Gewalt ist allgegenwärtig, sei es als Handlungsoption oder mögliche Gefahr. Voraussetzung jeglichen menschlichen Zusammenlebens ist daher die Regulierung ihrer Anwendung. Was vor diesem Hintergrund als legitime beziehungsweise illegitime Gewalt gilt, ist Gegenstand gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse und hängt vom jeweiligen historischen und kulturellen Kontext ab.
Die Vielfalt ihrer Erscheinungsformen und -zusammenhänge sowie die normative Dimension ihrer Definition machen Gewalt zu einem hochkomplexen, schwer greifbaren Phänomen. Entsprechend breit gefächert sind die Ansätze für ihre Erforschung. Angesichts täglicher Berichte über Kriminalität, Terror und Krieg werden von den Wissenschaften Erklärungen erwartet, die Anknüpfungspunkte für eine erfolgreiche Gewaltprävention bieten.
Wolfgang Knöbl
Gewalt erklären? - Essay
In der (post)industriellen Gesellschaft gilt Gewalt gemeinhin als Ausnahme. Umso höher sind die Erwartungen der Öffentlichkeit an die Erklärungsleistungen der Sozialwissenschaften. Welche Art der Erklärung die Gewaltforschung liefern kann, ist aber nicht unumstritten.
Michaela Christ
Gewaltforschung – Ein Überblick
Gewalt umfasst je nach Definition unterschiedliche Phänomene, Praktiken, soziale, politische und ökonomische Konstellationen und Verhältnisse sowie deren jeweilige Ursachen und Folgen. Der Korpus dessen, womit sich die Gewaltforschung auseinandersetzt, wächst beständig.
Teresa Koloma Beck
(Staats-)Gewalt und moderne Gesellschaft. Der Mythos vom Verschwinden der Gewalt
Die Fähigkeit des Menschen zu Gewalt und seine gleichzeitige Verletzlichkeit durch Gewalt sind Teil der conditio humana. Auch in der Moderne verschwindet die Gewalt nicht. Doch vervielfältigen sich Kritikpotenziale und Rechtfertigungszwänge.
Stefan Kühl
Gewaltmassen. Zum Zusammenhang von Gruppen, Menschenmassen und Gewalt
Wie ist zu erklären, dass plötzlich Hunderte Personen gegen Gesetze verstoßen, indem sie andere mit Steinen bewerfen, sie totzuschlagen versuchen oder sexuell nötigen? Für die Erklärung von Gewalt aus Massen heraus ist es wichtig, Massen nicht als amorphe Gebilde zu verstehen.
Heike Rabe
Sexualisierte Gewalt im reformierten Strafrecht. Ein Wertewandel – zumindest im Gesetz
Für viele galt das Sexualstrafrecht in Deutschland lange Zeit als rückständig. Mit dem Inkrafttreten einer neuen Regelung am 10. November 2016 steht nun auch hierzulande die Missachtung des entgegenstehenden Willens der Betroffenen im Mittelpunkt.
Robert Kahr, Frank Robertz, Ruben Wickenhäuser
Mediale Inszenierung von Amok und Terrorismus
Die Berichterstattung über besonders gravierende Formen von Gewalt wie etwa Amokläufe oder Terroranschläge kann einen starken Einfluss auf das Entstehen von Nachahmungstaten haben. Entsprechend hoch ist die Verantwortung der Medien.
Dossier
Innere Sicherheit
Das Verhältnis von Freiheit und Sicherheit sei wahrscheinlich ein Ewigkeitsthema, so Christoph Gusy in seinem Essay. Die Gewährung von Sicherheit gilt als eine Kernaufgabe des Staates. Wie dies umgesetzt wird, ist ein wichtiges und zugleich umstrittenes Politikfeld.