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Ho Chi Minh - Bilder einer Ikone | Vietnam | bpb.de

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Ho Chi Minh - Bilder einer Ikone

Pierre Brocheux

/ 12 Minuten zu lesen

Der Staatsgründer Ho Chi Minh ist zur Symbolfigur des "Vaters der Nation" geworden. Heute hat die politische Referenz den Charakter der Ikonenverehrung im religiösen Sinn angenommen.

Einleitung

Seit Jahrzehnten sind die Vietnamesen von Ho Chi Minh umgeben - dargestellt auf Papier, in Filmen, von Schauspielern aus Fleisch und Blut, eingraviert in Holz oder Stein oder in Metall gegossen. Ausländische Besucher wundern sich über diese Allgegenwart des "Vaters der Nation". Ist sie das Produkt spontaner Äußerungen, oder entspricht sie der Umsetzung einer politischen Absicht? Ist diese Gewohnheit der Vietnamesen das Ergebnis von Routine, oder erklärt sie sich durch eine tiefe, intime Vertrautheit? Diese Fragen führen uns dazu, Antworten im ikonographischen Lebensweg von "Onkel Ho" zu suchen, während wir die Funktionen, die dieser nacheinander oder auch gleichzeitigbekleidet hat, und ihre Metamorphosen, aber auch die Abweichungen oder einen vermeintlichen Sinneswandel zu berücksichtigen wissen.



Im großen Bilderalbum der vietnamesischen Nationalhelden haben zwei Fotos von Nguyen Ai Quoc das 20. Jahrhundert überdauert. Eines zeigt einen jungen Asiaten, bekleidet mit einer Melone und einem um den Hals gebundenen Wollschal nach Art eines Dandys; ein anderes stellt den "Delegierten Indochinas" 1920 auf dem Kongress der Sozialistischen Partei Frankreichs in Tours dar, dessen offenherzige Erscheinung einen bereits damals entschlossenen Willen und Kampfgeist verbirgt. Ohne darin schon Anzeichen einer Vorbestimmung zu sehen, sollten wir uns daran erinnern, dass Nguyen Ai Quoc den Beruf des Fotografenretuscheurs ausübte; für ihn war es Broterwerb, aber man kann sich fragen, ob er in dieser Technik, die sich gerade im Aufschwung befand, nicht schon den Nutzen erkannt hatte, den er daraus für die Öffentlichkeitsarbeit ziehen konnte. Eine bemerkenswerte Anekdote gibt darüber Auskunft. 1945 hatte Ho vom amerikanischen Luftwaffengeneral Claire L. Chennault ein mit einer Widmung versehenes Foto erhalten, das er im August 1945 auf dem Nationalkongress von Tan Trao aufstellte, um glauben zu machen, er habe die Unterstützung der Amerikaner. Wenngleich derartige Schnappschüsse, oder auch die Aufnahmen, die 1923/24 auf dem Roten Platz in Moskau in Gesellschaft von Marschall Kliment Woroschilow und Schriftsteller Grigori Sinowjew mit Leo Trotzki und der französischen Delegation anlässlich des V. Weltkongresses der Komintern entstanden, noch nicht Hos künftige Bedeutung erahnen ließen, so trugen sie sicher dazu bei.

Von 1929 bis 1934 kam es zu Ereignissen, die ihm in die Hände spielten und den Keim für die kommende Legende legten. 1929 wurde Quoc "wegen Mordes und Plünderung unter Anwendung von Waffengewalt" angeklagt und in Abwesenheit von einem imperialen Gericht wegen Mordes verurteilt. Der Urteilsspruch wies ihm den Status eines außerhalb des Rechts stehenden Gesetzlosen zu, der die bestehende Herrschaftsordnung herausfordert. In der Rolle eines Delegierten der Dritten Internationale übernahm er 1930 den Vorsitz bei der Gründung der Kommunistischen Partei Indochinas, als vier Splittergruppen miteinander fusionierten, die sich zum Kommunismus bekannten. Im Folgejahr wurde er von der britischen Polizei festgenommen und in Hongkong ins Gefängnis gebracht. Von dort wurde die Nachricht über seinen Tod verbreitet. Es handelte sich in Wirklichkeit um eine Erfindung seines Anwalts Frank Loseby, doch der Schwindel erhob Quoc in den Rang eines Märtyrers der Unabhängigkeit, eines Opfers der britischen und französischen Imperialisten. So war sein Name bereits von einer legendären Aura umgeben, als er 1941 nach Vietnam zurückkehrte.

Vater der Nation

Am 2. September 1945 wurde vor den Augen der Einwohner Hanois die Legende Wirklichkeit. Tausende hatten sich versammelt, um von Ho Chi Minh die Botschaft über die Gründung der Demokratischen Republik Vietnam zu vernehmen. Ho hatte sich eine Persönlichkeit verliehen, die das physische und das moralische Portrait in einen autobiographischen Kontext stellte: Er trug einen Schnauz- und einen Spitzbart im traditionellen Stil der Gelehrten und Weisen. Mit diesem Auftreten, mit diesem "Sich-zur-Schau-Stellen" beeindruckte Ho den französischen General Raoul Salan: "Der Kopf ist aufrecht mit einer hohen, sehr freien Stirn, die Augen sind durchdringend, Schnauz- und Spitzbart erinnern an das Aussehen der alten Annamiten. Er hat alles von einem Asketen (...)." Ex-Kaiser Bao Dai hatte die selbe Vision: "Ho Chi Minh ähnelt einem Asketen und einem dieser alten Gelehrten Vietnams, die von der chinesischen Kultur geprägt waren." Ob Feinde oder Mitstreiter, alle waren eingenommen vom Charisma Ho Chi Minhs. Als ein Kommunist (der sich der Unterwerfung widersetzt hatte) Ho 1951 im Maquis Viet Bacs nördlich von Hanoi begegnete, wurde er an die Verse des französischen Poeten Victor Hugo erinnert: "Ein alter Mann, der schon vom Himmel spricht / mag zeitlos sein trotz vielen harten Jahren / Wo junge Männer wie die Flammen waren / sah Ruth in ihm ein starkes, klares Licht."

Gegenüber seinen Landsleuten präsentierte sich Ho wie ein Vater: "Er hatte das Verhalten eines Vaters zu seinen Kindern. Wenn er die Menge fragte: Versteht Ihr mich? waren sich alle der väterlichen Liebe des Präsidenten Ho für die Masse bewusst." Er war Vater und Pädagoge: "Als ich ihn das erste Mal traf, hatte ich den Eindruck, er gleiche einem Dorfschullehrer." Das Aussehen, das er sich gab, und die Haltung, die er mit Entschlossenheit einnahm, brachten die Saiten eindrucksvoll zum Klingen und richteten sich an die Gefühle. Festgeschrieben ad mortem und post mortem, sollte dieses Bild in den 1960er Jahren um die Welt gehen. Die drei Komponenten eines Mythos finden sich hier vereint: die idealisierte Darstellung einer Person, eine sagenumwobene Vergangenheit (deren unzählige obskure Episoden den Nimbus des Geheimnisvollen noch verdichten) und die Instrumentalisierung dieser Legende, mit der die Menge und die Nation mobilisiert und in Bewegung gehalten werden soll.

Am neuralgischen Punkt der Jahre 1945/46 geriet das französische Indochina in einen Sturm, der neun Jahre dauern sollte. Mit dem Auftrag, die besiegte japanische Armee zu entwaffnen, besetzten die nationalchinesischen Truppen den Norden des Landes; die französische Armee hatte im Süden mit der Mission Fuß gefasst, "die französische Souveränität wiederherzustellen". Die Zeit wirkte wie angehalten, und die Vietnamesen, wie jedes andere Volk in einer derartig zugespitzten Krisensituation, erwarteten den Erlöser. Ho erklärte sich zum "Präsidenten aller Vietnamesen" und wandte sich auch an alle nichtkommunistischen Nationalisten, an die Katholiken und an die nichtvietnamesischen Ethnien; er bezeichnet sie auf der Versammlung in Dai Doàn ket als "Große Union".

Fortan operierte der selbsternannte Präsident der Demokratischen Republik Vietnam an vorderster Stelle. Er verhandelt mit den Franzosen, deren Regierung seine Macht legitimiert und ihn nach Paris einlädt, wo er in der ersten Reihe auf der offiziellen Festtribüne beim Vorbeimarsch des 14. Juli 1946 erscheint. Von dieser Reise und den dortigen Treffen sind eine Fülle audiovisueller Dokumente erhalten geblieben, die sein Prestige erhöhten und ihm internationales Ansehen verschafften. Vom 19. Dezember 1946 an, mit der Ausweitung der militärischen Auseinandersetzungen auf die gesamte Halbinsel Indochinas, wird "Onkel Ho" zum Sinnbild des nationalen Widerstandes. Er entgeht einer versuchten Gefangennahme durch Luftlandetruppen, er zeigt sich der Bevölkerung an der Seite der Kampftruppen und ab 1950 mit den Versorgungseinheiten, als sich der Bewegungskrieg im Norden des Landes in einen Guerillakrieg wandelt. Seine Rolle sowie sein Renommee sind weiter im Wachsen begriffen, als er 1951 auf die Tribüne des Obersten Sowjet der Sowjetunion steigt, Seite an Seite mit Stalin und Mao Tse-tung: Er ist nicht nur das Sinnbild des vietnamesischen Widerstandes, er hat das Podium der großen Führer erklommen, die man als "sozialistisches Lager" bezeichnete.

Fünfzehn Jahre später ist das Bild des antiimperialistischen Kämpfers, zehntausendfach reproduziert, zur Marke geworden, und man skandiert von Paris bis Tokio und Berkeley, von Berlin bis Turin seinen Namen: "Ho! Ho! Ho Chi Minh!" Aber der Kontext und der Zweck haben sich grundlegend verändert, als die Jahre begannen, in denen sich die große internationale Kampagne gegen den "Amerikanischen Krieg" entwickelte und, getragen von der romantischen Jugendrevolte der Jahre 1967/68, mit Solidarität für die "Dritte Welt" vermischte. Das charismatische Antlitz von Ho neben dem Maos und Che Guevaras - so war er nicht mehr der einzige symbolische Vertreter einer Protestbewegung, die mehr kultureller als politischer Natur war und die sich als Syndrom eines Unbehagens an der Zivilisation darstellte.

Verwandlung zur vollendeten Ikone

Zwischen dem Ende des ersten Indochinakrieges (1945 - 1954) und dem Beginn des zweiten (1960 - 1975) wurde Ho Chi Minh in seinem Land zu einer Kultfigur, soweit man darunter versteht, dass man ihm durch Gedenkzeremonien huldigt, dass sein Konterfei in der Öffentlichkeit allgegenwärtig ist und dass man, indem man ihn in Versen und Kinderliedern verherrlicht, seine moralische und patriotische Vorbildfunktion hervorhebt. Wenn Ho ein Objekt der Verehrung ist, dann als Stammvater (bac oder cu), "Erfahrener Vater der vietnamesischen Nation" (Cha già cua Zan toc Vietnam) oder als "Großer Held" (Anh hung vi dai); er gilt aber nicht oder noch nicht als Heiliger oder Gottheit (thanh oder than). Die Metamorphose des "Mannes aus Eisen" zum "Mann aus Marmor" führt ihn in die Isolation gegenüber den gewöhnlichen Sterblichen; einmal auf den Sockel gehoben, ist seine Fähigkeit, ins Tagesgeschehen einzugreifen, geschwächt, ebenso wie sein unmittelbarer Einfluss. Seine moralische Autorität hat nicht mehr das Gewicht, das die politische Entscheidungsgewalt aufbringen muss und mit dem etwa Le Zuan, Generalsekretär der Kommunistischen Partei, der von Le Duc Tho, dem Organisationssekretär, unterstützt wird, ausgestattet ist.

Als Ho Chi Minh im September 1969 starb, wurde sein Körper einbalsamiert. Er ruht seitdem in einem Mausoleum wie Lenin, den er einst als Vater und Meister bezeichnete. Seit etwa zwanzig Jahren wissen wir, dass die Szenerie des Mausoleums in Hanoi nach sowjetischer Anregung (Lenin-Mausoleum) gestaltet ist und sich in China (Mao) und Nordkorea (Kim II Sung) wiederholt hat. Die Schaffung dieses Ortes der Erinnerung war eine Entscheidung des Politbüros der Kommunistischen Partei Vietnams und stand im Gegensatz zum Letzten Willen des "Onkels". Der Ort wurde Pilgern und schaulustigen Touristen gewidmet, er materialisiert die "soziale Tugend eines Leichnams", könnte man hinzufügen. Jedenfalls ist der Ort kein Heiligtum. Man legt hier zwar Blumen ab wie vor einem Grabmal, aber man entzündet keine Weihrauchstäbe und man rezitiert weder Gebete noch Gesänge.

Seinerzeit fand keine Beerdigungszeremonie statt, und es setzte sich auch kein Trauerzug in Bewegung. In einer unverfälschten Fassung seines Testaments, die zwanzig Jahre nach seiner Bestattung aufgefunden wurde, wünschte der Präsident, eingeäschert zu werden, und Urnen mit seiner Asche sollten auf vier bedeutende Stellen des Landes verteilt werden, an denen sich seine Landsleute versammeln könnten. Das, was sich Ho erhoffte, wäre auf der Ebene der Religion erfolgt, wenngleich es nicht um eine religiöse Handlung ging. Das Mausoleum hat hingegen eher Ähnlichkeit mit dem Lincoln Memorial in Washington oder dem Pantheon in Paris. Wenn es denn ein Tempel ist, dann ist es einer der Erinnerung.

Andererseits bringt man "Onkel Ho" heute gut und gerne Verehrung mit religiösem Charakter entgegen, und zwar in zweierlei Kategorien: zum einen nach derjenigen, die ursprünglich Schutzpatronen der Dörfer zugedacht wurde, zum anderen nach jener, die großen Nationalhelden vorbehalten ist. In den 1990er Jahren ist Vietnam in eine Ära der religiösen Renaissance, der so genannten Wiederverzauberung, eingetreten, die mit Doi moi, der Erneuerungsbewegung (mit wirtschaftlichen, aber auch politischen Veränderungen) einhergeht. Diese wurde offiziell 1986 (zugleich mit der Perestroika in der UdSSR, aber nachdem Deng Xiaoping in China 1985 damit begonnen hatte) eingeleitet. Die Dekonstruktion der UdSSR und des "sozialistischen Lagers", gleichzeitig die Panik des "Kompasses des Marxismus-Leninismus", brachten die Vietnamesen, deren Anführer wie das einfache Volk, dahin, nach anderen Lebenszielen, nach einem Eratz für den einheitlichen laizistischen Glauben des Kommunismus zu suchen, ebenso nach einer anderen Legitimation der Staatsmacht.

Während der so genannten sozialistischen Periode hatte Ho Chi Minh den Platz mehrer Schutzheiliger inne, deren Verehrung in den (Kapellen) oder im dinh (Haus des Lebens und der Gemeindefestlichkeiten) erfolgten und als "abergläubische Praktiken" eingestuft waren. Unter dem Druck bestimmter Gemeinschaften und mit Unterstützung örtlicher, ja sogar zentraler Autoritäten haben die dinh heute ihre traditionelle Bestimmung zurückerhalten, oder sie waren Gegenstand von Transaktionen. Als zum Beispiel in einer etwa zehn Kilometer südlich von Hanoi gelegenen Kommune ein dinh, der bis dahin einem berühmten Wunderheiler, dem zahlreiche Heilungen nachgesagt wurden, geweiht war, dem einzigartigen "Onkel Ho" gewidmet werden sollte, führten die Proteste eines Teils der Bevölkerung zu folgendem Kompromiss: Der Festtagskalender führt abwechselnd Tage zu Ehren von Ho und des seit dem Doi moi wieder zu Ehren gelangten Heilers auf.

Im Norden Vietnams hat Ho Chi Minh die Anhänger der einheimischen Heiligen wieder zusammengeführt, während im Süden seit kurzem eine neue Generation von Kapellen (den tho) in Erscheinung getreten ist; mehrere sind vor allem Ho gewidmet. Allein im Mekong-Delta wurden an die dreißig Kultstätten gezählt. Etwa vierzig Kilometer nördlich von Ho-Chi-Minh-Stadt, dem alten Saigon, wurde eine Kultstätte über drei Etagen errichtet. Sie beherbergt drei gigantische, mit Gold überzogene Statuen, die in absteigender Reihenfolge Buddha, Hung Vuong (Stammvater und Namensgeber Vietnams und erster mythischer König; in einem anderen Heiligtum, das Hung Vuong geweiht ist, steht Ho an 19. Stelle der Hung-Dynastie) und Ho selbst darstellen.

Man kommt nicht umhin, diese ikonische Dreifaltigkeit mit dem Gedankengut zu vergleichen, das jungen Vietnamesen heute über Ho Chi Minh vermittelt wird und das General Vo Nguyen Giap, seinerzeit militärischer Führer der Viet Minh und bis 1991 stellvertretender Ministerpräsident, als "neue Entwicklung und kreative Anwendung des Marxismus-Leninismus, verbunden mit Patriotismus, der traditionellen Kultur, dem vietnamesischen Humanismus und der Quintessenz der östlichen und westlichen Kulturen" bezeichnet hat. Beide Phänomene unterstreichen die Neigung der Vietnamesen zum Synkretismus. In zahlreichen Kapellen verehrt man Ho als Wohltätergenie, als Angehöriger der Cuu zan do the, welche die in Not geratene Menschheit errettet, während der König und die Mandarine die ihnen zugedachte Rolle nicht erfüllen. Diese Figur entspringt einem Messianismus, der vom Maitreya-Buddhismus inspiriert ist (Buddha, der Erretter).

Schluss

Die Ikone als Bild mit heiliger Prägung und als Zweck eines religiösen Kultes ist keine spontane Schöpfung. Sie ist als Kult um die Person erschaffen worden, um sie zu unterstützen und ihr Bedeutung zu verleihen. Nach seiner internationalen Verbreitung, als es als Symbol einer Sammlungsbewegung für ein sonderbares und widersprüchliches Amalgam von Pazifisten, linken Revolutionären und "Dritte-Welt"-Aktivisten instrumentalisiert wurde, hat das Bild Ho Chi Minhs seinen Charakter, seinen Sinn und seinen Status verändert. Diente es zunächst rituellen Zwecken, so wurde Ho Chi Minh nun zum Objekt andächtiger Verehrung. Sein Erscheinungsbild ist zur Ikone geworden, welche die Person heiligt und ins heimische Pantheon führt, wo sie für immer in die nationale Geschichte Vietnams eingeschrieben ist und damit Unsterblichkeit erlangt hat.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Übersetzung aus dem Französischen: Sigyn Nürnberg, Bonn.

    Bei seiner Einschiffung 1911 in der Absicht, die Ozeane zu bereisen, nannte er sich Nguyen Tat Than. Bei seiner Festnahme in Frankreich, 1917 oder 1919, nahm er die Abwandlung Nguyen Ai Quoc (Nguyen der Patriot) an. 1941 nannte er sich Ho Chi Minh (Quelle des Lichts), als er die Liga für die Unabhängigkeit Vietnams (Viet Minh) gründete. Außer diesen beiden symbolischen Namen, die der Nachwelt überliefert und in die Geschichte eingegangen sind, hat Ho mindestens 165 weitere Bei- (für seine geheimen Aktivitäten ) und Schriftstellernamen benutzt.

  2. Lenin hatte 1922 erklärt, die Filmkunst sei die wichtigste Kunstform, die als Propagandainstrument wie auch als Werkzeug zur Erziehung der Massen diene.

  3. Dieser Kongress führte Delegierte (mehrheitlich Kommunisten) aller vietnamesischen Landesteile (Tonking, Annam und Cochinchina) zusammen, um eine Strategie am Vorabend der bevorstehenden Kapitulation Japans zu entwerfen. Er stimmte für ein Komitee der nationalen Befreiung, zu dessen Präsident Ho gewählt wurde.

  4. Das Königreich Annam wurde unter das Protektorat Frankreichs gestellt; die vietnamesische Monarchie blieb erhalten, ihre Institutionen behielten ihre Funktion und ihre Gesetze blieben in Kraft, insbesondere das sehr strenge Strafrecht.

  5. Vgl. Tran Zan Tien, Nhung mau chuyen ve hoat dong cua Ho chu tich (Anekdoten über die Aktivitäten des Präsidenten Ho), redaktionell bearbeitet auf Französisch und 1948 ins Englische übersetzt. Der Band erlebte zahlreiche Auflagen. Der Autor spricht in der dritten Person; des Öfteren bezeichnet er sich als Nguoi, ein angesehener Name, der für Gott, einen hierarchisch Hochstehenden oder ein geachtetes Familienmitglied steht.

  6. Raoul Salan, Mémoires. Bd. 1, Paris 1970, S. 288.

  7. Bao Dai, Le Dragon d'Annam, Paris 1976, S. 129ff. Bao hatte im September 1945 abgedankt und zugestimmt, der politische Berater Präsident Ho Chi Minhs zu werden.

  8. Victor Hugo, Booz Endormi, in: Légends des Siècles (1859); dt.: Boaz schlief, 6. Strophe; vgl. Nguyen Van Tran, Viet cho Me va Quoc Hoi (An meine Mutter und an die Nationalversammlung), Hanoi 1995, S. 36. Van Tran, der aus einer alten katholischen Familie im Süden Vietnams stammt, studierte in Frankreich, später in Moskau, wurde Organisator der KP Indochinas, dann Abgeordneter der Nationalversammlung Nordvietnams; kehrte in den 1990er Jahren zum christlichen Glauben zurück.

  9. T. Lan, Vua di duong vua ke chuyen (Geschichten von unterwegs), Hanoi 1963, S. 119ff.; es handelt sich um das zweite autobiographische Werk.

  10. Tran Zan Tien (Anm. 5), S. 8.

  11. Vgl. William Duiker, Ho Chi Minh. A Life, New York 2000.

  12. Nach Maurice Barrès, Les Déracinés, Paris 1897, Kap. 1.

  13. Der australische Anthropologe Philip Taylor widmet diesem Phänomen zwei sehr interessante Werke: Goddess on the Rise, Honolulu 2004, und Modernity and Re-enchantement. Religion in Post-revolutionary Vietnam, Singapur 2007.

  14. Vgl. Shaun K. Malarney, The emerging cult of Ho Chi Minh?, in: Asian Cultural Studies, 22 (1996), S. 121 - 131.

  15. Vgl. Bulletin Eglises d'Asie, 464 (2007); vgl. auch Huynh Van Toi, Vice-chairman of the People's Committee of Dong Nai province, Uncle Ho in the cultural and spiritual life of the population of Dong Nai province, in: www.dongnai-industry.gov.vn/bacho/english/introduction.htm (21.5. 2008).

  16. Der Tempel Dai Nam Quoc Tu (Nationalheiligtum des Dai Nam) ist in einem 450 Hektar großen Park gelegen, in dem sich ein Hotel mit 5000 Zimmern befindet. Die religiöse Pilgerfahrt gleitet hier in die kommerzielle Form des religiösen Tourismus wie in Lourdes oder Fatima ab.

  17. Nghien cuu tu tuong Ho Chi Minh (Untersuchungen über das Werk Ho Chi Minhs), Hanoi 1993, S. 45.

  18. Vgl. Hue Tam Ho Tai, Millenarianism and Peasants Politics in Vietnam, Cambridge, MA 1983, S. 16f.

Dr. phil., geb. 1931; bis 1997 Professor für Zeitgeschichte an der Universität Paris VII; lebt in Paris/Frankreich.
E-Mail: E-Mail Link: pib531@wanadoo.fr