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Im Praxistext: Viel Mode für wenig Geld – ist das fair? | bpb.de

Im Praxistext: Viel Mode für wenig Geld – ist das fair?

David Seibert

/ 5 Minuten zu lesen

Fachdidaktische Vorüberlegungen

In unserer Gesellschaft ist Mode ein ständiger Begleiter: ob in Form von Onlineshopping oder Malls, die mittlerweile nahezu jede Innenstadt schmücken. Durch das Tragen von Kleidungsstücken aus den stetig wechselnden Kollektionen wird uns vermittelt, "dazuzugehören". Mit jedem Saisonwechseln ändern sich auch die Kollektionen in den Läden und damit auch bei vielen das Bedürfnis, ihren Kleiderschrank mit jenen Kleidungsstücken zu füllen. Fest steht: Aufgrund des Massenkonsums muss immer mehr Kleidung in immer kürzerer Zeit produziert werden. Was bedeutet das für den Produktionsprozess? Für die Arbeitsbedingungen in der Kleidungsindustrie? Für unsere Umwelt?

Umweltschutz und Nachhaltigkeit aber auch faire Arbeits- und Produktionsbedingungen werden intensiver denn je diskutiert und auch die Modewelt kommt nicht umhin, die Themen stärker zu berücksichtigen. Daher erscheint es unerlässlich, schon früh bei Kindern und Jugendlichen ein Bewusstsein für die negativen Folgen der sogenannten fast fashion zu schaffen und diese für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Massenkonsum von Kleidung zu sensibilisieren. Der Ort Schule eignet sich sehr gut als Raum zur Auseinandersetzung, da in den vergangenen Jahren immer mehr Material zu diesen Themen entstanden ist, das insbesondere in geisteswissenschaftlichen Fächern genutzt wird. Dabei geht es vor allem um die Unterstützung von fair fashion, also um Kleidung, die zu fairen Arbeitsbedingungen und umweltschonend produziert werden. Es geht darum, Initiativen, Marken, Designerinnen und Designer vorzustellen, die sich bereits mit fair fashion auseinandersetzen, diese vermarkten und dafür werben, weniger Kleidung zu kaufen und dafür einen höheren Preis zu zahlen, als viel Kleidung billig zu erwerben. Ein erster Schritt, aber auch ein grundlegendes Ziel ist es, dass die Lernenden mit jenen Inhalten in Berührung kommen, sich informieren und im Bestfall auch über den Unterricht hinaus mit den Themen beschäftigen.

Aufbau des Materials

Das Unterrichtsmaterial zum Thema Viel Mode für wenig Geld – ist das fair? besteht aus sieben Arbeitsblättern und ist Teil der Unterrichtsreihe "Entscheidung im Unterricht", die mithilfe von Filmmaterial ein reales und die Lebenswelt der Lernenden berührendes Problem aufgreift. Die Lernenden sollen dazu angeregt werden, sich eine Meinung zu bilden, Position zu beziehen und über das Gesehene in der Klasse zu diskutieren.

Bevor im pdf die Arbeitsblätter 1 bis 7 vorgestellt werden, gibt es eine kurze Einleitung zum Lernkonzept "Entscheidung im Unterricht", eine kurze Sachanalyse des Themas, ein Überblick über die verschiedenen Unterrichtsfilme sowie die Ziele und Methoden, die hinter der Auseinandersetzung mit dem Thema im Unterricht stehen. Dieser Aufbau ermöglicht den Lehrkräften im Vorfeld der Durchführung eine intensive Auseinandersetzung mit dem Material.

Die Lehrkraft kann mit ihren Schülerinnen und Schülern zwischen fünf verschiedenen Filmen wählen, die jeweils vor der Bearbeitung der Arbeitsblätter angeschaut werden sollen. Im ersten Film, dem "Problemfilm" geht es um zwei 18-jährige Mädchen, zu deren Lieblingsfreizeitbeschäftigung Shoppen gehört. Sie werden begleitet von der Moderatorin Nina Heinrichs, die die beiden zuhause besucht, mit ihnen über Produktions- und Arbeitsbedingungen ins Gespräch kommt und die beiden zum Nachdenken anregt. Im "Ergebnisfilm" treffen sich die drei mit einer Sozialwissenschaftlerin und einer Aktivistin, die ihnen verschiedenen Möglichkeit zeigen, sich für fair hergestellte Mode zu engagieren und die zwei Jugendlichen über die Schwierigkeiten aufklären, fast fashion-Label hinsichtlich ihrer Versprechen in Bezug auf Arbeitsbedingungen und ökologische Standards zu kontrollieren. Zusätzlich gibt es drei Filme (Infomodule) zu den Themen "Mode und Identität", "Woher kommt unsere Kleidung?" und "Woran erkennt man ‚faire‘ Kleidung?". Die sieben fertigen Arbeitsblätter können in fünf verschiedenen Unterrichtseinheiten bearbeitet werden. In Kapitel "Ziele und Methoden" werden diese Einheiten vorgestellt, die zentralen Inhalte erläutert und deren Ablauf skizziert.

Einsatzmöglichkeiten im Schulunterricht

Das vorliegende Arbeitsmaterial eignet sich für Lernende zwischen 16 und 23 Jahren und es kann ohne große Vorbereitung und Vorwissen der Schülerinnen und Schüler im Schulunterricht bearbeitet werden. Die Struktur der Materialanordnung ähnelt der einer Unterrichtsreihe, d.h. die Arbeitsblätter bauen aufeinander auf und greifen die einzelnen Phasen gelungenen Unterrichts (Einleitung-Erarbeitung-Sicherung) auf. Das Material eignet sich daher besonders, um in das Thema einzusteigen und sich Schritt für Schritt mit den verschiedenen Themenbereichen des Gesamtpakets auseinanderzusetzen. Die Aufgabenstellungen sind präzise und die Gestaltung der Arbeitsblätter ist übersichtlich, strukturiert und auf das Wesentliche reduziert.

Wenn das Arbeitsblatt 1 als Einstieg in die Unterrichtsreihe dienen soll, müsste die Lehrkraft die Aufgaben 1 und 2 zur Vorbereitung auf das Thema als Hausaufgabe aufgeben, ansonsten gelingt der Einstieg nicht, da die Lernenden hier den Inhalt ihres Kleiderschranks überprüfen sollen. Ist ein direkter Einstieg gewünscht, kann mit dem ersten Teil des Arbeitsblattes 3 begonnen werden. Hier bedarf es keiner Vorbereitung von Seiten der Schülerinnen und Schüler, da die Lernenden herausfinden sollen, aus welchem Land die Kleidung stammt, die sie in dem Moment tragen.

Die Erarbeitungsphase zu den Themen Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie, Faire Mode, zur Katastrophe von Rana Plaza in Dhaka und ihre Folgen (AB 2 bis 6) können in chronologischer Reihenfolge bearbeitet werden. In dieser Phase wird auch mit den zuvor vorgestellten Videos gearbeitet.

Die Sicherungs- und Transferphase (Arbeitsblatt 7) kommt hingegen ein wenig zu kurz. Spannend und aktivierend wäre es, wenn die Lernenden selbst noch einmal aktiv werden und ein Plakat – basierend auf dem Material – für eine Demonstration zum Thema fast fashion gestalten und sich gegenseitig vorstellen. So hat die Lehrkraft die Möglichkeit festzustellen, was die Schülerinnen und Schüler aus der Reihe mitgenommen und wo sie ihre Schwerpunkte gesetzt haben. Die Schülerinnen und Schüler verarbeiten das erworbene Wissen und erkennen für sich, was ihnen bei der Thematik besonders wichtig erscheint.

Alternativ könnte im Anschluss an die Erarbeitungsphase (AB 2 bis 6) auch die Aufgabe gestellt werden, die Schülerinnen und Schüler in Gruppen unterschiedliche Modelabel vorstellen zu lassen, die nachhaltige und faire Mode produzieren, denn auch dieser Aspekt kommt in der Unterrichtsreihe ein wenig zu kurz. Das wäre ein gelungener Abschluss für die Unterrichtsreihe, der den Schülerinnen und Schüler auch über den Unterricht hinaus wichtige Informationen für ihr Konsumverhalten mitgeben kann und den ein oder anderen Lernenden vielleicht dazu motiviert, bei einem der vorgestellten Label einzukaufen.

Zugriff

Interner Link: https://www.bpb.de/shop/materialien/entscheidung-im-unterricht/210606/viel-mode-fuer-wenig-geld-ist-das-fair/

Fussnoten

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