Mein Körper - mein Eigentum?
Schlussfolgerungen
Dass unser Körper keine normale Sache ist, ergibt sich aus unserer Intuition sowie einer Reihe ethischer und rechtlicher Regelungen. Der Blick in die Kulturgeschichte des Umgangs mit dem menschlichen Körper fördert allerdings zutage, dass diese Auffassung entweder nicht selbstverständlich ist, oder aber, dass es zumindest doch immer eine ganze Reihe von Ausnahmen von dieser Regel gab. Dies gilt nicht etwa nur für die Tradition anderer Völker und Kulturen, sondern auch und gerade für die europäische Kulturgeschichte.Die Fortschritte in der modernen Biotechnologie und Biomedizin erschließen nun neue Möglichkeiten, die einer Kommodifikation und damit einer Verdinglichung des menschlichen Körpers Vorschub leisten können. In unterschiedlichen Kontexten finden wir dabei allerdings auch unterschiedliche Formen des Umgangs mit der Sachqualität des menschlichen Körpers und seiner Teile vor. In der Forschung mit menschlichem Gewebe werden vom Körper entfernte Materialien als Sachen behandelt und dürfen teilweise sogar ohne Information der betroffenen Patienten zu kommerziellen Zwecken veräußert werden. Solche Praktiken stehen jedoch im Widerspruch zu in europäischen Dokumenten verankerten ethischen Prinzipien.
Der Bereich der Organspende ist in Deutschland am strengsten und eindeutigsten reguliert, und der Handel mit Organen wird explizit ausgeschlossen. Diese Vorschriften sprechen jedoch nicht dagegen, Körpermaterialien und Organe als Dinge zu behandeln. Die Verfügungsrechte des Spenders in diesem Bereich sind eingeschränkt, und er darf die von ihm stammenden Organe nur zu bestimmten, gesetzlich geregelten Zwecken verwenden. International einige Beachtung hat die Charakterisierung des Humangenoms als "gemeinsames Erbe der Menschheit" erfahren. Welche Bedeutung dies für den einzelnen Menschen hat, und ob sich die unterschiedlichen Staaten dieser Charakterisierung anschließen werden, bleibt natürlich offen. Aus normativer Sicht ist diese Auffassung vom Status des Humangenoms unter anderem daraus motiviert, dass man bevölkerungsumgreifende Forschungsprojekte besser rechtfertigen kann.