Von Felix Domke (Referent bei ProVeg e.V.)
Je pflanzlicher, desto besser
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Ob vegan, vegetarisch, flexitarisch oder mischköstlich: Über die eigene Ernährung entscheiden wir alle selbst. Ende der Diskussion? Nein, denn die Auswirkungen unseres Fleischhungers sind unübersehbar – der Amazonas brennt. Jede und jeder Einzelne trägt Verantwortung und kann mit dem eigenen Ernährungsverhalten einen wichtigen Beitrag zum Umwelt-, Tier- und Klimaschutz leisten. Dafür muss die Politik viel stärkere Anreize schaffen und nachhaltige Formen der Ernährung und Landwirtschaft fördern. Das bedeutet keine Verbote oder schränkt nicht die Lebensqualität des Einzelnen ein. Klar ist, dass es so wie bisher auf keinen Fall weitergehen kann.
Das Grundproblem bei der Erzeugung tierischer Lebensmittel ist die ineffiziente Umwandlung von pflanzlichen zu tierischen Kalorien. Pflanzen an Tiere zu verfüttern und anschießend das Fleisch zu verzehren ist weniger effizient, als die Pflanzen direkt zu essen. Die Intensivtierhaltung verbraucht etwa ein Drittel des weltweiten Getreides und zwei Drittel des weltweit angebauten Sojas als Futtermittel. In ihrer Folge entstehen gewaltige Mengen klimaschädlicher Treibhausgase.
Der Wissenschaftliche Beirat des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) beziffert den Anteil der CO2-Emissionen, die in der Landwirtschaft entstehen, in Deutschland auf rund ein Viertel der gesamten CO2-Emissionen. Zwei Drittel dieses Anteils stammen wiederum von tierischen Lebensmitteln. Global gesehen ist die Tierhaltung laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen für rund 16 Prozent der menschengemachten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Ohne eine deutliche Senkung der Emissionen aus der Tierhaltung werden wir keine Chance haben, den Klimawandel auf die im Pariser Abkommen verankerte 1,5-Grad-Grenze zu beschränken. Dabei steht Deutschland als reiche Industrienation besonders in der Pflicht.
Des Weiteren erhöht ein zu hoher Fleischkonsum das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht, Typ 2 Diabetes, Bluthochdruck sowie einige Krebsarten. Der hohe Fleischkonsum kann zudem dramatische Konsequenzen für den Konsumenten haben und hat weitreichende Folgen für das Gesundheitssystem. Kontern möchte das BMEL dies mit Instrumenten wie Ernährungsbildung in Schulen. Auch wenn dies zweifellos sinnvoll ist, wäre es naiv zu glauben, dass dies ausreicht. Für die dringend notwendige Ernährungswende werden weitere, wirkungsvollere Maßnahmen benötigt.
Ein effektiver Ansatz wären Lebensmittelpreise, die Anreize für ein nachhaltigeres Ernährungsverhalten schaffen. Tierprodukte sind aufgrund jahrzehntelanger Intensivierung der Produktion sowie Subventionierung unverhältnismäßig preiswert. Hier ist Veränderung nötig – die Politik steht in der Verantwortung, die Rahmenbedingungen in Form geeigneter Instrumente auszuhandeln, um Verbraucherinnen und Verbrauchern so den Weg zu einem stärker pflanzenbasierten Lebensstil zu ebnen.
Die jüngst medial diskutierte Anpassung der Mehrwertsteuer für Tierprodukte wäre kein Allheilmittel, aber ein dringend notwendiges Preissignal, dass ein geringerer Konsum tierischer Produkte das Gebot der Stunde ist.
All dies berücksichtigen immer mehr Menschen bei den eigenen Kaufentscheidungen. Dabei gilt: je mehr pflanzlich, desto besser. Zahlreiche Gründe sprechen für eine pflanzliche Zukunft. Mangelnde Auswahl ist kein Argument mehr: Die Produktpalette pflanzlicher Alternativen wird immer größer und vielfältiger. Ausprobieren lohnt sich – die eigene Gesundheit, die Tiere und die Umwelt werden es Ihnen danken. Worauf warten Sie noch?