Sie stellen ihr Schaffen vor, treten in einen reflexiven Austausch mit dem Publikum und diskutieren unterschiedliche Perspektiven auf gesellschaftlich und politisch relevante Fragen wie: Wer sind die Menschen, die in Deutschland leben und Zuwanderungserfahrung aus der ehemaligen Sowjetunion haben? Welche Themen bewegen diese Menschen, auch abhängig vom Zeitpunkt ihrer Zuwanderung? Wie begegnen sich „alte“ und „neue“ Migration nach Beginn des Russischen Angriffskriegs auf die Ukraine 2014 bzw. 2022? Wie engagieren sie sich, und wofür, und was ist aus dem Exil heraus realistischerweise leistbar? Wie ist die Situation in den Herkunftsländern – in der Ukraine, in Belarus, in Russland?
Interner Link: Belarus! Sprache ≠ Identität?
3. Juli 2025, Heidelberg
Alhierd Bacharevič
Alhierd Bacharevič, 1975 in Minsk geboren, ist ein belarussischer Schriftsteller und Träger des Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung 2025. Er studierte belarussische Literatur und Sprachwissenschaft in Minsk und veröffentlichte zahlreiche Romane und Essays, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Sein bekanntestes Werk ist der Roman Europas Hunde, eine vielschichtige literarische Zukunftsvision, der auch international große Anerkennung fand. Aufgrund seiner regimekritischen Texte sind alle seine Bücher in Belarus verboten. Seit 2020 lebt Bacharevič im Exil, derzeit in Berlin.
Julia Cimafiejeva
Julia Cimafiejeva, 1982 in Belarus geboren, ist Lyrikerin, Übersetzerin und Essayistin im Exil. Sie veröffentlichte mehrere Gedichtbände auf Belarussisch sowie das international beachtete Minsk Diary auf Englisch, das in sechs Sprachen übersetzt wurde. Ihre Gedichte erschienen auf Deutsch und Englisch, u.a. in den Bänden Der Angststein. Gedichte (edition.fotoTAPETA, 2022) und Motherfield: Poems & Belarusian Protest Diary, das für mehrere Literaturpreise nominiert war. Sie übersetzte u. a. Werke von Walt Whitman und Maja Lunde und wurde mit dem belarussischen Carlos-Sherman-Preis für literarische Übersetzung ausgezeichnet. Seit 2020 lebt sie im europäischen Exil, derzeit als Stipendiatin des DAAD-Künstlerprogramms in Berlin.
Lavon Volski
Lavon Volski ist ein bedeutender Musiker der belarussischen Underground-Rockszene, der seit über 15 Jahren in Belarus verboten ist wegen seiner aktiven zivilgesellschaftlichen Haltung. Er ist Gründer und Frontmann mehrerer Bands wie N.R.M. und Krambambula sowie seines Solo-Projekts VOLSKI, mit dem er international zahlreiche Alben veröffentlichte. Volski ist Autor vieler bekannter Songs, darunter die inoffizielle Hymne der belarussischen Protestbewegung „Try čarapachi“ („Drei Schildkröten“). Seit 2020 engagiert er sich aktiv im Exil für politische Gefangene und die Demokratie in Belarus, unterstützt Flüchtlinge und die ukrainischen Streitkräfte mit Benefizkonzerten und Spendenaktionen. Für sein kulturelles Engagement wurde er 2025 mit der Francišak-Skaryna-Medaille ausgezeichnet.
Ina Valitskaya
Ina Valitskaya ist Aktivistin der belarusischen Gemeinschaft RAZAM e.V., der ersten und inzwischen größten bundesweiten Interessenvertretung in Deutschland lebender Menschen aus Belarus. Seit Februar 2023 ist Ina Valitskaya Beisitzerin im erweiterten Rat der Vereinigung und für die Förderung der belarusischen Kultur und Sprache verantwortlich. Das größte Projekt, das von Ina Valitskaya in München jährlich mitorganisiert und realisiert wird, ist das Festival der unabhängigen belarusischen Kultur MINSK X MINGA, das sich an eine breite, an osteuropäischer Kultur interessierte Öffentlichkeit richtet. Seit dem Wintersemester 2023 unterrichtet sie außerdem Belarussistik an der Ludwig-Maximilian-Universität München.
Natascha Shalutkevich
Natascha Shalutkevich ist politische Aktivistin im Kulturverein Belarus – einem eingetragenen gemeinnützigen Verein, der sich als eine Begegnungs- und Austauschplattform zu sprachkulturellen und migrationsgesellschaftlichen Themen mit Bezug zu Belarus versteht. Sie realisiert dialogorientierte Kulturveranstaltungen mit Schwerpunkt auf die Sichtbarmachung und Bewahrung des belarusischen Erbes in Zeiten des politischen Exils. Neben ihrem zivilgesellschaftlichem Engagement forscht sie historisch zu sprachlich-diskursiven Wahrheitsproduktionen in bildungspolitischen und pädagogischen Kontextes mit besonderem Fokus auf die Reminiszenzen des sowjetischen geistigen Erbes in postsozialistischen und westlichen Diskursräumen.
Interner Link: „Deutsch genug?“
25. Juli 2025, Heidelberg
Ira Peter
Ira Peter wurde 1983 in der Sowjetrepublik Kasachstan geboren und lebt seit 1992 in Deutschland. Sie arbeitet als freie Journalistin unter anderem für Zeit online, FAZ, Frankfurter Rundschau und SWR Radio. Seit 2017 setzt sich die mehrfach ausgezeichnete Journalistin und Podcasterin (Steppenkinder) öffentlich mit russlanddeutschen Themen auseinander. Deutsch genug? ist ihr erstes Buch.
Kiril Denisov
Kiril Denisov studiert in Heidelberg im Master of Education Politikwissenschaft und Russisch. Er ist der Vizepräsident der JSUD und als freiberuflicher Referent in historisch-politischer Bildung und Antidiskriminierungsarbeit unter anderem für die LpB BW und Yad be Yad tätig. Seine Schwerpunkte sind Antisemitismus, (anti-muslimischer) Rassismus, Verschwörungserzählungen/Desinformation, interreligiöse Dialogarbeit und jüdische Geschichte.
Carolin Savchuk
Carolin Savchuk arbeitete nach ihrem Studium der Sprachen, Wirtschafts- und Kulturraumstudien mit Schwerpunkt Mittel- und Osteuropa an der Universität Passau über zehn Jahre als freiberufliche Facilitatorin und Trainerin mit Kulturmanager:innen in Osteuropa, Zentralasien und im Südkaukasus. Ab 2017 baute sie im Museum Berlin-Karlshorst, historischer Ort des Kriegsendes in Europa im Mai 1945, den Bereich Bildung & Vermittlung auf und leitete diesen bis 2023. Seit Mai 2023 ist sie Referentin in der Projektgruppe Mittel-, Ost- und Südosteuropa der Bundeszentrale für Politische Bildung in Berlin.
Interner Link: Wie wir über Russland sprechen?!
29. September 2025, Heidelberg
Philip Goll
Philip Goll ist promovierter Kulturwissenschaftler und hat Medienwissenschaften, Slawistik und Europäische Ethnologie in Siegen, Wrocław/Poland, Berlin und Frankfurt an der Oder studiert. Er lebt und arbeitet in Berlin als freischaffender Autor, Übersetzer und Kulturforscher inspiriert von Methoden der künstlerischen Forschung, Wissensvermittlung und Tanz. Seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine widmet er sich in seiner Arbeit verstärkt der Geschichte des deutsch-russischen Gashandels, u.a. in Ausstellungen, Übersetzungen und Aufsätzen.
Botakoz Kassymbekova
Prof. Dr. Botakoz Kassymbekova ist Historikerin mit Schwerpunkt auf sowjetischer und zentralasiatischer Geschichte. Sie wuchs in Zentralasien auf und studierte zunächst an der American University of Central Asia in Bischkek, bevor sie einen Masterabschluss an der University of Essex erwarb. Ihre Promotion schloss sie 2012 an der Humboldt-Universität zu Berlin ab. Kassymbekova forscht insbesondere zur politischen Gewalt, Biopolitik und Erinnerungskultur in der Sowjetunion, mit einem Fokus auf Zentralasien. Sie lehrt und forscht derzeit am Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte der Universität Zürich.
Tanja Penter
Prof. Dr. Tanja Penter ist Professorin für Osteuropäische Geschichte an der Universität Heidelberg. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf der Geschichte der Sowjetunion, insbesondere der Ukraine und des Donbass im 20. Jahrhundert, sowie auf Arbeitsgeschichte, Gewaltgeschichte und Transitional Justice. Sie hat sich intensiv mit der Erinnerungspolitik in postsowjetischen Staaten befasst und zahlreiche Beiträge zur historischen Aufarbeitung des Stalinismus und des Zweiten Weltkriegs in Osteuropa veröffentlicht.
Oleksiy Radynski
Oleksiy Radynski (geb. 1984) ist ein Filmemacher und Autor aus Kyjiw. Seine dokumentarischen Arbeiten wurden international gezeigt, etwa bei den Kurzfilmtagen Oberhausen, wo sein Film Chornobyl 22 2023 den Großen Preis gewann. Er schreibt u. a. für e-flux journal und The Atlantic und beschäftigt sich mit den ökologischen und politischen Folgen des russischen Imperialismus. Radynski ist Teil des Reckoning Project zur Dokumentation russischer Kriegsverbrechen.
Marina Solntseva
Marina Solntseva ist Doktorandin im DFG-Projekt „Imperiale Ätiologie“ an der FAU Erlangen-Nürnberg. Zuvor forschte sie an der Humboldt-Universität zu Berlin zur Protestwahrnehmung in autoritären Regimen mit Fokus auf Russland und Belarus. Sie arbeitete unter anderem bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) und war am Projekt „A New Western Ostpolitik“ in Kooperation mit der Johns Hopkins University beteiligt. Ihre Interessen gelten politikwissenschaftlichen Zugängen zu Autoritarismus, Erinnerungskultur und postkolonialen Perspektiven im urbanen Raum.