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Mahn- und Gedenkstätte Fünfeichen | Themen | bpb.de

Mahn- und Gedenkstätte Fünfeichen

Im Jahr 1938 erwarb die Wehrmacht das südlich des Stadtgebiets von Neubrandenburg gelegene Gut Fünfeichen und errichtete auf dem Gelände einen Truppenübungsplatz mit Kasernen und Kraftfahrzeughallen. Mit dem Kriegsbeginn am 1. September 1939 entstand dort das Kriegsgefangenenlager "Stalag II A" (Stammlager). Bereits Mitte September 1939 trafen die ersten Kriegsgefangenen aus Polen ein. In den weiteren Kriegsjahren wuchs die Zahl enorm an und umfasste Gefangene aus zehn europäischen Ländern und den USA. Für die Offiziere entstand in der Nähe ein eigenes Lager, das Oflag II E (ab Februar 1944 als Oflag 67 bezeichnet). Während versucht wurde, die Gefangenen der Alliierten entsprechend der Genfer Konvention zu behandeln und zu versorgen, litten die sowjetischen Kriegsgefangenen besonders unter Hunger, mangelnder Hygiene und der Willkür der Wächter. Viele der Kriegsgefangenen verstarben in Fünfeichen und wurden in Massengräbern verscharrt. Die heutige Gedenkstätte befindet sich am Standort des ehemaligen Kriegsgefangenenfriedhofs.

Am 28. April 1945 befreite die Rote Armee die Lager. Von Mai bis September 1945 dienten das Kriegsgefangenenlager und die Kasernen zur provisorischen Unterbringung befreiter Gefangener, Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge bis zur Rückkehr in ihre Heimatländer.

Im Juni 1945 errichteten die sowjetischen Sicherheitsorgane mit dem Freiwerden der Baracken auf dem Gelände des Kriegsgefangenenlagers das Speziallager Nr. 9 zur Internierung deutscher Gefangener. Hier wurden nicht nur NS-Funktionäre und Angehörige von NS-Sicherheitsorganen, sondern auch Sozialdemokraten, Kommunisten, Jugendliche, Gutsbesitzer oder denunzierte Personen inhaftiert, von denen viele an Hunger, Krankheiten und Mangelerscheinungen verstarben. Im Sommer 1948 wurden die ersten Gefangenen entlassen oder in andere Lager verlegt. Im November 1948 verließen die letzten Personen das Lager.

Zwischen 1958 und 1960 wurde eine Gedenkanlage für die NS-Kriegsgefangenen geschaffen. Da das Gelände wieder zunehmend eine militärische Nutzung erfuhr, war es ab 1969 für die Öffentlichkeit gesperrt und verfiel. Es entstand ein Truppenübungsplatz der Nationalen Volksarmee (NVA), der bis zum Ende der DDR genutzt wurde. Die Existenz der Speziallager wurde zwischen 1949 und 1989 tabuisiert und eine Aufarbeitung fand nicht statt.

Nach Hinweisen aus der Bevölkerung wurden im März 1990 Suchgrabungen durchgeführt und im Waldgelände östlich von Fünfeichen die Massengräber aus der Nachkriegszeit gefunden. Eine Debatte zur Aufarbeitung der Speziallager begann, eine öffentliche Trauer um diese Toten war erstmals möglich. Im Jahr 1993 fand die Einweihung einer neu gestalteten Mahn- und Gedenkstätte statt, die an alle Opfer der Lager in Fünfeichen, der Kriegsgefangenenlager "Stalag II A" und Oflag II E/67 (1939-1945) sowie das sowjetische "Speziallager Nr. 9" (1945-1948) erinnert.

Öffnungszeiten

Die Gedenkstätte befindet sich am südöstlichen Stadtgebiet (Fünfeichen) und ist jederzeit öffentlich zugänglich.

Kontakt
Neubrandenburger Stadtarchiv
Friedrich-Engels-Ring 53
17033 Neubrandenburg
Bundesland Mecklenburg-Vorpommern

Telefon: +49 (0)395 5552886

Externer Link: http://www.neubrandenburg.de
Externer Link: stadtarchiv@neubrandenburg.de

Lage