Vor- und Nachteile offenen Welthandels
Warenhandel bezeichnet den Austausch von Gütern zwischen Menschen. Wenn dabei eine Landesgrenze überquert wird, spricht man von internationalem Handel. Dieser wirkt in unterschiedlichen Feldern auf Gesellschaften ein. Er hat Auswirkungen auf Beschäftigung und Konsum, aber auch auf Politik und Umwelt.
Blick in die Geschichte
Grenzüberschreitender Handel ist kein eigentlich neues Phänomen. Menschen aus unterschiedlichen Volkswirtschaften treiben seit Jahrhunderten Handel miteinander und zwar umso mehr, je näher sie sich geografisch und kulturell stehen. Seit der Wiederbelebung der Seidenstraße durch die Mongolenherrscher ab dem 12./13. Jahrhundert gab es immer wieder Phasen intensiver Handelsbeziehungen, aber häufig haben sich Staaten auch vom grenzüberschreitenden Handel abgewendet und auf eine binnenwirtschaftliche Entwicklung gesetzt. Die Geschichte der Hanse im Nord- und Ostseeraum des frühen Mittelalters zeigt ebenfalls diese unterschiedlichen Phasen. Ein tiefgreifender Einschnitt war die Große Depression Anfang der 1930er-Jahre, als der Handel um ganze zwei Drittel zurückging. Die Geschichte der Handelspolitik zeigt also keine lineare Entwicklung hin zu einer offenen Weltwirtschaft, in der Grenzen und Barrieren zwischen Staaten weitgehend abgebaut sind und Freihandel herrscht.
Wettbewerb und Wettbewerbsfähigkeit
Am Anfang steht daher eine scheinbar triviale Frage: Warum tauschen Menschen Waren und Dienstleistungen überhaupt mit Menschen anderer Volkswirtschaften? Häufig herrscht die Annahme, der internationale Handel unterscheide sich vom Warenhandel innerhalb eines Staates, oder gar die Ansicht, der internationale Handel gefährde den Wohlstand von Volkswirtschaften. Aus Phasen staatlicher Abgrenzung rührt die Idee, der internationale Handel sei ein notwendiges Übel, erhöhe jedoch nicht den Wohlstand in einer Gesellschaft. Dies ist nicht zutreffend: Handel wird von Individuen getätigt und erhöht – grundsätzlich betrachtet – den Wohlstand. Die Motive der Käufer und Verkäufer unterscheiden sich nicht – gleichgültig, ob sie innerhalb eines Landes oder grenzüberschreitend miteinander Handel treiben.
Wiederholt hat es politische Strömungen gegeben, die auf die Erzeugung nahezu aller Güter im Inland setzten. Im amerikanischen Wahlkampf des Jahres 2016 gab es heftige Debatten über die Effekte der offenen Handelspolitik der USA. Der Wahlsieger Donald Trump versprach den Amerikanern, er werde dafür sorgen, dass sie künftig weniger Nachteile aus dem grenzüberschreitenden Handel in Kauf nehmen müssten, und kritisierte in diesem Zusammenhang unter anderem die hohen Exportüberschüsse Deutschlands. Das wirft die Frage nach der Wettbewerbsfähigkeit auf, die auf verschiedenen Wegen erreicht werden kann.
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Quellentext
Internationale Arbeitsteilung und die Theorie komparativer Kostenvorteile
Zentral für das Verständnis der internationalen Wirtschaftsbeziehungen ist die Theorie komparativer Kostenvorteile.
Die zugrundeliegende Annahme ist recht einfach: In Volkswirtschaften profitieren alle von Arbeitsteilung und Spezialisierung. Der Nutzen, so die Idee, ist für alle größer, wenn sich Menschen und Unternehmen in ihren wirtschaftlichen Aktivitäten darauf konzentrieren, was sie am besten können. Dabei wird vorausgesetzt, dass jeder Mensch eine begrenzte Zeit zur Verfügung hat und diese Zeit am effektivsten nutzen sollte.
Ein Beispiel: Wir betrachten eine Rechtsanwältin und ihren Bürogehilfen. Beide verfügen über juristische Kenntnisse. Die Anwältin entwirft juristische Schriftsätze, für die sie pro Schriftsatz durchschnittlich 60 Minuten Zeit benötigt. Weitere zehn Minuten kostet es sie, um einen Schriftsatz abzutippen.
Der Bürogehilfe braucht für die Formulierung eines Schriftsatzes etwa 180 Minuten und 20 Minuten, um einen Schriftsatz zu tippen. Für das Verfassen eines Schriftsatzes braucht der Gehilfe dreimal so lange wie die Rechtsanwältin, für das Abtippen nur doppelt so lang, ist darin also vergleichsweise gut.
Absolut gesehen wäre es also am effizientesten, wenn die Rechtsanwältin beide Tätigkeiten übernähme. Sie schafft das in 70 Minuten, während der Gehilfe für beide Tätigkeiten 200 Minuten benötigt. Die Rechtsanwältin kann ihre Effizienz aber steigern, wenn sie sich auf das konzentriert, was sie im Vergleich zu ihrem Bürogehilfen am besten kann, und darauf verzichtet, beide Arbeitsschritte selbst zu erledigen.
Sie verständigt sich mit dem Gehilfen auf eine Arbeitsteilung, beschränkt sich auf die juristische Tätigkeit und kauft die Dienste der Schreibkraft ein. Von der Arbeitsteilung profitieren beide: Die Rechtsanwältin, da sie beim Verfassen von Schriftsätzen einen noch größeren Vorteil hat als beim Schreibmaschineschreiben; der Gehilfe, indem er ebenfalls das tut, was er vergleichsweise gut leisten kann.
Der englische Ökonom David Ricardo (1772-1823) hat dieses· Grundprinzip der Arbeitsteilung· auf den Handel zwischen. Volkswirtschaften übertragen. Volkswirtschaften sollten sich darauf konzentrieren, was sie am besten können, weil sie davon, so Ricardo, beide profitieren.
Ricardo zeigte, dass die Arbeitsteilung und Spezialisierung auch dann Vorteile für beide Volkswirtschaften hat, wenn eine davon sämtliche Produkte preiswerter anbieten kann als die andere. Ricardo schlug vor, dass sich das teurer produzierende Land auf das Produkt konzentriert, bei dem es die geringeren Kostennachteile hat; weil es dort einen "komparativen Vorteil" habe.
Ricardos Überlegungen stellten einen radikalen Bruch mit dem Außenwirtschaftsmodell des Merkantilismus dar, der noch bis Mitte des 18. Jahrhunderts speziell im absolutistischen Frankreich vertreten wurde: Dort galt es als erstrebenswert, möglichst wenig zu importieren und große Überschüsse an Gold und Silber zu erwirtschaften.
Die zugrundeliegende Annahme ist recht einfach: In Volkswirtschaften profitieren alle von Arbeitsteilung und Spezialisierung. Der Nutzen, so die Idee, ist für alle größer, wenn sich Menschen und Unternehmen in ihren wirtschaftlichen Aktivitäten darauf konzentrieren, was sie am besten können. Dabei wird vorausgesetzt, dass jeder Mensch eine begrenzte Zeit zur Verfügung hat und diese Zeit am effektivsten nutzen sollte.
Ein Beispiel: Wir betrachten eine Rechtsanwältin und ihren Bürogehilfen. Beide verfügen über juristische Kenntnisse. Die Anwältin entwirft juristische Schriftsätze, für die sie pro Schriftsatz durchschnittlich 60 Minuten Zeit benötigt. Weitere zehn Minuten kostet es sie, um einen Schriftsatz abzutippen.
Der Bürogehilfe braucht für die Formulierung eines Schriftsatzes etwa 180 Minuten und 20 Minuten, um einen Schriftsatz zu tippen. Für das Verfassen eines Schriftsatzes braucht der Gehilfe dreimal so lange wie die Rechtsanwältin, für das Abtippen nur doppelt so lang, ist darin also vergleichsweise gut.
Absolut gesehen wäre es also am effizientesten, wenn die Rechtsanwältin beide Tätigkeiten übernähme. Sie schafft das in 70 Minuten, während der Gehilfe für beide Tätigkeiten 200 Minuten benötigt. Die Rechtsanwältin kann ihre Effizienz aber steigern, wenn sie sich auf das konzentriert, was sie im Vergleich zu ihrem Bürogehilfen am besten kann, und darauf verzichtet, beide Arbeitsschritte selbst zu erledigen.
Sie verständigt sich mit dem Gehilfen auf eine Arbeitsteilung, beschränkt sich auf die juristische Tätigkeit und kauft die Dienste der Schreibkraft ein. Von der Arbeitsteilung profitieren beide: Die Rechtsanwältin, da sie beim Verfassen von Schriftsätzen einen noch größeren Vorteil hat als beim Schreibmaschineschreiben; der Gehilfe, indem er ebenfalls das tut, was er vergleichsweise gut leisten kann.
Der englische Ökonom David Ricardo (1772-1823) hat dieses· Grundprinzip der Arbeitsteilung· auf den Handel zwischen. Volkswirtschaften übertragen. Volkswirtschaften sollten sich darauf konzentrieren, was sie am besten können, weil sie davon, so Ricardo, beide profitieren.
Ricardo zeigte, dass die Arbeitsteilung und Spezialisierung auch dann Vorteile für beide Volkswirtschaften hat, wenn eine davon sämtliche Produkte preiswerter anbieten kann als die andere. Ricardo schlug vor, dass sich das teurer produzierende Land auf das Produkt konzentriert, bei dem es die geringeren Kostennachteile hat; weil es dort einen "komparativen Vorteil" habe.
Ricardos Überlegungen stellten einen radikalen Bruch mit dem Außenwirtschaftsmodell des Merkantilismus dar, der noch bis Mitte des 18. Jahrhunderts speziell im absolutistischen Frankreich vertreten wurde: Dort galt es als erstrebenswert, möglichst wenig zu importieren und große Überschüsse an Gold und Silber zu erwirtschaften.

Die absolute Lohnhöhe sagt, für sich genommen, sehr wenig über die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen in den einzelnen Ländern aus. So weist die Schweiz extrem hohe Löhne auf, aber die Schweizer Wirtschaft schafft es dennoch, viel zu exportieren. Im Jahr 2015 betrug der Wert der Schweizer Waren- und Dienstleistungsexporte 50400 US-Dollar pro Kopf der Bevölkerung, während der Vergleichswert für Deutschland mit 19.500 US-Dollar bei weniger als der Hälfte lag. (Wert der Exporte in laufenden US-Dollar in Relation zur Einwohnerzahl. Daten der Weltbank )
Ausschlaggebend für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes ist die Lohnhöhe im Verhältnis zur Produktivität. Die Lohnstückkosten drücken aus, wie viel Lohn oder Gehalt einschließlich der Lohnnebenkosten für ein Produkt oder eine Dienstleistungseinheit bezahlt werden muss. Die absolute Lohnhöhe ist für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens oder einer Volkswirtschaft also nicht entscheidend, sondern das Verhältnis von Lohnhöhe zur Produktivität. Dabei zeigt sich, dass seit 1998 die Lohnstückkosten in Deutschland gesunken sind, während sie etwa in China stark anstiegen. In die Sprache von Wechselkursen übersetzt heißt das, dass Deutschland real abgewertet und China aufgewertet hat, denn der reale Wechselkurs wird an der Preisentwicklung des unbeweglichen (im Land verbleibenden) Faktors gemessen, und das ist der Faktor Arbeit.

/economic-outlook-annex-tables.htm)
Die stark gestiegenen Löhne in China könnten sich in den kommenden Jahren insbesondere für die Beschäftigten in den USA als nützlich erweisen. Denn wenn es wegen der höheren Lohnkosten nicht mehr so attraktiv ist, in China für den US-Markt zu produzieren, könnten Unternehmen geneigt sein, Produktionslinien wieder in die USA zurückzuverlegen (Re-Industrialisierung). Voraussetzung dafür ist allerdings ein stabiler Wechselkurs. Wertet der Dollar dagegen gegenüber der chinesischen Währung auf, und ließe sich ein US-Dollar gegen relativ mehr Renminbi tauschen, bliebe diese Wirkung aus.