Wie hat sich die Gesellschaft in Deutschland seit 1945 verändert, wie präsentiert sie sich aktuell und wie ist sie für künftige Herausforderungen gerüstet? Eine sozialhistorisch und empirisch ausgerichtete Betrachtung in den Bereichen Bevölkerungsstruktur und -entwicklung, materielle Lebensbedingungen, soziale Schichtung, Migration und Integration, Bildungssituation sowie geschlechtsspezifische Ungleichheiten bietet Antworten.
Informationen zur politischen Bildung Nr. 324/2014
Editorial
Die Bundesrepublik Deutschland präsentiert sich heute als politisch stabile und wirtschaftlich starke Nation. Dieser Wohlstand, verbunden mit Freiheits- und Gleichheitsrechten sowie einer hohen Rechtssicherheit, trägt zur hohen Attraktivität bei. Doch bei genauerer Betrachtung bekommt das Bild Risse. Die Wohlstandsschere hat sich nachweislich weiter geöffnet. Immer größere Teile der Gesellschaft fühlen sich abgekoppelt.
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Struktur und Entwicklung der Bevölkerung
Die Struktur und Entwicklung einer Bevölkerung stehen in enger Wechselbeziehung zu anderen Teilen der Sozialstruktur. Weil die Geburtenraten hierzulande seit Jahrzehnten sehr niedrig sind und die Bevölkerung zunehmend altert, braucht Deutschland aus ökonomischen und demografischen Gründen Einwanderer und wird auch in absehbarer Zukunft auf zusätzliche Einwanderer angewiesen sein.
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Materielle Lebensbedingungen
Der Lebensstandard stieg nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik erheblich schneller an als in der DDR – eine West-Ost-Lücke, die auch zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung noch nicht völlig verschwunden ist. Vom enormen Anstieg des Wohlstands haben verschiedene gesellschaftliche Gruppen in unterschiedlichem Maße profitiert. Nach einem Rückgang der sozialen Ungleichheit in den 1960er- und 1970er-Jahren zeichnet sich seit den 1990er-Jahren eine erneute Polarisierung ab.
Informationen zur politischen Bildung Nr. 324/2014
Rolle der Eliten in der Gesellschaft
Der kleine Kreis der Machteliten übt den größten Einfluss auf wichtige Entscheidungen aus, von den viele oder alle Mitglieder einer Gesellschaft betroffen sind. In Deutschland wurde die hierarchische Monopolelite der DDR nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems in pluralistische Eliten nach westlichem Muster verwandelt und personell fast vollständig ausgetauscht.
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Armut und Prekarität
Armut und Prekarität im heutigen Deutschland sind nicht vergleichbar mit dem Massenelend, das die Industrialisierung begleitete, oder mit der Lebenssituation breiter Bevölkerungskreise in der Zwischen- und Nachkriegszeit. Wohlstandswachstum und Sozialstaat haben Armut und Prekarität quantitativ und qualitativ verändert, aber nicht beseitigen können.
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Migration und Integration
Deutschland befindet sich seit dem Anwerbevertrag mit Italien im Jahr 1955 auf dem Weg zu einem modernen Einwanderungsland. Migrantinnen und Migranten sowie ihre Nachkommen sind zu einem wichtigen Teil der deutschen Sozialstruktur geworden. Ihre Zahl wird weiter zunehmen, und Deutschland steht vor der Aufgabe, ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.
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Bildungsexpansion und Bildungschancen
Die sogenannte Bildungsexpansion gehört zu den auffälligsten Erscheinungen des sozialen Wandels seit den 1950er-Jahren. Die Bildungschancen von Kindern aus verschiedenen Schichten sind weiterhin sehr ungleich verteilt, und die Bildungsbenachteiligung lässt sich wegen ihrer hochkomplexen Ursachen nur schwer mildern.
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Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern
Neben den schichtspezifischen Differenzierungen gehören die sozialen Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern zu den wesentlichen Merkmalen moderner Gesellschaften. Während die Benachteiligung der Frauen im Bildungssystem inzwischen verschwunden ist, lebt sie in abgeschwächter Form in der Arbeitswelt, der Politik und insbesondere der Familie fort.
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Facetten der modernen Sozialstruktur
Um die Sozialstruktur einer modernen Gesellschaft zu analysieren, gibt es vier Ansätze mit unterschiedlichen Fragestellungen: das Modell der sozialen Schichten und Klassen, das Modell der sozialen Lagen, das Modell der sozialen Milieus und das Modell der Exklusion und Inklusion. Die Kontroverse um das Schichten-Klassen-Modell, die insbesondere in Deutschland geführt wurde, ist im vergangenen Jahrzehnt wieder abgeflaut.