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Aḥmadīya (Muslim Jamaat | bpb.de

Aḥmadīya (Muslim Jamaat

sunnit. millenarist. Bewegung, gegründet 1889 im heutigen Pakistan von Mīrzā Ghulām Aḥmad (1835 – 1908). Eine göttliche Offenbarung eröffnete ihm nach eigenem Bekunden, dass er der Reformer seiner Zeit, der christliche Messias und der islam. Interner Link: Mahdi, in einer Person sei. Die strittige Frage von Ghulām Aḥmads Prophetentum führte 1914 zur Spaltung der A. Trotz der Zurückweisung dieses Anspruchs durch ­Aḥmad selbst bestand eine Minderheit auf seinem Prophetentum. Ihre Haltung führte dazu, dass die pakistan. Regierung 1974 Gesetze zur Ausgrenzung der A. erließ, die zur Verfolgung beider Gruppen führten. Zudem wurde die A. auch von der Liga der islam. Welt aus der islam. Glaubensgemeinschaft ausgeschlossen. Seit 1984 ist es den Aḥmadīs in Pakistan unter Strafandrohung untersagt, sich selbst als Muslime zu bezeichnen und die islam. Gebote zu befolgen. Die Mehrheit der A.-Bewegung beruft sich auf dieselben kanon. Quellen wie die übrigen Muslime und erkennt die vier «rechtgeleiteten Kalifen» ebenso an wie die Gründer der vier sunnit. Interner Link: Rechtsschulen, von denen sie den hanafit. Ritus bevorzugen. Ziel der A. ist die Verbreitung eines reformierten Islams mit friedlichen Mitteln. Die Zahl ihrer Anhänger beläuft sich auf etwa 1 Mio., die Hälfte von ihnen lebt auf dem Indischen Subkontinent. Weitere bedeutende Gemeinden finden sich in Indonesien sowie in West- und Ostafrika. Die erste Moschee in Deutschland wurde 1923 von der A. in Berlin errichtet, 1949 entstand die erste islam. Missions­station für Westdeutschland. Den Status als Körperschaft öffentlichen Rechts erhielt die Gemeinschaft 2013 in Hessen, 2014 in Hamburg. Heute betreuen die Aḥmadīs ca. 35 000 Anhänger in der Bundesrepublik. Zentrale Einrichtung der A.-Muslim-­Bewegung ist die Nūr-­Moschee in Frankfurt.

Literatur: Ahmed, M.: «Ahmadiya. Geschichte und Lehre», in Ders. u. a. (Hg.): Die Religionen der Menschheit, Bd. 25: Der Islam 3: Islamische Kultur, zeitgenössische Strömungen, Volksfrömmigkeit, 1990, 415 – 422. – Schmucker, W.: «Sekten und Sondergruppen», in Ende, W./Steinbach, U.: Der Islam in der Gegenwart, 52 005, 730 – 732. – Spuler-­Stegemann, U.: Muslime in Deutschland. Nebeneinander oder Miteinander, 1998. – Wunn, I. und A. Herwig: «Die Ahmadiyya», in Wunn, I. (Hg.): Muslimische Gruppierungen in Deutschland – ein Handbuch, 2007, 151 – 165. – Lathan, A.: «Reform, Glauben und Entwicklung – die Herausforderungen für die Ahmadiyya-­Gemeinde», in Reetz, D. (Hg.): Islam in Europa – religiöses Leben heute – ein Portrait ausgewählter islamischer Gruppen und Institutionen, 2010, 79 – 108.

Autor/Autorinnen:Prof. Dr. Anja Pistor-­Hatam, Universität Kiel, Islamwissenschaft

Quelle: Elger, Ralf/Friederike Stolleis (Hg.): Kleines Islam-Lexikon. Geschichte - Alltag - Kultur. München: 6., aktualisierte und erweiterte Auflage 2018.

Fussnoten