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Der "Arabische Frühling" und die Arbeitsmärkte der GCC-Staaten | Mitgliedsstaaten des Golfkooperationsrats (GCC) | bpb.de

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Der "Arabische Frühling" und die Arbeitsmärkte der GCC-Staaten

Onn Winckler

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Der Ausbruch des "Arabischen Frühlings" und dessen Übergriff auf die Golfregion – hauptsächlich auf Bahrain und Oman - Anfang des Jahres 2011, veranlasste die Obrigkeiten der GCC-Staaten, wenn auch nicht offiziell, dazu, von ihrer bisherigen Politik der Nationalisierung der Erwerbsbevölkerung abzurücken.

Stattdessen beschlossen sie, sich auf die Senkung der Arbeitslosigkeit junger gebildeter Einheimischer zu konzentrieren und den Lebensstandard der eigenen Staatsangehörigen zu verbessern, ungeachtet der langfristigen Folgen, die eine solche Politik haben könnte.

Am 18. März 2011 verkündete Saudi Arabiens König 'Abdulla die Implementierung sozioökonomischer Reformen, die hauptsächlich auf folgenden Aspekten beruhten: sofortige Zahlung von zwei Monatsgehältern an alle Regierungsangestellten als Ausgleich für gestiegene Lebenshaltungskosten, monatliche Arbeitslosengeldzahlung von SR 2.000 (ca. $533), Festlegung eines monatlichen Mindestlohns von SR 3.000 (ca. $800) für alle Regierungsangestellten, Schaffung von 60.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen im Innenministerium (de Kerros 2011; IMF 2011, S. 11; MEED 10.-16. Februar 2012, S. 33). Wie der Internationale Währungsfond (IMF 2011, S. 19) bemerkte, führen die Gehaltsanhebung im öffentlichen Dienst und die großzügige Arbeitslosenunterstützung aber nur dazu, dass Einheimische keinen Anlass sehen, eine Beschäftigung im Privatsektor anzustreben.

Insgesamt kosteten die Maßnahmen, die von Saudi Arabien ergriffen wurden, um das Risiko eines Übergriffs der Schiiten-Aufstände von Oman auf das saudische Königreich zu unterbinden, das Land $129 Milliarden (Gray 2011, S. 22). Auch in Oman reagierten die Obrigkeiten mit einer massiven Anhebung der Staatsausgaben, die vor allem in die Anhebung des Mindestlohns für die 150.000 Angestellten im öffentlichen Dienst von $364 auf $520 flossen (MEED 2011 Economic Review, S. 12; MEES 16. Januar 2012, S. 20-21). Die Reaktionen der Regierungen der anderen vier Mitgliedsstaaten des Golfkooperationsrates auf den "Arabischen Frühling" waren ähnlich und konzentrierten sich vor allem auf die Anhebung des Lebensstandards und der Löhne im öffentlichen Dienst sowie die Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze im öffentlichen Sektor. Folglich bewirkte der "Arabische Frühling" eine Abkehr von der Politik der schrittweisen Einschränkung rentenökonomischer Leistungen gegenüber der einheimischen Bevölkerung. Dieser Wandel erklärt sich vor dem Hintergrund der Angst vor sozioökonomisch motivierten Aufständen.

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Onn Winckler ist Professor am Department of Middle Eastern History an der Universität Haifa. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich politische Demographie und Wirtschaftsgeschichte des Mittleren Ostens.
E-Mail Link: owinkler@univ.haifa.ac.il