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Im Praxistest: Mit Satire gegen Rechtsextremismus | bpb.de

Im Praxistest: Mit Satire gegen Rechtsextremismus

Adrian Vladimirov

/ 3 Minuten zu lesen

Rechtsradikalität, Rassismus, Nationalität und Toleranz – Nicht nur die Debatte um den Fußballer Mesut Özil haben diese Themen erneut in den Fokus der Öffentlichkeit gesetzt. Auch die besorgniserregenden Ereignisse von Chemnitz zeigen eine zunehmende Tendenz zur Radikalisierung der Gesellschaft. Mit der Unterrichtsreihe "Mit Satire gegen Rechtsextremismus" kann das Thema mit hohem Aktualitätsbezug behandelt und damit wertvolle Präventionsarbeit geleistet werden.

Konzeption des Materials

Als didaktisches Medium für das Unterrichts-Kit der bpb dienen 15 Filmclips aus der Rubrik "NNN – Neueste Nationale Nachrichten" der NDR-Sendung "extra 3". Mittels der bereitgestellten Clips und entsprechenden Arbeitsblättern werden in insgesamt 17 Bausteinen verschiedene Aspekte von Satire im Bezug zu Rechtsextremismus behandelt.

Einsatzmöglichkeiten und Anregungen für den Unterricht

Der zweite Baustein der Reihe »Was darf Satire?« stützt sich auf die drei Grundsätze des Beutelsbacher Konsenses (Überwältigungsverbot, Kontroversitätsgebot und Schülerorientierung). Insgesamt werden vier aufeinander aufbauende Aufgaben gestellt, die zum Großteil im gemeinsamen Austausch mit den Mitschülerinnen und Mitschülern erarbeitet werden sollen (Think-Pair-Share Verfahren).

Die Annäherung an das Thema Satire durch eine eigene begriffliche Definition (Aufgabe 1) bildet eine gute Grundlage für das weitere Arbeiten und sollte – ebenso wie die zweite Aufgabe – vor dem Betrachten des Videoclips bearbeitet werden. Die erarbeiteten Definitionen könnten mittels eines "Gallery Walks" besprochen werden und so zusätzlich die Analyse- und Urteilskompetenz der Lerngruppe stärken.

Die zweite Aufgabe – die Sammlung von Beispielen für Satire und deren kritische Betrachtung – stellt für die Schülerinnen und Schüler den Lebensweltbezug her. Hier begegnen wir allerdings dem klassischen Problem des Didaktischen Dreiecks: Ist die Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler im 21.Jahrhundert tatsächlich satirisch aufgeladen genug? Haben die Schülerinnen und Schüler tatsächlich einen Bezug zu Satire? Je nach Ausgangssituation ist hier die Hilfestellung vom Lehrenden zwingend erforderlich.

Aufgabe 3 bezieht sich nun auf bereits bekanntes Videomaterial aus der Unterrichtsreihe (Baustein 1). In den didaktischen Anmerkungen wird außerdem darauf hingewiesen, dass hier entsprechend fundierte Vorkenntnisse und Hintergrundwissen seitens der Schülerinnen und Schüler zwingend erforderlich und bei der Bearbeitung der Aufgabe zu berücksichtigen sind. Je nach Ausgangslage ist hier also eine umfangreiche Vorbereitung seitens des Lehrenden notwendig, der seine Schülerinnen und Schüler und deren Wissensstand zu dem Thema sehr genau kennen sollte, bevor er sie mit diesem Unterrichtsmaterial konfrontiert. Für sehr heterogene Klassen oder erst kürzlich übernommene Lehrgruppen eignet sich dieses Material also tendenziell eher nicht. Auch ist dieser Baustein nicht dazu geeignet, losgelöst von der gesamten Reihe bearbeitet zu werden.

Die letzte Aufgabe bezieht sich nun konkret auf den Videoclip »Frauen in der NPD«, in dem eine fiktive Rede Adolfs Hitlers in Zusammenhang mit Videomaterial von weiblichen NPD-Parteimitgliedern gesetzt wird. Hierbei werden die Schülerinnen und Schüler aktiv aufgefordert, mittels einer Tabelle und in Gruppenarbeit eigenständige Begründungen und Motive für die Verwendung von Satire in den NNN-Videoclips auszuarbeiten. Die Begründung erfolgt nach subjektiver Einschätzung und kann im Plenum als Diskussionsgrundlage für satirische Vorgehensweise dienen. An dieser Stelle kann auch eine erste Bewertung von Satire als Mittel zur Rechtsextremismus-Prävention erfolgen. Auch in dieser Aufgabe ist eine entsprechend aufmerksame und sensible Begleitung des Lehrenden zwingend erforderlich.

Fazit

Ein wichtiges Thema – mit aktuellem Videomaterial behandelt: Eine gute Herangehensweise, die in diesem Fall jedoch viel Vorbereitung und intensive Begleitung des Lehrenden erfordert. Aber auch seitens der Schülerinnen und Schüler wird Einiges verlangt: Urteilsvermögen, Reflektionsfähigkeit und viel Hintergrundwissen. Daher bietet sich dieses Unterrichts-Kit aus meiner Sicht nur dann an, wenn die Lernenden über entsprechend methodisch-fachliches Vorwissen verfügen und die Zeit für die Behandlung mehrerer Bausteine aus dem Kit vorhanden ist. In der Regel bietet sich ein Oberstufenkurs oder eine Projektphase dafür an.

Zugriff

Interner Link: http://www.bpb.de/lernen/themen-im-unterricht/mit-satire-gegen-rechtsextremismus/

Fussnoten

Adrian Vladimirov ist Politik-, Geschichts- und Musiklehrer an einem Berliner Gymnasium.