Die Epoche des neuzeitlichen Kolonialismus beginnt im Zeitalter der “Entdeckungen” im 15. Jahrhundert und erreichte im 19. und 20. Jahrhundert ihren Höhepunkt als weite Teile der Welt unter direkter oder indirekter europäischer Herrschaft standen. Gerechtfertigt wurde das europäische Ausgreifen häufig damit, den Rest der Welt durch und für europäische Werte zu “zivilisieren”.
In den Kolonien materialisierte sich ein ambivalentes Bild: Neben Widerstand gegen die europäische Fremdherrschaft gab es lokale Statthalter der Kolonisierenden; während Teile der ansässigen Eliten Europa zum Vorbild für die Moderne nahmen, bewahrten sich andere ihre eigenen Ideen von Fortschritt. Während viele der einstigen Kolonialgebiete mit ihrer Unabhängigkeit den Pfad einer weitgehend selbstbestimmten Entwicklung einschlugen, stockt der Staatenbildungsprozess anderer bis heute.
Sebastian Conrad
Kolonialismus und Postkolonialismus: Schlüsselbegriffe der aktuellen Debatte
Der Beitrag bestimmt die Begriffe des Kolonialismus und Postkolonialismus und erläutert ihre unterschiedlichen Dimensionen. Der Schwerpunkt liegt auf den Besonderheiten des modernen Kolonialismus.
Jürgen Zimmerer
Expansion und Herrschaft: Geschichte des europäischen und deutschen Kolonialismus
Der europäische Kolonialismus prägte die Welt im vergangenen Millennium und legte die Grundlagen für die Globalisierung. Deutschland wurde 1884 erst spät formale Kolonialmacht und musste seine Aspirationen 1945 wieder aufgeben.
Andreas Eckert
Rechtfertigung und Legitimation von Kolonialismus
Koloniale Herrschaft stand häufig unter Rechtfertigungsdruck. Der Kampf gegen die Sklaverei und die Zivilisierungsmission waren wichtige Argumente. Aspekte dieser Ideologie haben bis heute überlebt.
Aram Ziai
Neokoloniale Weltordnung? Brüche und Kontinuitäten seit der Dekolonisation
Der Beitrag identifiziert Merkmale quasi-kolonialer Kontrolle und untersucht ihr Vorhandensein in der heutigen Weltordnung (Weltwirtschaft, Entwicklungszusammenarbeit). Es lassen sich sowohl Brüche als auch Kontinuitäten feststellen.
Nikita Dhawan
Postkoloniale Staaten, Zivilgesellschaft und Subalternität
Die Globalisierung schafft neue Herausforderungen für Eliten in postkolonialen Gesellschaften. Der Beitrag analysiert die Dynamiken zwischen postkolonialen Staaten, ihren Zivilgesellschaften und Subalternen.
Sébastien Martineau
Antikoloniale Bewegungen in Afrika. Drei Beispiele
Die Bewegungen, welche die Kolonialordnung infrage stellten, verfolgten nationalistische, antikoloniale oder separatistische Interessen. Neben gewaltfreien Aktionen wählten einige am Ende den bewaffneten Kampf, um ihre Ziele zu erreichen.
Ursula Lehmkuhl
Ambivalenzen der Modernisierung durch Kolonialismus
Kolonialismus und Modernisierung sind untrennbar miteinander verbunden. Die Erfahrungen des Kolonialismus haben Innovationsprozesse ausgelöst – allerdings auch eine Modernisierung ohne Entwicklung produziert.
Kien Nghi Ha
Die fragile Erinnerung des Entinnerten - Essay
Nach einer langen Phase der Entinnerung ist der postkoloniale Diskurs fast im akademischen Mainstream angekommen. Damit beginnt der schwierige Lernprozess, koloniale Kultur und Geschichte in Deutschland zu vergegenwärtigen.