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Im Praxistest: Ohrenkuss. Politisches einfach erklärt. | bpb.de

Im Praxistest: Ohrenkuss. Politisches einfach erklärt.

Anne-Kathrin Scheu

/ 3 Minuten zu lesen

Einleitung

Inklusion – Eines der präsentesten bildungspolitischen Themen der letzten Jahre, und gleichzeitig eines der kontroversesten. Während der Begriff Integration die Aufnahme des Individuums in ein System bedeutet, meint Inklusion, dass alle zum System gehören. Dem zugrunde liegt das Prinzip, dass das System sich anpasst, und nicht die Mitglieder an das System. Dementsprechend sollte inklusiver Unterricht derart gestaltet sein, dass die Grundbedingungen für gemeinsames Lernen gegeben sind, dass jeder Schüler und jede Schülerin dort abgeholt wird, wo er oder sie sich befindet, und dass den individuellen Neigungen, Begabungen und Bedürfnissen Rechnung getragen wird.

Das Projekt Ohrenkuss eignet sich hervorragend, um Berührungsängste abzubauen und die Welt aus Sicht von Menschen mit Down-Syndrom kennenzulernen. Die Botschaft ist ganz klar: Der Weg in die inklusive Gesellschaft ist doch gar nicht so schwer!

Konzeption des Materials

Das Ohrenkuss-Team der Bonner Downtown-Werkstatt für Kultur und Wissenschaft besteht aus einer Gruppe von Redakteuren mit Down-Syndrom, welche sich mit den unterschiedlichsten Themen schriftlich auseinandersetzen. In regelmäßigen Abständen veröffentlichen sie ihre eigene Zeitung, den "Ohrenkuss".

Eine weitere Besonderheit aus dem Repertoire der Ohrenkuss-Redaktion sind die kreativen und informativen Videoclips, die unterschiedliche Schwerpunkte behandeln. Beispielsweise wird der eigene Standpunkt zum Thema Wählen gehen vertreten oder das Thema Mitbestimmen erörtert. Das Ganze findet in einfacher Sprache statt, die Protagonisten sind durchgängig zwei Ohrenkuss-Redakteurinnen mit Down-Syndrom. Die Clips sind alle sehr kurz gehalten, und außerdem bunt und kreativ gestaltet, sodass sie auch Schülerinnen und Schülern mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne einfach zugänglich gemacht werden können.

Einsatzmöglichkeiten im Unterricht

Zunächst einmal sei erwähnt, dass die Videoclips (Politik-)Unterricht und Inklusion direkt verbinden – Durch das selbstverständliche Zeigen von Videos, die ausschließlich von Menschen mit Down-Syndrom erstellt wurden, verschwimmen die Grenzen zwischen dem, was "normal", und dem, was "besonders" ist. Den Schülerinnen und Schülern eröffnet sich eine ganz neue Sichtweise der Dinge, und sie erkennen, dass politische Themen alle etwas angehen, und dass zudem jeder in der Lage ist, sie einem anderen zu erklären.

Die Kurzvideos eröffnen vielfältige Möglichkeiten zum Einsatz im Schulunterricht, insbesondere im Fach Politik. Die einfache Konzeption und das fantasievolle Design der Videos ermöglichen ganz unterschiedliche Zugangsformen und den Einsatz bereits in der Unterstufe. Die einfache Sprache und das authentische Material macht es auch Kindern und Jugendlichen mit unterschiedlichem Förderbedarf möglich, die Videos zu verstehen und darüber zu sprechen. Die offenen und interessanten Themen regen zur Meinungsbildung und zum lebhaften Meinungsaustausch in der Lerngruppe an. Des Weiteren ermöglichen sie vielfältige Formen der Weiterarbeit, beispielsweise über Projekte – Die Schülerinnen und Schüler können nach Sichtung der Videos in gemischter Gruppenarbeit selbst Videos zu unterrichtsbezogenen Themen erstellen. Damit schulen sie zugleich auch ihre Medienkompetenz.

Anregungen

Die Videoclips können themenspezifisch insofern variabel eingesetzt werden, als dass sie sich nicht nur für den Umgang mit dem Thema Inklusion, sondern auch für die Behandlung der Themenbereiche Europa, Wahlen oder andere (politische) Themen im Unterricht eignen. Des Weiteren bieten die Videos Möglichkeiten und Ideen für fächerübergreifende Projekte in Zusammenarbeit mit inklusiven und nicht-inklusiven Lerngruppen. Auch internationale Zusammenarbeit, beispielsweise im Rahmen des Comenius-Projektes, heute Erasmus+, ist denkbar, da sich die Ohrenkuss-Redaktion auch mit dem Themenfeld Europa auseinandersetzt.

Zum Thema Inklusive Medienarbeit erweist sich auch ein Blick auf das nimm 2.0-Projekt als lohnenswert, in dessen Rahmen Möglichkeiten des Einsatzes moderner Medien in inklusiven Lerngruppen aufgezeigt werden. Informationen darüber finden sich auf der Webseite des Projekts: Externer Link: http://www.inklusive-medienarbeit.de/

Eine Auswahl der Ohrenkuss-Videoclips kann man sich hier ansehen:
http://www.bpb.de/lernen/formate/bild-und-ton/204008/ohrenkuss-politisches-einfach-erklaert

Die Ohrenkuss-Redaktion stellt sich auf ihrer Homepage vor:
Externer Link: http://ohrenkuss.de/

Fussnoten

Anne-Kathrin Scheu, Jahrgang 1986, ist Lehrerin am Gymnasium und unterrichtet die Fächer Englisch, Spanisch und Französisch.