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Der Kolonialismus im europäischen Gedächtnis

Andreas Eckert

/ 19 Minuten zu lesen

Die Debatten über die Bedeutung der kolonialen Vergangenheit für die Gegenwart werden noch weitgehend im Rahmen nationaler Diskurse geführt. Kolonialismus war jedoch ein europäisches Projekt.

Einleitung

Anfang der 1990er Jahre beklagte der französische Historiker Benjamin Stora, ein Spezialist für die Geschichte des Algerienkrieges, dass das vielerorts mit Gewalt verknüpfte Ende des französischen Kolonialreichs im Bewusstsein der Bevölkerung des Hexagons, also Frankreichs, kaum mehr präsent sei. Die offizielle Erinnerungspolitik Frankreichs verdrängte in der Tat lange Zeit die Ereignisse in den Kolonien.



Der Algerienkrieg etwa blieb in der staatlichen Sprachregelung eine "Operation zur Aufrechterhaltung der Ordnung", ein Krieg ohne Namen. Vor wenigen Jahren jedoch wurde die Grande Nation mit Macht von ihrer kolonialen Vergangenheit in Nordafrika eingeholt. In "Le Monde" erschien Anfang 2000 der Bericht einer ehemaligen Aktivistin der algerischen Befreiungsbewegung, die eindringlich ihre drei Monate währende Folter durch die französische Armee schilderte. Einige Monate später beschrieb General Paul Aussaresses minutiös die Foltermethoden der Militärs und löste ein gewaltiges öffentliches Echo aus. Ohne Reuegefühle gestand er ein, 24 Gefangene eigenhändig getötet zu haben. Aussaresses und seine Verleger wurden wegen "Rechtfertigung von Kriegsverbrechen" zu Geldstrafen verurteilt.

An wissenschaftlichen Publikationen zum Algerienkrieg hat es seit den 1960er Jahren nicht gemangelt. Sie gerieten jedoch kaum in das Blickfeld einer breiteren Öffentlichkeit. Das änderte sich vor einigen Jahren ebenfalls nachdrücklich. Als Raphaëlle Branche im Dezember 2000 an der Sorbonne ihre Doktorarbeit über Folter und Armee während des Krieges verteidigte, war dieses Ereignis der Tageszeitung "Le Monde" sogar einen Bericht auf der Titelseite wert. Die kurz darauf publizierte Studie zeichnete auf der Basis von Archivdokumenten und Interviews sorgfältig die Praktiken der französischen Streitkräfte nach. Die Historikerin wies mit Nachdruck die Behauptung zurück, die weit verbreitete Anwendung der Folter habe rein militärischen Zwecken gedient. Die Gewalt sei, so Branche, primär Teil einer Politik des gezielten Terrors gewesen, um die Nationalisten zu brechen. Erst in zweiter Linie sei es darum gegangen, Informationen aus den Gefangenen zu pressen.

Das Ende der Amnesie

Die zeitweilig mit großem Furor geführten, nun scheinbar aber wieder abgeflauten öffentlichen Debatten über den Algerienkrieg verweisen auf das fatale Erbe, welches das französische Kolonialsystem und sein durch Gewalt geprägtes Ende im heute noch immer vom Bürgerkrieg zerrütteten Algerien hinterlassen haben. Vor allem aber thematisieren diese Diskussionen, die sich inzwischen keineswegs auf Algerien beschränken, die Auswirkungen auf Frankreich selbst. Denn in Frankreich schlägt das Empire seit einiger Zeit sichtbar zurück. Das belegen nicht nur die gewalttätigen Ausschreitungen in den Pariser Vororten. Heftige Reaktionen hat ein vor knapp drei Jahren von der Nationalversammlung verabschiedetes Gesetz ausgelöst, welches die angeblich "positive Rolle" des französischen Kolonialismus in den Rang einer gesetzlich festgeschriebenen und damit gleichsam unumstößlichen historischen Wahrheit zu erheben beanspruchte. Angesichts des heftigen Gegenwindes entschied sich Präsident Jacques Chirac, die entsprechende Passage ein Jahr später wieder aus dem Gesetzestext zu streichen. Dass in Frankreich weiterhin ein verklärtes, unkritisches Bild der kolonialen Vergangenheit vorherrscht, sehen zahlreiche Kritiker im 2006 neu eröffneten Musée Quai Branly bestätigt, dessen Ausstellungen weiterhin von kolonialen Perspektiven geprägt seien.

Politisch korrekter agierte der Élysée-Palast bei einem anderen heiklen Thema. Bereits 2001 erkannte Frankreich als erster Staat überhaupt mit einem von der Abgeordneten Christine Taubira eingebrachten Gesetz die Sklaverei als Verbrechen gegen die Menschlichkeit an, und an jedem 10. Mai gedenkt das Land nun feierlich der Abschaffung der Sklaverei. Dieses Feld der Erinnerungspolitik ist jedoch ebenfalls Gegenstand zum Teil erbitterter öffentlicher Dispute. Ihren vorläufigen Höhepunkt erreichten die Kontroversen vor zwei Jahren, als ein Collectif des Antillais, Guyanais, Réunionnais den Historiker Olivier Pétré-Grenouilleau vor dem Zivilgericht in Paris verklagte. Dieser hatte in seiner 2004 veröffentlichten, preisgekrönten Studie "Les Traites négrières. Essai d'histoire globale" auf die eigentlich bekannte Tatsache verwiesen, dass der Sklavenhandel nur durch die Beteiligung williger afrikanischer Helfer möglich war. In einem Zeitungsinterview verwahrte er sich überdies dagegen, den Sklavenhandel als Genozid zu bezeichnen. Es sei nicht darum gegangen, ein Volk zu vernichten: "Der Sklave war eine Ware, besaß einen kommerziellen Wert und sollte so viel wie möglich arbeiten."


Diese Aussagen erregten den Zorn karibischer Intellektueller, die darin eine Beleidigung der Opfer des Sklavenhandels und ihrer Nachkommen sahen. Pétré-Grenouilleau sah sich auf eine Stufe mit den Holocaust-Leugnern des Front National gestellt und als dreister Geschichtsfälscher diffamiert. Eine Vortragseinladung nach Guyana wurde zurückgenommen. Als Antwort auf diese Kampagne formulierten 19 bekannte Historiker, darunter Pierre Nora, eine Petition, in der sie die ständigen politischen und rechtlichen Interventionen bei der Interpretation der Vergangenheit beklagten. In einer dramatisch-radikalen Geste forderten sie die Aufhebung diverser Gesetze, welche die Erinnerung staatlich zu regeln suchen. In ihrer Intention sind die von Nora und seinen Mitstreitern inkriminierten Gesetze zwar unterschiedlich, denn das eine schreibt ein positives Kolonialismusbild vor, das andere verdammt die Sklaverei, ein drittes erkennt die türkischen Massenmorde an den Armeniern als Genozid an. Doch alle, so argumentierten die Petenten, schränkten die Freiheit der Historiker ein und behinderten die Ausübung historischer Forschung und Reflexion. Dass diese Petition Gegenstimmen provozierte, war wenig überraschend. Der Historiker und Migrationsforscher Gérard Noiriel etwa mokierte sich, es sei absurd, sich von der Abschaffung von bestimmten Gesetzen das Ende der gegenwärtigen Erinnerungskontroversen zu erhoffen. Immerhin wurde die Klage gegen Pétré-Grenouilleau zurückgenommen.

Trotz seiner im 20. Jahrhundert höchst repressiven Politik gegenüber außereuropäischen Immigranten war Frankreich stets von der Präsenz wichtiger schwarzer Künstler und Intellektueller geprägt. Die Arbeiten dieser Personengruppe sind Teil einer globalen Kultur geworden. Gleichzeitig lässt sich gerade in Frankreich beobachten, wie die Globalisierung mit Ausschluss und Abgrenzung einhergeht. Die Kapitalströme mögen grenzenlos fließen, Zuwanderer mit schwarzer Hautfarbe sehen sich mit immer neuen Grenzen konfrontiert.

Die gegenwärtige Generation der Immigranten ist freilich nicht die erste, die zu spüren bekommt, dass das heilige Motto "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" in der gesellschaftlichen Wirklichkeit eher selten praktiziert wird. Das mussten etwa die zahlreichen afrikanischen Soldaten (Tirailleurs) erfahren, die in den beiden Weltkriegen für Frankreich kämpften und starben. Viele der noch lebenden afrikanischen Kriegsveteranen sind der Überzeugung, dass Frankreich ihre Leistungen und Opfer niemals angemessen gewürdigt, geschweige denn finanziell adäquat kompensiert hat. Die Figur des afrikanischen Ex-Tirailleurs ist in der politischen Sphäre des postimperialen Frankreichs noch heute bedeutsam. Die Erinnerungen der Soldaten provozieren weiterhin grundlegende Fragen über Geschichte, Verpflichtung und politische Gemeinschaft im Gefolge des französischen Kolonialreichs. Diese Fragen erlauben es den Afrikanern, ein Bild der Kolonialzeit zu entwerfen, in der sie oder ihre Vorfahren nicht nur Opfer waren. Sie ermöglichen Veteranen, Einwanderern und anderen, Forderungen an den französischen Staat zu stellen und auch eine gemeinsame Geschichte des Kampfes für die Befreiung Frankreichs vom Faschismus zu evozieren.

Koloniale Vergangenheit und nationale Identität

Die Rückwirkungen der kolonialen Erfahrung sind freilich nicht nur in Frankreich, sondern in den meisten ehemaligen europäischen Kolonialmächten zu einem wichtigen Thema geworden, welches nicht allein die Fachwissenschaft, sondern auch die Öffentlichkeit und gelegentlich die Politik beschäftigt. Am deutlichsten manifestiert sich das Interesse an den Folgen der kolonialen Vergangenheit für die Gegenwart neben Frankreich wohl in Großbritannien. Das Empire schlug auf der Insel in vielfältiger Form zurück, nicht zuletzt in Gestalt verstärkter Migration aus den (ehemaligen) Kolonialgebieten nach dem Zweiten Weltkrieg. In den Satanic Verses hat Salman Rushdie, selbst ein "Kind des Empire", für die in seinen Augen immense Bedeutung des Weltreichs für die britische Geschichte die eindringliche Formulierung gefunden, nach der "das Problem der Engländer darin besteht, dass ihre Geschichte im wesentlichen in Übersee stattgefunden hat und sie daher ihre Bedeutung nicht verstehen" könnten. Die britische Kolonialgeschichte fand aber nicht nur in Übersee, sondern gleichsam auch in Großbritannien selbst statt und hinterließ dort ebenfalls ihre Spuren.

Es ist eine alte Frage, ob und in welcher Weise überseeische Besitzungen und Aktivitäten auf das "Mutterland" zurückwirken. In seiner 1883 publizierten, äußerst populären Studie "The Expansion of England" konnte sich Sir John Seeley, Königlicher Professor an der Universität Cambridge, die Schaffung des britischen Empire nur als einen "Akt von Geistesabwesenheit" vorstellen. Damit wollte er freilich nicht suggerieren, die imperialen Eroberer und Prokonsuln hätten nicht gewusst, was sie taten. Seeley betrübte vielmehr die Tatsache, dass die Mehrheit der Briten nicht das geringste Interesse und nur wenige Kenntnisse über die imperialen Unternehmungen ihres Landes offenbarten. In seinem Buch notierte er mit Bestürzung, dass "wir immer noch annehmen, wir seien lediglich eine Rasse, die eine Insel vor der nördlichen Küste des europäischen Kontinents bewohnt".

Seeley zufolge war Großbritannien hingegen eine imperiale Nation sui generis, für deren Selbstverständnis und Eigendefinition die Expansion konstitutiv war. Lange Zeit konnte sich diese Sichtweise jedoch nicht durchsetzen. Es birgt eine gewisse Ironie, dass das akademische Interesse am Empire und den Rückwirkungen der imperialen Erfahrungen auf das "Mutterland" sich erst zu dem Zeitpunkt intensivierte, als das britische Weltreich längst Geschichte war. Bis vor knapp zwei Dekaden noch litten jene, die sich mit dem britischen Imperialismus beschäftigten, unter ihrem Image als reaktionäre Militariasammler, die längst vergangener Größe nachtrauerten. Auf dem Markt des Wissens drängt sich derweil jedoch eine Vielzahl von Studien, die auf unterschiedliche Weise die These zu belegen suchen, dass das Empire einen fundamentalen Bestandteil britischer Kultur und nationaler Identität gebildet habe. Linda Colley wagte sich gar mit der Behauptung vor, dass eine britische Identität erst in bewusster Abgrenzung zum "kolonisierten Anderen" entstanden sei.

Es ist inzwischen populär geworden, nahezu jeden zentralen Aspekt in der britischen Gesellschaft mit dem Imperialismus (und seinen Nachwirkungen) in Verbindung zu bringen. Dabei wird der Bogen überspannt, gleichsam eine Überkompensation jahrzehntelanger Vernachlässigung dieser Dimension. Dem Enthusiasmus, jedem Theaterstück, jeder Konsumgewohnheit eine imperiale Agenda zu unterstellen, stellte etwa der Historiker Bernard Porter ein gerüttelt Maß an Skepsis entgegen. Großbritannien mag ein Weltreich besessen haben, in dem zeitweilig die Sonne nie unterging; die Briten, schreibt er, hätten dem Empire gegenüber mehrheitlich jedoch ignorant oder bestenfalls indifferent gegenübergestanden. Vor allem aber habe es zu keinem Zeitpunkt eine einzige, einheitliche "imperiale Kultur" gegeben, von der die Nation durchsetzt oder geprägt gewesen sei. Dazu sei, argumentiert Porter, das britische Weltreich ein viel zu großes, vielschichtiges und zerklüftetes Gebilde gewesen. Aber auch Großbritannien war und ist eine sehr komplexe Gesellschaft, charakterisiert durch religiöse, politische, regionale und Klassengrenzen. Unter diesen Umständen mache die Vorstellung von einer monolithischen, in das Empire "getränkten" nationalen Kultur keinen Sinn.

Es gibt also gute Gründe, daran zu zweifeln, ob das britische Weltreich selbst auf dem Höhepunkt seiner Macht tatsächlich so bedeutsam für das Leben der Mehrheit der Briten gewesen ist, wie vielfach behauptet wird. Aber wie ist es dann möglich, dass zwar der Einfluss des Empire in der Vergangenheit eher begrenzt war, die Erinnerungen an das Weltreich für die Gegenwart und Zukunft der britischen Gesellschaft jedoch von großer Relevanz sind? Die Mehrzahl der Briten zeigt sich seit dem Zweiten Weltkrieg jedenfalls unfähig, mit dem durch das Ende des Empire hervorgerufenen, tiefgreifenden Wandel in der nationalen Identität angemessen umzugehen. Die mit dem imperialen Projekt verknüpfte Schuld und die Trauer um das verloren gegangene Weltreich werden noch immer weitgehend verdrängt. Anstelle einer Aufarbeitung lässt sich eher die Flucht in einen übersteigerten Narzissmus, in das künstliche Paradies einer homogenen Identität beobachten.

Diese Flucht findet ihren Ausdruck etwa in Xenophobie und der Leugnung der real existierenden Multikulturalität in den großen Städten. Die Frage der Einwanderung der "Kinder des Empire" nach Großbritannien avancierte in den 1960er Jahren zu einem Politikum ersten Ranges und ist seither nicht mehr aus den öffentlichen Debatten verschwunden. Während sich ein Großteil der Presse zunächst noch gegen eine Beschränkung der Einwanderung wandte, war die Reaktion der Bevölkerung auf die zunehmende Immigration "farbiger" Commonwealth-Bürger eindeutig negativ. Schon bald schwenkte die Politik auf einen immigrationsfeindlichen Kurs. Die Gegner einer fortgesetzten Einwanderung aus dem Commonwealth fürchteten zum einen um die nationale Identität Großbritanniens, zum anderen galten ihnen Immigranten als dreiste Nutznießer wohlfahrtsstaatlicher Einrichtungen. Rasseideologien sind in Teilen der Bevölkerung besonders nach dem 11. September 2001 wieder auf dem Vormarsch und manifestieren sich auf vielfältige Weise: in hysterischen Debatten über Asylbewerber, in Feindseligkeiten gegenüber Einwanderern aus Osteuropa, in der Furcht vor "schwarzen" Gewaltverbrechern und vor allem in der Angst, von fremden, insbesondere muslimischen Terroristen infiltriert zu werden. Demgegenüber wird aber in den größeren Städten auch Multikulturalität von Jugendlichen aller Hautfarben auf allen Ebenen der populären Kultur praktiziert.

Vor diesem Hintergrund ist die Erinnerung an Sklavenhandel, Kolonialherrschaft und Dekolonisation in Großbritannien zur Zeit widersprüchlich. Vor allem das Gedenken an die Sklaverei ist allgegenwärtig. Formaler Anlass ist die zweihundertjährige Wiederkehr der Entscheidung des britischen Unterhauses, den Sklavenhandel mit britischen und anderen Kolonien für unrechtmäßig zu erklären. Vor einem Jahr bereits hatte der damalige Premierminister Tony Blair noch einmal seine Trauer, sein "tiefes Bedauern" über die schätzungsweise knapp vier Millionen afrikanischen Sklaven ausgedrückt, die allein auf britischen Schiffen in die so genannte Neue Welt verschleppt wurden, um auf den dortigen Plantagen Zwangsarbeit zu leisten. Unter Führung des Erzbischofs von Canterbury gedachte man in London mit einem walk of witness diesem traurigen Kapitel der Menschheitsgeschichte. In Liverpool, dem seinerzeit wichtigsten englischen Hafen für den Sklavenhandel, das im Zentrum der Festlichkeiten zum 200. Jahrestag der Abolition steht, öffnete im August 2007 das International Slavery Museum seine Tore, das, wie die Webpage verheißt, "ein größeres Bewusstsein für das Erbe der Sklaverei vermitteln" will.

Auch in vielen anderen englischen Städten laufen große Ausstellungsprojekte an. Im Londoner Museum in Docklands wurde eine Dauerausstellung zum Thema "London, Zucker und Sklaverei" eröffnet. Das nordenglische Hull feiert den berühmtesten Sohn der Stadt, William Wilberforce, ein Evangelikaler und begnadeter Redner zudem, der im britischen Parlament die Kampagne zur Abschaffung des Sklavenhandels anführte. Indes beklagen nicht wenige Kritiker, dass es bei diesem "Erinnerungshype" weniger um Sklaverei gehe als darum, sich irgendwie gut zu fühlen und vermeintliche britische Werte wie Demokratie und Toleranz in Zeiten des Kriegs gegen den Terror zu zelebrieren. Bereits vor zweihundert Jahren wurde der Kampf gegen Sklavenhandel und Sklaverei zu einem Emblem nationaler Tugend, ein Mittel, mit dem sich die Briten ihrer angeborenen Freiheitsliebe und ihrer moralischen Überlegenheit gegenüber anderen Völkern versichern konnten. Auch das Ende der britischen Kolonialherrschaft in Afrika und Asien wurde lange Zeit zum Ausdruck einer liberalen Denkungsart erklärt, gar zu einer Erfolgsgeschichte aus dem Geist angelsächsischer Freiheitsliebe stilisiert.

Dieses Bild hat nicht zuletzt infolge der jüngsten Debatten über das Vorgehen der britischen Armee während des Mau-Mau-Krieges im Kenia der 1950er Jahre nachhaltig Risse bekommen. Eine Dokumentation der BBC sowie die Anfang 2004 zeitgleich publizierten Bücher von David Anderson und Caroline Elkins räumten nachhaltig mit dem verbreiteten Bild vom friedlichen Ende der britischen Kolonialherrschaft in Afrika auf. Ihre Studien weckten in Großbritannien unangenehme, lange verdrängte Erinnerungen an ein dunkles Kapitel der eigenen Kolonialgeschichte. Die Briten charakterisierten seinerzeit den Kampf gegen Mau Mau zur Unterdrückung einer antikolonialen Revolte in Kenia als Krieg zwischen Wildheit und Zivilisation, als Rebellion von Afrikanern, die mit der Moderne nicht zurecht kamen und sich in eine primitive tribale Vergangenheit flüchteten, um das Rad des Fortschritts aufzuhalten. Die bedeutendste Chronistin der weißen Siedlergesellschaft Kenias, Elspeth Huxley, nannte Mau Mau "den Schrei aus dem Sumpf".

Die britische Kolonialverwaltung reagierte mit massiver Härte gegen die Rebellion, die vor allem vom Volk der Kikuyu getragen wurde. 95 getöteten Europäern, davon 32 Zivilisten, standen über zwanzigtausend tote Afrikaner gegenüber. Während des gut sieben Jahre dauernden Krieges wurden mehr als eintausend Afrikaner auf der Grundlage von hastig verabschiedeten Antiterrorgesetzen gehängt, weit mehr als in jedem anderen kolonialen Konflikt, Algerien eingeschlossen. Rund siebzigtausend Einheimische wanderten ohne Prozess oft für mehrere Jahre in Gefängnisse und Internierungslager, wo die Administration sie rigorosen Umerziehungsprogrammen unterwarf. Über einhunderttausend Menschen wurden umgesiedelt. Das koloniale Kenia war in den 1950er Jahren, schrieb David Anderson, ein brutaler Polizeistaat: "In ihrem Versuch, Einfluss und Autorität aufrechtzuerhalten, wurde die britische Regierung, die ein Jahrzehnt zuvor im Zweiten Weltkrieg aufrecht gegen die Tyrannei gekämpft hatte, selbst zum Tyrann."

Die Bücher von Anderson und Elkins lösten in Großbritannien sogleich eine intensive öffentliche Debatte aus. "Unser Guantánamo", überschrieb der "Guardian" einen Artikel zum Thema Mau Mau, und die Wochenzeitschrift "Economist" verwies ebenfalls auf Parallelen zwischen dem britischen Verhalten in Kenia und der amerikanischen Außenpolitik unter George W. Bush. Wichtige gemeinsame Aspekte seien in diesem Zusammenhang das fehlende Verantwortungsbewusstsein, die grobe Rechtssprechung, das Ignorieren internationaler Konventionen, die Misshandlung von Gefangenen sowie Inhaftierungen ohne ordentliches Gerichtsverfahren. Der Historiker Stephen Howe beklagte im "Independent" das damalige Versagen der britischen Intellektuellen. Im Vergleich zum Engagement von Jean-Paul Sartre, Albert Camus und anderen gegen die im Algerienkrieg von Frankreich begangenen Verbrechen sei die Reaktion der britischen Denker und Künstler auf die Gewaltexzesse in Kenia beschämend zurückhaltend ausgefallen. Auf öffentlichen Diskussionsveranstaltungen zum kolonialen Krieg in Kenia wurden überdies Forderungen laut, noch lebende Mitarbeiter aus der Kolonialverwaltung juristisch zur Verantwortung zu ziehen. Andere riefen nach Reparationen.

Wir nicht, die Anderen auch

Die Angst vor Reparationen hält viele europäische Politiker bis heute davon ab, sich öffentlich und explizit für die kolonialen Verbrechen zu entschuldigen. Dies gilt auch im Falle Deutschlands, das in seiner nur dreißig Jahre währenden kolonialen Herrschaft zwei der umfassendsten und brutalsten Kolonialkriege führte: 1904 bis 1908 den Krieg gegen die Herero und Nama im damaligen Deutsch-Südwestafrika (dem heutigen Namibia) sowie 1905 bis 1907 den so genannten Maji-Maji-Krieg in Deutsch-Ostafrika (heute Tansania).

Lange Zeit schien die koloniale Vergangenheit in Deutschland kein Interesse zu wecken. Dies hing zweifelsohne mit der verbreiteten Neigung zusammen, Kolonialismus und Kolonialherrschaft gleichzusetzen und so Deutschland einen Platz am Rande kolonialer Verwicklungen zuzuweisen. Der deutsche Kolonialbesitz war ja in der Tat ökonomisch wenig bedeutend und insgesamt nur von kurzer Dauer. Deutschland blieb von imperialen Folgeproblemen scheinbar unberührt. Die "Bewältigung" der nationalsozialistischen Vergangenheit und des Holocaust sowie die Westintegration standen im Kontext des Kalten Krieges auf der politischen Agenda weit oben. In diesem Zusammenhang waren Politiker zwar bereit, in einem gewissen Maß die fatale Rolle des Antisemitismus in der deutschen Geschichte zu konzedieren, kolonialer Rassismus und die Ausbeutung Afrikas, Asiens und Lateinamerikas hingegen waren in diesem Blickwinkel Dinge, welche "die Anderen" zu "bewältigen" hatten. Die Bundesrepublik Deutschland konnte sich in den ersten Dekaden sogar als gleichsam unbelasteter Partner in der Entwicklungszusammenarbeit präsentieren, dessen Politik frei von neokolonialen Interessen war.

Die Debatte über den Herero-Krieg gewann nicht zuletzt deswegen an Brisanz, weil sie mit dem zentralen Fluchtpunkt der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts verknüpft ist: Nationalsozialismus und Holocaust. Besonders der inzwischen an der Universität Sheffield lehrende Historiker Jürgen Zimmerer hat diese Debatte geprägt, auch durch zahlreiche Beiträge in Tageszeitungen. Während ihm viele in der These folgen, der Krieg der deutschen Schutztruppen gegen die Herero und Nama sei ein Genozid gewesen und zugleich Präludium für ein Jahrhundert des totalen Krieges, laufen sie gegen Zimmerers zweite, in Anlehnung an Hannah Arendt formulierte These Sturm: dass nämlich die nationalsozialistische Eroberungs- und Vernichtungspolitik in ihren zentralen Begriffen wie "Rasse" und "Raum" in der Tradition des europäischen Kolonialismus stehe, ohne dass man die Verbrechen des Nationalsozialismus gradlinig auf den Kolonialismus zurückführen könne. Gleichwohl sieht Zimmerer eine Verbindung "von Windhuk nach Auschwitz".

In ihrer Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit in Namibia lavierte die deutsche Regierung beträchtlich, indem sie sich zwar zu einer "besonderen Verantwortung" bekannte, eine finanzielle Entschädigung der Herero jedoch kategorisch ablehnte. Daher blieb eine offizielle Entschuldigung aus, und Außenminister Joschka Fischer und Bundeskanzler Gerhard Schröder vollführten bei ihren Staatsbesuchen in Namibia im Oktober 2003 bzw. Januar 2004 einen wahren Eiertanz, weil sie sich zwar "historisch verantwortlich" präsentieren, eine Entschuldigung jedoch unbedingt vermeiden wollten. Erst Entwicklungsministerin Heide Wieczorek-Zeul entschuldigte sich offiziell und auf sehr emotionale Weise im August 2004 im Rahmen einer Gedenkfeier in der namibischen Hauptstadt Windhuk: "Die damaligen Gräueltaten waren das, was man heute als Völkermord bezeichnen würde (...). Wir Deutsche bekennen uns zu unserer historisch-politischen und moralisch-ethischen Verantwortung und zu der Schuld, die wir damals auf uns geladen haben. Ich bitte Sie im Sinne des gemeinsamen Vaterunser' um Vergebung unserer Schuld." Sogleich sah sich die Ministerin mit einer Presseerklärung des entwicklungspolitischen Sprechers der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Christian Ruck konfrontiert. Die Erklärung trug den marktschreierischen Titel: "Gefühlsausbruch der Entwicklungsministerin kann Steuerzahler Milliarden kosten - Überraschende Aussagen vor den versammelten Hereros und ihren Rechtsanwälten." Im Text war zu lesen: "Jetzt kann Wieczorek-Zeuls Rede die entscheidende Wende zu Lasten Deutschlands bedeuten. Sie erhöht ohne jeden Grund das Prozessrisiko und belastet die Beziehungen zu Namibia insgesamt."

Es blieb ein Sturm im Wasserglas. Die Entschuldigung der Ministerin löste keineswegs Wiedergutmachungsklagen aus, inzwischen ist die Thematik ohnehin, so scheint es, aus dem öffentlichen Bewusstsein weitgehend wieder verschwunden. Der zweite große Kolonialkrieg mit deutscher Beteiligung, der Maji Maji-Krieg, konnte kaum öffentliches Interesse wecken. Dabei waren die Folgen dieses Krieges beziehungsweise der deutschen Kriegsführung ebenfalls von erheblichem Ausmaß: Deutsche Maschinengewehre und eine Taktik der "verbrannten Erde" führten auf Seiten der afrikanischen Bevölkerung zu Hungersnöten, Epidemien und dem Zerfall sozialer Strukturen. Verlässliche Zahlen zu den Opfern des Krieges auf afrikanischer Seite liegen nicht vor. Schätzungen bewegen sich zwischen sechzig- und zweihunderttausend Toten.

Die kontroverse Erinnerung an den deutschen Kolonialismus manifestierte sich in den vergangenen Jahren häufig im Zusammenhang mit Denkmälern und der Schaffung von Erinnerungsorten. Auffällig ist überdies die stark anwachsende Präsenz insbesondere des kolonialen Afrika in deutschen Büchern und Filmen. Der Internetversandhandel Amazon hat über 300 zwischen 1981 und 2006 publizierte Romane über Afrika im Angebot; 80 Prozent davon kamen in der Dekade nach Stefanie Zweigs 1995 veröffentlichten, sechs Jahre später verfilmten Bestseller "Nirgendwo in Afrika" in den Buchhandel, offenbar auch in dem Versuch, vom enormen Erfolg dieses Titels zu profitieren. In diesem Zusammenhang wurde eine eher romantische Vorstellung vom kolonialen Leben in Afrika popularisiert. Interessant ist jedoch, dass die meisten dieser Romane in den britischen Afrikakolonien nach dem Ersten Weltkrieg spielen. Allerdings bilden zunehmend auch deutsche Kolonien den Hintergrund für große Fernsehmehrteiler wie der Anfang 2007 ausgestrahlte "Afrika, mon amour".

Auch in anderen europäischen Ländern, die einst Kolonialmächte waren, rückt die koloniale Vergangenheit zunehmend in den Fokus öffentlicher (und wissenschaftlicher) Debatten. In Belgien etwa lösten die Forschungen von Ludo de Witte über die Ermordung des ersten Premierministers des Kongo, Patrice Lumumba, die Einsetzung einer Untersuchungskommission aus, die in ihrem Abschlussbericht konstatierte, dass die belgische Bevölkerung unter einer "nicht akzeptierten Vergangenheit" leide. In Italien äußern Historiker die Hoffnung, dass die wachsende Präsenz oft "illegaler" afrikanischer Migranten helfen wird, die lange verdrängte Erinnerung an die koloniale Vergangenheit des Landes zu mobilisieren.

Weitere Beispiele ließen sich hinzufügen. Die Debatten über die Bedeutung der kolonialen Vergangenheit für die Gegenwart laufen noch weitgehend im Rahmen nationaler Diskurse. Kolonialismus war jedoch ohne Zweifel ein europäisches Projekt. Die europäische Moderne ist nur schwer denkbar ohne Kolonialismus und Imperialismus. Europa realisierte sich in der Welt, in der Auseinandersetzung mit anderen Gesellschaften jenseits der eigenen Grenzen. Die europäische Expansion veränderte die Welt und mit ihr Europa. Sie prägte nicht nur die eroberten und kolonisierten Gebiete in Übersee, sondern auch die europäischen Staaten selbst. Bei der Ausgestaltung des "gemeinsamen Hauses Europa" wird sich das "koloniale Erbe" nicht in den Keller sperren lassen. Die weitgehend noch nationalstaatlich geführten Auseinandersetzungen werden in europäische Debatten münden.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. Benjamin Stora, La Gangrène et l'oubli: la mémoire de la guerre d'Algérie, Paris 1991.

  2. Vgl. Paul Aussaresses, Service Spéciaux. Algérie 1955 - 1957, Paris 2001.

  3. Vgl. Raphaëlle Branche, La Torture et l'Armée pendant la Guerre d'Algérie, 1954 - 1962, Paris 2001.

  4. Vgl. Benjamin Stora/Mohammed Harbi, La Guerre d'Algérie: 1954 - 2004, la fin d'amnésie, Paris 2004; Todd Shepard, The Invention of Decolonization. The Algerian War and the Remaking of France, Ithaca/N.Y. 2006.

  5. Vgl. Dominic Thomas, Le musée du Quai Branly: actualité et devenir. Entretien croisé avec Jean-Pierre Mohu, in: Cultures du Sud, 165 (April-Juni 2007), S. 36 - 41.

  6. Vgl. Françoise Verge, Les troubles de la mémoire: traite négrière, esclavage, et écriture de l'histoire, in: Cahiers d'Etudes Africaines, 179 - 180 (2005).

  7. Le Journal du Dimanche vom 12.6. 2005.

  8. Vgl. Luc Daireux, L'Affaire Olivier Pétré-Grenouilleau. Éléments de chronologie, 4.1. 2006: www.clionauts.org/spip.article925 (8.11. 2007).

  9. Vgl. Dominic Thomas, Black France. Colonialism, Immigration, and Transnationalism, Bloomington 2006.

  10. Vgl. Jean-François Bayart, Le gouvernement du monde. Une critique politique de la globalisation, Paris 2004.

  11. Vgl. Gregory Mann, Native Sons. West African Veterans and France in the Twentieth Century, Durham/N.C. 2006.

  12. Vgl. Andrew Thompson, The Empire strikes back? The Impact of Imperialism on Britain from the mid-nineteenth century, London u.a. 2003. Die Grundzüge der Migration aus den Kolonien nach Großbritannien werden zusammengefasst von Kenneth Lunn, Großbritannien, in: Klaus J. Bade/Pieter C. Emmer/Leo Lucassen/Jochen Oltmer (Hrsg.), Enzyklopädie Migration in Europa. Vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Paderborn 2007, S. 68 - 84.

  13. Salman Rushdie, Die Satanischen Verse, München u.a. 1989, S. 337. Zur Bedeutung von Literatur im Kontext von postkolonialen Gesellschaften vgl. Bill Ashcroft u.a., The Empire writes back. Theory and practice in post-colonial literatures, London 1989.

  14. Vgl. etwa Peter J. Cain/Anthony G. Hopkins (Hrsg.), British Imperialism, 2 Bde., London-New York 1993; John M. MacKenzie, The Popular Culture of Empire in Britain, in: Judith M. Brown/Wm. Roger Louis (Hrsg.), Oxford History of the British Empire, Bd. 4: The Twentieth Century, Oxford 1999, S. 212 - 231; David Cannadine, Ornamentalism. How the British saw their Empire, London 2001.

  15. Linda Colley, Britons. Forging the Nation 1707 - 1837, New Haven-London 1992.

  16. Vgl. Bernard Porter, The Absent-Minded Imperialists. What the British really thought about empire, Oxford 2004.

  17. Vgl. Paul Gilroy, After Empire. Melancholia or Convivial Culture? Oxford-New York 2004.

  18. Vgl. Stephen Farrell/Melanie Unwin/James Walvin (Hrsg.), The British Slave Trade: Abolition, Parliament and People, Edinburgh 2007.

  19. Vgl. Gerhard Altmann, Abschied vom Empire. Die innere Dekolonisation Großbritanniens, Göttingen 2005.

  20. Vgl. David Anderson, Histories of the Hanged. Britain's Dirty War in Kenya and the End of the Empire, London 2005; Caroline Elkins, Britain's Gulag. The Brutal End of Empire in Kenya, London 2005.

  21. Vgl. Jürgen Zimmerer/Joachim Zeller (Hrsg.), Völkermord in Deutsch-Südwestafrika. Der Kolonialkrieg (1904 - 1908) in Namibia und seine Folgen, Berlin 2003; Felicitas Becker/Jigal Beez (Hrsg.), Der Maji-Maji-Krieg in Deutsch-Ostafrika 1905 - 1907, Berlin 2005.

  22. Jürgen Zimmerer, Von Windhuk nach Auschwitz. Beiträge zum Verhältnis von Kolonialismus und Holocaust, Münster 2007. Gegenposition bei Stephan Malinowski/Robert Gerwarth, Der Holocaust als "kolonialer Genozid"? Europäische Kolonialgewalt und nationalsozialistischer Vernichtungskrieg, in: Geschichte und Gesellschaft, 33 (2007) 3, S. 439 - 466.

  23. Zit. nach: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) vom 16.8. 2004, S. 2.

  24. Zitate nach: Janntje Böhlke-Itzen, Die bundesdeutsche Diskussion und die Reparationsfrage. Ein "ganz normaler Kolonialkrieg"?, in: Henning Melber (Hrsg.), Genozid und Gedenken. Namibisch-deutsche Geschichte und Gegenwart, Frankfurt/M. 2005, S. 118.

  25. Grundlegend dazu: Joachim Zeller, Kolonialdenkmäler und Geschichtsbewusstsein. Eine Untersuchung der kolonialdeutschen Erinnerungskultur, Frankfurt/M. 2000. Vgl. für ein Fallbeispiel Heiko Möhle, Kolonialismus und Erinnerungspolitik. Die Debatte um die Hamburger "Askari-Reliefs", in: Steffi Hobuß/Ulrich Lölke (Hrsg.), Erinnern verhandeln. Kolonialismus im kollektiven Gedächtnis Afrikas und Europas, Münster 2007, S. 196 - 213.

  26. Vgl. Commission d'enquête parlementaire chargée de determiner les circonstances exactes de l'assassinat de Patrice Lumumba et l'implication éventuelle des responsables politique belges dans celui-ci, Brüssel 2001; Ludo de Witte, Regierungsauftrag Mord. Der Tod Lumumbas und die Kongo-Krise, Leipzig 2001.

  27. Vgl. Alessandro Triulzi, Displacing the Colonial Event: Hybrid memories of Postcolonial Italy, in: Fabrizio De Donno/Neelam Srivastava (Hrsg.), Colonial and Postcolonial Italy, Themenheft von Interventions, 8 (2006) 3, S. 430 - 443. Aufsehen erregten verschiedene Publikationen zum gezielten Giftgaseinsatz der italienischen Armee während des Abessinienkrieges, vgl. etwa Aram Mattioli, Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935 - 1941, Zürich 2005.

Dr. phil, geb. 1964; Professor für die Geschichte Afrikas an der Humboldt Universität zu Berlin, Institut für Asien- und Afrikawissenschaften, Unter den Linden 6, 10099 Berlin.
E-Mail: E-Mail Link: andreas.eckert@asa.hu-berlin.de