UNFPA-Weltbevölkerungsbericht 2013: Neue Maßnahmen gegen Teenagerschwangerschaften
In den Entwicklungsländern bekommen jeden Tag 20.000 Mädchen unter 18 Jahren ein Kind. Das geht aus dem aktuellen Weltbevölkerungsbericht der Vereinten Nationen hervor. Kaum eines dieser jungen Mädchen entscheide sich bewusst für ein Kind. Neue Programme müssten ihnen Alternativen zur Mutterschaft aufzeigen.Sie sind arm, wenig gebildet und leben auf dem Land: 7,3 Millionen Frauen werden jedes Jahr in den Entwicklungsländern vor ihrem 18. Geburtstag schwanger, bilanziert der Weltbevölkerungsbericht "Wenn Mädchen Mütter werden - Herausforderung Teenagerschwangerschaft" des UNFPA (United Nations Population Fund). Zwei Millionen Mütter sind sogar jünger als 15 Jahre alt. 95 Prozent aller Teenagermütter auf der Welt leben in Entwicklungsländern. Besonders viele junge Mütter gibt es unter anderem in Niger, Tschad, Mali und Guinea.
Große Gefahren für die Gesundheit
Dabei entscheide sich kaum eines dieser jungen Mädchen bewusst dafür, ein Kind zu bekommen, heißt es in dem Bericht. Die Frauen werden demnach schwanger, weil ihnen Wahlmöglichkeiten fehlen, weil sie arm sind, weil Partner, Gleichaltrige oder Gemeinschaften Zwang ausüben - oder weil sie Opfer sexueller Gewalt werden.i
Weltbevölkerung
Die Bevölkerung wächst am schnellsten in Afrika südlich der Sahara. Fast jeder zweite Mensch auf der Welt (44 Prozent) ist unter 25 Jahre alt.
Aufklärung und Bildung
Laut dem Bevölkerungsbericht helfen vor allem zwei Dinge, um ungewollte Schwangerschaften zu verhindern. Zunächst sei der Zugang zu Aufklärung und Verhütung wichtig. Denn nur jeder fünfte Teenager (21 Prozent) zwischen 15 und 19 Jahren nutze Verhütungsmittel.Darüber hinaus betont der Bericht die Bedeutung der Bildung für die Mädchen: "Bildung stärkt ihr Selbstwertgefühl, ihren Status in ihren Haushalten und Gemeinden und verleiht ihnen mehr Mitspracherecht bei Entscheidungen, die ihr Leben betreffen." Besonders wichtig sei die Schule: Je länger Mädchen zum Unterricht gingen, desto geringer sei die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft.
"Alternativen zur Mutterschaft"
Bei vielen Initiativen gegen Teenagerschwangerschaften habe der Fokus bisher meist auf dem Verhalten der betroffenen Mädchen gelegen, kritisiert der UNFPA. Zur Vermeidung von frühen Schwangerschaften müssten aber vielmehr ihre Ursachen in den Blick genommen werden.Konkret bedeute das: Die Mädchen bräuchten Informationen und Zugang zu medizinischen Maßnahmen und müssten von sozialen und ökonomischen Zwängen zu einer frühen Schwangerschaft befreit werden. Neue Programme müssten "ihre Kompetenz stärken, eigene Entscheidungen zu treffen, und ihnen echte Alternativen eröffnen, so dass sie die Mutterschaft nicht mehr als ihre einzige Option sehen".
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Der UNFPA
In Deutschland übersetzt die Stiftung Weltbevölkerung den Weltbevölkerungsbericht der UNFPA.
- Hintergrund aktuell (16.11.2012): Weltbevölkerungsbericht 2012: 220 Millionen Frauen ohne Zugang zu Verhütungsmitteln
- Herwig Birg: Internationale Bevölkerungspolitik
- Jean-Christophe Victor: Überbevölkerung - eine falsche Frage