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Im Praxistest: Themenblätter im Unterricht: Wohnen in der Krise | bpb.de

Im Praxistest: Themenblätter im Unterricht: Wohnen in der Krise

/ 4 Minuten zu lesen

Das Thema Wohnen deklarieren die Autoren des Materials Wohnen in der Krise zu der "sozialen Frage unserer Zeit" und als ein "existenzielles Grundbedürfnis", das nicht allen in Deutschland ermöglicht wird. Das Material setzt sich zum Ziel, diese Krise zu ergründen und mögliche Auswege zu präsentieren.

Aufbau des Materials

Zentraler Kern des Materials sind vier Arbeitsblätter, denen eine kurze Einführung sowie Hinweise zu den Arbeitsblättern vorausgehen.

In einer sehr übersichtlichen und zielorientierten Einführung wird zunächst die Wohnraumkrise in Deutschland konstatiert und knapp, aber schlüssig auf Basis von Statistiken und Daten belegt. Dabei werden konträre Perspektiven berücksichtigt und dargestellt. Schließlich werden die Ursachen für die Krise ermittelt sowie verschiedene Lösungsansätze als Auswege vorgestellt. Die Einführung dient insbesondere der Lehrkraft als Hintergrundwissen und überzeugt in dieser Funktion durch zielgerichtete Kürze.

Es folgen Hinweise zu den Arbeitsblättern. Auch diese dienen der Lehrkraft als methodisches Futter für ihren Einsatz im Unterricht. Das Material schließt mit den vier Arbeitsblättern, die alle eine kurze Einführung gefolgt von zwei bis drei Aufgaben mit umfangreichem und diversem Material, die den Lernenden verschiedene Kompetenzen abverlangen, beinhalten.

Anregungen für den Unterricht

Die Arbeitsblätter überzeugen insgesamt und bieten sich definitiv in vielfacher Hinsicht für den Unterricht an. Zunächst einmal ist die grundsätzliche Struktur des Arbeitsblatts hervorzuheben, die trotz der Fülle und Komplexität an Informationen durch Ordnung, Farben und verschiedene Größen eine klar sortierte Übersichtlichkeit ermöglicht.

Sehr überzeugend ist der Gliederung der Aufgaben nach Anforderungsbereichen. Die Arbeitsblätter starten stets zugangsfreundlich und offen im Anforderungsbereich I und enden im anspruchsvollen Anforderungsbereich III. Insbesondere dort wird eine subjektive Auseinandersetzung mit der Krise gefordert, die eine hohe Aktivierung der Lernenden sowie einen reflektierten Umgang fördert. Auch deshalb, weil das Thema einen direkten Lebensweltbezug und Aktualität aufweist.

Ein großer Vorteil des Materials sind die Hinweise zu den Arbeitsblättern. Sie bereiten die Lehrkraft hilfreich auf das Schüler:innen-Material vor. Dort werden deutliche und transparente Lernziele in allen Anforderungsbereichen mit treffenden und zulässigen Operatoren formuliert, die der Lehrkraft als didaktische Grundlage für die jeweiligen Stunden dienen. Zu den einzelnen Aufgaben werden wichtige Informationen sowie Lösungsvorschläge und Differenzierungsmöglichkeiten gegeben.

Der inhaltliche Aufbau der Arbeitsblätter erscheint durchaus sinnig. Wie in der Einführung wird zunächst auf den ersten beiden Arbeitsblättern das Problem festgestellt und präsentiert, während sich Arbeitsblatt III und IV mit möglichen Lösungen beschäftigen. Angesichts der Beschränkung auf vier Arbeitsblätter und mit Blick auf das Ziel des Materials kommt dieser Lösungsteil dann aber doch etwas zu kurz.

Zielpassender wäre eine Stauchung der Problemfeststellung auf lediglich ein Arbeitsblatt oder ein Hinzufügen eines fünften oder sogar sechsten Arbeitsblatts gewesen.

Die Auswahl der Quellen und Materialien für die Aufgaben sowie die Vielfalt an verschiedenen Aufgaben bieten der Schüler:innen einen umfangreichen und keinen einseitigen Zugang zum Thema. Besonders überzeugen dabei die interdisziplinären Anforderungen, wie z.B. das Analysieren von Karten, Anfertigen von Skizzen oder Interpretieren von Audiodateien. Immer wieder erinnern die Materialien und Aufgaben die Schüler:innen daran, dass es sich um eine sehr aktuelle Krise handelt und auch sie betreffen könnte. Dies ist von didaktisch unschätzbarem Wert.

Ein weiterer Vorteil des Materials sind die verschiedenen Sozialformen der Aufgaben, die neben Abwechslung vor allem methodisches Potential mit Blick auf die Diversität von Lerngruppen mit sich bringen und so der Lehrkraft eine wichtige Hilfe für die Gestaltung des Unterrichts sind.

Aufgrund der grundsätzlichen Komplexität des Themas und der Schwierigkeit, dementsprechend komplexe Lösungen für die Krise zu erfassen, eignet sich das Material frühestens in Jahrgang 10. Empfehlenswert wäre es allerdings erst ab Jahrgang 11. Grund dafür sind ebenso die teils anspruchsvollen Aufgabenstellungen sowie Quellen. Darüber hinaus ist das Thema grundsätzlich für ältere Schüler:innen attraktiver, da sie sich in nicht allzu langer Zeit ebenfalls auf dem Wohnungsmarkt behaupten werden müssen.

Ein kleiner Nachteil des Materials ist die Reihenplanung, also die Tatsache, dass die Arbeitsblätter inhaltlich aufeinander aufbauen. Alle Schüler:innen müssen alle Arbeitsblätter bearbeiten, um mit dem nächsten weiterarbeiten zu können. Eine Arbeitsteilung oder Bearbeitung lediglich eines einzelnen Arbeitsblattes bieten sich somit nicht an.

Fazit

Das Material Wohnen in der Krise ist insbesondere für den Einsatz in der Sekundarstufe II zu empfehlen. Es ermöglicht den Schüler:innen eine Auseinandersetzung mit einem Thema mit starkem Lebensweltbezug sowie hohem Relevanzgehalt. Die Anforderung der Aufgaben ist hoch, die Struktur aber gleichzeitig übersichtlich und der inhaltliche Aufbau logisch und aufeinander aufbauend. Lediglich ein wenig mehr Lösungs- statt Problemorientierung wäre beim Aufbau der Arbeitsblätter mit Blick auf die Lernziele zielführender gewesen. Besonders überzeugen die Hinweise für die Lehrkräfte sowie das Benennen der Lernziele. Beides ermöglichen der Lehrkraft einen zielorientierten und gewinnbringenden Einsatz dieses Materials im Unterricht.

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Fussnoten

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