Ursachen fremdenfeindlicher Einstellungen in Westeuropa
Befunde einer international vergleichenden Studie
Welche Ursachen hat Fremdenfeindlichkeit? Unterschiedlichen Einstellungen gegenüber Ausländern erklären sich aus Bildung, ökonomischer und politischer Deprivation, Kontakten zu Menschen anderer Nationalität, Ethnie und Kultur sowie aus politischer Ideologie und Wertorientierungen in den einzelnen Ländern.I. Einleitung
Studien über Fremdenfeindlichkeit können grundsätzlich aus zwei Perspektiven erfolgen. Zum einen wird Fremdenfeindlichkeit als eine Dimension sozialen Handelns analysiert, zum anderen als eine strukturelle Gegebenheit. Im ersten Fall wird sie als eine abwertende Haltung gegenüber ethnischen Gruppen bzw. Angehörigen anderer Nationalität, Rasse und Kultur verstanden; im zweiten Fall bezieht sie sich auf die objektive Benachteiligung von Angehörigen anderer Rasse, Nationalität und Kultur. Danach wird Fremdenfeindlichkeit nicht als eine individuelle Eigenschaft konzeptionalisiert, sondern als eine strukturelle Gegebenheit, die negativ auf die Lebenschancen der Angehörigen anderer Rasse, Nationalität und Kultur wirkt. Die folgende Analyse beschäftigt sich mit Fremdenfeindlichkeit aus der Perspektive menschlichen Handelns. Gegenstand sind negative Einstellungen der Bürger in den Mitgliedsländern der Europäischen Union gegenüber Menschen anderer Rasse, Nationalität und Kultur.[1]
Die Forschung hat in den vergangenen Jahrzehnten einige beachtliche Arbeiten über negative Einstellungen zu Angehörigen anderer Rasse, Nationalität und Kultur in einzelnen Ländern Westeuropas vorgelegt.[2] Die Berücksichtigung unterschiedlicher Dimensionen von Fremdenfeindlichkeit und die Verwendung verschiedener Messinstrumente haben Vergleiche jedoch nur in wenigen Fällen zugelassen. Der vorliegende Beitrag fasst die Ergebnisse einer ersten international vergleichenden Studie über Einstellungen der Bürger Westeuropas zu Angehörigen anderer Rasse, Nationalität und Kultur zusammen.[3] Die Untersuchung stützt sich auf im Jahre 1997 zeitgleich in fünfzehn westeuropäischen Ländern durchgeführte allgemeine Bevölkerungsumfragen.[4]