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DTDP Audio: 500 Jahre Bauernkrieg | bpb.de

DTDP Audio: 500 Jahre Bauernkrieg Deine tägliche Dosis Politik

Wenn ein Ereignis 500 Jahre lang im kollektiven Gedächtnis überdauert, sagt das einiges darüber aus, welche besondere Rolle wir ihm in unserer Geschichte zuschreiben.

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Guten Morgen,

wenn ein Ereignis 500 Jahre lang im kollektiven Gedächtnis überdauert, sagt das einiges darüber aus, welche besondere Rolle wir ihm in unserer Geschichte zuschreiben. Der Bauernkrieg, der im Jahr 1525 seinen Höhepunkt hatte, ist so ein wichtiges Ereignis in der Deutschen Geschichte. Im größten Volksaufstand vor der Französischen Revolution ging es vor allem um eines: Freiheit.

Um das Jahr 1500 lag die große Pest 50 Jahre zurück. Langsam erholte sich die Bevölkerung wieder. Sie bestand zu der Zeit zu rund 80 Prozent aus Bauern. Diese lebten zum Großteil in der sogenannten Leibeigenschaft zu ihren Grundherren. Das heißt, die Bauern mussten ihren Herren dienen, das Land bestellen und einen Teil ihrer Ernte abgeben. Sie hatten kaum eigene Rechte, durften z. B. oft nicht einfach so entscheiden, wen sie heiraten oder wo sie wohnen wollten. Die Bevölkerung wuchs nach der Pest schneller als die Essensreserven – viele lebten dadurch in Armut und mussten hungern.

Etwa zur gleichen Zeit entwickelte sich ein weiteres zentrales Ereignis der Weltgeschichte: Die Reformation, in der sich, angeleitet vom Theologen Martin Luther, die evangelische von der katholischen Kirche abspaltete. Inspiriert vom reformatorischen Gedankengut kamen im Jahr 1525 rund 50 Vertreter der süddeutschen Bauernschaft in Memmingen zusammen. Sie forderten in zwölf Artikeln unter anderem die Aufhebung der Leibeigenschaft und die freie Wahl ihres Pfarrers. Die zwölf Artikel sind eine der ersten Schriften Europas, die so etwas wie Freiheits- und Menschenrechte einfordert. Das Manifest verbreitete sich rasend schnell – aus zwölf Artikeln wurde eine Massenbewegung. Als die Grundherren ablehnend reagierten, entbrannte ein Krieg. Die Bauern organisierten sich in sogenannten „Haufen“ und zogen gegen Klöster und Burgen. Sie waren jedoch nicht gut organisiert und schlecht ausgerüstet. Dazu fehlte ihnen schlicht die Erfahrung im Kampf – sie waren den Heeren der Landesfürsten deutlich unterlegen. Die Grundherren reagierten mit grausamer Härte. Am Ende verloren etwa 70.000 Bauern ihr Leben im Krieg. Aus Angst vor erneuten Aufständen wurden in manchen Regionen die Forderungen der Bauern zwar zum Teil umgesetzt – doch zur vollständigen Abschaffung der Leibeigenschaft und Befreiung der Bauern dauerte es noch über 250 Jahre.

Trotz der Niederlage bleibt der Bauernkrieg von 1525 eines der wichtigsten Ereignisse der Deutschen Geschichte. Er schuf ein Bewusstsein für soziale Gerechtigkeit und diente vielen Generationen als Vorbild für den Kampf um Freiheit. Daran erinnerte zum Beispiel der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau in einer Rede im Jahr 2000: Der Bauernkrieg zeige, dass Freiheit „ersehnt, erkämpft und verteidigt“ werden müsse.