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Glossar | (Spät-)Aussiedler in der Migrationsgesellschaft | bpb.de

(Spät-)Aussiedler in der Migrationsgesellschaft Editorial Historischer Kontext: Deutsche in und aus Osteuropa Migrationsgesellschaft Deutschland (Spät-)Aussiedler aus den postsowjetischen Staaten (Spät-)Aussiedler aus Polen (Spät-)Aussiedler aus Rumänien Fazit Glossar Karten Literaturhinweise

Glossar

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Arbeitsarmee: russ. Trudarmija, ein Euphemismus für ein besonderes System der Zwangsarbeit in der UdSSR, das in den Jahren 1941–46 primär für russlanddeutsche Jugendliche, Männer und Frauen aufgebaut wurde.

Arbeitslosengeld (ALG) II, auch bekannt als Hartz IV, erhalten erwerbsfähige Personen, die hilfebedürftig sind, d. h. entweder über einen längeren Zeitraum arbeitslos sind oder von ihrem Arbeitseinkommen nicht leben können.

Autonome Sozialistische Sowjetrepublik (ASSR): zweithöchste Form nationaler Selbstbestimmung in der Hierarchie der Sowjetvölker, folgte nach der Unionsrepublik. Im sowjetischen Völkerrecht wurde eine ASSR als ein nicht souveräner Staat betrachtet, die zwar über eine eigene Verfassung und andere Staatssymbole (Hymne, Staatsflagge, Oberster Sowjet usw.) verfügte, allerdings aus der Union nicht austreten durfte. Nach 1990 wurden in Russland die autonomen Republiken und autonomen Gebiete in Republiken (ohne den Zusatz: autonom) umgewandelt; sie erhielten weiterhin keine Austrittsoption.

Banat: historische Region in Südosteuropa, die heute in den Staaten Rumänien, Serbien und Ungarn liegt. Sie befindet sich am Südostrand der ungarischen Tiefebene und wird von den Flüssen Theiß im Westen, Donau im Süden und (größtenteils) Marosch im Norden sowie von den Südkarpaten im Osten begrenzt. Wirtschaftliches und kulturelles Zentrum ist die Großstadt Timis¸oara (deutsch Temeswar). Dort begann 1989 auch die Rumänische Revolution, die zum Sturz des Ceaus¸escu-Regimes führte. Im Banat herrschte bis 1944 noch eine sehr gemischte Bevölkerungsstruktur. Die größte Volksgruppe stellten die Rumänen, gefolgt von den Deutschen, den Ungarn und den Serben Es gab aber auch viele Dörfer und Städte mit einer absoluten oder relativen deutschen Mehrheit.

Bessarabien: historische Landschaft in Südosteuropa, begrenzt vom Schwarzen Meer im Süden sowie den Flüssen Pruth im Westen und Dnister/Dnjestr im Osten. Das frühere Bessarabien deckt sich heute weitgehend mit dem westlich des Dnister liegenden Teil der Republik Moldau. Nur der Süden sowie der äußerste Norden gehören zur Ukraine. 1812 bis 1917 gehörte die mehrheitlich von Rumänen bewohnte Region zum russischen Kaiserreich. 1918 wurde Bessarabien kurzfristig unabhängig. In der Zwischenkriegszeit war es östliche Provinz Rumäniens und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es der Sowjetunion angeschlossen. Die bessarabische Hauptstadt Chis¸ina˘u (dt. Kischinau) ist heute die Hauptstadt der Republik Moldau. Deutsche Siedler, die der Zar 1813 als Kolonisten ins Land gerufen hatte, lebten in Bessarabien zwischen 1814 und 1940.

Boris Nemtsov Stiftung für die Freiheit: Gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung mit Sitz in Bonn, die zum Gedenken an das Lebenswerk des russischen Politikers Boris Nemzow gegründet wurde, der 2015 in Moskau ermordet wurde. Gründerin ist die älteste Tochter von Boris Nemzows, Schanna Borissowna Nemzowa.

Bukowina: historische Landschaft im Grenzraum zwischen Mittel-, Südost- und Osteuropa. Die Bukowina sowie das östlich davon liegende Bessarabien waren jahrhundertelang ein Teil des historischen Fürstentums Moldau; von 1775 bis 1918 gehörte das Gebiet mit seiner multiethnischen Bevölkerung zur Habsburgermonarchie. Im Nordwesten liegt Ostgalizien, im Südwesten Siebenbürgen. Kaiser Joseph II. förderte ab 1775 die Kolonisation der Bukowina durch Bauernfamilien, vorwiegend aus Württemberg. 1940 wurden die Bukowinadeutschen in das Deutsche Reich oder in von Deutschen besetzte Gebiete in Polen umgesiedelt. Seit der Unterzeichnung der Pariser Friedensverträge 1947 nach dem Zweiten Weltkrieg gehört die nördliche Hälfte der Bukowina zur Ukraine, die südliche Hälfte zu Rumänien.

Deportation: Zwangsumsiedlung sozialer oder ethnischer Kollektive innerhalb eines Landes, verbunden mit restloser Enteignung sowie sozialer und rechtlicher Minderstellung.

Deutscher Orden, auch Deutschherrenorden, Deutschritterorden oder Deutschorden: römisch-katholische Ordensgemeinschaft, die in der (Rechts-)Nachfolge der Ritterorden aus der Zeit der Kreuzzuge steht. Die Ursprünge des Ordens liegen in einem Feldhospital bremischer und lübischer Kaufleute während des Dritten Kreuzzuges um 1190 im Heiligen Land bei der Belagerung der Stadt Akkon. Nach der Erhebung der Spitalgemeinschaft zum geistlichen Ritterorden engagierten sich die Mitglieder der ursprünglich karitativen Gemeinschaft während des 13. Jahrhunderts im Heiligen Römischen Reich, im Heiligen Land, dem mediterranen Raum sowie in Siebenbürgen und beteiligten sich an der deutschen Ostkolonisation. Das führte zu einer Reihe von Niederlassungen mit mehr oder weniger langem Bestehen. Eine zentrale Rolle spielte ab dem Ende des 13. Jahrhunderts der im Baltikum begründete Deutschordensstaat. Er umfasste am Ende des 14. Jahrhunderts ein Gebiet von rund 200.000 Quadratkilometern.

Zu den Erwerbslosen zählen laut Statistischem Bundesamt "alle Personen, die mindestens 15 Jahre alt sind, nicht unmittelbar am Erwerbsleben teilnehmen, aber eine Erwerbstätigkeit suchen, unabhängig davon, ob sie beim Arbeitsamt als arbeitslos gemeldet sind. Es können zum einen Personen sein, die normalerweise erwerbstätig sind und nur vorübergehend aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind, zum anderen Personen, die normalerweise keinem Erwerb nachgehen (z. B. Hausfrauen/Hausmänner, Rentnerinnen/Rentner, Schülerinnen/Schüler, Studierende), aber gegenwärtig eine Arbeitsstelle suchen.

Germania Slavica bezeichnet einerseits als Forschungsbegriff des 20. Jahrhunderts eine historische Landschaft östlich der frühmittelalterlichen deutsch-slawischen Sprachgrenze (etwa östlich der Elbe-Saale-Linie) und andererseits eine wissenschaftliche Arbeitsgruppe zur Erforschung der Verhältnisse in diesem Gebiet während des Hochmittelalters ("Deutsche Ostsiedlung").

Großer Terror: Bezeichnung für die Jahre 1936–38 auch 1937/38 in der UdSSR, in denen die staatlichen Repressalien exorbitant anstiegen und es fast 700.000 Justizmorde gab; unter den Opfern befanden sich überdurchschnittlich viele Vertreter der nationalen Minderheiten, die eine historische "Heimat" außerhalb der UdSSR besaßen. Ein gravierender Unterschied zum Terror der vorherigen (und späteren) Jahre bestand auch darin, dass ebenfalls zahlreiche Vertreter des Staats- und Parteiapparats sowie der systemkonformen Intellektuellen zu den Opfern zählen.

GULag: Abkürzung für russ. Glawnoje Uprawlenije isprawitelno-trudowych Lagerej ("Hauptverwaltung der Besserungsarbeitslager"), die eine Unterbehörde des NKWD bzw. des Innenministeriums und zuständig für Häftlinge und Sondersiedler war. Im weiteren Sinn wurde GULag Synonym für das sowjetische Lagersystem und insgesamt für das Terrorregime des Stalinismus.

GUS: (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten), lockere Organisation für Nachfolgestaaten (ehem. Unionsrepubliken) der UdSSR, mit Ausnahme Georgiens und der baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen. Die Ukraine hat Anfang 2014 faktisch ihre Mitgliedschaft ruhen lassen, Turkmenistan sieht sich als ein assoziiertes Land.

Mit den Karlsburger Beschlüssen schlossen sich Siebenbürgen, das Banat, Sathmar und Maramuresch, die Bukowina und Bessarabien sowie die Süddobrudscha dem "Altreich" an. Rumänien hatte damit Ende des Jahres 1918 seine größte territoriale Ausbreitung erreicht und seine Fläche im Vergleich zur Vorkriegszeit nahezu verdoppelt – daher der Begriff "Großrumänien" für die Zeit von 1918–1940.

Kolchose: (Kolchos), russ. kollektiwnoje chosjajstwo, eine genossenschaftlich organisierte landwirtschaftliche Kollektivwirtschaft; entstand im Zuge der Kollektivierung und war bis zur Auflösung der UdSSR neben den Sowchosen die wichtigste Organisationsform eines Agrarbetriebs.

Kollektivierung: (Zwangskollektivierung), von der Sowjetführung unter Stalin ab Ende der 1920er-Jahre verfolgte Politik der gewaltsamen und unfreiwilligen Zusammenführung der zuvor selbstständigen Bauernwirtschaften zu einem staatlich kontrollierten Agrarbetrieb, vornehmlich in Form einer Kolchose; Kulake

Kolonist: Siedler, der unbewohnte Gebiete vor allem landwirtschaftlich erschließt. Im Russischen Reich eine rechtliche Kategorie, die Siedler ausländischer Herkunft (Deutsche, Bulgaren, Griechen u. a.) umfasste. Nach der Aufhebung des Kolonistenstandes 1871 war der Begriff vielerorts bis in die 1930er-Jahre im offiziellen und inoffiziellen Sprachgebrauch weiterhin üblich, um die russlanddeutschen Bauern zu bezeichnen.

Kulake: (Pl. Kulaken), russ. kulak ("Faust"), Großbauer, Inhaber solcher Wirtschaften, die größtenteils für den Markt produzierten. Kulaken wurden in der Sowjetunion der 1920er- und 1930er-Jahre als eine dem Aufbau des Sozialismus und der neuen Kolchoswirtschaft feindselig eingestellte Klasse angesehen. Wichtigstes Merkmal eines Kulaken war die "Ausbeutung" von Arbeitskräften (Mägden, Lohnarbeitern) in der eigenen Wirtschaft. Ab Ende der 1920er-Jahre wurden Kulaken unter dem Slogan "Liquidierung des Kulaken als Klasse" systematisch politisch und wirtschaftlich bedrängt, letztlich vollständig enteignet und aus ihren Heimatorten bis nach Sibirien, Zentralasien und in den hohen Norden zwangsausgesiedelt.

Mennoniten: protestantische Freikirche mit einem streng pazifistischen, christlichen Glaubensbekenntnis. Aufgrund von wirtschaftlichen Einschränkungen und dem Zwang zum Militärdienst wanderten viele Mennoniten Ende des 18. / Anfang des 19. Jahrhunderts aus Preußen in mehreren Wellen nach Russland aus. Die Einführung der allgemeinen Militärpflicht 1874 löste wiederum eine starke Auswanderung der Mennoniten aus dem Zarenreich in die Überseestaaten aus.

NKWD: russ. Narodnyj kommissariat wnutrennich del, ab 1934 Volkskommissariat des Inneren, vereinigte in sich Funktionen einer gewöhnlichen Polizeibehörde, einer Vollzugsbehörde des GULag, die für Strafgefangene, Straf- und Arbeitslager und Sondersiedler zuständig war, und einer Geheimpolizei, die u. a. Spionagedienste für die Staatssicherheit ausführte.

Oktoberrevolution: putschartige Machtübernahme der Bolschewiki am 25. Oktober (7. November Neuen Stils) 1917 in Petrograd, der damaligen Hauptstadt Russlands, die sich gegen die bürgerliche "provisorische Regierung" unter Alexander Kerenski richtete. Der Jahrestag der Oktoberrevolution war in der Sowjetunion der wichtigste Feiertag, der als Geburtsstunde des neuen sozialistischen Staates am 7. und 8. November mit obligatorischen Demonstrationen begangen wurde.

Peuplierung bezeichnet die planmäßige Besiedlung eines nicht oder vergleichsweise dünn besiedelten Gebietes; sie ist somit eine Maßnahme der Bevölkerungspolitik. Im engeren Sinne meint Peuplierungspolitik eine im 17. bis 18. Jahrhundert praktizierte Methode zur Besiedlung etwa durch Krieg oder Seuchen entvölkerter Gebiete.

Rayon: administrativ-territoriale Einheit in der UdSSR bzw. in einigen Ländern der GUS, entspricht einem Landkreis. Gebiete, Regionen und Republiken gliederten sich zur Zeit der UdSSR in ländliche Rayons und Städte auf. Rayons bestanden aus Dorfräten bzw. Dorfsowjets mit ihren Territorien und aus Rayonstädten und stadtähnlichen Siedlungen (Arbeitssiedlungen). In Letzteren dominierte die nicht agrarische Beschäftigung.

Repatriant: ein sowjetischer Staatsangehöriger, der im Zuge der Kriegsereignisse 1941–45 nach Deutschland oder in die von Deutschland okkupierten Gebiete gelangte (Ostarbeiter, Kriegsgefangene, Flüchtlinge, Administrativumsiedler etc.) und nach 1945, teilweise gegen seinen Willen, in die UdSSR zurückgebracht wurde.

repressieren: (auch: repressiert), in der historischen Wissenschaft und in der Rechtsprechung der gegenwärtigen Russländischen Föderation (RF) werden damit gesetzwidrige staatliche Eingriffe in die Lebensweise von Individuen bzw. religiösen, sozialen oder nationalen Gruppen bezeichnet, die vornehmlich aus politischen Gründen und besonders in der Zeit des Stalinismus stattfanden. In erster Linie handelt es sich um strafrechtliche Verurteilung, Deportation bzw. Verbannung oder Einweisung in ein Zwangsarbeitslager (š Arbeitsarmee). Die zur Sowjetzeit repressierten Personen wurden in den Nachfolgestaaten der UdSSR gerichtlich rehabilitiert und zum Teil materiell entschädigt. Großer Terror

Rote Armee: Kurzform für Rote Arbeiter- und Bauernarmee, von 1918 bis 1946 die Bezeichnung für das Heer und die Luftstreitkräfte Sowjetrusslands bzw. ab 1922 der Sowjetunion.

Sathmar: Das Sathmarland liegt heute im Nordwesten Rumäniens. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges gehörte es zu Österreich-Ungarn, fiel 1920 durch den Vertrag von Trianon an das Königreich Rumänien, gelangte 1940 wieder an Ungarn und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg erneut Rumänien angeschlossen. Seinen Namen erhielt es von der an dem Somesch (Somes¸), einem Nebenfluss der Theiß, liegenden Kreisstadt Sathmar (Satu Mare). Die Sathmarer Schwaben sind Nachfahren von den im 18. Jahrhundert hauptsächlich aus Oberschwaben ausgewanderten Bauern. Anders als unter den Banater Schwaben oder den Siebenbürger Sachsen war unter den Sathmarer Schwaben die Auswanderung nach Deutschland weniger stark ausgeprägt, sodass heute noch in zahlreichen Ortschaften ein bedeutender Anteil der Bevölkerung deutschstämmig ist.

Sonderkommandantur: Institutionen im Rahmen der GULag-Verwaltung des NKWD bzw. des Innenministeriums, die zum Zweck der Kontrolle und Ausbeutung von Sondersiedlern im hohen Norden, in Sibirien und in Zentralasien eingerichtet wurden. Zahlreiche Sonderkommandanturen bestanden ab Ende der 1920er- bis Ende der 1950er-Jahre.

Sondersiedler: Bevölkerungsgruppen minderen Rechts, zum Beispiel verbannte Kulaken oder Angehörige deportierter Volker. Sie standen unter Verfügungsgewalt der Sonderkommandanturen.

Sozialhilfe erhalten u. a. Menschen, die das Rentenalter erreicht haben oder aus gesundheitlichen Gründen aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind, und die ihren Lebensunterhalt nicht selbst bestreiten können.

Stalinismus: ein Herrschaftssystem bolschewistischer Prägung, das nach der Abkehr von der NOP [Neue Ökonomische Politik, 1921–28] bis Mitte der 1950er-Jahre in der Sowjetunion bestand. Charakteristisch für den Stalinismus als totalitäres Herrschaftssystem waren massenhafte Repressalien und Terrormaßnahmen (Großer Terror), zahlreiche Deportationen, totale Ideologisierung der ganzen Gesellschaft, extreme Zentralisierung in politischen und wirtschaftlichen Bereichen, aggressive Außenpolitik sowie die bewusste Herbeiführung und die Inkaufnahme des gewaltsamen Todes von Millionen unschuldiger Menschen.

Südrussland: (Schwarzmeerraum bzw. -gebiet), historisch-geografische Landschaft, die Gebiete in der südlichen Ukraine einschließlich der Krim und in der Republik Moldau (ehemals Bessarabien) umfasst.

UdSSR: Abkürzung für Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, des amtlichen Namens der Sowjetunion von 1922 bis 1991

Volksdeutsche: eine NS-Wortschöpfung, bezeichnete Personen deutscher Volkszugehörigkeit, die außerhalb der Reichsgrenzen lebten und Staatsangehörige anderer Länder waren. Sie besaßen ein grundsätzliches Recht auf die reichsdeutsche Staatsangehörigkeit. Für die damaligen Machthaber in Berlin stellten sie oft einen Vorwand für expansionistische Bestrebungen dar.

Der Reichsgau Wartheland (polnisch Okre˛g Rzeszy Kraj Warty) oder verkürzt Warthegau (polnisch Okre˛g Warcki) bestand im Verband des Deutschen Reiches von 1939 bis 1945. Das vormals polnische Territorium kam infolge einer völkerrechtswidrigen Annexion zum Deutschen Reich. Seinen Namen hatte es von der Warthe, die es vom Südosten zum Nordwesten durchfloss. Flächenmäßig umfasste der Reichsgau Wartheland im Wesentlichen die Landschaft Großpolen. Bei einer Einwohnerzahl von 4,5 Millionen (darunter 327.000 Deutsche) betrug die Fläche des Reichsgaus 45.000 km².

Wolhynien: ist eine historische Landschaft und liegt heute in der nordwestlichen Ukraine und – zu einem kleineren Teil – in Weißrussland. Das Land wird im Westen vom Bug begrenzt. Im Osten reicht das Gebiet bis kurz vor Kiew. Von 1793/95 bis 1917 gehörte es zum russischen Zarenreich, von 1862 bis 1864, aber auch bis in die 1890er-Jahre hatten sich Deutsche im Gebiet angesiedelt. Im Ersten Weltkrieg wurden sie mehrheitlich zwangsausgesiedelt und zum Großteil nach Sibirien deportiert. 1918 durften sie zurückkehren. 1921 wurde Wolhynien zwischen Polen (westlicher Teil) und der sowjetischen Ukraine (Osten) geteilt. Ab September 1939 wurde Wolhynien sowjetisches Staatsgebiet. Die ansässige deutsche Bevölkerung im ehemaligen polnischen Teil wurde noch 1939 organisiert durch die SS zum überwiegenden Teil in den von den Deutschen besetzten Teil Polens, den Reichsgau Wartheland, umgesiedelt. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges fiel das gesamte Wolhynien an die Sowjetunion.

Quellen

Viktor Krieger, "Kolonisten, Sowjetdeutsche, Aussiedler. Eine Geschichte der Russlanddeutschen", Bonn 2015, ab Seite 243 ff.

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