Ost-westdeutsche Integrationsbilanz
Welche Bilanz lässt sich ziehen?
- Nach wie vor zeigen sich in Ostdeutschland höhere Desintegrationsbelastungen sowohl auf der sozialstrukturellen als auch auf der institutionellen und sozio-emotionalen Ebene.
- Das subjektive Gefühl der Benachteiligung gegenüber Westdeutschen ist unter Ostdeutschen sehr verbreitet.
- Desintegrationsbelastungen und Benachteiligungsgefühle haben Auswirkungen auf den Grundwert der Gleichwertigkeit aller Menschen. Personen, die sich selbst nicht anerkannt und benachteiligt fühlen, sind eher bereit, andere abzuwerten. Die höheren Desintegrationsbelastungen und Benachteiligungsgefühle in Ostdeutschland können erklären, warum abwertende Einstellungen gegenüber schwachen Gruppen in Ostdeutschland verbreiteter sind.
Hier sind politische Konzepte gefragt, die eine strukturelle Stärkung auf den Weg bringen. Wenn dies jedoch nicht von den demokratischen Parteien geleistet wird, sondern wenn im kommunalpolitischen Bereich vor allem die NPD sichtbare Arbeit leistet, dann können sich fremdenfeindliche Einstellungen weiter verbreiten und zur Normalität werden. Wo sich die Probleme dermaßen verdichten, wird es für demokratische Akteure immer schwieriger, gegen abwertende Einstellungen einzutreten.
Es bleibt zu erwähnen, dass sich auch in Westdeutschland strukturschwache Regionen befinden, deren Zustand sich angesichts der massiven Wirtschaftskrise verschärfen dürfte. Dies wird sich auch in den Wahrnehmungen der Bevölkerung niederschlagen. Desintegrationsbedrohungen werden weiter wachsen und sowohl in West- als auch in Ostdeutschland die Situation schwacher Gruppen schwieriger und zum Teil gefährlicher machen.