Wie informieren sich Jugendliche heutzutage?
Es gebe nicht "die eine jugendliche Art und Weise", sich mit Informationen und Nachrichten zu beschäftigen. Stattdessen ließen sich nach Leonie Wunderlich im Rahmen der UseTheNews-Studie grob vier Typen der Informationsorientierung festhalten:
Die journalistisch Informationsorientierten, die sich bspw. viel und hauptsächlich über journalistische Quellen informieren.
Die umfassend Informationsorientierten, die zusätzlich auch viele Social-Media-Quellen nicht-journalistischer Angebote nutzen.
Die nicht-journalistisch Informationsorientierten, die klassische journalistische Quellen selten nutzen.
Die gering informationsorientierten Jugendlichen, die ein generell gering ausgeprägtes Interesse an Nachrichteninhalten aufweisen und Social Media für andere Interessen nutzen.
(Leonie Wunderlich)
Zwar werde Social Media in allen Gruppen als das am häufigsten genutzte Medium genannt – gefolgt von weiterhin Fernsehen und Radio. Allerdings nutzten Jugendliche die sozialen Plattformen in der Regel nicht, um sich zu informieren, sondern um anderen Interessen nachzugehen. Informationen und Nachrichten bekämen sie hier eher "nebenbei" mit. Die Art und Weise des Konsums und der "Schnipsel-Charakter" vieler Social-Media-Posts führe dazu, dass diese Informationen weniger "haften" blieben, erklärte Leonie Wunderlich. Um Jugendliche zu erreichen, müssten Medienschaffende also die Möglichkeiten und besonderen Bedingungen von Social Media in den Blick nehmen.
Welche Informationsquellen sind für Jugendliche bei der Meinungsbildung am wichtigsten?
Freunde, Bekannte und Familie stellten nach wie vor eine bedeutende Informationsquelle dar. Das persönliche Umfeld spiele für junge Menschen bei der Meinungsbildung eine sehr wichtige Rolle. Von großer Bedeutung seien hierfür aber auch – je nach Typus der Informationsorientierung – sogenannte Themengruppen und Influencer auf Social Media. Nur für die umfassend und journalistisch Informationsorientierten seien die klassischen Nachrichtenmedien noch von starker meinungsbildender Relevanz.
Befragt zur Wahrnehmung der Rolle von Influencern und Influencerinnen unter Jugendlichen, konnte Leonie Wunderlich von ambivalenten Ergebnissen berichten: Zunächst sollte zwischen themen- und personenfokussierten Social-Media-Kanälen und der Relevanz für die Meinungsbildung unterschieden werden. Betreiber personenzentrierter Accounts gelten meistens als Experten oder Expertinnen in einem nicht-journalistischen Bereich. Ihnen werde aus Gründen der Unterhaltung oder wegen der Alltagsrelevanz ihres Contents gefolgt.
Die Ansichten der Influencer nähmen Jugendliche in der Regel als Privatmeinung wahr, was jedoch nicht hieße, dass sie diese nicht als relevant erachteten. Für das Bedürfnis, im Umfeld mitreden zu können oder für eine erste Orientierung zu einem Thema seien sie durchaus von starker Bedeutung – zumal sie eine besondere Glaubwürdigkeit dadurch besäßen, dass Followerinnen und Follower eine Art persönlicher Beziehung zu Influencern aufbauten.
Inhalts- oder personenfokussierte themenspezifizierte Accounts gelten bei jungen Menschen laut Leonie Wunderlich in der Regel als seriöse und objektive Quellen. Sie würden genutzt, um sich näher und hintergründig zu informieren, wenn explizites Interesse an einem bestimmten Thema bestehe. Die Gefahr, so Leonie Wunderlich, bestünde dabei darin, dass der Vertrauensvorschuss, den junge Menschen themenspezialisierten Influencern und Influencerinnen entgegenbrächten, dazu führen könne, dass sie die Quellenüberprüfung vernachlässigten.
Was braucht es für einen kompetenten Umgang mit Nachrichten?
Im zweiten Teil des Bildungssalons stellte Kathrin Rothemund den von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) entwickelten "Newstest" vor und testete diesen live. Der Newstest wurde entwickelt, um die Nachrichten- und Medienkompetenz in der Bevölkerung zu ermitteln. Das alarmierende Ergebnis der breiten Testung sei dabei Rothmund zufolge gewesen, dass etwa die Hälfte der deutschen Bevölkerung über eine nur geringe Nachrichten- und Informationskompetenz verfüge. Insbesondere junge Menschen mit geringer formaler Bildung wiesen demnach eine niedrige Kompetenz auf. Je jünger und höher formal gebildeter, desto nachrichten- und informationskompetenter seien die Menschen.
Während die Ergebnisse der mabb bei Fragen zum Verhältnis von Staat und Medien einen weit verbreiteten Glauben an einen starken Staatsdirigismus in der Medienwelt offenbart hätten, sei dies aus den Ergebnissen der Veranstaltungsteilnehmenden, die den Test live durchspielen konnten, nicht zu erkennen gewesen. Eine Teilnehmerin berichtete, dass sie in ihrer Arbeit als Medienpädagogin immer wieder feststelle, dass bei Jugendlichen geringe Kenntnisse über den Aufbau und die Funktionsweisen der Medienlandschaft vorlägen.
Ein weiteres Problemfeld zeigten die Ergebnisse des Newstests bei der Einschätzung der Vertrauenswürdigkeit von Fakten und Quellen. Auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unseres Abends berichteten, wie leicht sich (besondere) Markierungen wie "Advertorial" oder Hinweise von Faktencheck-NGOs einfach überlesen ließen. Außerdem bestehe laut Newstest-Auswertungen kaum Wissen darüber, wie Nutzer und Nutzerinnen des Internets selbst einen Quellencheck vornehmen könnten, um die Glaubwürdigkeit von Beiträgen zu beurteilen.
Eine Teilnehmerin wies darauf hin, dass auf Plattformen wie Instagram nur sehr begrenzte Möglichkeiten zur Überprüfung der Quelle geboten seien. Geäußert wurde zudem die Ansicht, dass das Problem mangelnder Medienkompetenz nicht nur bei jungen Nutzern und Nutzerinnen aufträte, sondern gerade auch bei Erwachsenen, zumal diese eher selten mit medienpädagogischen Workshops in Berührung kämen.
Angebote für Schülerinnen und Schüler lassen sich regional beispielsweise bei der Medienanstalt-Berlin-Brandenburg finden, über Informationsportale für Lernende und Lehrende wie Externer Link: Internet-abc oder Programme wie Externer Link: Journalismus macht Schule. Den Newstest finden Sie Externer Link: hier.