Was wir aus der Schweinegrippe lernen können
Aus einem kleinen Dorf in Mexiko
Bevor wir uns den großen Fragen zuwenden, müssen wir uns in ein kleines Dorf in Mittelamerika begeben. In der Arbeitersiedlung La Gloria ("Freude"), 150 Kilometer östlich von Mexico City, waren Anfang 2009 immer wieder mysteriöse Fälle von Atemwegserkrankungen mit gleichzeitigem Durchfall aufgetreten. Als schließlich über die Hälfte der rund 3000 Einwohner erkrankt und zwei Kinder gestorben waren, gingen die Menschen von La Gloria am 5. April auf die Straße. Sie waren sich sicher: Die Krankheit kommt vom benachbarten Schweinemastbetrieb eines amerikanisch-mexikanischen Konzerns, dessen stinkende Abwässer das Trinkwasser verunreinigen. Einer der Demonstranten, ein kleiner Junge, trug ein selbstgemaltes Plakat mit einem durchgestrichenen Schwein vor sich her. Darüber stand in krakeligen Buchstaben: Peligro, das spanische Wort für Gefahr.Die Behörden wiegelten zunächst ab und unternahmen nichts. Die Schweinemastbetriebe im Osten Mexikos gehören zu den größten der Welt, der gesamte amerikanische Kontinent wird von hier aus beliefert. Die Eigentümer sind mächtige Konzerne, die eine Gesundheitsgefahr durch die Abwässer bestreiten. Für die Bevölkerung war jedoch bereits damals klar, woher die merkwürdige Krankheit kam. Sie nannte sie La gripe porcina - Schweinegrippe. Am 11. Juni 2009, erklärte die Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Margaret Chan, die Schweinegrippe zur "ersten Influenza-Pandemie des 21. Jahrhunderts" - das Virus aus dem mexikanischen Dorf hatte sich in die ganze Welt ausgebreitet.