Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Im Praxistest: "Der Corona-Check" | bpb.de

Im Praxistest: "Der Corona-Check"

Titus Blecken

/ 3 Minuten zu lesen

Kurze Vorstellung des Materials

Das Material umfasst zehn 5- bis 6-minütige Videoclips des Channels "Abdelkratie" und läuft unter der Reihe: "Der Corona-Check". Darin interviewt der Kabarettist Abdelkarim kurz und konkret Expertinnen und Experten zu politischen Themen und Fragen in Bezug auf die Corona-Pandemie. Jedes der 10 Video behandelt dabei einen eigenen Themenbereich: Demokratie, Wahlen und Parteien, Volk, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Menschenwürde, Rechtsstaat, Widerstand und Protest, Gleichheit und Gerechtigkeit, Menschenrechte.

Anregungen für den Einsatz im Unterricht

Abdelkarim verwendet eine jugendnahe Sprache (wie z. B. als Begrüßung: "Was geht ab?"), ist locker gekleidet, wirkt entspannt und nicht abgehoben. Es entsteht der Eindruck, als wolle er dadurch junge Menschen und/oder Menschen, die nicht unbedingt zur Bildungselite gehören, erreichen. Dieses Format könnte somit im Kontext von Schule insbesondere Schülerinnen und Schüler erreichen, die tendenziell bildungsfern sozialisiert sind. Haupt- und Realschulen oder auch Gesamtschulen böten sich vermutlich vor allem an. Positiv und ebenfalls schülernah ist zu vermerken, dass Abdelkarim in der Gesprächsführung wie auch in seinen Fragen schnell zum Punkt kommt und keine Zeit mit Randthemen oder mit Smalltalk vergeudet. Wie er sich präsentiert könnte daher eine höhere Identifikation mit seiner Person und somit auch seinen Fragen bei Schülerinnen und Schüler aus sozialen Brennpunkten zur Folge haben. Diese Identifikation wird unterstützt durch den Einsatz von Rapmusik im Intro und instrumentalen R’n’B- bis Neosoulbeats zwischendurch, da solche Musik insbesondere bei diesen Jugendlichen mit Hobbys wie Rapmusik, Hiphop tanzen, Skateboarding, Breakdancing und Basketball eng verbunden ist. Dementsprechend empfiehlt sich der Einsatz dieses Materials insbesondere in Schulen, die mit solch einer Schülerschaft vorrangig arbeiten.

Darüber hinaus bietet sich das Material aufgrund der Expertinnen und Experten für den Unterricht an. Diese sind allesamt Akademikerinnen und Akademiker, welche aber für Schülerinnen und Schüler ungewohnt nahbar, freundlich, zugänglich und verständlich wirken könnten.

Inhaltlich ist allerdings einzuschränken, dass abgesehen von der mitunter schülernahen Sprache, viele politische Fachbegriffe verwendet werden, die selten genauer erklärt werden bzw. deren Bedeutung im Kontext nicht erläutert wird. Als Beispiele: Demokratie, Teilhabe, Autokratie, Grundrechte, Rechtsstaat. Dementsprechend schränkt der Inhalt im Gegensatz zum Format den Einsatz des Materials ein. Grundkenntnisse jener Fachbegriffe müssten vorhanden sein oder auf anderem Wege ergänzt werden, damit das Material nicht nur in der Oberstufe verwendet werden kann.

Abdelkarim nimmt in seinen Interviews klare Standpunkte ein (wie z. B. seine Befürwortung einer parlamentarischen Demokratie oder seine Meinung zur AfD). Er wirkt daher nicht wie ein objektiver Journalist. Auf der anderen Seite gibt er auch nicht vor ein solcher zu sein, bzw. hat die Sendung nicht den Anspruch sich politisch neutral zu positionieren. Dennoch wird deutlich, dass Sendung grundgesetzkonform und ihre Botschaft aufklärerisch ist.

Die Fragen Abdelkarims sind zumeist sehr aktuell und gleichsam für Schülerinnen und Schüler nachvollziehbar und relevant. Derartige Fragen könnten von Schülerinnen und Schüler und/oder deren Eltern zu Hause ebenfalls Gesprächsgegenstand sein. Die Antworten der Expertinnen und Experten dazu sind differenziert, recht kurz und verständlich.

Dieser gerade aktuelle Lebensweltbezug der Sendung eignet sich daher besonders für die Debatte des Themas im Unterricht, wobei besonders im Fach Politik(-Wirtschaft) die politischen Auswirkungen der Corona-Pandemie sicherlich eine besondere Rolle spielt. Darüber hinaus finden sich Themenbereiche wie Religionsfreiheit im Rahmen des Religions- und Philosophieunterrichts, Themen wie Menschenrechte, Menschenwürde und Gerechtigkeit im Philosophieunterricht und generell sämtliche Themen aus zeitgeschichtlicher Perspektive im Geschichtsunterricht wieder.

Fazit

Insbesondere ist das Format des Materials und der Zugang, den es für viele Schülerinnen und Schüler generiert, als besonders positiv hervorzuheben. Der Kontakt mit akademischem Wissen und Auseinandersetzungen von großer politischer Tragweite durch einen derart schülernahen Kanal, ermöglichen fruchtbare Unterrichtsstunden. Wegen der fehlenden Begriffsdefinitionen müssen jedoch - je nach Lerngruppe - beim Einsatz im Unterricht einige Begriffe vorab geklärt werden. Insgesamt fordert der "Corona-Check" die Lernenden dazu heraus, sich differenziert mit komplexen, alltagsrelevanten und politischen Fragen auseinanderzusetzen. Dies führt hinsichtlich der Corona-Pandemie und des Umgangs damit zu nötiger Aufklärung und fördert im hohen Maße politische Bildung.

Zugriff

https://www.bpb.de/lernen/projekte/312283/der-corona-check

Fussnoten

ist Politiklehrer in Lüneburg.