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Im Praxistest: Sommerferien Spezial – "Frohe Ferien in der DDR" | bpb.de

Im Praxistest: Sommerferien Spezial – "Frohe Ferien in der DDR"

Dr. Catharina Banneck

/ 3 Minuten zu lesen

Den Rucksack gepackt und schnell weg – in die Sonne, ans Meer, in die Berge… Viele Schülerinnen und Schülern freuen sich auf ihre Ferien, vielleicht zum ersten Mal ohne die Eltern. Aber wie reagiert man, wenn der Ferienort sich auf dem Gebiet des Klassenfeindes befindet. Zehntausende westdeutscher Kinder lud die DDR zwischen 1954 und 1961 in Ferienlager ein. In den 1950er- und beginnenden 1960er-Jahren wurde aus einer Ferienlager-Aktion im Zuge des Kalten Krieges ein Politikum. Die vorliegende Rezension setzt sich mit dem Artikel "Frohe Ferien in der DDR. Kommunismus und Antikommunismus in den 1950er-Jahren" auseinander und präsentiert basierend auf dem Material zwei Unterrichtsideen für die Sekundarstufen I und II.

In den Ferienlagern standen Spiele und Freizeit im Mittelpunkt. Werbebroschüre der ZAG, ca. 1957. (© Landesarchiv NRW, BR 2154 Nr. 7)

Material

Jens Niederhut befasst sich in seinem Artikel "Frohe Ferien in der DDR. Kommunismus und Antikommunismus in den 1950er-Jahren" mit der Einrichtung von Ferienlagern in der DDR, die zwischen 1954 und 1961von zehntausenden westdeutschen Kinder oft kostenlos besucht werden konnten. In den ersten Jahren stand dort neben Lagerfeuerromantik auch SED/KPD-Programmatik auf der Agenda. Die Bundesrepublik reagierte auf unterschiedliche Weise auf diese Einrichtungen – mit zusätzlichen finanziellen Mitteln für eigene Ferienlager, mit Kampagnen und letztendlich auch juristischen Schritten. Die Geschichte der Ferienaktion werfe, so Niederhut, Schlaglichter auf die SED-Westpolitik, den westdeutschem Antikommunismus und die deutsch-deutsche Systemkonkurrenz. Der Artikel ist in seiner Anlage nicht für eine Behandlung im Unterricht konzipiert. Er bietet jedoch durch seine inhaltliche Anbindung an die Themen Jugend und Ferien eine gute Ausgangsbasis zur Konzeption einer schülerorientierten, ferienüberleitenden Stunde.

Einsatzmöglichkeiten im Unterricht

Eine Einbindung der Stunde im Geschichtsunterricht der Sekundarstufe I ist im Rahmen der Beschäftigung mit der deutsch-deutschen Geschichte möglich. Als schüleraktivierender und -motivierender Einstieg bietet sich ein Brainstorming zu der Phrase "Ferien im Ferienlager bedeuten für mich…" an. Die Lernenden präsentieren Eindrücke aus ihrer Lebenswirklichkeit, die in einem zweiten Schritt mithilfe einer Überschrift anlässlich der historischen Ferienlager-Aktion aus der "Frankfurter Rundschau" – "Frohe Ferien – aber nicht für die Phantasie" – problematisiert werden. In der Erarbeitung befassen sich die Lernenden kooperativ und arbeitsteilig mit der Konzeption der Ferienlager auf Seiten der DDR in den Anfangsjahren und den Reaktionen in der Bundesrepublik – je nach Fähigkeiten und Interesse entweder anhand ausgewählter kurzer Textquellen oder Ausschnitten aus dem Artikel Niederhuts. Als Ergebnis erkennen die Schülerinnen und Schüler, dass die Ferienaktion in Regierungskreisen Westdeutschlands als eine potentielle Gefahr gewertet wurde, wie die DDR direkten Einfluss auf die bundesdeutsche Gesellschaft gewinnen konnte. Über die Aussage des Sportmoderators Waldemar Hartmanns, dass für ihn als Jungen damals primär die Aktivitäten im Vordergrund standen und die politische Ideologie zu abstrakt gewesen sei, beurteilen die Lernenden im Transfer die potentiellen Erfolgsaussichten der Ferienlager.

In der Sekundarstufe II kann die Behandlung des Themas exemplarisch in die Auseinandersetzung um den Wettstreit der Systeme in der Hochphase des Kalten Krieges eingebettet werden. Die Schülerinnen und Schüler problematisieren nach einem kurzen informierenden Impuls der Lehrkraft im Einstieg über zwei kontrastive Plakate die Bewerbung der Aktion durch die SED-Führung und deren Bewertungen in der Bundesrepublik. Sie formulieren Fragen, die sich für sie aus den Plakaten ergeben. In der Erarbeitung analysieren die Lernenden anhand ausgewählter Textquellen, ob und inwiefern die von der Bundesrepublik als Gefahr deklarierte potentielle Unterwanderung Westdeutschlands durch kommunistische Tarnorganisationen wie die ZAG als Organisationseinheit der DDR-Ferienlager realistisch war. Die Lernenden bewerten in der Beurteilungsphase anhand der Schlagzeile "Eltern, die ihre Kinder verlieren wollen, setzen sie in den Sonderzug ins Zonenlager." die Brisanz und Sinnhaftigkeit der Aktion und westlichen Reaktion im Kontext des Kalten Krieges. Die Schlagzeile präsentierte die "Rheinischen Post" nach dem Tode eines Kindes aus Nordrhein-Westfalen in einem DDR-Ferienlager. Zum Abschluss der Stunde überprüfen die Schülerinnen und Schüler, ob sie nun mithilfe der Stundenergebnisse Antworten auf die eingangs formulierten Fragen gefunden haben.

Zugriff

Der Artikel Niederhuts findet sich inklusive der erwähnten Plakate kostenlos auf der bpb-Seite unter Interner Link: http://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/deutschlandarchiv/53123/frohe-ferien?p=all.

Fussnoten