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Hintergrundinformationen | Polen | bpb.de

Hintergrundinformationen

Stefan Alscher

/ 2 Minuten zu lesen

Polens Migrationsgeschichte ist von Auswanderung geprägt. Bis ins späte 20. Jahrhundert fanden Abwanderungen sowohl in Wellen als auch in jährlichen Bewegungen statt. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der darauf folgenden "Westverschiebung" Polens kam es zu Vertreibungen und Umsiedlungen.

Polen (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/2.0/de

Davon betroffen waren etwa 8 Mio. Menschen polnischer, ukrainischer, weißrussischer sowie deutscher Herkunft. In einer weiteren großen Wanderungswelle nach dem Zweiten Weltkrieg kehrten etwa 300.000 polnische Juden nach Polen zurück, von denen jedoch in den Folgejahren rund 220.000 nach Palästina/Israel, Westeuropa und Übersee weiterwanderten.

Seit den 1950er Jahren waren es mehrheitlich Aussiedler deutscher Herkunft, die in die Bundesrepublik Deutschland abwanderten. Eine weitere große Welle setzte 1968 ein, als bis zu 25.000 polnische Juden das Land verließen. Polnische Staatsbürger konnten in den späten 1970er Jahren zwar relativ frei reisen, 1981 verhängten jedoch mehrere westliche Staaten die Visumspflicht. Somit waren es vor allem Angehörige von Minderheiten, die auf der Grundlage von Abkommen oder internationalen Verträgen auswanderten.

InfoPolen

Hauptstadt: Warschau
Amtsprache: Polnisch
Fläche: 312.685 km2
Bevölkerungszahl (2006): 38.157.055 (Eurostat)
Bevölkerungsdichte: 122 Einwohner je km2
Bevölkerungswachstum (2005): 0,0 % (World Bank)
Erwerbsbevölkerung (2006): 63,4 % (OECD)
Anteil ausländischer Bevölkerung (2005): 1,8 % (703.000 Personen) (UN Population Division)
Anteil ausländischer Beschäftigter an allen Erwerbstätigen (2003): 0,15% (International Labour Organisation)
Arbeitslosenquote: 14,0 % (2006); 18,0 % (2005); 19,3 % (2004) (OECD)
Religionen: 90 % römisch-katholisch, 1,3 % polnisch-orthodox, 0,3 % protestantisch, 0,3 % Zeugen Jehovas, 0,1 % altkatholische, muslimische und jüdische Minderheit, 8 % andere Glaubensrichtungen und ohne Religionszugehörigkeit

Während der Niederschlagung der Solidarność-Bewegung und der Verhängung des Kriegsrechts Anfang der 1980er Jahre wanderten erneut 250.000 polnische Staatsangehörige ab.

Seit dem Systemwechsel von 1989 ist das Bild der Migrationsbewegungen im Wandel. Polen gilt – vor allem wegen seines negativen Wanderungssaldos (siehe unten) – nach wie vor hauptsächlich als Auswanderungsland. Aufgrund seiner geographischen Lage zwischen Ost- und Westeuropa fungiert es jedoch zunehmend als Transitland für Migranten. Auch zahlreiche Zuwanderer aus Vietnam und Armenien leben in Polen. Daneben entwickelt es sich als Zielland – vor allem für Migranten aus seinen östlichen Nachbarländern (Ukraine, Weißrussland, Russland) und anderen Teilen der früheren Sowjetunion. Dies ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass Polen seit den 1990er Jahren zunächst als assoziiertes Land, später als Kandidat der Europäischen Union (EU) und nun als neuer EU-Mitgliedstaat einen in Mittel- und Osteuropa vergleichsweise schnellen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Die "Solidarność-Bewegung" (Solidaritäts-Bewegung) steht für die Gründung einer Gewerkschaft durch Lech Wałęsa 1980 in Danzig, welche den Demokratisierungsprozess in Polen einleitete.

Weitere Inhalte

Stefan Alscher ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Center for Migration, Citizenship and Development an der Universität Bielefeld. Er studierte Diplom-Sozialwissenschaften in Göttingen, Xalapa (Mexiko) und Berlin. Seit 1998 ist er Redaktionsmitglied des Newsletters "Migration und Bevölkerung".