Die Projektgruppe Mittel-, Ost- und Südosteuropa veranstaltet im Rahmen der Reihe bpb:unplugged das Projekt "RegionALLE" und bringt mittels der Sprache der Musik das Verständnis für die kulturpolitischen Hintergründe Europas Osten auf.
In diesem Jahr starten wir mit der Musikszene Südosteuropas und beobachten ihren Weg vom propagandistischen Mittel des Coca-Cola Sozialismus bis hin zum einsamen Sprachrohr der zivilgesellschaftlichen Umbrüche von heute.
Am 30. März 2023 im bpb:medienzentrum Berlin beginnt unsere Musikreise durch den Balkan mit dem serbischen Rapper Marko Šelić Marčelo und seiner Band. Vor genau zwanzig Jahren erschien sein erstes Studioalbum und seitdem enthüllt Marko Šelić Marčelo mit seinen Versen, Texten und Noten die aussichtslose Realität Serbiens.
Wir haben Marčelo gefragt, ob Kunst überhaupt politisch sein soll und darf? Und er hat geantwortet: "Nein, Kunst muss absolut nicht engagiert sein, zumindest nicht im engsten Sinne des Wortes. Man könnte sogar sagen, dass engagierter Kunst die Universalität fehlt, die eine instrumentale Komposition ohne Text oder eine künstlerische Malerei hat – sie ist viel direkter, oft frei von Zweideutigkeiten. Dies bedeutet jedoch nicht, dass sie nicht nach Universalität strebt: Während sie sich mit dem Konkreten befasst, strebt sie auch nach dem Universellen. Sie predigt keine vorgefertigten Punkte und Botschaften, sondern bewegt das Publikum dazu, durch eine emotionale und intellektuelle Erfahrung, durch eine künstlerische Erfahrung, zu seiner eigenen Schlussfolgerung zu kommen. Kurz gesagt: Indem sie das Individuum betrifft, wirkt die Musik auf die Gesellschaft".
Marko Šelić Marčelo (geb. 1983 in Serbien) ist ein Schriftsteller, dem, wie er behauptet, die Musik mit seiner Dichtung und Prosa einfach "passiert" ist, obwohl die Reihenfolge der Veröffentlichung seiner Werke darauf hindeutet, dass es umgekehrt geschah. Er veröffentlichte bisher sechs Studioalben, fünf Romane, ungefähr hundert Kolumnen sowie mehrere Theatertexte. Wegen seiner gesellschaftskritischen Verse und Texte wurde er "die Stimme der Generation" genannt. Mit Edo Maajka, Remi von Elemental und Brano von Dubioza Kolektiv sowie der Regisseurin Ada Sokolović ist er Co-Autor der Fernsehsendung Perspektiva, die durch die Region reist und mit Jugendlichen über soziale Themen spricht. Seit 2008 ist Marko Šelić Herausgeber aller Ausgaben von Dylan Dog und seit 2022 Kolumnist der Tageszeitung Danas. Marko Šelić absolvierte die Fakultät für Philologie in Belgrad mit dem Hauptfach serbische Sprache und Literatur und erhielt von der Universität Kragujevac den Ehrentitel Magister Humanitas für seinen besonderen Beitrag zur Entwicklung der Jugendkultur. Er arbeitet und arbeitet in Belgrad. Er lebt in seiner eigenen Welt.