Es ist wichtig und lohnend, den Schülerinnen und Schülern deutlich zu machen, dass die "systembedingten" Unzulänglichkeiten der politischen Urteilsbildung kein persönliches Versagen darstellen, sondern dass es geradezu wichtig ist, mit diesen Fehlern produktiv umzugehen. Angesichts von Zeitknappheit, unzulänglichen Informationen und geringen Erfahrungen ist es keine Schande, wenn Schüler und Schülerinnen vorläufig "nur" relativ gute politische Urteile veröffentlichen und doch mutig ihre Produkte der Kritik stellen, woraus sich die Chance ergibt, andere in den Diskussionsprozess einzubeziehen und noch vorhandene Fehler schrittweise zu eliminieren.
Um den Prozess der Urteilsbildung als sozialen Prozess in die Wege zu leiten, ist es wichtig, eine angenehme Diskussionsatmosphäre zu schaffen, so dass Schülerinnen und Schüler sehen, dass es sich lohnt, auch unfertige Produkte zu veröffentlichen. Daher sollte jede Lehrperson besonders darauf achten, dass die urteilenden "Anfänger" auch diese Chance erhalten, sich begründet zu Wort zu melden und nicht bloßgestellt oder gar wegen ihrer einseitigen Urteile politisch abgestempelt zu werden. Jeder "Mitspieler" und "Mitspielerin" ist zudem aufgefordert, unter Beachtung der Spielregeln (der Grammatik) der Urteilsbildung sich selbst einzubringen und seine Aussagen zur Qualität des vorgelegten Urteils schnell und verständlich rückzumelden. Auf dieser Basis kann eine produktive Diskussionsgemeinschaft entstehen. In der Präsentation des Urteils sind daher die Regeln der Urteilsbildung erkennbar zu machen.
Typische Fehler
Um der Wirksamkeit des Urteils willen werden unlogische oder problematische Schlüsse verschleiert, sachliche Ungenauigkeiten kaschiert, Probleme bei der Findung von Einzelurteilen und bei der Findung des Gesamturteils ausgeklammert.
Die Struktur der Argumentation orientiert sich nicht an den Regeln der Urteilsbildung und wird also nur schwer nachvollziehbar..
Es wird nicht darauf geachtet, eine faire Atmosphäre der Diskussion aufzubauen.