Tierschutz- und Tierrechtsbewegung - ein historischer Abriss
Die moderne Tierrechtsbewegung, in Abgrenzung zur früher entstandenen Tierschutzbewegung, fordert durch ihr radikales Gebaren eine Diskussion über das menschliche Verhältnis zum Tier und dessen rechtliche Besserstellung heraus.Einleitung
Die moderne Tierrechtsbewegung gehört gegenwärtig zu einer der brisantesten gesellschaftspolitischen Erscheinungen. Dabei greift sie - oft in radikalisierter Form - auf praktische Erfahrungen, Methoden und Ideologien zurück, die sie seit ihrer Konstituierung ab dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts sammelte.[1] Begleitet wurde diese Entwicklung von einem Bewusstseinswandel im Umgang mit dem Tier in teils religiöser, teils säkularisierter Ausformung. Gleichzeitig ist dieser Wandel auch in der Genese des Fürsorgegedankens samt seinen ideologisch geprägten Absichten und politischen Implikationen im Übergang zum Industriezeitalter und dem Ausbau der urbanen Gesellschaft zu verorten. Tierschutz wurde zu einem reformistischen Imperativ, Zeichen für philanthropische Geisteshaltung. Beispielhaft avancierte der Vegetarismus in der öffentlichen Wahrnehmung von einer Marotte zur Mode. Mit ihren Kampagnen gegen "Tiermissbrauch", insbesondere in Form der Vivisektion, den Versuchen am lebendigen, nicht betäubten Tier, gelang es der Tierschutz- und der Tierrechtsbewegung, auf die Legislative Einfluss zu nehmen und eine öffentliche Meinung zu mobilisieren, die insgesamt über das "richtige" Verhältnis vom Mensch zum Tier zu reflektieren begann. Diese Diskurse prägt sie bis heute nachhaltig.Nach einem Überblick über die Entwicklung der Tierschutzbewegungen des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts wird sich dieser Beitrag insbesondere der Tierrechtsbewegung ab den 1970er Jahren widmen, auf nationaler wie insbesondere auch internationaler Ebene. Dazu wird eine Unterscheidung der Konzepte vorgenommen, die dem Tierschutz respektive Tierrechten zu Grunde liegen, einerseits im Bezug zu philosophischen Begründungen, andererseits im Bezug auf das Handlungsrepertoire, das Tierschutz/Tierrecht als soziale Bewegung charakterisiert.