Polen befindet sich im Wandel, politisch wie kulturell. Mit der Wahl der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) in die alleinige Regierungsverantwortung Ende 2015 schlägt sich dieser auch auf höchster staatlicher Ebene nieder und wird von dort als "guter Wandel" (Dobra zmiana) weiter forciert. Ausdruck findet er in einschneidenden Reformen wie der des Justizwesens, die Polen ein EU-Rechtsstaatlichkeitsverfahren eingebracht hat, aber auch in Gesten und symbolischer Politik, etwa zum Umgang mit Geschichte, Erinnerung und historischer Verantwortung. In Deutschland und anderen EU-Ländern werden diese Entwicklungen meist mit Sorge beobachtet.
Basil Kerski
Polnische Widersprüche, Europäische Widerspiegelungen: Was uns trennt, verbindet uns - Essay
Nicht nur in Polen, sondern in ganz Europa ist ein Rückzug ins Nationale zu beobachten. Doch das deutsch-polnische zivilgesellschaftliche Netz wird die derzeit schwierigen Zeiten überdauern. Wir sollten uns den Zukunftsthemen stellen, und zwar gemeinsam.
Klaus Bachmann
Zur Entwicklung der polnischen Demokratie
Unter Bruch der Verfassung macht sich die Regierungspartei PiS die Justiz gefügig. Doch wird dies nicht zur Errichtung einer Diktatur führen, sondern zur Entstehung eines weiteren "hybriden" Systems in einer Grauzone zwischen Demokratie und Diktatur.
Michał Sutowski
"Guter Wandel" zum "neuen Autoritarismus" – und wie weiter?
Die Wählerschaft der PiS besteht keineswegs nur aus "Transformationsverlierern". Das programmatische Angebot der Partei – Abrechnung mit dem Establishment, nationale Gemeinschaft, Herrschaft über Schwächere – spricht Menschen aus allen Schichten an.
Marta Bucholc
Anachronistische Wahrnehmungen. Zur Rolle der Erinnerung in der polnischen Politik - Essay
Die derzeitige Regierung Polens strebt grundlegende Systemveränderungen an. Erinnerungspolitik gehört dabei zu ihren Prioritäten, damit die bestehende Verfassungsordnung als Relikt einer Vergangenheit dargestellt werden kann, die es endgültig zu überwinden gilt.
Krzysztof Mazur
Souveräner Spieler: Polen in Europa - Essay
Polen stößt in Europa häufig auf Unverständnis, obwohl es ähnliche Probleme wie viele andere Länder hat. Die aktuelle Regierung beschreitet keinen Sonderweg, sondern ihre Politik entspricht einem weltweiten Trend. Dies lässt sich an den Themen Staat, Wirtschaft und Identität zeigen.
Piotr Buras
Polen und Europa: Neue EU-Skepsis
Polen ist europapolitisch zu einem integrationsskeptischen Land geworden. Die Interessengegensätze mit der Europäischen Union – unter anderem in der Verteidigungs- und in der Asylpolitik – stellen das Land vor Dilemmata. Ein "Polexit" steht jedoch nicht bevor.
Kai-Olaf Lang
Den Osten rekonstruieren, den Westen konsolidieren. Polens strategische Rolle im internationalen Umfeld
Während über wesentliche Komponenten der außen- und sicherheitspolitischen Ausrichtung lange Zeit ein parteiübergreifender Konsens bestand, haben sich seit 2015 beträchtliche Neuerungen ergeben. Ein Grundpfeiler bleibt jedoch die enge Partnerschaft mit den USA.
Wolfgang Templin
Die Zweite Polnische Republik 1918–1939. Fakten, Mythen und Legenden
Die Geschichte und Vorgeschichte der 1918 begründeten Zweiten Polnischen Republik, die Gefährdungen und Konflikte, denen sie in ihrer zwanzigjährigen Geschichte ausgesetzt war, zählen zu den spannendsten Kapiteln europäischer Geschichte.