Themen Mediathek Shop Lernen Veranstaltungen kurz&knapp Die bpb Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen Mehr Artikel im

Parlamentswahl in Moldau 2025 | Hintergrund aktuell | bpb.de

Parlamentswahl in Moldau 2025

Redaktion

/ 7 Minuten zu lesen

Am 28. September wurde in der Republik Moldau ein neues Parlament gewählt. Die pro-europäische Regierungspartei PAS konnte ihre absolute Mehrheit verteidigen. Am Wahltag kam es zu Bombendrohungen gegen verschiedene Wahllokale.

3,3 Millionen Moldauerinnen und Moldauer wählen am 28. September eine neue Vertretung in ihr Parlament in der Hauptstadt Chisinau.

Die liberale und pro-europäische Partei der Aktion und Solidarität (Partidul Acțiune și Solidaritate, PAS) hat die Parlamentswahl in der Republik Moldau überraschend deutlich gewonnen. Sie kam auf 50,2 Prozent der Stimmen und konnte damit die absolute Mehrheit der Mandate im Parlament verteidigen. Anfang September lag die Partei bei Umfragen noch zwischen 29,7 bis 34,7 Prozent.

Zweitstärkste Kraft wurde mit rund 24,2 Prozent der „Patriotische Wahlblock“ (Blocul Electoral Patriotic, BEP), in dem sich unter anderem sozialistische und kommunistische Parteien versammelt hatten. Der Patriotische Wahlblock vertritt einen pro-russischen Kurs. Den Einzug ins Parlament schafften ebenfalls der Wahlblock „Alternative“ (Blocul politic „Alternativa”, BA) mit rund 8,0 Prozent, die pro-russische „Unsere Partei” (Partidul Nostru, PN) mit 6,2 Prozent und die Partei „Demokratie zu Hause“ (Partidul Politic Democrația Acasă, PPDA) mit 5,6 Prozent der Stimmen.

Die Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Polen und Deutschland – Emmanuel Macron, Donald Tusk und Friedrich Merz – gratulierten dem moldauischen Volk in einer Externer Link: gemeinsamen Erklärung, so wörtlich, „zu seinem Bekenntnis zur Demokratie an einem entscheidenden Scheideweg”. Gleichzeitig sprachen Macron, Tusk und Merz auch die seit Monaten laufende Debatte um mögliche Manipulationsversuche bei der Wahl an. „Wir würdigen die moldauische Gesellschaft und Behörden für die friedliche Durchführung der Wahlen trotz beispielloser Einmischung Russlands, unter anderem durch Stimmenkauf und Desinformation”, so die Staats- und Regierungschefs. „Diese hybriden Versuche zielen darauf ab, die demokratischen Institutionen des Landes und seinen Weg in die Europäische Union zu untergraben. Trotz verschiedener Formen manipulativer Einmischung zur Destabilisierung des Landes haben die moldausichen Wähler erneut gezeigt, dass sie sich ihre Zukunft in Frieden und Freiheit nicht nehmen lassen werden.”

Am Wahltag kam es zu zahlreichen Bombendrohungen gegen Wahllokale. Laut Externer Link: Angaben des moldauischen Außenministeriums waren davon vor allem Einrichtungen im Ausland betroffen, so zum Beispiel in Rom, Brüssel, Genua oder Bukarest. In der Nacht zum Wahlsonntag registrierten die moldauischen IT-Behörden zudem Cyberangriffe auf die Systeme der Zentralen Wahlkommission.

Immer wieder war in den vergangenen Wochen über eine mögliche russische Einflussnahme bei der Wahl diskutiert worden. Staatspräsidentin Maia Sandu (PAS) hatte bereits Externer Link: vor der Wahl schwere Vorwürfe gegen die russische Regierung geäußert. Russland hätte Hunderte Millionen Euro ausgegeben, „um politische Parteien zu finanzieren, sogar um Wähler zu bestechen oder junge Leute auszubilden, um Destabilisierungsaktivitäten zu organisieren“.

Moldau hat am 3. März 2022 einen Antrag auf Mitgliedschaft in der Europäischen Union gestellt – eine Woche nach Beginn der Interner Link: russischen Vollinvasion in der Ukraine. Seit dem 25. Juni 2024 laufen die Interner Link: Beitrittsverhandlungen. Die Parlamentswahl am Sonntag, 28. September, galt deshalb auch als Abstimmung über den EU-freundlichen Kurs der amtierenden PAS-Regierung (Partidul Acțiune și Solidaritate, dt. Aktion und Solidarität).

Wer hat bisher regiert?

Die Republik Moldau ist eine parlamentarische Demokratie mit direkt gewähltem Präsidentschaftsamt. Der Ministerpräsident oder die Ministerpräsidentin wird vom Präsidenten oder der Präsidentin nach Konsultationen mit dem Parlament vorgeschlagen und muss anschließend vom Parlament bestätigt werden, geht also Externer Link: in der Regel aus der parlamentarischen Mehrheit hervor.

Die Interner Link: Hauptverantwortung der Exekutive liegt formell bei der Regierung unter Führung des Ministerpräsidenten oder der Ministerpräsidentin. Insbesondere durch die Wiedereinführung der Direktwahl 2016 und seit der Wahl von Interner Link: Maia Sandu 2020 hat das Amt der Präsidentin an politischem Gewicht gewonnen und beeinflusst die Regierungsarbeit maßgeblich, obwohl dieses in der Verfassung eher repräsentativ konzipiert ist.

Pro-Europäische Regierungspartei PAS

Bei der Parlamentswahl im Jahr 2021 bekam die PAS insgesamt 52,8 Prozent der abgegebenen Stimmen und damit die absolute Mehrheit im Parlament. Sie führte die Regierung seitdem ohne Koalitionspartner. Im August 2021 wurde die PAS-Politikerin Natalia Gavrilița zur moldauischen Ministerpräsidentin gewählt. Ein halbes Jahr später begann Russland mit der vollständigen Invasion der Ukraine, was direkte Auswirkungen auf Moldau hatte, das direkt an die Ukraine grenzt. Unter anderem kam es zu einem massiven Anstieg der Energie- und Lebensmittelpreise. Zudem gab es Befürchtungen, dass auch Moldau als frühere Sowjetrepublik ein potenzielles Angriffsziel für Russland sein könnte. Gavrilița geriet zunehmend unter Druck. Am 10. Februar 2023 reichte sie ihren Rücktritt ein.

Am 16. Februar 2023 wurde Dorin Recean als neuer Ministerpräsident von Moldau vereidigt. Er gehört keiner Partei an, war aber zuvor als innenpolitischer Berater für die moldauische Präsidentin Maia Sandu (PAS) tätig.

Sozialistische und russlandfreundliche Opposition

Die Opposition bestand in der vergangenen Legislatur an erster Stelle aus dem linken Wahlblock der Kommunisten und Sozialisten (Blocul electoral al Comuniștilor și Socialiștilor, BeCS), der bei der Wahl 2021 27,2 Prozent der Stimmen bekam.

Die pro-russische Șor-Partei (Partidul „ȘOR”, PS) erhielt damals 5,7 Prozent der Stimmen. Sie wurde im Jahr 2023 verboten, nachdem der Verfassungsgerichtshof sie als verfassungswidrig erklärt hatte. Die Partei soll im Wahlkampf nicht deklariertes Geld zur Destabilisierung der Republik Moldau eingesetzt haben, koordiniert von Russland.

Russische Einflussnahme und Wahlmanipulation

Die Republik Moldau ist seit Jahren Ziel von hybriden Angriffen seitens der Russischen Föderation. Die russische Staatsführung betrachtet alle Staaten, die territorial bis 1991 der Sowjetunion angehörten, als Teil der Interner Link: „Russkij Mir“, also der „Russischen Welt“ und damit auch der eigenen Einflusssphäre. Neben starkem Einfluss in der separatistischen Region Externer Link: Transnistrien – und damit auch auf 8,4 Prozent der Wahlberechtigten – nimmt Russland auch großen Einfluss auf die autonome Region Gagausien, die im Süden des Landes liegt und in der mehr als vier Prozent der Bevölkerung leben. Die russische Minderheit im Land – meist Bürgerinnen und Bürger, die während der Interner Link: Sowjetherrschaft in die Region gezogen waren – macht etwa drei Prozent der Bevölkerung aus.

Etwa 90 Prozent der Menschen in Moldau sprechen und/oder verstehen neben ihrer Muttersprache (meist der moldauische Dialekt des Rumänischen) auch Russisch – ebenfalls ein Erbe der Sowjetherrschaft. Deswegen ist es beispielsweise für russische Staats- und Propagandamedien sehr einfach, Zugang zum politischen Diskurs in Moldau zu bekommen.

Darüber hinaus versuchte Russland in der Vergangenheit auch, durch Stimmenkauf Einfluss auf Wahlentscheidungen zu nehmen: Bei der Präsidentschaftswahl 2024 und dem zeitgleich abgehaltenen Referendum über die Verankerung eines EU-Beitritts als Ziel in der Verfassung kam es zu massiven Manipulationen. Staatspräsidentin Maia Sandu sprach später vom versuchten Kauf von bis zu 300.000 Stimmen.

Karte von Moldau. (bpb) Lizenz: cc by-nc-nd/4.0/deed.de

Wer trat zur Wahl an?

Insgesamt hatten sich 23 Parteien, Wahlblöcke und unabhängige Kandidaten und Kandidatinnen mit ihren Listen zur Parlamentswahl registrieren lassen.

Die Regierungspartei der Aktion und Solidarität (Partidul Acțiune și Solidaritate, PAS) trat mit ihrem Vorsitzenden Igor Grosu als Spitzenkandidat an. Die PAS setzte sich in ihrem Programm für einen Beitritt Moldaus zur Europäischen Union bis zum Jahr 2028 ein. Außerdem wollte sie eine Verdopplung der Erwerbseinkommen sowie eine grundlegende Sanierung der Straßeninfrastruktur erreichen.

Stärkste Oppositionskraft war im alten Parlament der Wahlblock aus der Partei der Kommunisten der Republik Moldau (Partidul Comuniștilor din Republica Moldova, PCRM) und der Partei der Sozialisten der Republik Moldau (Partidul Socialiștilor din Republica Moldova, PSRM). Beide Parteien gaben im Juli 2025 bekannt, dass sie erneut in einem gemeinsamen Wahlblock kandidieren wollen. Mit zwei weiteren Kleinparteien bildeten sie den „Patriotischen Wahlblock“ (Blocul Electoral Patriotic, BEP). Spitzenkandidat war der ehemalige Staatspräsident Igor Dodon.

Außerdem traten noch zwei weitere kleinere Bündnisse an, denen bereits vor der Wahl Chancen auf den Einzug ins Parlament prognostiziert wurden. Dazu gehörte der Wahlblock „Alternative“ (Blocul politic „Alternativa”, BA). Das Drei-Parteien-Bündnis behauptet selbst, pro-europäische Positionen zu vertreten und forderte im Wahlprogramm eine „Integration in Würde” in die Europäische Union und unter Gewährleistung einer „stabilen Lösung” für Transnistrien.

Die pro-russische „Unsere Partei” (Partidul Nostru, PN) trat unter anderem mit der Forderung an, den Status der russischen Sprache in der Verfassung zu schützen.

Was waren die Themen im Wahlkampf?

Moldaus Präsidentin Maia Sandu betrachtete die Parlamentswahl als die „letzte Schlacht“ für ihr Land auf dem Weg in die EU – nachdem sich bereits bei den vergangenen Wahlen pro-europäische Ideen durchsetzen konnten und die Moldauerinnen und Moldauer für eine Aufnahme des EU-Beitritts als Verfassungsziel votierten.

Energiesicherheit war eines der zentralen Themen im Wahlkampf. Moldaus größtes Gaskraftwerk liegt im transnistrischen Tiraspol, betrieben mit russischem Gas. Im Januar 2025 stoppte Russland kurzfristig die Gaslieferungen – es kam zu Blackouts und steigenden Kosten. Seither bezieht Moldau Gas aus dem Westen und investiert mit EU-Unterstützung in eine vom russischen Einfluss unabhängige Energieversorgung. Die Region Transnistrien bezieht Gas aus Ungarn, das von Russland bezahlt wird. Die Energiekrise erschütterte das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung und rückte die Versorgungssicherheit ins Zentrum der politischen Auseinandersetzung.

Auch der Kampf gegen Korruption war weiterhin ein wichtiges Thema, das letztlich auch Einfluss auf die Aussichten Moldaus auf einen EU-Beitritt haben wird. Anfang August hat ein moldauisches Gericht die Gouverneurin der Provinz Gagausien, Evghenia Guțul, zu sieben Jahren Haft verurteilt. Ihr wird vorgeworfen, illegale Gelder nach Moldau geschleust zu haben, mit der pro-russische Kampagnen finanziert wurden. Guțul galt auch als Vertraute des Oligarchen Ilan Șor. Ilan Șor, Gründer der zwischenzeitlich verbotenen Șor-Partei, versucht derweil aus dem russischen Exil Einfluss auf die Wahl zu nehmen: Der Oligarch bot im August 2025 jeder Person, die im Stadtzentrum von Chișinău gegen die Regierung demonstriert, einen Monatslohn von 3.000 Dollar.

Dieser Beitrag wurde zuerst am 24.09.2025 veröffentlicht und am 30.09.2025 aktualisiert.

Mehr zum Thema:

Weitere Inhalte

„Hintergrund Aktuell“ ist ein Angebot der Onlineredaktion der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb. Es wird von den Redakteur/-innen und Volontär/-innen der Onlineredaktion der bpb redaktionell verantwortet und seit 2017 zusammen mit dem Südpol-Redaktionsbüro Köster & Vierecke erstellt.

Interner Link: Mehr Informationen zur Redaktion von "Hintergrund aktuell"