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6. Podiumsdiskussion | bpb.de

6. Podiumsdiskussion

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Didaktische Hinweise



Bei der Vorbereitung und Durchführung der Podiumsdiskussion sollen sich die Schülerinnen und Schüler im ausgewählten Beispiel grundlegende Kenntnisse über den Wahlkampf aneignen und gleichzeitig dieses Wissen argumentativ in der Diskussionsrunde erproben. Ihr Handeln ist und bleibt jedoch ein Probehandeln, das nicht in der Realität stattfindet, sondern zu dem die Schülerinnen und Schüler anhand von Rollenkarten animiert werden sollen. Der Vorteil liegt darin, dass die Schülerinnen und Schüler hier Fehler machen dürfen und aus Fehlern lernen können, zum Beispiel bei der Einschätzung der Chancen, Einstellungen von Wählerinnen und Wählern zu verändern. Wenn die Zeit ausreicht und die Schüler/innen motiviert sind, , können sie den Schonraum Schule partiell verlassen und sich in kleinen Schritten aktiv in das Wahlkampfgeschehen einschalten, indem sie z.B. Politiker anschreiben und sie über ihre Auffassungen zum Wahlkampf befragen (evtl. eine Podiumsdiskussion mit Politikern in der Schule vorbereiten und durchführen).

Bei der Methode "Podiumsdiskussion" dürfte den Schülerinnen und Schüler deutlich werden, dass es Spaß machen kann, sich zur Vorbereitung auf eine Rolle Informationen zu beschaffen, weil mit Hilfe dieser Informationen Rollen besser gespielt werden können. Umgekehrt werden die Teilnehmer/innen der Diskussionsrunde auch bemerken, dass man aus dem Spiel dieser Rolle heraus neue Fragen nach neuen Informationen entwickelt, die dann ihrerseits wieder darauf vorbereiten, bestimmte Aufgaben in der Realität besser zu bewältigen. Wenn die Schülerinnen und Schüler sich dann noch über die lokalen Besonderheiten des Wahlkampfes und die Ausgangslage der politischen Parteien informiert haben, bestimmte Veränderungen im Wählerverhalten benennen können und zukünftige Entwicklungen skizzieren können, dürften sie auch für Politiker, die sie in Klassen einladen oder die sie in Wahlkampfveranstaltungen aufsuchen, interessante und ernst zu nehmende Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner sein. Auf diese Art und Weise dürfte es gelingen, Jugendliche dauerhaft für das politische Geschehen zu interessieren und zu aktiven Wählern zu machen, die ihren Teil zur Verbesserung des Wahlkampfgeschehens beizutragen bereit sind.

Verlauf der Podiumsdiskussion



Die Lehrperson übernimmt in der Regel die Diskussionsleitung. In der Sekundarstufe II können dies auch Schülerinnen und Schüler leisten. Die Podiumsdiskussion kann nun damit beginnen die Rollenspieler (s. Rollenkarten) aufzufordern für alle anderen darzustellen, worauf es ihnen bei der Durchführung des Wahlkampfes ankommt. Beginnen sollten die Vertreter der Parteien. Nachdem die Rollen, W, M sich vorgestellt haben, müsste deutlich geworden sein, dass es unterschiedliche, zum Teil widersprüchliche Vorstellungen über den Wahlkampf gibt. Die Lehrperson kann als Moderator oder Moderatorin nun je nach Notwendigkeit dazu beitragen, diese Kontroversen zu ver- oder entschärfen , um für die zuschauenden Schülerinnen und Schüler die Unterschiede deutlich herauszuarbeiten. Dies kann dadurch geschehen, dass er/sie die Podiumsdiskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer auffordert, zu den Vorstellungen der anderen Rollenspieler Stellung zu nehmen und diese zu bewerten.

Nachdem in dem Wechselspiel der Argumente und Statements die unterschiedlichen Positionen deutlich geworden sind, kann nun als verstärkendes Element noch die Sichtweise der anderen Schülerinnen und Schüler (Zuschauer) eingebracht werden. Diese sollten danach gefragt werden, welche Auffassung sie vom Wahlkampf haben (sie haben ja ihre Eltern bzw. andere Erwachsene über ihre Meinung zum Wahlkampf interviewt). Die Schülerinnen und Schüler werden aufgefordert, "Partei" zu ergreifen für die eine oder andere Auffassung, die in der Podiumsdiskussion vorgetragen wurde. Der Realitätsbezug und die Dramatik der Diskussion werden durch diese Komponenten erheblich verstärkt. Die Überleitung zur zweiten Runde wird dadurch vorbereitet, dass nun auch verstärkt bewertet werden soll, welche Art von Wahlkampf für gut und welche für weniger gut gehalten wird. Als Unterscheidungsmerkmal können hier die informativen bzw. manipulativen Elemente im Wahlkampf dienen. Die zweite Runde der Podiumsdiskussion leitet die Lehrperson mit der Frage ein, welche Veränderungen des Wahlkampfes möglich sind. Jeder Rollenspieler sollte nun aus seiner Sicht und auf der Grundlage der bisherigen Argumentation Erwartungen an die anderen Rollenspieler artikulieren, inwiefern sie ihr Verhalten im Wahlkampf verändern sollen. So gelingt es, die wechselseitige Abhängigkeit der Rollen im Wahlkampf deutlich zu machen und herauszuarbeiten, dass Veränderungen im Rollenprofil nur dann möglich sind, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Die Rollen stellen im Wahlkampf ein System wechselseitiger Abhängigkeiten dar.

Nach den Aktivitäten der Rollenspieler sind dann wiederum die zuschauenden Schülerinnen und Schüler gefragt: Diese Art von Rückkopplung dient dazu, die Klassen stärker in die Diskussion miteinzubeziehen und den Realitätsbezug der Positionen zu erhöhen. Je nachdem wie intensiv die Diskussion geführt wird und wo der theoretische Schwerpunkt der Diskussion liegt, kann der Diskussionsleiter oder die Diskussionsleiterin auch die Aufmerksamkeit auf die Klärung der Randbedingungen lenken, unter denen der Wahlkampf sich eher informativ und argumentativ gestaltet oder eher polemisch und manipulativ. Diese Frage sollte nicht abstrakt und rein theoretisch erörtert werden, sondern ausgehend von den bisher gespielten Rollen und den dazu vorgebrachten Argumenten. Wenn die hier vorgetragenen Positionen deutlich herausgearbeitet sind, kann der Diskussionsleiter oder die Diskussionsleiterin die Podiumsdiskussion mit Dank an alle Beteiligten beenden.

Anschließend trägt die Beobachtungsgruppe ihre Erbebnisse vor, die sie mit Hilfe des Beobachtungsschemas gesammelt hat. Auf diese Weise wird in geraffter Form noch einmal der Verlauf der Podiumsdiskussion rekapituliert. Um diesen Eindruck auch optisch zu unterstreichen, empfiehlt sich der Einsatz von Folien. Bezüglich des ersten Themas dürfte nun für alle Beteiligten erkennbar sein, dass die Rollen ein zusammenhängendes System von Interaktionsbeziehungen darstellen. Politiker haben hier nur einen begrenzten Spielraum, ihre Rollen zu verändern: Sie laufen Gefahr, an der politischen Wirklichkeit zu scheitern, wenn sie sie nicht reflektieren. Im zweiten Teil des Berichtes der Beobachtungsgruppe dürfte deutlich werden, dass der geringe Veränderungsspielraum nur dann genutzt werden kann, wenn es auch gelingt, die Wähler/innen aktiv in das Interaktionsgeschehen miteinzubeziehen.

Einsatzmöglichkeiten



Um eine ertragreiche Diskussionsrunde mit handfesten Ergebnissen durchzuführen, sollten die Rollenkarten und die entsprechenden Befragungsaufträge frühzeitig ausgeteilt und sorgfältig vorbereitet werden (siehe Hausaufgaben im entsprechenden Baustein). Die Podiumsdiskussion eignet sich an dieser Stelle der Unterrichtsreihe besonders, weil einerseits die bisherigen Arbeitsergebnisse in die Auseinandersetzung eingebracht werden sollen und somit abschließend gesichert werden können, andererseits bildet dieser Baustein ein geeignetes Sprungbrett, um die Schülerinnen und Schüler zur Erstellung einer eigenen Befragungen und weiterführenden Aktivitäten anzuregen, wie sie in den folgenden Bausteinen der Reihe ""Wahlanalyse und Wahlprognose 2005". Es bietet sich an, die Podiumsdiskussion zu diesem recht komplexen Thema mit Schülerinnen und Schüler durchzuführen, die die Einhaltung von Gesprächsregeln beherrschen und mit den Regeln von Rollenspielen oder Podiumsdiskussionen schon vertraut sind (ab Klasse 10).

Fussnoten