Der Großteil der Forschung über die Beschäftigung von Migrantinnen konzentriert sich auf lediglich zwei Arbeitsmarktbereiche: Tätigkeiten in Privathaushalten (Putzen und häusliche Pflege) und in der Sexindustrie. Dadurch heben Wissenschaftler unwillkürlich jene Migrantinnen hervor, die in den Arbeitsmarktsektoren für Geringqualifizierte arbeiten.
Realität und Klischee – Migrantinnen als Unqualifizierte
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Die Beschäftigung in Privathaushalten ist in den 1990er Jahren stark gestiegen, vor allem in Südeuropa, aber auch in den Ländern des globalen Nordens.
Theoretische Diskurse über weibliche Migration haben sich vielfach auf diese Arbeitsmarktbereiche konzentriert, vor allem auf die Beschäftigung in Privathaushalten. So zeigt zum Beispiel Saskia Sassen auf, dass der Bedarf an Arbeitskräften in marginalisierten, flexiblen und entwerteten Produktions- und Dienstleistungssektoren in den Metropolen oft von Migranten, besonders weiblichen, gedeckt wird. Der Anstieg der Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen im globalen Norden hat zusammen mit der Alterung der Bevölkerung zu einem erheblichen Mangel an Arbeitskräften in der unbezahlten, informellen Pflege geführt, die häufig von Frauen übernommen worden war. Dadurch hat sich die Nachfrage nach bezahltem Pflegepersonal erhöht. Sassen zeigt, dass Frauen aus dem globalen Süden angesichts einer schlechten wirtschaftlichen Situation in ihrem Heimatland migrieren, um diese Nachfrage in reicheren Ländern zu decken. Das Hervorheben der signifikanten Zahl an schlecht bezahlten Migrantinnen in den privilegierten Zentren der globalen Macht steht im Gegensatz zur Fokussierung eines Großteils der migrationsbezogenen Fachliteratur auf prestigeträchtige (vorwiegend männliche) Finanz- und Forschungsexperten und Manager, die als Antriebskräfte der Globalisierung gelten. Sassen betont, dass auch Migrantinnen Teil des Globalisierungsprozesses sind, wenn auch auf eine weniger Aufsehen erregende Weise.
Die Umstände, die zu dieser Migration von Frauen führen, sowie die Auswirkungen, die diese Art von Migration hat, sind von Arlie Hochschild sehr treffend herausgearbeitet worden. Sie weist darauf hin, dass Frauen Familien zurücklassen, wenn sie aus dem globalen Süden in den globalen Norden auswandern, um dort für ein Kind oder einen älteren Menschen in einem reicheren Land zu sorgen. Für die zurückgelassenen Familien im Herkunftsland muss ebenfalls gesorgt werden. Hochschild zeigt auf, dass die Emigration einer Frau oftmals dazu führt, dass deren Familie jemanden aus einem ärmeren Gebiet holen muss, der für ihre Kinder bzw. ihre pflegebedürftigen Eltern sorgt. Manchmal kann auch ein anderes Familienmitglied, z. B. eine Schwester, dafür entlohnt werden, dass sie die Pflege übernimmt. Dies schafft eine Migrationskette, die als globale Pflegekette (global care chain) bezeichnet wird. Diese wird definiert als "eine Serie persönlicher Verbindungen zwischen Menschen auf der ganzen Welt, die auf bezahlter oder unbezahlter Pflegearbeit basiert."
Sowohl Sassen als auch Hochschild haben viel zu einer Theorie der Migration von Frauen beigetragen. Sie beschränken den Beitrag von Frauen zur neuen globalen Wirtschaft jedoch auf bestimmte kommerzialisierte oder bezahlte Formen von Arbeit in Privathaushalten, als Reinigungs- und Pflegekräfte. Dieses Motiv findet in der Fachliteratur über globale Arbeitskräfte seinen Widerhall, in der viele der Beiträge über geschlechtsspezifische Migration Frauen solche Beschäftigungen zuweisen, in denen sie "exotisch und unterwürfig sind, zu Opfern gemacht, oder dazu degradiert werden, lediglich unterstützende Rollen zu spielen."
Während die Fachliteratur vor allem den Beitrag von Frauen in Arbeitsmarktsektoren für Geringqualifizierte hervorhebt, wird weibliche Migration in Ländern, in denen Familienmigration die vorherrschende Migrationsform ist, vor allem als soziale und nicht als wirtschaftliche Angelegenheit betrachtet. Frauen, die den Großteil der Familienmigration ausmachen, werden deshalb nicht unbedingt als Teilnehmer am Arbeitsmarkt, sondern eher als Empfänger von Sozialleistungen betrachtet. Selbst bei einer Berücksichtigung der Teilnahme von Familienmigrantinnen am Arbeitsmarkt wird häufig übersehen, dass sie über Qualifikationen verfügen, die für die wissensbasierte Volkswirtschaft durchaus bedeutsam sind.
Dr. Eleonore Kofman hat eine Professur für Geschlechterforschung, Migration und Staatsbürgerschaft inne und ist Co-Direktorin am Social Policy Research Centre der Middlesex University in England. Wissenschaftliche Artikel sind von ihr zum Themenfeld der Geschlechterforschung, der Migration von Fachkräften und der Familienmigration in Europa erschienen.
Dr. Parvati Raghuram ist Dozentin für Geographie an der Open University in England. Sie hat bereits zahlreiche Artikel im Bereich der Geschlechter- und Migrationsforschung mit einem Schwerpunkt auf das Vereinigte Königreich und die Erfahrungen von medizinischen Personal und IT-Fachleuten aus dem asiatischen Raum veröffentlicht.