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Weltalphabetisierungstag | Hintergrund aktuell | bpb.de

Weltalphabetisierungstag

Redaktion

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Seit 1966 begeht die UNESCO jährlich am 8. September den Weltalphabetisierungstag. Aktuell zählt die Organisation 757 Millionen Analphabeten. In vielen Ländern ist es immer noch ein Privileg, lesen und schreiben zu können.

Eine Grundschullehrerin schreibt am 15.06.2015 in Hamburg die ersten Buchstaben des Alphabets auf eine Schultafel in einem Klassenzimmer. (© picture-alliance/dpa)

Alphabetisierung – die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben – ist eine wichtige Voraussetzung für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Um an die Bedeutung von Alphabetisierung und Erwachsenenbildung zu erinnern und die öffentliche Aufmerksamkeit für Alphabetisierungsfragen zu wecken, begeht die UNESCO seit 1966 jedes Jahr am 8. September den Weltalphabetisierungstag. Ins Leben gerufen wurde dieser auf Empfehlung der Weltkonferenz der Bildungsminister zur Beseitigung des Analphabetismus, die im September 1965 in Teheran stattfand.

Was ist Analphabetismus?

Als Analphabeten werden im Allgemeinen Erwachsene bezeichnet, die über keine oder nur unzureichende Kenntnisse der Schriftsprache verfügen. Auch die UNESCO zählt all jene Menschen, denen grundlegende Lese- und Schreibkompetenzen fehlen zu den Analphabeten.

Darüber hinaus werden verschiedene Arten von Analphabetismus unterschieden: Von "primärem" Analphabetismus spricht man, wenn ein Mensch keinerlei Schreib- und Lesefähigkeiten erworben hat. "Sekundärer" Analphabetismus bedeutet, dass eine Person in der Schule Lesen und Schreiben gelernt, diese Kenntnisse nach der Schulzeit jedoch wieder verlernt hat. Als "funktionaler" Analphabet gilt ein Mensch, dessen Lese- und Schreibfähigkeiten nicht ausreichen, um den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden. Funktionaler Analphabetismus ist ein relativer Begriff: Er orientiert sich an dem jeweiligen gesellschaftlichen Umfeld.

Ein globales Problem

Laut Angaben der UNESCO gibt es weltweit rund Externer Link: 757 Millionen erwachsene Menschen (älter als 15 Jahre), die nicht lesen und schreiben können, fast zwei Drittel davon sind Frauen. Laut Schätzung des Externer Link: World Factbook für das Jahr 2015 können beispielsweise in Afghanistan nur etwa 24,2 Prozent, in Niger rund 11 Prozent und in Mali rund 29,2 Prozent der Frauen lesen und schreiben.

Die meisten erwachsenen Analphabeten leben in Süd- und Westasien (51 Prozent) und in Subsahara-Afrika (25 Prozent). Allein in Indien leben über ein Drittel der weltweiten Analphabeten. Aber auch in Ländern mit hohen Einkommen und Bildungsstandards gibt es eine nennenswerte Zahl von Menschen mit einer niedrigen Lese- und Schreibkompetenz: In Frankreich, Italien und Spanien betrifft dies beispielsweise rund ein Viertel aller Erwachsenen.

Ursachen

Die Ursachen für Analphabetismus sind sehr unterschiedlich. Armut ist einer der Hauptgründe, warum Menschen der Zugang zu Lese- und Schreibunterricht verwehrt bleibt. Ängste, fehlende Förderung in der Familie oder eine schlechte Bildungspolitik können ebenfalls Ursachen sein. Auch Geschlechterdiskriminierung spielt eine Rolle: Weltweit dürfen viele Mädchen und Frauen nicht zur Schule gehen.

Situation in Deutschland

Laut einer Externer Link: Studie der Universität Hamburg sind in Deutschland etwa 7,5 Millionen Erwachsene (14,5 Prozent) im Alter zwischen 18 und 64 Jahren von funktionalem Analphabetismus betroffen, d. h. sie können nur einzelne Sätze lesen und schreiben, nicht aber zusammenhängende Texte erfassen. Rund 57 Prozent der Betroffenen sind erwerbstätig und 12,3 Prozent haben einen höheren Bildungsabschluss. Anders als im weltweiten Durchschnitt sind in Deutschland die Mehrheit der Analphabeten Männer; ihr Anteil beträgt rund 60 Prozent.

Bemühungen der internationalen Gemeinschaft

In den vergangenen 25 Jahren hat sich die internationale Gemeinschaft wiederholt dazu bekannt, die Alphabetisierung unter Erwachsenen zu fördern. Bereits auf der ersten Weltkonferenz der UNESCO zum Thema "Bildung für alle" im März 1990 setzten sich die teilnehmenden Staaten mit der Weltdeklaration "Bildung für alle" (Externer Link: Education for All, EFA) das Ziel, die Analphabetenrate bei Erwachsen bis zum Jahr 2000 um rund 50 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. Ihr Vorhaben bestätigten sie zehn Jahre später im Rahmen des Weltbildungsforums in Dakar. Als Frist für die Umsetzung vereinbarten sie das Jahr 2015.

Der diesjährige Externer Link: UNESCO-Weltbildungsbericht Education for All 2000-2015: Achievements and Challenges kommt jedoch zu dem Schluss, dass die Analphabetenrate im Zeitraum zwischen 2000 und 2015 lediglich von 18 Prozent im Jahr 2000 auf schätzungsweise 14 Prozent im Jahr 2015 gesunken ist. Dieser Fortschritt sei im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass besser gebildete junge Menschen in die Statistik der Erwachsenen aufrückten. Den geringsten Rückgang der Analphabetenrate verzeichnete Guinea mit einem Prozent. Am erfolgreichsten war Kuweit: Der Anteil der Menschen, die nicht lesen und schreiben können, ging dort in derselben Zeit um 83 Prozent zurück.

Für den geringen Erfolg im Kampf gegen Analphabetismus benennt der Bericht der UNESCO Ursachen: Beispielsweise sei das Ziel der Alphabetisierung nicht explizit in den Millennium Development Goals der Vereinten Nationen verankert worden, was in der Folge dazu geführt habe, dass das Thema sowohl international als auch national vernachlässigt wurde. Darüber hinaus habe es in vielen Ländern Kampagnen gegeben, die den Analphabetismus eher stigmatisieren, anstatt ein Bewusstsein für Auswege zu schaffen. Zudem weist die UNESCO auf die große Bedeutung von lokalen Sprachen bei der Alphabetisierung hin. Diese würden die Regierungen vieler Länder nicht berücksichtigen, da sie aufgrund von Sprachvielfalt Spaltung oder Konflikte befürchteten.

Auch in Zukunft ein Thema

Die UNESCO will den Kampf gegen Analphabetismus auch nach dem Ablauf der Dakar-Vereinbarung fortsetzen. In ihrem Externer Link: Position Paper on Education Post-2015 erklärte sie die Alphabetisierung erneut zu einer ihrer Schlüsselaufgaben. Auch in Deutschland haben sich der Bund und die Länder auf eine gemeinsame nationale Strategie verständigt, um die Zahl funktionaler Analphabeten zu verringern. Dafür soll es u.a. mehr Medienkampagnen geben, spezielle Bildungsangebote und einen besseren Austausch zwischen Ländern, Bund und zivilgesellschaftlichen Organisationen.

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