Audio: 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs
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heute vor achtzig Jahren endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Der 8. Mai 1945 markiert eine Zäsur: An den Tag wird heute als Neuanfang und Befreiung vom Krieg und der nationalsozialistischen Diktatur gedacht. Dem ging jedoch eine lange Diskussion um das „richtige" Gedenken voraus. Und noch immer ist die Art und Weise, wie dies geschieht, also die Erinnerungskultur, ein öffentliches Diskussionsthema.
Am 8. Mai 1945 um 23:01 Uhr trat die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht in Kraft. Einen Tag später folgte die offizielle Kapitulation gegenüber der Sowjetunion.
Damit endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Über 60 Millionen Menschen wurden getötet. Darunter mehr als 6 Millionen Jüdinnen und Juden sowie weitere Minderheiten wie Sinti/-zze und Rom/-nja, behinderte oder homosexuelle Menschen oder die Bevölkerung Ostmitteuropas, die von den Nationalsozialisten systematisch verfolgt und ermordet wurden.
In der jungen Bundesrepublik galt der 8. Mai zunächst als Tag der Niederlage. Die ersten Nachkriegsjahre waren geprägt vom Unwillen, sich mit der eigenen Vergangenheit zu befassen, was sich auch am vielzitierten Begriff der „Vergangenheitsbewältigung“ zeigt. Mit dem Aufkommen einer weltweit entstehenden Holocaust-Erinnerung in den 1970er Jahren begann man auch in der Bundesrepublik, die NS-Zeit kritisch zu reflektieren. In der DDR wurde der „Tag der Befreiung des deutschen Volkes vom Hitlerfaschismus“ durch die sowjetische Armee gefeiert und sollte so den antifaschistischen Gründungsmythos der DDR festigen.
Ein bedeutender Wendepunkt in der westdeutschen Erinnerungskultur war die Rede von Bundespräsident Richard von Weizsäcker anlässlich des 40. Jahrestags des Kriegsendes im Jahr 1985. Er nannte den 8. Mai einen Tag der Befreiung von Krieg und nationalsozialistischer Diktatur und entfachte damit eine weitgreifende und notwendige Debatte.
Der 8. Mai markiert das Ende eines Menschheitsverbrechens und den Beginn eines schwierigen, aber notwendigen Erinnerungsprozesses, der nicht nur linear verläuft. Historisch und auch heute gab und gibt es immer wieder gesellschaftliche und politische Kräfte, die eine Umdeutung des Nationalsozialismus und Holocaust anstreben. Auch daraus ergibt sich die Verpflichtung, Demokratie, Menschenrechte und Frieden nachhaltig zu bewahren und im kollektiven Gedächtnis festzuschreiben.