Hinter den unterschiedlichen Durchschnittswerten steht auch eine sehr unterschiedliche Einkommensverteilung innerhalb der einzelnen betrachteten Gruppen.
Die Abbildung "Verteilung der Gesamteinkommen im Alter 2011" zeigt auf der Datengrundlage der Studie ASID 2011 (eine neuere Version der ASID ist nicht verfügbar) zunächst in allen Gruppen eine breite Streuung der Nettoeinkommen in Seniorenhaushalten – stärker in West- und etwas weniger ausgeprägt in Ostdeutschland. D. h., die Senioreneinkommen sind in Westdeutschland ebenso wie bereits die Erwerbseinkommen ungleicher verteilt.
Erwartungsgemäß findet sich in Haushalten von Alleinstehenden, v. a. von alleinstehenden (westdeutschen) Frauen, ein höherer Anteil von besonders Einkommensschwachen: Über ein Nettohaushaltseinkommen unter 1.000 Euro verfügten 2011 laut dieser Studie 23 Prozent der alleinstehenden Männer, aber 36 Prozent der westdeutschen Frauen.
In Ostdeutschland waren es jeweils 28 Prozent. Hohe Haushaltsnettoeinkommen oberhalb von 3.000 Euro haben in Westdeutschland 7 Prozent der alleinstehenden Männer und 1 Prozent der Frauen. In Ostdeutschland sind für beide Geschlechter die Anteile in den obersten Einkommensklassen so gering, dass sie auf Basis dieser Stichprobe nicht nachgewiesen werden.
Einkommensschwache Senioren-Ehepaare mit einem Haushaltsnettoeinkommen unterhalb von 1.500 Euro finden sich im Westen zu 20 Prozent (Osten: 17%). Einkommensstarke Ehepaar-Haushalte ab 3.000 Euro gibt es danach im Westen häufiger als im Osten, zu 23 vs. 6 Prozent.
Einkommensverteilung von Rentner- und Pensionärshaushalten
Die Tabelle zeigt auf Basis der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2013die Einkommensschichtung (Haushaltsnettoeinkommen) aller Haushalte und im Vergleich der Rentner- und Pensionärshaushalte. Was schon bei der oben angestellten Betrachtung von Durchschnittseinkommen (vgl. Einkommen von Rentner- und Pensionärshaushalten) deutlich wurde - eine erheblich bessere materielle Situation von Pensionärshaushalten - spiegelt sich auch in der Streuung nach Einkommensklassen wider.
Einkommensschichtung von Rentner- und Pensionärshaushalten im Vergleich Haushaltsnettoeinkommen 2013
Angaben in Prozent
Haushaltseinkommen von … bis unter … Euro
unter 900
900 - 1.300
1.300 - 1.500
1.500 - 2.000
2.000 - 2.600
2.600 - 3.600
3.600 - 5.000
5.000 - 18.000
Haus- halte insg.
Rentner- haushalte
11
16
8
19
18
17
7
4
100
Pensionärs- haushalte
/
/
/
(4)
9
25
30
30
100
Haushalte insgesamt
7
10
5
13
14
18
15
16
100
Quelle: Statistisches Bundesamt (2015a), S. 108 und 110.
Während im oberen Einkommensbereich ab 3.600 Euro 60 Prozent der Pensionärshaushalte zu finden sind, sind es 31 Prozent aller Haushalte und bei den Rentnerhaushalten nur 11 Prozent.
Ein Haushaltsnettoeinkommen von weniger als 1.300 Euro haben 17 Prozent aller Haushalte und 27 Prozent der Rentnerhaushalte; Pensionärshaushalte dagegen sind sogar bis zur Einkommensklasse bis 1.500 Euro/Monat wegen zu geringer Besetzungszahlen in der Stichprobe statistisch nicht auswertbar.
Es ist allerdings darauf hinzuweisen, dass Rentner- und Pensionärshaushalte durchschnittlich aus weniger Personen bestehen als beim Durchschnitt aller Haushalte (inklusive Jüngerer). Die Zahlen zum Äquivalenzeinkommen (vgl. Wachsende Altersarmut in der Zukunft?) belegen aber, dass auch unter Berücksichtigung dieses Effekts sich die Differenz zwischen Pensionärs- und allen Haushalten nur leicht abschwächt.
Einkommensverteilung und Struktur von Rentnerhaushalten
Die Tabelle "Einkommen von Rentnerhaushalten nach Haushaltseinkommensklassen" enthält an dieser Stelle abschließend zur Beschreibung der Einkommensschichtung noch für die größte Gruppe der Ruheständler, die Rentnerhaushalte, die grobe Zusammensetzung der Einkommenskomponenten nach Haushaltsnettoeinkommensklassen.
Während - wegen der Beitragsbemessungsgrenze (vgl. Finanzierung) - auch in der obersten Einkommenskategorie der (gesamte) Zahlbetrag der Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung mit 2.147 Euro) nicht übermäßig hoch ist, schlagen in dieser Gruppe die weit überdurchschnittlichen Renten aus der betrieblichen Altersvorsorge durchaus zu Buche (1.045 Euro). Es sind eher die (früher besser verdienenden) Bezieher höherer gesetzlicher Renten, die überhaupt (und wenn, dann auch deutlich höhere) Betriebsrenten beziehen.
Einkommen von Rentnerhaushalten nach Haushaltseinkommensklassen und ausgewählte Einkommensbestandteile 2013
Haushaltseinkommen von … bis unter … Euro
Haus- halte insg.
unter 900
900 - 1.300
1.300 - 1.500
1.500 - 2.000
2.000 - 2.600
2.600 - 3.600
3.600 - 5.000
5.000 - 18.000
Anteil an allen Rentnerhaus- halten (in %)
100
11
16
8
19
18
17
7
4
Bruttoeinkommen aus unselbst- ständiger Arbeit
82
(8)
30
33
44
59
105
212
543
Einnahmen aus Vermögen
412
-11
51
104
229
424
658
1.054
2.212
Einkommen aus öffentl. Transfer- zahlungen
1.670
829
1.074
1.303
1.520
1.849
2.247
2.595
2.823
darunter:
(Brutto)Renten der gesetzl. Rentenvers.
1.470
700
976
1.175
1.388
1.673
1.995
2.136
2.147
Einkommen aus nichtöffentl. Transfer- zahlungen
236
26
57
93
119
158
275
651
1.803
darunter:
(Brutto)Werks- und Betriebsrenten
130
(4)
14
25
45
76
164
462
1.045
Haushaltsbrutto- einkommen
2.438
854
1.217
1.543
1.822
2.506
3.312
4.618
7.866
abzüglich:
Einkommen- u. Kirchensteuer, Solidaritäts- zuschlag
30
/
(3)
/
5
15
25
97
356
Pflichtbeiträge zur Sozial- versicherung
211
87
113
145
171
216
284
405
568
Haushaltsnetto- einkommen
2.206
767
1.103
1.399
1.750
2.282
3.014
4.139
6.997
Quelle: Statistisches Bundesamt (2015a), S. 108 (EVS).
Dagegen sind in den untersten Haushaltsnettoeinkommenskategorien unter 900 Euro/Monat - bis hin zu den mittleren Einkommensklassen - Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung die überwiegende Einkommenskomponente: In der untersten Kategorie sind die Haushaltsbruttoeinkommen mit 854 Euro und die Haushaltsnettoeinkommen mit 767 Euro gering. Die gesetzliche Rente macht dabei in dieser Einkommenskategorie alleine 700 Euro aus, die anderen Einkünfte sind im Durchschnitt eher marginal.
Gerhard Bäcker, Prof. Dr., geboren 1947 in Wülfrath ist Senior Professor im Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen. Bis zur Emeritierung Inhaber des Lehrstuhls "Soziologie des Sozialstaates" in der Fakultät für Gesellschaftswissenschaften der Universität Duisburg-Essen. Forschungsschwerpunkte: Theorie und Empirie des Wohlfahrtsstaates in Deutschland und im internationalen Vergleich, Ökonomische Grundlagen und Finanzierung des Sozialstaates, Systeme der sozialen Sicherung, insbesondere Alterssicherung, Arbeitsmarkt und Arbeitsmarktpolitik, Lebenslagen- und Armutsforschung.
Ernst Kistler, Prof. Dr., geboren 1952 in Windach/Ammersee, verstorben 2021, war Direktor des Internationalen Instituts für Empirische Sozialökonomie, INIFES gGmbH in Stadtbergen bei Augsburg. Forschungsschwerpunkte: Sozial- und Arbeitsmarktberichterstattung, Demografie, Sozialpolitik, Armutsforschung.