfe gegeben. Im Frühjahr 1945 wurde Tito mit Zustimmung der im Exil lebenden königlichen Regierung zum Regierungsführer einer neuen jugoslawischen Regierung ernannt. Die ersten Wahlen am 11. November 1945 gewannen Titos Kommunisten – die unter der Wahlliste Volksfront angetreten waren – deutlich. Eine verfassungsgebende Versammlung rief dann am 29. November die "Föderative Volksrepublik Jugoslawien" aus. Tito wurde zum Ministerpräsidenten gewählt.
Anfang 1946 erhielt Jugoslawien eine Verfassung nach sowjetischem Vorbild. In den folgenden Jahren distanzierte sich Tito jedoch von der Sowjetunion. 1948 kam es zum Bruch mit Stalin, in dessen Folge die jugoslawische KP aus dem Kommunistischen Informationsbüro (Kominform) ausgeschlossen wurde.
Tito regierte autoritär, seine Führung galt aber als relativ moderat. Insbesondere in den ersten Jahren nach Kriegsende wurde jedoch Zehntausende tatsächliche und vermeintliche Kollaborateure der Nationalsozialisten getötet. Angehörige von deutschen, ungarischen und italienischen Minderheiten wurden vertrieben oder ermordet. 1963 wurde Tito mittels einer Verfassungsänderung zum Staatspräsidenten auf Lebenszeit bestimmt. Sein als sozialistische Marktwirtschaft bezeichnetes Modell mit selbstverwalteten Betrieben, die in wirtschaftlicher Konkurrenz zueinander standen, funktionierte in der ersten Zeit gut. Zudem gelang es Tito als einende Integrationsfigur des Staates lange Zeit, nationalistische Tendenzen zu unterbinden – das Staatscredo lautete: "Brüderlichkeit und Einheit".