Entwicklungsphasen der Arbeitsmigration und diesbezüglicher Politiken in den GCC-Staaten
Das beispiellose Ausmaß der Entwicklungsprojekte in den ölreichen Golfstaaten, das auf den Ölboom im Oktober 1973 folgte, führte zu einer extrem schnellen Zunahme der Nachfrage nach sowohl qualifizierten als auch unqualifizierten Arbeitskräften, die nicht aus dem einheimischen [1] Arbeitskräftereservoir gedeckt werden konnte.Dies lag zum einen am geringen Umfang der nationalen Erwerbsbevölkerung. Um 1975 umfasste die Gesamtzahl der einheimischen Erwerbstätigen der sechs Ölstaaten nur 1,36 Millionen Personen. Zum anderen verfügten die einheimischen Arbeitskräfte nicht über einen ausreichenden Qualifizierungsgrad, da es an modernen Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen mangelte. Um diese beiden Einschränkungen zu beheben, verfolgten die Obrigkeiten der Golfstaaten die Strategie, kurzfristig Arbeitskräfte aus dem Ausland anzuwerben. Auf lange Sicht sollte einerseits eine extrem pro-natalistische Politik implementiert werden, um die hohen Geburtenraten aufrecht zu erhalten, andererseits sollten umfangreiche Investitionen in das Bildungs- und Ausbildungssystem das Qualifikationsniveau (und damit auch die Qualität) der einheimischen Erwerbsbevölkerung verbessern.
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Geburtenzahlen und pro-natalistische Strategien der GCC-Staaten
*Demographisches Momentum (Trägheitseffekt): Auch wenn die Geburtenziffer das Ersatzniveau erreicht oder sogar unter dieses sinkt, wächst die Bevölkerung zunächst noch weiter an, da hohe Fertilitätsraten in der Vergangenheit für stark besetzte Jahrgänge gesorgt haben, die mit dem Eintritt in das fertile Alter für relativ hohe Geburtenziffern sorgen.
Diese Strategie der GCC-Staaten führte dazu, dass während des blühenden "Öljahrzehnts" (1973 – 1982) die Zahl ausländischer Arbeitskräfte in den ölfördernden Golfstaaten rapide zunahm und bereits 1985 bei 4,4 Millionen lag. In der ersten Phase dieser Entwicklung ermöglichte eine sehr liberale Zuwanderungspolitik den zu dieser Zeit hauptsächlich arabischen Arbeitsmigranten ihre Familienangehörigen mit in die GCC-Staaten zu bringen. Daher waren im Jahr 1975 30% der Ausländerinnen und Ausländer, die sich in den GCC-Staaten aufhielten, Familienangehörige von Arbeitsmigranten. Dem "Öljahrzehnt" folgte ein starker Einbruch der Öleinnahmen.[2] Trotz dieser Entwicklung stieg die Zahl ausländischer Arbeitskräfte weiter an, wenngleich mit geringerer Geschwindigkeit als dies während des "Öljahrzehnts" der Fall gewesen war. Betrug die Zahl ausländischer Arbeitnehmer in den GCC-Staaten 1985 4,4 Millionen, so lag sie Mitte der 1990er Jahre bereits bei 5,2 Millionen. Insgesamt lebten Mitte der 1990er Jahre 9,4 Millionen Ausländerinnen und Ausländer in den GCC-Staaten.
Die irakische Invasion Kuwaits im August 1990 wirkte sich entscheidend auf die Entwicklung der Migration nach dem Ölboom im Oktober 1973 aus. Die Invasion veranlasste zahlreiche Ausländer die GCC-Staaten - insbesondere Kuwait und Saudi Arabien - zu verlassen. Nach der Befreiung Kuwaits im Februar 1991 nahm die Zahl ausländischer Arbeitskräfte in jedem einzelnen der GCC-Staaten jedoch wieder zu, obwohl einerseits die Ölpreise weiterhin sehr niedrig waren und andererseits die Zahl einheimischer Arbeitskräfte schnell anstieg. 1999 lag die Zahl ausländischer Arbeitskräfte in den GCC-Staaten bei 7,1 Millionen, was einem Wachstum von 36,3 Prozent gegenüber ihrer Zahl Mitte der 1990er Jahre entspricht.

