Entwicklung durch Migration: ein neuer Forschungsansatz
Die Übertragbarkeit der optimierenden Netzwerk-Strukturen
Inwiefern und inwieweit ist dieser Paradefall einer remigrations- und netzwerkgestützten Entwicklung auf andere Länder und auf andere Produktionszweige übertragbar? Gibt es Parallelen in anderen Ländern, die Erfolge und Misserfolge demonstrieren?
Drei spezielle Charakteristika der indischen Software-Entwicklung lassen sich herausstellen:
- die Ausbildung einer großen Zahl qualifizierter Spezialisten auf Weltniveau;
- die Entscheidung der Regierung Bill Clinton, die Einwanderung von Computerspezialisten faktisch nicht zu beschränken, also die Spielregeln des freien Marktes in diesem Bereich auf die Migration anzuwenden;
- die Eigenschaft von Software-Produkten, sich protektionistischen Maßnahmen und behördlichen Blockaden sowohl von Seiten des Entwicklungslandes wie des entwickelten Landes weitgehend zu entziehen. Man denke dabei auf der indischen Seite an die extrem entwickelte und korruptionsanfällige Bürokratie und auf der amerikanischen an die Neigung, bei wirtschaftlichen Problemen protektionistische Maßnahmen zu ergreifen. Ein Beispiel dafür sind die einseitigen Stahlzölle, die im Jahr 2004 nach einer Entscheidung der Welthandelsorganisation zurückgenommen werden mussten, den europäischen und asiatischen Stahlexporteuren aber geschadet haben. Software ist über das Internet transportierbar und insofern kaum durch behördliche Restriktionen zu erfassen.
Zugleich lässt sich aufzeigen, dass es anderen Ländern nicht gelungen ist, entsprechende Entwicklungen anzustoßen und die Vielzahl ausgewanderter Spezialisten für das Herkunftsland produktiv zu machen. Dies gilt beispielsweise für Mexiko, das ein spezielles staatliches Programm zur Rückwerbung ausgewanderter Spezialisten unterhält, das aber allem Anschein nach mit problematischen Eigeninteressen der Elite und insbesondere der Programm-Zuständigen belastet ist.[30]