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Panarabismus | bpb.de

Panarabismus

eine arab.-nationalist. Ideologie, die als einigendes Identitätsmerkmal eines anzustrebenden gemeinsamen arab. Natio­nalstaates die arab. Sprache zugrundelegt. Damit konkurriert der theoretisch überkonfessionelle P. mit panislam. Ideen (Interner Link: Pan­islamismus). Die Revolte von Interner Link: Scharif Ḥusain gegen das Osman. Reich (1917) und die Einrichtung eines arab. Königtums (1917 – ­­1924) im Hedschas (Arab. Halbinsel) gelten als erste Ergebnisse dieser ideolog. Strömung. Der bedeutendste Vordenker des P. war Sāṭiʿ al-­Ḥuṣrī (1880 – 1961). Zunächst Anhänger der Bewegung der Jungtürken, entwickelte er ab 1919 den arab. Nationalismus, wobei er sich auch auf Nationalisten der Deutschen Romantik bezog. 1945 wurde die Arab. Liga gegründet, die panarab. Ziele verfolgte. Unter Jamāl ʿAbd an-­Nāṣir (Nasser) erhielt der arab. Nationalismus in Ägypten den Rang einer Staatsideologie, während die wesentlich von Michel Aflaq (1910 – 1989) entwickelte Idee der arab. Wiedergeburt, die Baʿth-­Ideologie, in Syrien und Irak zur Staatsdoktrin wurde. Nasser propagierte einen vereinigten arab. Staat als einen «Dritten Weg» zwischen den damaligen beiden Supermächten USA und UdSSR. Die kurzfristige Vereinigung von Syrien und Ägypten 1958 – 1961 scheiterte wie auch Verhandlungen über eine Vereinigung mit dem Irak. Durch die finanzielle Abhängigkeit vieler arab. Staaten vom Ölreichtum Saudi-­Arabiens, welches die populären islam. Ideologien unterstützt, verliert die panarab. Idee zunehmend an Bedeutung.

Literatur: Speer, S.: «Der Pan-­Arabismus – eine gescheiterte staatenübergreifende Idee?», in Rüdiger Robert/Daniela Schlicht/Shazia Saleem (Hg.): Kollektive Iden­titäten im Nahen und Mittleren Osten. Studien zum Verhältnis von Staat und Religion, 2010, 75 – 93.

Autor/Autorinnen:Christian Szyska, M. A., Bonn, Orientalistik

Quelle: Elger, Ralf/Friederike Stolleis (Hg.): Kleines Islam-Lexikon. Geschichte - Alltag - Kultur. München: 6., aktualisierte und erweiterte Auflage 2018.

Fussnoten