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Treibhauseffekt und Klimaschutz

Felix Christian Matthes Felix Christian Mathes

/ 9 Minuten zu lesen

Seit der Industrialisierung verstärkt sich der menschlich verursachte Treibhauseffekt, ausgelöst vor allem durch die Energie- und die Landwirtschaft. Angesichts weitreichender klimatischer Folgen wird auf internationalen Klimaschutzkonferenzen um eine Reduktion der CO2-Emissionen gerungen.

Einleitung

Karikatur Klimawandel (© picture-alliance/ Gernot Gunga)

Die Einsicht in die Begrenztheit fossiler Energiequellen und in die Folgegefahren der Kernenergie haben das Interesse an einer nachhaltigen Versorgung durch erneuerbare Energien befördert. Verstärkt wird diese Einsicht vor dem Hintergrund des anthropogenen Treibhauseffekts. Der durch menschliche Aktivitäten verursachte Klimawandel verstärkt paradoxerweise einen Effekt, durch den das Leben auf der Erde erst möglich wurde. Die sogenannten Treibhausgase in der Erdatmosphäre vermindern die Wärmerückstrahlung von der Erdoberfläche in das Weltall und speichern die entsprechende Energie in der Erdatmosphäre. Ohne den natürlichen Treibhauseffekt, der überwiegend durch den in der Atmosphäre vorhandenen Wasserdampf (vor allem Wolken) und Kohlendioxid (aus organischen Kreisläufen) herbeigeführt wird, läge die bodennahe Durchschnittstemperatur der Erde nicht bei etwa 14°C über, sondern ungefähr bei 19°C unter Null (-19°C).
Neben diesen lebensnotwendigen natürlichen Treibhauseffekt tritt jedoch seit Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert der menschlich verursachte (anthropogene) Treibhauseffekt.

QuellentextAnthropogener Treibhauseffekt

Der menschlich verursachte (anthropogene) Treibhauseffekt, der seit Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert auftritt, ist auf den rapiden Anstieg der Emissionen von Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Lachgas (N2O) und anderen synthetischen Gasen zurückzuführen, die sich in der Atmosphäre ansammeln. So ist die Konzentration von CO2 in der Erdatmosphäre seit dem vorindustriellen Zeitalter von 280 ppmv (parts per million in volume, Millionstel Volumenanteile) auf aktuell 393 angestiegen, bei Methan stieg die Konzentration von 700 ppbv (parts per billion in volume, Milliardstel Volumenanteile) auf 1874 ppbv, bei Lachgas von 270 auf 324 ppbv. Andere Treibhausgase wie Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), wasserstoffhaltige Fluorkohlenwasserstoffe (HFKW) oder perfluorierte Kohlenwasserstoffe (FKW) und Schwefelhexafluorid (SF6) kommen in der natürlichen Zusammensetzung der Erdatmosphäre nicht vor. Sie sind in ihren Konzentrationen während der vergangenen Jahre erheblich gestiegen.

Die aktuellen Konzentrationen der verschiedenen FCKW betragen bis zu 530 pptv (parts per trillion in volume, Billionstel Volumenanteile), bei besonders strahlungswirksamen HFKW-134a etwa 68 pptv sowie bei SF6 etwa sieben pptv. Eine besondere Brisanz ergibt sich bei den synthetischen Treibhausgasen FCKW, HFKW, FKW und SF6 , weil sie teilweise außerordentlich lange in der Atmosphäre verweilen (bei SF6 beispielsweise für 3200 Jahre) sowie eine sehr hohe Treibhauswirkung haben.

Weitgehend zweifelsfrei nachgewiesen ist inzwischen, dass diese Erhöhung der Treibhausgaskonzentrationen maßgeblich zu der im vergangenen Jahrhundert beobachteten Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur in Bodennähe von ca. 0,8 °C (±0,2 °C) beigetragen hat. Nun hat es natürliche Schwankungen bei den Durchschnittstemperaturen innerhalb sehr langer Perioden immer gegeben (Warm- und Kaltzeiten). Besorgnis erregend ist aber nicht nur die Größenordnung des Temperaturanstieges, sondern vor allem dessen Geschwindigkeit. Niemals in den vergangenen 1000 Jahren ist ein derartig schneller Temperaturanstieg verzeichnet worden. Gleichzeitig ist die Konzentration des wichtigsten Treibhausgases CO2 in den zurückliegenden 20 000 Jahren niemals so schnell angestiegen. Sie verzeichnet heute Werte, die in den vergangenen 100 000 Jahren nicht erreicht wurden.

Projektionen für die zukünftige Entwicklung der Treibhausgasemissionen und Modellrechnungen für die daraus resultierenden Klimaeffekte zeigen, dass die weltweite bodennahe Durchschnittstemperatur gegen Ende des 21. Jahrhunderts im Vergleich zum vorindustriellen Niveau um zwischen 1,3 und 6,2 °C ansteigen könnte. Die Bandbreite der Temperaturprognosen ist dabei nicht nur auf wissenschaftliche Unsicherheiten zurückzuführen, sondern berücksichtigt vor allem verschiedene Emissionsverläufe. Auf Basis der aktuellen – rechtlich unverbindlichen – klimapolitischen Verpflichtungen einer Vielzahl von Staaten ergeben sich Emissionsverläufe, die für das Jahr 2100 – im Vergleich zu den vorindustriellen Niveaus – zu einer Temperaturerhöhung von etwa 3,3 °C (bei einer unsicherheitsbedingten Bandbreite von etwa 2,7 bis 4,2 °C) führen dürften. Die Folgen einer solch großen und schnellen Temperaturerhöhung können gravierend sein.

Felix Christian Matthes

Folgen für Ökosysteme und Gesellschaften

Die globale Erwärmung kann zu verschiedenen Effekten führen, die wiederum erheblichen Einfluss auf Ökosysteme und menschliche Gesellschaften haben können. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich die durch den Treibhauseffekt bedingten Temperaturerhöhungen nicht gleichmäßig vollziehen. Vor allem über den Landmassen der Kontinente werden die Temperaturen deutlicher steigen als über den Ozeanen. Als sehr wahrscheinlich gilt heute, dass folgende Veränderungen eintreten werden:

  • Der Meeresspiegel steigt deutlich an (durch die thermische Ausdehnung der Wassermassen sowie das Abschmelzen der Polarkappen),

  • Gletscher schmelzen ab,

  • die Extremtemperaturen erhöhen sich,

  • Temperaturspreizungen im Tagesverlauf vermindern sich,

  • Niederschläge werden heftiger und

  • Trockenzeiten werden länger, wodurch die Dürregefahr wächst.

Noch nicht abschließend nachgewiesen ist die durch den Klimawandel bedingte Zunahme anderer extremer Wetterereignisse wie Hurricans oder Taifune; die Wahrscheinlichkeit solcher Effekte ist jedoch keineswegs vernachlässigbar. Langfristig können darüber hinaus auch gravierende Störungen globaler Zyklen entstehen, wie zum Beispiel der irreversible Abriss des Golfstroms im Atlantik, dessen Wärmetransport das vergleichsweise warme Klima Europas sichert.

QuellentextKlima – ein komplexes Kräftespiel

Und nun das: Die Erwärmung der Erde, melden Wissenschaftler im Fachmagazin "Nature Geoscience", pausiert, obwohl der weltweite Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) von Jahr zu Jahr immer neue Rekorde aufstellt. Von 1991 bis 2000, so die jüngste Studie, stieg die durchschnittliche Erdtemperatur um 0,24 Grad, von 2001 bis 2010 jedoch nur um 0,03 Grad. Diese letzte Dekade (2001-2010) war, so die Welt-Meteorologie-Organisation (WMO), die wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen (1850).

Die veröffentlichte Studie von Forschern der Universität Oxford unter Beteiligung des Max-Planck-Instituts für Meteorologie (MPI/Hamburg) schlägt dennoch ziemliche Wellen: Die sogenannten Klimaskeptiker jubeln und betrachten sie als Bestätigung ihrer Zweifel, wonach nicht die Treibhausgase aus der Verbrennung von Kohle und Öl den Planeten erwärmen, sondern natürliche Faktoren wie etwa die Sonnenaktivität. Keine Entwarnung gibt hingegen Professor Jochem Marotzke, Direktor des MPI: "Diese Abschwächung der Temperaturerhöhung an der Erdoberfläche können wir mit unseren Modellen bisher nicht erklären, allerdings hat sich die Erde insgesamt weiter erwärmt, aber diese Erwärmung hat vor allem in den tieferen Schichten der Ozeane stattgefunden."

Fakten und Zusammenhänge sind geeignet, Klimalaien gehörig zu verwirren. Auch deshalb, weil der Nicht-Forscher Wetter und Klima doch irgendwie als Zwillinge ansieht. Ihm erscheint ein strenger Winter spontan als Gegenbotschaft zum Klimawandel und Tropenhitze als dessen Bestätigung. Tatsächlich steckt hinter dem Klima ein komplexes Kräftespiel: Hier die natürlichen Kräfte, die das Erdklima zwischen kalt und warm hin- und herschubsen, dort der von einer Sieben-Milliarden-Menschheit angerührte wärmende Treibhausgas-Cocktail. Zudem können einige Ausdünstungen der Zivilisation auch kühlen, etwa freigesetzte Schwefelpartikel aus der Schwerindustrie. Alle Einflüsse können sich aufheben, verstärken und überlagern. Das klingt nach einer Sache, die so kompliziert ist, dass sie sich im Prinzip gar nicht vorhersagen lässt.

Es ist paradox: Während der Mensch zu einfachen Wahrheiten neigt und gelegentlich Wetter-Bauernregeln auswendig aufsagen kann, erklären Klimaforscher vermeintlich abstruse Zusammenhänge und globale Fernwirkungen: Mehr Kälte im Winter in Mitteleuropa durch weniger Eis in der Arktis. Mit anderen Worten: Die globale Erwärmung kann regional sogar mehr Kälte verursachen.
Neben Schwefel, wie ihn auch Vulkane freisetzen, ist La Niña ein weiterer Gegenspieler des Erwärmungstrends – eine aus der Tiefe des Pazifiks aufsteigende Kaltwasserflut. Im Gegenzug werden große Wärmemengen in tiefere Ozeanschichten verfrachtet. Nach 1998 hat allein La Niña dreimal zugeschlagen. Die NASA berichtet, der Erwärmungstrend wäre ungebrochen, würden La-Niña-Effekte herausgerechnet. Ein dritter Abkühlungsfaktor spielt in Asien [...], denn selbst verbrannte Kohle kann kühlen, wenn sie viel Schwefel enthält.

Unterm Strich habe sich "das große Bild", so Professor Hans Joachim Schellnhuber, Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, durch die Studie nicht verändert. Der Klimaberater der Bundesregierung sagte in den "Potsdamer Neuesten Nachrichten": Wenn die "Anreicherung der tieferen Ozeanschichten mit der überschüssigen Wärme" abgeschlossen sei, werde sich die Oberfläche wieder erwärmen – "und zwar schneller als zuvor". [...].

Wolfgang Wiedlich, "Die Erde erwärmt sich langsamer", in: General-Anzeiger Bonn vom 26. Juni 2012

Solche Veränderungen haben Folgen. So werden in Regionen, deren Wasserhaushalt ohnehin schon stark beansprucht wird, die Probleme der Wasserversorgung zunehmen. Vor neuen Herausforderungen werden aber auch Regionen stehen, deren Wasserversorgung in erheblichem Maße von Gletschern gespeist wird. Die erhöhte Niederschlagsintensität auf der einen Seite und die Gefahr von höheren Extremtemperaturen und Trockenheiten auf der anderen Seite können die Nahrungsmittelversorgung in vielen Regionen gefährden. Sowohl der Anstieg des Meeresspiegels als auch die Niederschlagsintensitäten werden mit hoher Wahrscheinlichkeit die Überflutungsgefahr für einige Regionen der Erde verstärken, wobei besonders – aber keineswegs nur – die oft dicht besiedelten Küstenregionen betroffen sind. Die Verschiebung von Klima- und Vegetationszonen wird Gesundheitsprobleme – etwa durch Malaria, Dengue-Fieber oder Hitzestress – vergrößern.

Darüber hinaus werden viele Ökosysteme der Erde (von arktischen Lebensräumen bis zu australischen Unterwasser-Riffs) durch den globalen Klimawandel absehbar unwiederbringlich geschädigt.
Die Fähigkeiten der verschiedenen Gesellschaften, zumindest einige Effekte des Klimawandels abzuschwächen oder auszugleichen, sind höchst unterschiedlich. So ist die Verletzlichkeit vieler Entwicklungsländer mit Blick auf die Folgen des Klimawandels deutlich höher als die der hoch entwickelten Industriestaaten. Erstere leiden unter ungünstigeren klimatischen Vorbedingungen, Kapitalmangel, schlechterer Infrastruktur und Defiziten in der Bildung. Die Industriestaaten verantworten damit bisher, das heißt vor allem aus der historischen Perspektive, den größten Teil des anthropogenen Klimawandels. Dessen Folgen entstehen jedoch vor allem für die Entwicklungs- und Schwellenländer. Diese regionale Asymmetrie zwischen Verursachern und Betroffenen führt zu erheblichen Herausforderungen für die Klimapolitik.
Mit Blick auf die Handlungsnotwendigkeiten kommt dem "Zwei-Grad-Ansatz" eine besondere Bedeutung zu. Demnach soll die Erhöhung der globalen Mitteltemperatur bis zum Ende dieses Jahrhunderts auf maximal zwei Grad Celsius im Vergleich zu dem Temperaturniveau in der vorindustriellen Zeit begrenzt werden. Als zusätzliche Bedingung wird in einigen Analysen gefordert, neben dieser langfristigen Begrenzung die Geschwindigkeit des Temperaturanstiegs auf maximal 0,2°C pro Dekade (alle 10 Jahre) zu reduzieren. Dafür müssten die weltweiten Treibhausgasemissionen bis Mitte des Jahrhunderts um mindestens 50 Prozent zurückgeführt und danach massiv weiter reduziert werden.

Verursachende Bereiche

Aktuell liegen die weltweiten Treibhausgasemissionen – gemessen in Kohlendioxid-Äquivalenten – bei über 50 Milliarden Tonnen pro Jahr. Etwa 77 Prozent des gesamten Emissionsvolumens entfallen dabei auf Kohlendioxid und davon über drei Viertel auf die CO2-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger. Die verbleibenden CO2-Emissionen stammen vor allem aus Änderungen der Landnutzung (Entwaldung in einigen Regionen der Erde) sowie aus bestimmten Industrieprozessen wie der Herstellung von Zement und Kalk.
Auf den Methan-Ausstoß entfallen etwa 16 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen. Er wird vor allem durch die Landwirtschaft (Tierhaltung, Reisanbau) sowie die Abfall- und Energiewirtschaft verursacht. Etwa sieben Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen bestehen aus Lachgas, das ganz überwiegend ebenfalls durch die Landwirtschaft (Bodenbewirtschaftung) verursacht wird. Die synthetischen Treibhausgase (HFKW, FKW, FCKW, SF6) spielen mit einem Anteil von etwa zwei Prozent im Vergleich zu den anderen Treibhausgasen noch keine wesentliche Rolle, doch auch sie werden durch den starken Anstieg der Emissionen in der jüngsten Vergangenheit zum Problem – insbesondere wegen ihrer teilweise extrem langen Lebenszeit.
Diese kurze Analyse zeigt bereits, dass Maßnahmen zur Verminderung des Treibhauseffekts besonders zwei Wirtschaftsbereiche berühren: die Energiewirtschaft und die Landwirtschaft – und damit also die Sicherheit der Energieversorgung und der Ernährung.

Anteilsstrukturen

Eine vertiefte Analyse der Verursacherstrukturen unterstreicht diese These. Etwa 43 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger waren im Jahr 2010 der Kohlenutzung zuzurechnen, knapp 36 Prozent dem Verbrauch von Erdöl und etwa 20 Prozent dem Erdgaseinsatz. Eine besondere Rolle spielt die Stromerzeugung mit weltweit etwa 41 Prozent der energiebedingten CO2-Emissionen. Den zweitgrößten Verursacherbereich bildet der Verkehrssektor mit einem Beitrag von etwa 22 Prozent, davon entfallen fast drei Viertel auf den Straßenverkehr. Der Emissionsbeitrag der anderen Industriezweige liegt mit ungefähr 20 Prozent in einer ähnlichen Größenordnung. Die privaten Haushalte und der Dienstleistungssektor zeichnen weltweit für etwa elf Prozent der energiebedingten CO2-Emissionen verantwortlich.
Auch wenn die Treibhausgasemissionen in allen Sektoren gesenkt werden müssen, verdeutlichen die Zahlen, dass ohne eine Änderung der Technologie- und Brennstoffbasis für die Stromerzeugung und den Verkehrssektor selbst massive Emissionsminderungen in den anderen Bereichen, wie zum Beispiel in Industrie und Haushalten oder in der Land- und Abfallwirtschaft, das Klimaproblem nicht lösen können.

Wieviel CO2 verursacht jeder Deutsche jährlich?

Bemerkenswert ist auch, wer im weltweiten Vergleich wie viel zu den Treibhausgasemissionen, beiträgt. Die Industriestaaten verursachen derzeit knapp 40 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen, und ihr Anteil an den energiebedingten Kohlendioxid-Emissionen liegt bei etwa 50 Prozent. Die wesentlich von der Landwirtschaft verursachten Methan-Emissionen entfallen dagegen zu knapp drei Vierteln auf die Entwicklungsländer, die Industriestaaten verantworten hier nur etwas mehr als ein Viertel.
Nachdem über viele Jahre die europäischen, nordamerikanischen und pazifischen OECD-Staaten sowie Russland den weltweit größten Verursacherblock gebildet haben, stammt inzwischen der größere Teil der weltweiten Treibhausgas-emissionen im Ganzen wie auch der CO2-Emissionen im Speziellen aus den stark wachsenden Volkswirtschaften der Entwicklungs- und Schwellenländer vor allem in Asien und Südamerika. So stehen der EU mit energiebedingten CO2-Emissionen von ca. 3,98 Mrd. t CO2 und den USA mit etwa 5,79 Mrd. t CO2 sowie Russland (1,7 Mrd. t CO2) und Japan (1,4 Mrd. t CO2) inzwischen Staaten wie China (9,3 Mrd. t CO2) oder Indien (1,8 Mrd. t CO2) gegenüber (alle Daten für 2012). In einigen Ballungsräumen der Entwicklungs- und Schwellenländer werden inzwischen Pro-Kopf-Emissionen wie in einigen Industriestaaten erreicht.

Auch wenn die OECD-Staaten den weitaus größten Teil der historischen Verantwortung für den Klimawandel tragen und die Pro-Kopf-Emissionen der meisten Entwicklungs- und Schwellenländer oft noch auf vergleichsweise niedrigem Niveau liegen – zur notwendigen Trendumkehr bei den Treibhausgasemissionen werden daher spätestens mittelfristig auch die Nicht-OECD-Staaten deutlich beitragen müssen.
In den vergangenen Jahren wurden erhebliche Anstrengungen unternommen, um Optionen zur Treibhausgas-Vermeidung zu entwickeln und kostengünstiger zu gestalten. So sind in puncto Energieeffizienz, erneuerbare Energien, Industrieprozesse, CO2-Abtrennung oder Materialeffizienz erhebliche Fortschritte erzielt worden. Wenn die Treibhausgasemissionen innerhalb eines engen Zeitrahmens und in einem beträchtlichen Ausmaß gesenkt werden sollen, um die Auswirkungen des globalen Klimawandels in seinen verschiedenen Dimensionen in noch tolerierbaren Grenzen zu halten, muss das Innovationstempo für technologische, wirtschaftliche und soziale Ansätze und Lösungen allerdings erheblich gesteigert werden.

Internationale Klimaschutzkonferenzen

Im Vergleich zu anderen globalen Politikfeldern hat sich die internationale Klimapolitik rasant entwickelt. Den Anlass für die erste internationale Klimakonferenz bildete eine Reihe von Klimaanomalien (vor allem starke Dürre- und Trockenperioden), die während der 1970er-Jahre in unterschiedlichen Regionen der Welt aufgetreten waren. Vom 19. bis 23. Februar 1979 wurden unter Schirmherrschaft der World Meteorological Organization (WMO) die Konsequenzen vorliegender Modellrechnungen erstmals eingehend diskutiert und eine langfristig merkbare Klimaänderung durch den Anstieg der CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre prognostiziert. Ihre Schlüsselrolle für die Entwicklung des Politikfeldes Klimaschutz erlangte die Konferenz durch einen breit angelegten Aufruf, der Entwicklung des Klimas größere Beachtung zu schenken. Die folgenden Jahre standen im Zeichen umfassender internationaler Forschungsprogramme, die die Wahrscheinlichkeit von Klimaänderungen durch Treibhausgase erhärteten.
Die Tagungen 1987 in Villach, Österreich und in Bellagio, Italien sowie der im gleichen Jahr vorgelegte Brundtlandbericht markierten den Übergang von der naturwissenschaftlichen Bestandsaufnahme des Treibhauseffektes zur politischen Diskussion über Maßnahmen zu seiner Eindämmung.

Die Klimakonferenz von Toronto (27. bis 30. Juni 1988) formulierte auf internationaler Ebene – und in der Diskussion zwischen Wissenschaft und Politik – erstmals konkrete klimapolitische Zielvorgaben ("Toronto-Ziel"): Die Konferenz empfahl bis zum Jahr 2050 eine Reduktion von CO2 und anderen Klimagasen um mehr als 50 Prozent. In einem ersten Schritt sollten dabei zwischen 1988 und 2005 der Energiewirkungsgrad um zehn Prozent gesteigert und die Klimagasemissionen global um 20 Prozent vermindert werden.
Im November 1988 wurde von der WMO und dem Umweltschutzprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) eingesetzt. Es stellt wissenschaftliche Erkenntnisse über Klimaänderungen zusammen und bewertet sie. Ferner soll das IPCC realistische und international akzeptierte Strategien zur Bewältigung des zusätzlichen Treibhauseffekts formulieren. Die Arbeit des IPCC ist auf Konsens angelegt, viele Wissenschaftler sind eingebunden. Wenn auch die Arbeitsweise und auch die Ergebnisse des IPCC an einzelnen Stellen immer wieder kritisiert wurden, hat sich das IPCC zu einem der einflussreichsten Expertengremien weltweit entwickelt.

Klimarahmenkonvention und Kyoto-Protokoll

Es folgten eine Reihe von Konferenzen; die bedeutendste fand schließlich im Jahr 1992 auf Einladung der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro statt. Das Ziel der dort beschlossenen Klimarahmenkonvention besteht darin, "die Stabilisierung der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre auf einem Niveau zu erreichen, auf dem eine gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems verhindert wird". Der notwendige Zeitrahmen für diese Stabilisierung wurde in der Konvention so bestimmt, "dass sich die Ökosysteme auf natürliche Weise den Klimaänderungen anpassen können, die Nahrungsmittelerzeugung nicht bedroht wird und die wirtschaftliche Entwicklung auf nachhaltige Weise fortgeführt werden kann". Im April 1995 folgte die erste Vertragsstaaten-Konferenz der Klimarahmenkonvention in Berlin. Hier wurde die "Ad Hoc Gruppe zum Berliner Mandat" beauftragt, bis zur dritten Vertragsstaaten-Konferenz im japanischen Kyoto einen Vorschlag für verbindliche Zeit- und Zielvorgaben zur Reduktion der Treibhausgasemissionen zu erarbeiten. Nach harten Verhandlungen wurde 1997 dort das sogenannte Kyoto-Protokoll verabschiedet, das am 16. Februar 2005 in Kraft trat.

QuellentextDas Kyoto-Protokoll

Das völkerrechtlich verbindliche Kyoto-Protokoll schreibt den OECD-Staaten sowie den ehemals sozialistischen Industriestaaten unter anderem eine Reduktion der Emission von insgesamt sechs Treibhausgasen (CO2 , CH4 , N2O, FKW, HFKW, SF6) vor. Ihr Ausstoß sollte von 2008 bis 2012 um circa fünf Prozent verringert werden. Die einzelnen Staaten verpflichteten sich auf unterschiedliche Emissionsmengen (Kanada, Japan, Ungarn und Polen -6 Prozent, USA -7 Prozent, Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten sowie Tschechien -8 Prozent, Russland, Ukraine und Neuseeland ±0 Prozent, Norwegen +1 Prozent sowie Australien +8 Prozent). Um das Gesamtziel möglichst schnell und kostengünstig zu erreichen, sollten flexible Lösungen erlaubt sein. Industrieländer können sich für die Durchführung von Klimaschutzprojekten in Entwicklungsländern oder auch in anderen Industrieländern die dort vermiedenen Emissionen gutschreiben lassen. Zu den "flexiblen Mechanismen" gehört auch der Emissionshandel.

In den nachfolgenden Vertragsstaaten-Konferenzen wurden die Details dieser Vorgaben in teilweise sehr schwierigen Verhandlungen ausgearbeitet. Obwohl die USA und Australien ihren Ausstieg aus den Verpflichtungen des Kyoto-Protokolls erklärt hatten (Australien trat dem Kyoto-Protokoll 2008 dann schließlich doch bei, während Kanada das Protokoll im Jahr 2012 verließ), trat das Protokoll schließlich, 90 Tage, nachdem Russland es ratifiziert hatte, am 16. Februar 2005 in Kraft. Denn damit war eine doppelte Voraussetzung erfüllt: Mindestens 55 Staaten, die mindestens 55 Prozent der Treibhausgasemissionen aus den Industriestaaten verursachen, mussten das Protokoll ratifizieren, damit es in Kraft treten konnte.

Felix Christian Matthes

Der Bericht zu den wirtschaftlichen Aspekten des Klimawandels, 2006 erstellt durch den früheren Weltbank-Ökonomen Sir Nicholas Stern im Auftrag der britischen Regierung, und der vierte Sachstandsbericht des IPCC von 2007 erhärteten nochmals die wissenschaftlichen Belege für den vom Menschen verursachten Klimawandel. Seine Folgen wurden in den Berichten als immer gravierender bewertet, gleichzeitig erwiesen sich die erwarteten Kosten für entsprechende Gegenstrategien als überschaubar. Daraufhin erhielt Klimaschutz weltweit einen neuen Stellenwert auf der politischen Agenda. So stellte die Gruppe der G8-Staaten auf ihrem Treffen in Heiligendamm (Deutschland) im Juni 2007 den Klimaschutz als zentrale globale Aufgabe heraus, und der IPCC sowie der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore erhielten für ihren Einsatz zum Klimaschutz den Friedensnobelpreis. Auf der 13. Vertragsstaatenkonferenz der Klimarahmenkonvention im indonesischen Nusa Dua auf Bali zielten die Verhandlungen auf eine Anschlusslösung für das Kyoto-Protokoll sowie auf neue und umfassender angelegte Verpflichtungen.

Unter 2°C: Wir haben die Wahl

Die mit großen Erwartungen verbundene 15. Vertragsstaatenkonferenz 2009 im dänischen Kopenhagen scheiterte am Ziel, völkerrechtlich verbindliche Weichenstellungen für internationale Vertragswerke zum Klimaschutz vorzunehmen. Hervorzuheben ist jedoch, dass sich in Kopenhagen bzw. danach erstmals eine Reihe von Entwicklungs- und Schwellenländern ausdrücklich zu Treibhausgasminderungen verpflichtete.
Auch die nachfolgenden Klimakonferenzen in Cancún (Mexiko, 2010), Durban (Südafrika, 2011) und Doha (Katar, 2012) versuchten vergeblich, völkerrechtlich verbindliche Regelungen zur Minderung der Treibhausgasemissionen voranzubringen. In Doha konnte lediglich eine zweite Verpflichtungsperiode für das Kyoto-Protokoll (bis 2020) beschlossen werden. Für diese haben sich insgesamt 35 Staaten, das heißt alle derzeitigen EU-Staaten sowie Australien, Island, Norwegen, die Schweiz, Belarus, Kasachstan und die Ukraine (die drei letztgenannten Staaten allerdings nur unter Vorbehalt), völkerrechtlich verbindlichen Emissionsbegrenzungen unterworfen. Japan, Neuseeland und Russland traten der zweiten Verpflichtungsperiode nicht mehr bei, die anderen Länder mit hohem Ausstoß an Treibhausgas (Großemittenten) übernahmen weiterhin keine völkerrechtlich verbindlichen Verpflichtungen. Ziel der Verhandlungen ist nunmehr die Verabschiedung eines Vertrages auf der 21. Vertragsstaatenkonferenz im Jahr 2015, die in Paris stattfinden soll. Dieser Vertrag soll dann im Jahr 2020 in Kraft treten, wenn die zweite Phase des Kyoto-Protokolls endet.

Auch wenn sich die internationalen Verhandlungen zu völkerrechtlich verbindlichen Emissionsgrenzen weiterhin sehr schwierig gestalten und unter den Großemittenten nur die EU zu verbindlichen Verpflichtungen bereit ist, haben sich im Nachgang zu den freiwilligen Verpflichtungen der Klimakonferenz in Kopenhagen international vielfältige, teilweise sehr ehrgeizige nationale Klimapolitiken und Ziele entwickelt (z. B. in einzelnen Bundesstaaten der USA, in Mexiko, Südkorea, China und Südafrika), die erstmals auch von wichtigen Schwellenländern verfolgt werden.

QuellentextRolle der EU

Neben ihren einzelnen Mitgliedstaaten ist auch die Europäische Union (EU) als Ganzes der Klimarahmenkonvention und dem Kyoto-Protokoll beigetreten.
Nachdem sich Ende der 1990er-Jahre herausstellte, dass die Mitgliedstaaten ihre Ziele mit isolierten Aktivitäten nicht erreichen würden, hat die EU eine Reihe von Richtlinien und anderen Maßnahmen initiiert, um die Verpflichtungen im Rahmen des Kyoto-Protokolls erfüllen zu können. Dazu gehören technologieorientierte Schritte wie Richtlinien zur Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, zur Einführung von Biokraftstoffen, zur Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung, zur Verbesserung der Energieeffizienz in Gebäuden sowie Vereinbarungen zu Höchstverbrauchsstandards von Geräten. Darüber hinaus hat die EU ein eigenes CO2-Emissionshandelssystem für die energieintensiven Industrien etabliert sowie die Energiebesteuerung erstmals harmonisiert und verschiedene EU-weite Forschungsprogramme initiiert. Die Klammer für die Klimaschutzpolitik bildet das KlimaschutzAktionsprogramm der EU (European Climate Change Programme – ECCP).

Eine neue Phase für die Klimapolitik der EU begann mit dem Ratsbeschluss vom März 2007, in dem sich die EU (mit nunmehr 27 Mitgliedstaaten) dazu verpflichtete, ihre Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 um 30 Prozent unter die Niveaus von 1990 zu senken, wenn andere Staaten ähnliche Verpflichtungen übernehmen würden, anderenfalls sagte Brüssel eine Minderung der Emissionen von 20 Prozent zu. Im Nachgang zu diesen Beschlüssen unternahm die EU eine Vielzahl von Aktivitäten im Bereich der Klimaschutzpolitik. Vor allem dem im Januar 2008 vorgelegten Klimaschutz- und Energiepaket, unter anderem mit Regelungen zur Weiterentwicklung des EU-Emissionshandels, zu Verbrauchsgrenzwerten für Fahrzeuge und Geräte sowie zur Abscheidung und Ablagerung von CO2 in geologischen Formationen, kommt eine Schlüsselrolle zu. Insgesamt basiert das 2008 beschlossene Energie- und Klimapolitik-Paket der EU auf den drei Zielen einer Emissionsreduktion um 20 Prozent, einem Ausbau der erneuerbaren Energien auf 20 Prozent des Energieaufkommens sowie einer Minderung des Primärenergieverbrauchs um 20 Prozent. Mit diesen Regelungen vollzieht sich ein deutlicher Wandel im Verhältnis zwischen nationaler und EU-Klimapolitik. Während die EU-Klimapolitik in den 1990er-Jahren allenfalls eine additive Rolle zu den nationalen Ansätzen in der Klimapolitik bildete, erfasst sie zumindest als (verbindliche) Rahmensetzung inzwischen mehr als 75 Prozent der Emissionsminderungen.

Im Jahr 2009 einigten sich die Staatschefs der EU auf langfristige Ziele für die Minderung der Treibhausgasemissionen. Im Vergleich zu 1990 sollen diese bis zum Jahr 2050 um 80 bis 95 Prozent zurückgeführt werden. Auf der Basis dieser Vorgaben präsentierte die Europäische Kommission im Jahr 2011 langfristige Roadmaps für die Entwicklung einer CO2-armen Volkswirtschaft, eines CO2-armen Verkehrssektors und eines CO2-armen Energiesystems. Dafür wurden umfangreiche Analysen zu technologischen Aspekten, Kosten und politischen Konsequenzen langfristig angelegter Dekarbonisierungsstrategien (aber auch der Alternative von Nicht-Handeln) angestellt. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass langfristig angelegte Strategien für sehr weitreichende Reduktionen der Treibhausgasemissionen für die EU möglich und zu vertretbaren Kosten umsetzbar sind.

Das wichtigste EU-weit einheitliche Klimaschutzinstrument bildet das EU-Emissionshandelssystem für Treibhausgase. Von diesem werden EU-weit ca. 11 000 Industrieanlagen mit insgesamt etwa 45 Prozent der Treibhausgasemissionen in der EU erfasst. Dieses Cap-and-Trade-Instrument definiert eine Obergrenze für die zulässigen Emissionen, gibt die entsprechende Menge von CO2-Zertifikaten in den Markt, und überlässt es den einzelnen Anlagenbetreibern, ob sie Emissionsminderungsmaßnahmen ergreifen, ggf. überschüssige CO2-Zertifikate verkaufen oder auf dem Markt CO2-Zertifikate erwerben. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten in der Pilotphase (2005-2007) wurde das System in der zweiten Phase (2008-2012) angepasst und 2008 für die dritte Phase (2013 bis 2020) neu ausgerichtet. Diese Veränderungen betrafen vor allem eine deutliche Reduktion der Menge an CO2-Zertifikaten, die den Anlagenbetreibern kostenlos zugeteilt werden, sowie die langfristige Ausrichtung des Systems, das nun (rechtlich verbindlich) ein Emissionsminderungsziel für die erfassten Anlagen von über 70 Prozent gegenüber 2005 definiert. Nachdem das System über einige Jahre gut funktionierte, ergab sich im Zuge der europäischen Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2009 sowie durch den massiven Zufluss von Emissionsminderungszertifikaten aus dem Ausland ein weitreichender Überschuss an CO2-Zertifikaten, der zu einem Verfall der CO2-Preise führte. Die Anreize für CO2-armes Wirtschaften entfallen damit weitgehend. Ob es gelingt, diese Situation kurzfristig zu bereinigen, ist offen. In jedem Fall bleibt die entsprechende Reform des EU-Emissionshandels auf der politischen Agenda.

Schließlich nimmt die EU im internationalen Klimaschutzprozess eine Schlüsselrolle ein. Ihren vielfältigen Anstrengungen während der Verhandlungen ist es zu verdanken, dass das Kyoto-Protokoll beschlossen werden konnte. Erst durch ihr massives Einwirken auf Russland wurden die russische Ratifikation des Protokolls und damit dessen Inkrafttreten möglich, nur durch ihr Engagement konnte das Kyoto-Protokoll für eine zweite Periode verlängert werden. Die EU hat sich damit als wichtige Akteurin in der globalen Klimaschutzpolitik etabliert, spielt sowohl unter den Industriestaaten als auch gegenüber den Entwicklungs- und Schwellenländern eine zentrale Rolle und genießt einen erheblichen Vertrauensvorschuss. Allerdings ist die sehr weitgehende Vorreiterrolle der EU durch interne Konflikte zum Ambitionsniveau der Klimapolitik durchaus gefährdet.

Felix Christian Matthes

QuellentextSo funktioniert der europäische Emissionshandel:

Die EU setzt eine Obergrenze für den CO2-Ausstoß fest, die jährlich reduziert wird (2,04 Mrd. Tonnen im Jahr 2013).
Für diese Menge werden Zertifikate ausgegeben. Ein Zertifikat entspricht einer Tonne CO2.
Kraftwerksbetreiber müssen Zertifikate ersteigern: Industriebetriebe erhalten einige Zertifikate kostenlos. Die kostenlose Zuteilung soll bis 2020 schrittweise reduziert werden.
Für Anlagen, die zu viel CO2 ausstoßen, müssen zusätzliche Zertifikate an einer speziellen Börse ersteigert werden. Hier bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis. Derzeit liegt der bei gut vier Euro pro Tonne CO2.
Alternativ können die Unternehmen in umweltverträglichere Technik investieren und so ihren CO2-Ausstoß reduzieren.
Dadurch nicht genutzte Zertifikate können dann an der Börse verkauft werden.

Begleittext zur ZEIT-Grafik "Ausgeklügelt. So funktioniert der europäische Emissionshandel", in: DIE ZEIT Nr. 29 vom 11. Juli 2013

Dr. Felix Chr. Matthes ist Forschungs-Koordinator für Energie- und Klimapolitik im Öko-Institut, Berlin. Forschungsschwerpunkte: nationale und internationale Energie- und Klimaschutzpolitik.
Kontakt: E-Mail Link: f.matthes@oeko.de