„Wenn an vielen kleinen Orten viele kleine Menschen viele kleine Dinge tun, wird sich das Angesicht unserer Erde verändern.“
Im Praxistest: einfach POLITIK. Erde und Menschen. Ein Heft über Natur, Klima und darüber, wie wir leben
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Als das „Zeitalter des Menschen“ deklarieren die Autor:innen des Materials Erde und Menschen die aktuelle Zeit und begründen dies durch den massiven Einfluss des Menschen auf die Erde. Die Veränderung der Erde durch den Menschen steht im Zentrum des Materials. Hierbei werden zwar auch positive Veränderungen berücksichtigt, aber ein Schwerpunkt auf die negativen, speziell auf den Klimawandel und das Artensterben gelegt. Intention des Materials ist es, mit einfacher Sprache Menschen genau darüber zu informieren, aber auch zu animieren, etwas gegen diese beiden Phänomene zu tun.
Aufbau des Materials
Das Material gliedert sich in eine kurze Einleitung und zehn weitere Kapitel und umfasst insgesamt 51 Seiten. Diese bauen nicht zwingend aufeinander auf, wenngleich das Material mit Überblickwissen und einer geschichtlichen Einordnung beginnt und einem Ausblick in die Zukunft endet.
Die Themen der Kapitel umfassen: die Veränderung der Erde durch den Menschen und seine Rolle als Teil der Natur, ein kurzer Abriss der Menschheitsgeschichte mit Blick auf die Fragestellung, Erläuterung des Klimawandels und des Artensterbens sowie deren Interaktion mit dem Menschen und der Natur, generelle Zusammenhänge in der Natur, Möglichkeiten des Handelns und Ausblicke für die Zukunft. Das Material schließt mit einer kurzen Utopie.
Dabei werden stets die Dringlich- und Wichtigkeit des gesamten Themas und der Handlungsbedarf des Menschen betont. Dies geschieht in sehr einfacher Sprache. Vielen Sachverhalten wird die Komplexität genommen und einfache, aktuelle Beispiele werden herangezogen. Fachbegriffe werden erklärt.
Die einzelnen Seiten sind rein informativ. Sie beinhalten also keinerlei Aufgaben. Dafür werden viele einfache und eindeutige Abbildungen samt Untertitel genutzt, um das Geschriebene zu verdeutlichen.
Darüber hinaus existiert das Material ebenfalls als Hörbuch. Der Sprecher liest den Inhalt sehr langsam, sodass die Länge des Hörbuchs fast eine Zeitstunde umfasst.
Anregungen für den Unterricht
Die Arbeitsblätter des Materials überzeugen insgesamt und bieten sich definitiv in vielfacher Hinsicht für den Unterricht an. Zunächst einmal ist die grundsätzliche Struktur des Arbeitsblatts hervorzuheben, die trotz der Fülle und Komplexität an Informationen durch Ordnung, Farben und verschiedene Größen eine klar sortierte Übersichtlichkeit ermöglicht.
Sehr überzeugend schaffen die Autor:innen ihr Anliegen, über den Klimawandel und das Artensterben auf niedrigem Anforderungsniveau aufzuklären, umzusetzen. Immer wieder wird das Individuum adressiert und persönlich gefordert, bzw. in Verantwortung gezogen. Dies sorgt für eine hohe Aktivierung der Lernenden sowie einen reflektierten Umgang. Auch deshalb, weil das Thema einen direkten Lebensweltbezug und Aktualität aufweist.
Ein großer Vorteil des Materials ist die Sprache. Sie ist sehr einfach und vermittelt das Thema so auch für Menschen ohne jegliche Vorkenntnisse. Es wird sich Zeit genommen, komplexe Fachbegriffe verständlich zu erklären. Dies hat allerdings mitunter zur Folge, dass manche Begriffe wie „Globalisierung“ oder „Massentierhaltung“ zu pauschal und unzureichend dargestellt werden. Ebenso sind die Abbildungen hervorzuheben, die zielorientiert und textdienlich eingesetzt werden.
Gelungen ist der Ansatz der Autor:innen, die kein apokalyptisches Bild zeichnen, sondern stets versuchen, optimistisch in die Zukunft zu blicken und verdeutlichen, was konkret getan werden kann. Insbesondere letzteres wird am Ende sehr klar und deutlich aufgeführt, sodass man schließlich konkrete und gut umsetzbare Möglichkeiten des Aktivwerdens zur Hand hat.
Der wesentliche Nachteil des Materials sind die fehlenden Aufgaben. Es gibt zwar ab und an die Gelegenheit, noch weitere eigene Ideen zu notieren, allerdings ist das zu selten und entspricht keiner Aufgabe im klassischen Sinne, die tatsächlich fordert. Es fehlt somit an Interaktion, gegeben aus dem Material. Für den Unterricht bedeutet dies, dass das Material nur als Hintergrundinformation und nicht als klassisches Arbeitsblatt genutzt werden kann. Die konkrete Erarbeitung der Inhalte müsste sich die Lehrkraft also selbst überlegen.
Aufgrund der aufgeführten Vor– und Nachteile bietet sich das vorliegende Material insbesondere in der Sekundarstufe I an. Das komplexe Thema Klimawandel/Artensterben und der Umgang damit ist vermutlich für einen 5. Jahrgang ein noch zu hohes Niveau. Auszugsweise empfiehlt sich das Material ab Jahrgang 6 bis Jahrgang 8, maximal 9. Die vereinfachte Sprache ist spätestens hier nicht mehr angebracht und Schüler:innen dieser Altersstufe besitzen meist ein ausreichendes Hintergrundwissen über das Thema, sodass die didaktische Reduktion hier nicht mehr nötig wäre. Abgesehen davon würden Schüler:innen des 9. bzw. 10. Jahrgangs und älter, Nachteile, wie die Pauschalisierung bestimmter Begriffe und Sachverhalte erkennen und hinterfragen. Andererseits ist es selbstverständlich immer möglich das Material zur Differenzierung nach unten zu nutzen, insbesondere bei Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf bzw. eingeschränkten Sprachverständnis.
Die Verwendung des vorliegenden Materials im Unterricht bietet sich insbesondere innerhalb einer zusammenhängenden Unterrichtsreihe an. Da einzelne Arbeitsblätter auf das Wissen anderer angewiesen sind. Dennoch müsste nicht stringent chronologisch vorgegangen werden, da wie bereits erwähnt, eine aufeinander aufbauende Gliederung nur in Teilen geglückt ist. Die Lehrkräfte müssten darüber hinaus Aufgaben und Erarbeitung rund um diese rein informativen Arbeitsblätter kreieren.
Fazit
Das Material Erde und Menschen ist für den Einsatz in Unter– und Mittelstufe zu empfehlen. Es ermöglicht den Schüler:innen auf geringem Anforderungsniveau eine Auseinandersetzung mit einem Thema mit starkem Lebensweltbezug sowie hohem Relevanzgehalt. Die Vermittlung der wichtigen und aktuellen Themen Klimawandel und Artensterben und was man ganz konkret gegen diese tun kann, gelingt insbesondere durch die didaktische Reduktion in Form der einfachen Sprache. Einzig die fehlenden Aufgaben und der dadurch entstehende Mehraufwand für die Lehrkräfte schmälern ein ansonsten sehr gelungenes Material.